Sonstiges

Seit wann duzen wir uns?

Neulich beim Pressetag auf IFA am Stand eines großen Elektronikherstellers. Ich schaue mir ein Tablet an, komme mit einem Mitarbeiter ins Gespräch. Ich frage ihn, für welche Abteilung er arbeitet, er fragt mich, für wen ich schreibe. Als ich es ihm sage, lacht er wissend, wechselt automatisch vom „Sie“ auf das „Du“ und redet im kumpelhaften Ton weiter. Und ich denke mir: Entschuldigung mal, kennen wir uns?

Etwas ähnliches neulich im Büro am Telefon. Der Mitarbeiter einer PR-Agentur ruft an, zum ersten Mal, siezt noch bei der Begrüßung und verfällt schon bei der zweiten Anrede auf das „Du“. Und ich frage mich im selben Moment: Habe ich den schon einmal getroffen?

Das sind nicht die einzigen beiden Male, bei denen mir das in den letzten Monaten passiert ist. Duzen macht mir eigentlich nichts aus. Hier im Blog duzt man sich, Blogger sich untereinander irgendwie auch. Und noch dazu arbeiten wir in der Medienbranche, wo das „Du“ Gang und Gäbe ist, weil es bestimmte Prozesse vereinfacht. Aber was ich nicht mag, fast schon ein bisschen frech finde, ist, dass man mich offenbar deswegen duzt, weil ich Blogger bin.


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Ist das Fernsehen seriöser?

Der Mitarbeiter auf dem IFA-Stand wäre wohl beim „Sie“ geblieben, wenn ich für die „FAZ“ oder die „Süddeutsche“ geschrieben hätte. Gebührt den Kollegen mehr Respekt, weil sie für ein „seriöses“ Medium arbeiten?

Kürzlich war das Fernsehen bei uns im Büro zu Gast. Einige Mitarbeiter aus anderen Abteilungen waren fast aufgeregter als meine Kollegin Saskia und ich, die letztendlich vor der Kamera sprachen. Unsere kleine Abteilung stand für einen kurzen Moment im Mittelpunkt der Firma. Einige Kollegen nickten uns respektvoll zu, andere kamen herein, um uns die Daumen zu drücken. Danke dafür! Aber warum macht ihr das nicht jeden Tag? Denn im Endeffekt wird der Beitrag mit mir in einem Spartenkanal laufen. In einer Sendung, die höchstens ein paar zehntausend Zuschauer sehen werden. Das sind auch nicht mehr, als jede Woche dieses Blog lesen. Warum dann eigentlich diese Aufregung und warum mehr Respekt vor dem Medium Fernsehen, einer überregionalen Tageszeitung oder einer Zeitschrift als vor einem Blog oder einem Online-Magazin?

Weniger wichtig?

Aber zurück zum Du, denn nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich bin ein Befürworter der vertrauten Ansprache. Wer mich persönlich trifft oder mit mir telefoniert, ist mit mir meist schnell per du. Ich bin kein großer Freund des Siezens. Duzt mich ruhig, wenn ihr mir schreibt oder mich anruft, ich tue das auch und es heißt nicht, dass ich euch deswege nicht respektiere. Ich will nur, dass man sich aus, sagen wir, ehrbaren Gründen duzt, nicht, weil man den Beruf des anderen nicht respektiert.

Vor ein paar Tagen erhielt ich eine Mail von Florian Vater von Planet-Liebe.de. Er erzählte mir von seinem Projekt, davon, dass er einen Relaunch plane, fragte, ob ich mir vielleicht vorstellen könnte, etwas darüber zu schreiben, wenn es fertig ist. Seine Mail begann er mit folgenden Worten:

Hallo Jürgen,

erstmal möchte ich hoffen, dass es ok ist, dass ich dich direkt mit Du anschreibe. 😉

Ja, ist es! Und nett, dass du gefragst hast!

(Jürgen Vielmeier, Bild: warpdesign unter CC-Lizenz BY-SA 2.0)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

58 Kommentare

  • Vielleicht machen wir es ja irgendwann einmal den Norwegern nach und schaffen das „Sie“ komplett ab. Ich kann z.B. Unterhaltungen mit dauerndem Wechsel zwischen „Du“, „Sie“ bzw. gerne auch „Sie“ mit „Plurar-Ihr“ nicht ertragen. Dann doch lieber gleich nur noch Du.

    Deinen Punkt kann ich aber absolut nachvollziehen: Das „Du“ als Konsequenz auf den Blogger-Status geht gar nicht, denn dann ist es nicht mehr der Vertrautheit und Sympathie geschuldet, sondern schlicht dem fehlenden „Status“.

  • Nun ja, man nennt das im Marketingspeak „Zielgruppenorientiert“. Man möchte sich irgendwo zwischen verständnisvoll und zugehörig präsentieren. Muss nicht notwendigerweise mangelnder Respekt sein. Ist immer noch besser als Blogger-Bashing oder gar so Unsinn wie derzeit Kauder verbreitet. Insofern: Bemerkenswert, aber nicht so besonders tragisch.

  • Hi,
    Ich glaube der Unterschied ist nicht unbedingt ein minderer Status des Gesprächspartners, sondern der Institution.

    Ein Blog wird als das Produkt eines Einzelnen gesehen, ein “ Presseorgan“ ist dann mit einem Status den ein Blog nicht hat. Beim Presseorgan ist es nach außen nicht der einzelne Autor, der etwas sagt, sondern Die Süddeutschen, Der Spiegel, Die FAZ oder Die Welt. Da stehen dann Status und Habitus des Blattes vorne, der Autor ist eher damit beliehen. 

    Bei einem Blog ist es der Mensch, der schreibt, da entsteht dann auch sofort Nähe und es ergibt sich das Du. Mit dem Menschen ist man auf Augenhöhe, mit dem von einer Redaktion erarbeiteten und dann auch gedruckten Blatt nicht, da steht man einer Institution gegenüber. 

    Auch die Tatsache, dass etwas gedruckt wird, körperlich existiert, und so auch aufbewahrt wird, auch knapp ist und gekauft werden muss, auch das macht eine andere Wahrnehmung. 

    Ich denke, dass dies letztlich tradierte Wahrnehmungen sind, die so nicht mehr sinnvoll sind, aber das ändert im Moment noch nichts. 

    Insgesamt ist der Status von Onlinemedien noch deutlich schlechter als der der etablierten Printmedien. Das geht ja auch in den einzelnen Häusern weiter, wo Print- oder die Radio-und TV-Redktionen einen anderen Status genießen als die Kollegen von „Online“. 

  • Hallo Herr Vielmeier 😉

    Ich denke es liegt nicht unbedingt an der Seriösität eines Mediums, warum man bei Ihnen direkt zum Du wechselt. Vielmehr ist es der Ton den ein Blog in den Artikeln einschlägt. Dieser, so scheint es mir zumindest ist oft sehr „Kumpelhaft“, was ja auch den Charme eines Blogs ausmacht, man bekommt die news oder ebenInteressante Artikel

  • Von einer Person vermittelt, die obwohl man Sie nicht kennt, einem doch vertraut scheint. Printmedien oder das Fernsehen hingegen wirken oft distanziert und dies lässt sie „kalt“ erscheinen, daher auch das förmliche Siezen.

    In diesem Sinne, stör DICH da nicht weiter dran, es ist eher positiv zu sehen, dass man in einem Blogger sofort eine vertraute Person sieht und zum DU übergeht.

    Schönes WE!

    Mark

  • Früher als ich noch im Rhein-Main-Gebiet war hab ich auch jeden und alles gesiezt. Hier im Norden ist das irgendwie anders, da wird von Grund auf nur „Du“ genutzt. Damit hat ich anfänglich echt Probleme. Mittlerweile dutze ich hier auch jeden. Im geschäftlichen Bereich (Bloggerbusiness) hält es sich die Waage, mit einem Großteil bin ich per „Du“, mit den oberen Mitarbeitern der Firmen dann doch wieder beim „Sie“.

    Mir ist das „Du“ deutlich lieber, aus welchem Grund auch immer man das „Du“ auspackt, es ist einfach angenehmer, auch wenn gleich „ein Du Sack“ schneller gesagt ist als ein „Sie Sack“…

  • „Warum dann eigentlich diese Aufregung und warum mehr Respekt vor dem Medium Fernsehen, einer überregionalen Tageszeitung oder einer Zeitschrift als vor einem Blog oder einem Online-Magazin?“

    Ganz easy: Wenn TV oder Print anklopfen, werde alle Blogger/innen nass im Höschen- witzigerweise gilt das auch für solche, die sich zuvor gern negativ gegenüber diesen Medien geäußert haben und verleihen damit diesen „Sonderstatus“ selber. Oder gibt es hierzulande TV-Sender und Zeitungen die Alarm machen, wenn sie regelmäßig in Themenlieferant für Blogs sind?

  • Früher als ich noch im Rhein-Main-Gebiet war hab ich auch jeden und alles gesiezt. Da wird sehr selten das „Du“ ausgepackt, jedenfalls was das in meiner Branche so, da wurde jeder und alles gesiezt.

    Hier im Norden ist das irgendwie anders, da wird von Grund auf nur „Du“ genutzt. Damit hat ich anfänglich echt Probleme. Mittlerweile dutze ich hier auch jeden. Im geschäftlichen Bereich (Bloggerbusiness) hält es sich die Waage, mit einem Großteil bin ich per „Du“, mit den oberen Mitarbeitern der Firmen dann doch wieder beim „Sie“.

    Mir ist das „Du“ deutlich lieber, aus welchem Grund auch immer man das „Du“ auspackt, es ist einfach angenehmer, auch wenn gleich „ein Du Sack“ schneller gesagt ist als ein „Sie Sack“…

  • wenn ich mich bei einer zeitarbeit bewerbe, kommt es sehr häufig vor das man schnell geduzt wird. dann weis ich direkt für was mich der/diejenige hält: für einen menschen 2. klasse.

  • Das Du ist meiner Erfahrung nach weniger eine Blogger vs. alte Medien-Angelegenheit als eine PR-Mensch vs. Medien-Mensch/Blogger-Sache.

  • Sorry, aber das ist jetzt schon ein bisschen tuckenhaft, darüber einen Aufmacher zu schreiben, oder? Sind wir wieder in den Siebzigern? Trägt man wieder braun-cord?

  • Wie schön, dass ich nicht der einzige bin, der das respektvolle Du bevorzugt. Die Norweger schaffen es, die Dänen schaffen es – nur in BILD-Deutschland will das einfach nicht funktionieren.

    Da werden noch weitere 30, 40 Jahre ins Land gehen müssen – dann, wenn unsere Generation in den Chefetagen sitzt.

  • Diesem Beitrag gebe ich 10 von 10. Warum werden Blogger nicht als seriös dargestellt wogegen fernsehen eher. Gerade mit dem Blick auf explosiv Reportage von RTL. Da fallen mir etliche blogbeiträge ein die weit aus seriöser sind. Vielleicht kann sich dieser mitarbeiter nicht vorstellen das eine zeit kommen könnten in der die süddeutsche mit dem wandel der medien selbst zum blogger wird… zugeschnitten auf einen betrachtung auf dem tablet. Ich persönlich lese mehr blogs als ich daran überhaupt denke den fernseher anzumachen.

  • Der höflichkeit halber siezt man fremde menschen selbstverständlich. aber sie nun auf die gleiche ebene zu stellen wie chefredakteure von stern/spiegel/faz whatever würde ich persönlich auch nicht machen. hat was mit respekt auf verschiedenen ebenen zu tun. wir sind da noch etwas mittelalterlich. man hat nunmal mehr respekt vor einem general als vor einem gefreiter. beides trotzdem menschen aber verschiedene respektpersonen. mehr respekt vor einer kanzlerin als vor einem komunalpolitiker. scheff von bmw-deutschland -> autoverkäufer. blogger -> redakteur.

  • Deutschland diskutiert und philosophiert seit wie vielen Jahren oder gar Jahrzehnten über das „Sie“ oder doch „Du“?!? Und hätte man irgendwann mal definiert, daß das „Sie“ Nähe erzeugt und das „Du“ das Förmliche ist, würden sich heute alle Freunde und Bekannte Siezen und alle Fremden sich Duzen. ;-))

    Schafft endlich eine der beiden Formen ab oder erfindet eine neutrale dritte/neue Form.

    Und wir hätten viel, viel mehr Zeit um über wirklich wichtige Dinge zu reden.

  • Eine Arbeit bei den klassischen Leitmedien setzt unabhängig von der Qualität wohl eine gewisse Ahnung über die Materie voraus.

    Um sich Blogger nennen zu können braucht man lediglich Internetanschluss und evtl. eine Tastatur – wenn überhaupt.
    Dass die nicht ganz so internetaffinen Teile der Gesellschaft die Blogger nicht sehr differenziert sehen scheint mir nicht sehr verwunderlich.

    Erzählt mir hier in Berlin jemand, dass er „Blogger“ sei muss ich mir mitlerweile das Lachen verkneifen.

  • Es ist aber auch eine Persönlichkeitsspaltung, sich zwischen den Welten zu bewegen. Das Netz hat in so vielen Bereichen eine liberale Grundhaltung geschaffen – persönliche Anrede, „Krawattenzwang“, „Umsonstmentalität“ – dass man erst wenn es mit der „realen“ Welt kollidiert, merkt, wie albern und aufgesetzt diese ganze Anzug-tragende Businesswelt mit ihren goldenen Kugelschreibern und 7-lagigen Visitenkarten ist.
    Der Einfluss der „alten Medien“ ist eine alte gelernte Metapher: War immer da, kommt in jedes Schlafzimmer und kann trotzdem nicht von uns bestimmt werden – das müssen wohl wichtige Leute machen. Als Realitätsabgleich hilft hier ab und an der Blick in einer Vorabendsendung.

  • Also mich nervt das Geduze von IKEA ziemlich, überall und ewig mit perfider Penetranz.
    Das hat alles was mit anbiedern zu tun, direkt mal auf die Pelle rücken, als gute Kumpels, oder wie ein Chef der gerne dutzt, weil ihm so leichter ein Schimpfwort über die Lippen kommen darf. Umgekehrt? Ha!

    Ich finde das ‚Sie‘ als Distanzhalter gar nicht immer so verkehrt.

  • Also für mich hat das Du nichts mit weniger Respekt zu tun, aber ich bin vielleicht durch einige Jahre in den USA und Skandinavien sowie die Arbeit in einem Grosskonzern, in dem jeder jeden duzt (nein, nicht IKEA ;)) etwas ”umerzogen” worden. Ich finde es meistens etwas merkwürdig, wenn jemand unter 50 dann darauf besteht, gesiezt zu werden, obwohl es eigentlich schon eine mehr oder weniger vertraute Gesprächssituation ist. Ich respektiere das aber natürlich.

  • Ich finde das Thema relativ schwierig. Um eins vorweg zu sagen: Wenn ein „Du“ als abwertend angewendet wird ist das nicht zu akzeptieren.

    Ich duze auf meinem Blog auch – meine das aber keinesfalls abwertend gegenüber meinen Lesern. Auf Twitter wird beinahe automatisch geduzt – jeder duzt jeden.

    Problematisch wird das Thema für mich immer, wenn ich beispielsweise zum Twittwoch Rhein-Main auf dem Twittwoch-Blog schreibe oder die Besucher des Twittwochs begrüße. Mit vielen duze ich mich – z.B. auf Twitter. Einige kenne ich aber gar nicht. Ich sieze dann meist oder wähle eine allgemeinere Form.

    @Jürgen (Hoffe mal das Du ist OK): Woraus schließt Du denn, dass das „Du“ abwertend gemeint ist? Wenn ich Dich jetzt irgendwo treffen würde, würde ich Dich wahrscheinlich auch duzen. Das liegt aber keinesfalls daran, dass ich Deinen Job nicht respektiere! Ich finde es nur seltsam im persönlichen Kontakt auf einmal auf das „Sie“ umzusteigen, wenn man sich vorher auf Twitter oder hier in Kommentaren geduzt hat.

  • Wir hatten uns auch ein paar Mal getroffen und hatten uns recht schnell auf das Du eingependelt.

    Die Botschaft war: wir sind unter 40, keine Krawattenträger und halten nicht viel von Businessgepflogenheiten, die auf das 19. Jahrhundert zurückgehen.

    Und nein, ich bin kein PRler 🙂

  • Wer das Duzen propagiert, sollte sich nicht aufregen. Ich nennen so etwas nämlich Heuchlerei.

    Das ist wie bei vielen Dingen im heutigen Deutschland. Die selbsternannte Avantgarde krakelt einen Trend nach dem nächsten heraus und 10 Jahre später sind das die Ersten, die über den Verlust obiger zu jammern beginnen.

    Paar Beispiele: vor 10 Jahren noch in aller Munde: Torwart, Mannschaft, Flughafen, Fluggesellschaft. Aber neeee, die geilen, hypermodernen Werbetrottel haben ja bessere Worte dafür erfunden.

  • Übrigens sieht man hier in den Kommentaren nur vornamen und nicht herr maier etc. Also ist ein duzen hier wohl angebracht genau wie in foren wo kaum ein avatar einen realname hat.

  • ich käme aber nicht auf die idee jemanden mit nem namen wie z.B. „nippelnuckler“ zu siezen…

  • Es kommt darauf an… Aber für mich stellt sich dies Problem gelegentlich, wenn ich Leute „online“ kennen gelernt — geduzt — habe und sie dann „offline“ treffe — in Situationen, wo ich sie normalerweise siezen würde. — Gilt der Online-Status, ist dem anderen klar, daß man sich „kennt“?

    Im Übrigen bin ich nicht für die ständige Duzerei, weil angeblich „einfacher“. Die Distanz des „Sie“ empfinde ich auch nicht abwertend. Oft ergibt es sich „irgendwie“, und wenn es einem nicht paßt, kann man es ja beanstanden. Es erst hinzunehmen und sich dann im Blog zu beschweren, scheint mir allerdings auch ein wenig verspannt 😉

  • Ich gestehe, dass ich auf Siezen stehe, jedoch das Duzen bevorzuge. Schwierig wird die kommunikative Schweinerei erst dann, wenn man sich per Du im typischen Netzjargon unterhält und dann – oh Wunder – auf einer Messe oder einem Kongress persönlich begegnet. Ich duze Menschen, die ich face-to-face sehe, gerne. Wer das nicht mag, muss halt damit leben. Wobei ich vorzugsweise es respektiere, wenn jemand partout nicht duzen möchte, sondern auf das Siezen besteht. International denkende Menschen wie ich brechen gerne mit dem typischen Deutschtum auf. 🙂

  • Ich bin auch eher für das „Du“ und als Blogger fühle ich mich sogar geehrt, wenn man mich sofort duzt. Ich habe früher viel auf Baustellen gearbeitet und wenn auf einer Baustelle angefangen worden ist zu Siezen, war der Tag schon im Eimer. Hat zu 100% immer gestimmt. Komisch ist aber so und bestätigt mir jeder der mit Handwerk zu tun hat!

  • Entgegen dem Tenor des Artikels kommen die Mails der meisten SEO-Agenturen (und anderer kommerzieller Interessenten, die meine Bloglandschaft gerne für ihre „Optimierungsinteressen“ einsetzen wollen) in aller Regel per SIE daher.

    Die von dir geschilderten Erlebnisse sehe ich eher positiv: da schaltet jemand im Umgang mit dir schnell um vom anfänglichen SIE aufs DU. Da du im Artikel schreibst, dass du das DU sowieso präferierst, kann ich die Klage nicht ganz ernst nehmen. Ist doch schön, wenn das „Blogger sein“ die Leute entspannt, wenn sie es halt nicht anders auf die Reihe kriegen!

  • Ich persönlich empfinde das Geduztwerden von Firmen (@Philipp nannte als Beispiel IKEA) als fast schon beleidigend. Ich bin eventuell Kunde, mit Sicherheit aber kein Kumpel der Firma.

    Bei natürlichen Personen hingegen stört es mich kaum geduzt zu werden.

  • Also, ich gehöre zu den „Alten“, bin schon über 60, befürworte aber trotzdem das Duzen. Es ist schon komisch, wer so alles für das Siezen ist… Trotzdem. Die Menschen tun gerne so, als hätten sie nichts miteiander gemein, auch dann, wenn es unübersehbar ist, dass sie nicht von einem anderen Stern sind, sondern der gleichen Art angehören…
    Ob es darum so viele Kriege gibt?
    Nun ja, der Mensch schafft es auch mit dem Du, nicht zu respektieren, aber es ist ein wenig schwieriger, auch wenn das paradox klingt.

  • Schönen guten Abend! 🙂

    Also meine Interpretation des „Umschwenkens“ ist nicht das Wechseln ins andere Lager von „Seriös“ zu „Unseriös“, sondern vielmehr von gefühlter „Distanz“ hin zu gefühlter „Nähe“.

    Aber ist wohl – wie gesagt – Interpretationssache.

    mons7 – gerne mit Du.

  • N´abend

    Ich arbeite im Werkzeughandel und dort duzen wir uns mit Handwerkern und deren Chefs relativ schnell bzw meistens sofort. Das ist ja auch nicht wegen geringer Wertschätzung, sondern arbeitserleichterung und Kundennähe.

    Vorschlag 1:
    Hallo Jürgen, würden Sie…

    Vorschlag 2:
    Hallo Herr Vielmeyer, würdest du…

    Vorschlag 3:
    Hallo Herr Vielmeyer, würden Sie…

    Vorschlag 4:
    Hallo Jürgen, würdest du…

    Also Ich nutze im normalen Leben meistens die 4. Version, oft die 1. selten die 3. und niemals die 2.

    Ist das nun respektlos? Ich denke nicht.

    Sonnigen Gruss an alle

  • Hier geht es wohl eher um eine gewisse Vertrautheit und Sympathie, womit das Du hier schon eher als Kompliment anzusehen ist, statt als Beleidigung.

  • DU wirst zu Recht geduzt, schließlich propagierst DU das Duzen ja ständig. Koste deine eigene Medizin und fang nun nicht das Jammern an, schließlich sind Leute wie DU dafür verantwrtlich mit eurem kindischen „Wir müssen alles nachäffen, was aus USA kommt“.

  • In diesem Blog wird mehr rumgeheult als in allen deutschsprachigen Blogs zusammen. Schreibt endlich wieder richtige Beitrge!

  • Meiner Meinung nach ist das Duzen in so einem Fall keine Minderung der Wertschätzung sondern schon fast ein Zeichen der Anerkennung.

    Der „Siezer“ erkennt, dass das Sie in gewissen Kreisen nicht angebracht ich und will dieses „Verständnis“, und damit auch eine gewisse Anerkennung für den Gegenüber, durch den Wechsel zum Du auszudrücken. Wie das beim Geduzten ankommt… Tja wohl nicht immer so wie gedacht.

  • Es kommt meiner Meinung nach immer drauf an in welchen Zusammenhang man wen mit DU oder SIE anspricht. Ich finde es manchmal auch befremdlich, wenn ein Internetneuling in einem Forum alle anderen mit Sie anspricht, obwohl dort fleißig geduzt wird. Andersrum sehe ich es als relativ respektlos, wenn ein Unbekannter irgendwelche geschäftlichen Anbahnungen versucht und dabei eine recht persönliche Ansprache verwendet, obwohl man diesen nicht kennt.

  • Ist Du/Sie in unseren Gefilden wirklich eine Wertung? Hält das Sie nicht einfach nur Abstand?
    Ich merke immer wieder, dass eher erleichtert zum Du übergegangen wird, der Ton auch vertraulicher wird und das auch am Telefon und per Mail.

    Dabei sind die traditionellen „Gamingleute“ am schnellsten. dort ist es aber auch bereits so eingebürgert.

    Langsam aber sicher, nähern sich auch eher konservative Truppen dem an, weil sie es eigentlich wohl auch besser finden, zumindest die PR.

    Gerade bei den Herstellern von Consumer Elektronik sind durch Smartphones und Tablets ja nun auch die „Gamer“ auf dem Zettel und die „Freaks“ aus der Hardware. das sind neue Welten für Vertreter von Waschmaschinen und Kühlschränken.

    Aus meiner Sicht geht hier eine Entwicklung in die richtige Richtung und wenn die Herren und Damen aus konservativeren Medien nicht auf das Sie verzichten können, sich die PRler mit dem Du wohler fühlen … unser Vorteil oder?

  • Das Du/Sie-Thema wurde schon so oft besprochen und niemand kommt auf eine wirkliche Lösung. Man sollte es meiner Meinung nach stark von der Zielgruppe die einen Blog besucht abhängig machen.

  • Die Erfahrung bei der IFA wurde wohl beim Applestand erlebt. Denn ich habe schon oft beobachtet, dass im Applestore jeder gedutzt wird egal ob jung oder alt. Das duzen schafft Vertrauen und gibt einem das Gefühl, dass man mit einer nahestehenden Person redet. Ich hoffe „du“ hast beim Lesen dieser Zeilen auch dieses Gefühl.

  • Im Geschäftsverkehr ist das Sie schon korrekt und sollte auch genutzt werden. Ich habe es erlebt das in einem Verkaufsgespräch sich alle Beteiligten respektvoll gesiezt haben, später bei der Abwicklung wurde auf das Du geschwenkt.
    Das erweckte den Eindruck, das irgendetwas kumpelhaft aufgeweicht werden mußte – was sich später dann auch bestätigte.

  • Ich mag das DU auch viel lieber. Selbst im Job stelle ich mich nur mit Vornamen am Telefon vor und spreche ALLE per DU an. Auch Agenturen die zum erstenmal bei uns buchen.
    Schlimm? Nöö. Das verursacht eine bessere Grundstimmung und das hat in den letzten 5 Jahren in dem Job perfekt geklappt.

    Es ist eher das Gegenteil, das ich mich auf der Straße manchmal Frage „Sehe ich so alt aus?“, wenn ich per SIE angesprochen werde 😉
    Ich bin ’80er Jahrgang

  • wtf? der feine herr? irgendwer fühlt sich wohl ein bisschen zu wichtig weil er „blogger“ ist. die konservativen lassen grüßen, sehr lustig wenn (möchtegern-) ‚hippe‘, ‚alternative‘ so reagieren, und zeigen dass sie doch nicht anders sind als ihre spießigen eltern.

  • Man kann sich auch was anstellen…

    Du und Sie sind Relikte aus der Vergangenheit, die längst abgeschaft gehören.
    Respekt zeigt man nicht durch eine spezielle Anrede (Bsp.: Sie Ar…).

  • Hallo.
    Hatte nicht 2006 eine Zeitung mit 4 Buchstabenendlich das Sie abgeschafft? Hat nicht geklappt.
    Die von Jürgen beschriebene Situation muss nicht zwingend gleich eine Respektlosigkeit gewesen sein weil er ja nur Blogger ist. Es ist aber sehr wahrscheinlich. 🙂
    Das Sie stammt ja immernoch aus den Zeiten, als der Adel sich vom Pöbel abgrenzen wollte und das Bild passt dann hier ja vielleicht auch ganz gut.

  • Mein Gott, das Du oder Sie ist eben einer jenen schwierigen Klippen in der Kommunikation, um die man nicht allzu großes Gewese machen sollte und der man auch nicht allzu große Bedeutungen und Hintergründe beimessen sollte. Es ergibt sich eben. Manchmal ist man sich in der Hinsicht aber so unsicher, dass man sich sämtliche direkte Anreden verkneift und sie umgeht. Ähnlich komische Problemlage wie einst noch die Wahl zwischen „tschüß“ und „Auf/Wiedersehen“. Heute hat sich ja ersteres weitgehend zu ca. 75% durchgesetzt, obwohl mir die Wahl zwischen beidem heute mitunter noch ähnliches Kopfzerbrechen bereitet.

  • Die Engläner und Amerikaner sind da noch ein ganzes Stück höflicher als die Deutschen, dort sprechen sich alle (selbst Kinder!) mit „Ihr“ (You) an. Das „Du“ (Thou) hingegen ist im Englischen mittlerweile fast ausgestorben.