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OpenOffice ruft um Hilfe. Rettung notwendig?

Man hätte es fast überhören können: Die kostenlose Office-Suite OpenOffice.org (OOo) kämpft ums Überleben und bittet um Spenden. Grund: Der Hauptinvestor Oracle ist im Sommer aus dem Projekt ausgestiegen und hat den Code der Apache Software Foundation zur Verfügung gestellt. Das scheint die Weiterentwicklung aber nicht gerade zu fördern. Denn auf der Website Team OpenOffice.org rufen die Entwickler um Hilfe: „Die meist genutzte (kosten)freie Bürosoftware steht buchstäblich vor dem Nichts. Lassen Sie das nicht zu“, steht dort. Und weiter: „Als einzige Bürosoftware auf dem Markt ist OOo vollkommen gratis.“

Wer will, kann die Hilfsaktion mit der Botschaft „Ja, ich bin ein Software-Retter“ unterstützen. „Ob 5 Euro, 50 Euro oder 5 Millionen Euro – jeder Betrag hilft uns.“ Wer will, kann dem Projekt auch eine persönliche Botschaft zukommen lassen. Maurice Hofmann aus New York hat dies getan: „Die Frage, die sich hier stellt, ist klar: Wollt Ihr mit uns gehen?“. Ob eine Rettung der Software notwendig ist oder nicht: Die ganze Aktion entbehrt nicht einer gewissen Verzweiflung.

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Es geht hier nicht darum, Katastrophenopfern zu helfen, auch wenn die Website vielleicht den Anschein erweckt. Es geht um eine Software, die mitnichten die einzige kostenlose Office-Suite auf dem Markt ist. Erst vor rund einem Jahr haben führende Entwickler dem Projekt den Rücken gekehrt und „The Document Foundation“ gegründet, die seitdem LibreOffice herausgibt. Diese ebenfalls kostenlose Office-Version beruhte ursprünglich auf dem gleichen Quellcode, hat sich aber laut einem Blogpost des Entwicklers Michael Meek im Vergleich zum großen Bruder deutlich verändert. 7,7 Millionen Zeilen Code würden inzwischen von der OpenOffice-Software variieren. LibreOffice sei vor allem um überflüssige Funktionen und Codezeilen entschlackt worden.

Aus Unzufriedenheit mit dem neuen Projektleiter Oracle gründeten OOo-Entwickler vor rund einem Jahr die Document Foundation. Oracle hat den langjährigen OpenOffice-Gönner Sun im Januar 2010 übernommen, seitdem selbst aber wenig Spaß daran, Projekte wie MySQL oder eben auch OOo weiter zu führen. Ein Streit um die Namensrechte an OpenOffice.org wurde nicht beigelegt und die Document Foundation spaltete sich ab, kündigte LibreOffice an und brachte die erste Version davon schließlich im Januar 2011 heraus.

Oracle soll daraufhin versucht haben, einen Keil zwischen die beiden anfangs immer noch verbundenen Projekte zu treiben, kündigte aber schon im April an, aus dem OpenOffice-Projekt auszusteigen. Verständlich, dass die verbliebenen OpenOffice-Entwickler sich jetzt allein gelassen fühlen. Die vernünftigste Lösung wäre wohl, beide Teams wieder zusammen zu legen und auf den offenbar inzwischen moderneren Code von LibreOffice zu setzen. (Das letzte große Update von OpenOffice stammt noch aus dem Januar.) Aber OpenOffice jetzt noch einmal mit Spenden zu retten, klingt wie ein unsinniger Versuch und nach verschwendeten Ressourcen. Die Zukunft ist LibreOffice.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

24 Kommentare

  • Sind OO-Dateien direkt mit LibreOffice nutzbar – oder muss man die erst konvertieren?
    Kann man OO und LibreOffice-Installationen auf PC parallel installieren und nutzen?

  • > Aber OpenOffice jetzt noch einmal mit Spenden zu retten, klingt wie ein unsinniger Versuch und nach verschwendeten Ressourcen. Die Zukunft ist LibreOffice.

    Da kann ich nur zustimmen. Jetzt OpenOffice zu retten hat keinen Sinn. Bei der Document Foundation ist das Geld wesentlich besser aufgehoben.

    @1: Ja, kann man. Zumindest zum größten Teil sind die Dokumente kompatibel, auch wenns wohl schon ein paar Unterschiede gibt. Parallel nutzen kann man sie auch.
    Gruß Valentin

  • *schluck* also ich bin ein großer Fan von OpenOffice und bin froh über diese Alternative für gelegentliche Arbeiten!

    Tja da muss man wohl wirklich mal die Augen und Ohren offen halten, wie sich das weiterentwickelt, aber ich denke eine kleine Spende tut keinen weh.

  • @#3: Selbst wenn es nicht weh tut muss man sich fragen, wo es MEHR hilft. Bei LibreOffice, wohin die meisten Entwickler von OOo gewechselt sind und das moderner geworden ist, oder bei OOo, dessen Zukunft selbst mit den Geldern in den Sternen steht.

    Ich frage mich, warum nicht viel mehr zusammengewerkelt wird. Klar, jeder hat sein „Baby“, sein eigenes Projekt, und will das nicht verlassen – aber OOo und Libre sind ja sogar (noch) so ähnlich, dass ein unterschiedlicher Programmierungsstil kaum bestehen dürfte.

    Das Geschehen erinnert an die Abspaltung von Joomla von Mambo. Wo wird denn bitte noch Mambo eingesetzt, wohingehend Joomla weltweit MINDESTENS eines der größten Open-Source-CMS geworden ist. In wenigen Jahren.
    Und noch etwas fällt auf: Es ist spätestens seit 1.5 grundverschieden von Mambo. Moderner, aktivere Community…, aber vor allem: anders. Wann es bei LibreOffice so ist, das wird man sehen. Aber auch das wird eines Tages grundverschieden zu OOo sein. Und spätestens dann ist es ein für allemal zu spät, die Kompetenzen zu bündeln…

  • Oracle wird mir zunehmend unsympathischer.
    Naja, ich setzte daher auch nur noch auf Libre Office (und Google Text und Tabellen).
    Ich würde vorschlagen, die Projekte zusammenzulegen und zu entschlacken (auch Desginmäßig) sodass es mal wieder richtig konkurrenzfähig zu Microsoft Office wird (vielleicht auch was für Android und iPad, und schon Windows 8 Metro vertiefen).

    Dann sind einige Probleme gelöst, und der Marktanteil wird sich erhöhen.

  • @Jürgen Vielmeier

    7,7 Mio Zeilen Code unterscheiden sich?.. O_O
    Openoffice hat insgesamt gerade mal rund 9 Mio Zeilen.. 😀
    Libreoffice eben rund 7,7 Mio Zeilen.
    Die 7,7 Mio Zeilen variieren vielleicht um 1-2 Mio Zeilen von den Zeilen Code von Openoffice minus der gelöschten Module.
    Ich glaube, du hast den Text in der Quelle falsch gelesen..

  • „…Die vernünftigste Lösung wäre wohl, beide Teams wieder zusammen zu legen und auf den offenbar inzwischen moderneren Code von LibreOffice zu setzen…“

    Stimmt! – Aber nicht selten scheitern bei Open-Source-Projekten eben genau diese vernünftigsten Lösungen…

    Für die Bedürfnisse des Otto Normalverbrauchers gibt es immer noch genügend kostenlose Textverarbeitungen, auch die Online-Versionen (Google docs etc.) sind stark im Kommen…

  • @7

    Ich finde es geht auch weniger um kostenlos als vielmehr um „frei“. ;-)) Da fällt Google Docs schonmal raus. MS auch.

  • Traurig …

    Und wieder mal bestätigt sich der miese Ruf, den Oracle und „Larry, Prince of Darkness“ Ellison haben.

    Danke, Oracle, dass ihr erfolgreich eine der wenigen OpenSource-Marken, die auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt waren, zerstört habt.

    B.

  • Müssen Deutsche User OpenOffice alleine retten?

    Nirgendwo im Artikel und auf der Webseite des Teams Open Office e.V. wird die Apache Foundation und IBM erwähnt, die noch an OpenOffice.org arbeiten. Wie groß ist der Einfluss des Team’s Open Office. Auf openoffice.org under Apache-Seite wird nichts über eine Spendenaktion erwähnt, es ist doch ein internationales Projekt?

  • Oracle hat bei diesem Projekt (und nicht nur hier) so viel Fingerspitzengefühl gezeigt, wie ein Elefant im Porzellanladen.

    Ich weiß nicht welche Möglichkeiten bestehen, dass bei de Projekte zusammgeführt werden, aber bis dahin lautet auch für mich das offene Officepaket LibreOffice.

  • Hmmm, LibreOffice hat mir bis eben gar nichts gesagt. Ich arbeite schon seit Jahren mit Open-Office und war eigentlich immer recht zufrieden. Muss ich mir aber die nächsten Tage unbedingt mal anschauen.
    Wo ich mir das ganze schwierig vorstelle sind größe Unternehmen, wie die Stadt München. Die arbeiten, soweit ich weiß, in Ihrem Projekt Limux (das „m“ steht für München) ausschließlich mit Open-Office. Da ist ein schneller Wechsel sicherlich nicht so einfach möglich.

  • Das ist echt nicht schön. Aber ob das mit Spenden überhaupt finanzierbiar ist? Ich weiß ja nicht. Aktuell funktioniert bei mir OpenOffice nicht mehr auf meinem iMac.. hängt sich auf.. grr.

  • Bei mir hängt sich OpenOffice in letzter Zeit auch oft auf (auf Ubuntu), was echt nervig ist. Ich werd jetzt mal LibreOffice ausprobieren, das kannte ich bisher gar nicht. Die Probleme von OpenOffice scheinen ja nicht nur finanzieller Natur zu sein…

  • Ich bin vor einigen Tagen auf LibreOffice umgestiegen und sehe eigentlich keinen Grund, warum es daneben noch ein 2. Projekt geben sollte, dass eine so große Ähnlichkeit mit LibreOffice hat.

    Spenden werde ich für OpenOffice jedenfalls nicht, auch wenn ich es lange genutzt habe. Da gibt es sicher wichtigere Projekte, die Unterstützung verdient haben.

  • Schräge Geschichte. Weiß nicht, was man davon halten soll. Stolperte unter anderem über „Ob 5 Euro, 50 Euro oder 5 Millionen Euro – jeder Betrag hilft uns, OpenOffice.org zu erhalten und weiterzuentwicklen.“ – die höchte Summe sollte sicher irgendwie lustig gemeint sein, macht das ganze aber nicht gerade seriös. Auch ansonsten fehlt mir die Ernsthaftigkeit, kann gar nicht sagen was mich am meisten stört und davon anhält Geld zu schicken.

  • 1. OpenOffice ist kreativfrei von Microsoft Office 98 zusammengeklaut. Eigenkreativität exakt NULL.

    2. Ich dachte, Opensource Frickler seien edelmütige Kostenlosprogrammierer

    Was wollen die nun mit meinem schnöden Mammon?

  • Hoffentlich geht OOO drauf.

    Ich bin auf LO umgestiegen und höchst zufrieden. Wenn OOO draufgeht und eingestellt wird, dann kann LO endlich den Namen OO übernehmen und M$ Word den Kampf ansagen.

    Grüße

    Kieran

    ps:

    Auf keinen Fall spenden und lieber auf Libreoffice wechseln!!! OpenOffice ist tot. Es lebe LibreOffice.