Sonstiges

Sind Apps nur noch ein Hype von gestern?

Die Gute wird zersägt werden, weil man sie falsch verstehen wird. Apps seien inzwischen ein Hype von gestern, soll Beraterin und Mobilfunkexpertin Heike Scholz laut Horizont während einer Podiumsdiskussion auf dem Kongress Digital Touch gesagt haben. Sie ergänzte:

Apps stehen mittlerweile als Synonym für Mobile. Tatsächlich aber werden in Deutschland mehr als 80 Prozent der Apps nur rund 1000 Mal heruntergeladen.

Die meisten werden da jetzt herauslesen „Apps sind tot“. Aber das stimmt nicht und das hat Scholz so auch nicht gesagt. Sie versetzt sich damit in die Rolle von Entwicklern und Unternehmen, die aufgebrochen waren, um mit Apps Geld zu verdienen, vielleicht sogar reich zu werden. Denn für die meisten davon haben sich die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Wie das bei den meisten Hypes der Fall ist. 

Beim Goldrausch in Alaska wurden vor allem zwei Gruppen reich: Die, die zuerst da waren, und dann die Händler, die dem dreckigen Rest Spitzhacken und Siebe verkauften. Verhält sich das bei Apps genauso? Jeder kennt Erfolgsgeschichten wie die der kleinen finnischen Software-Schmiede Rovio, die inzwischen mit dem Spiel Angry Birds Millionen verdient hat. Als effektiv hat sich für einige Anbieter die Möglichkeit ergeben, mit In-App-Verkäufen Geld zu verdienen. Es gibt sogar – nicht ganz ernst gemeinte – Anleitungen dazu, wie man mit Apps reich wird (und der Anbieter des App Stores gleich mit).


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Der Großteil der App-Entwickler ist enttäuscht

Aber dann gibt es da noch die Schattenseite derer, die zwar nach außen hin gar nicht so schlecht dastehen, nach allen Abzügen aber doch meist nur Kleckerbeträge mit ihren Apps verdienen. Schon ein Report von Appolicious aus dem vergangenen Jahr hat die Hoffnungen ein bisschen gedämpft. Zwar wurden einige Entwickler mit ihren Apps tatsächlich reich. Dazu bedurfte es aber einer enormen Zahl an Downloads. Viele Anbieter nahmen trotz ordentlicher Abrufzahlen wenig ein; einige nur ein paar Dollar. VisionMobile veröffentlichte im Juni eine Studie, nach der sich die große Mehrheit der App-Entwickler enttäuscht oder gar sehr enttäuscht über die Einnahmen aus App-Entwicklungen gezeigt hatte. Ein Drittel nahm insgesamt mit einer App weniger als 1.000 US-Dollar ein.

Und dann gibt es noch die dritte Gruppe: Die, die mit Apps weder reich noch arm geworden ist, sondern irgendwie davon leben kann. So wie es eigentlich am Ende jedes Hypes ist, seien es Online-Videos, seien es Podcasts, seien es Blogs. Von daher passt der Vergleich schon: Apps sind mitnichten tot, wohl aber die Goldgräberstimmung, die es um sie gab. Viele dürften es inzwischen aufgegeben haben, noch zum virtuellen Klondike zu reisen, wo das Gold rar geworden ist und die besten Felder längst abgesteckt sind. Für den Großteil haben sich App-Entwicklungen nicht gelohnt, aber Erfolgsbeispiele wird es natürlich trotzdem immer wieder geben. Denn Geld verdienen lässt sich heute mit Gold ja mehr denn je. Man muss nur Idioten mit Briefgold in die Falle locken wissen, wie man dran kommt.

(Jürgen Vielmeier, Grafiken: Vision Mobile (CC))

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

28 Kommentare

  • Was erwarten die denn? 90% aller Apps sind Kopien vun schlechten Ideen. Oder wieviele Furzkissenapps gibt es?

    Grausam finde ich auch die Idee, dass anstatt für Handys angepasste Internetseiten Apps angeboten werden. Vor allem da die Inhalte in den Apps der Zensur unterliegen. Oder weniger anbieten als die normalen Seiten.

  • „80 Prozent der Apps nur rund 1000 Mal heruntergeladen“

    Hört sich krass an wenn man es nur aus der Perspektive sieht, das die jeweiligen Entwickler mit dem App direkt über den Verkauf Geld verdienen wollten. Aber das ist doch nur bei einem geringen Teil der Fall.

    Facebook, Twitter, Amazon, eBay, usw verdienen ja weder am Verkauf der App noch an Werbung in dieser. Es ist praktisch mehr oder weniger ein Service für den User der natürlich auch dazu beiträgt das die Plattform ansich attraktiver wird und somit für mehr Einnahmen sorgt.

    Und das gilt nicht nur für die Big-Player. Ein Fussballverein der ein App anbietet hat doch auch schon Erfolg wenn ein paar Tausend das App laden. Oder eine Messe, ein Supermarkt, ein Kino, usw.

    Klar, „unter 1000“ ist schon besonders wenig, aber sehr sehr viele Apps sind ja regional interessant. Ein App eines Japanischer Rugbyverein interessiert in Deutschland niemanden, zählt aber zum App Angebot. Dafür wird es in Japan sicherlich oft genug runtergeladen. Oder andere Themengebiete (Anime z.b.) oder gar lokalisierte Sprachen (ein spanisches Koch App in Deutschland?) und natürlich Service al#a Netflix die hier eh keiner nutzen kann.

    Insofern ist diese Zahl ziemlich nichtsaussagend. Wer mit einem Taschenrechner reich werden will, der ist natürlich ein paar Jahre zu spät dran 😉

  • Die einzigen beiden ‚Apps‘ die mir als Android User spontan einfallen und die regelmäßig nutze sind Shazam und der Google Reader, der Rest ist Makulatur… okay, die Briefgold-App ist vielleicht noch erwähnenswert, aber sonst…

  • Altag kehrt ein – es ist doch eh immer das selbe. Mobile-Apps haben das Spektrum der möglichen Programme erweitert. Den Platz den sich diese Art von SW erobert hat wird sie sicherlich behalten bzw. werden sie noch ausbauen können.

    Das jeder mit irgend einem Pipifaxprogramm reich wird das hat es nicht und wird es nicht geben – ist ja auch immer das selbe. Egal wo das Programm läuft.

    Mit solider SW kann man gut Geld verdienen, ob Handy, Browser oder Mainframe. Mit Mist halt nicht. Auch hier wiederholt sich die Geschichte…

  • Wenn man heute die erfolgreichen Apps kopiert, die andere gestern entwickelt haben, hat man morgen Apps von gestern.

    Darüber hinaus kann ich mich nur der Auffassung @Luxchris anschließen, dass Apps statt angepasster Internetseiten Quark sind. Das wir sich nach meiner Sicht nicht halten.

  • Ich denke, dass Heike das in der Tat differenziert ausgedrückt haben wird – nur: mit derlei Headlines lassen sich natürlich mehr Besucher anziehen.

    Wenn man denn nun unbedingt eine Prognose für eine Entwicklung abgeben möchte (und das ganze Thema wird auch nur noch hier in Deutschland angezweifelt), aus der längst ein funktionierendes Ecosystem geworden ist, dann stellt sich das aus meiner Sicht recht einfach dar:

    1. Apps sind die Dinger, mit denen man mobile Geräte bedient.
    2. Mobile Geräte sind schon jetzt zahlreicher als stationäre Geräte.
    3. Apps sind die erste „Technologie“, die den Mensch-Maschine-Konflikt löst.
    4. (Nur) Über Apps erreichen Unternehmen ihre Kunden direkt.
    5. In vielen Branchen lässt sich zwar nicht übers Web, aber mit Apps Geld verdienen.

    Daraus folgt: Die App Economy wird in Kürze größer sein als die Web Economy.

    Diese Sicht mag dem einen oder anderen zu einfach sein. Durch unsere tagtägliche intensive Beschäftigung mit Apps und Unternehmen, die Apps planen und einsetzen (wollen), lässt sich allerdings genau dieses Bild ableiten.

  • Ich nutze Apps um schnell English ins Deutsche zu übersetzten. Dann schaue ich wie`s Wetter wird. Shazam nutze ich im Auto um gute Musiktitel zu speichern. Panaromio um Bilder auf Google Earth zu laden. Banking um zu sehn, ob ich noch Guthaben habe. Dropbox Facebook Vimeo usw. Zum Schluß um die Gitarre zu stimmen.

  • „…Der Großteil der App-Entwickler ist enttäuscht…“

    Könnte es ganz einfach so sein, dass die meisten Entwickler ziemlich unrealistische Erwartungen haben/hatten?

  • Ich liebe Apps. alles andere was nicht nativ läuft hakt doch eh nur und funktioniert auch nicht richtig.

    Meine momentane Lieblingsapp. http://sportypal.com. (zugeben nix Neues und nicht die einzigste Runnin-App auf dem Markt) trackt mein morgentliche Joggingroute und warnt mich wenn ich außerhalb meines definierten Pulsbereiches kommen. War noch nie so motiviert zu trainieren.

  • Mein Name ist Programm. Was die App Entwickler nicht berücksichtigt haben – Nach dem Hype um Apps gab es kaum noch Innovationen und da es sinnvolle Apps bereits gab – Warum sollten sich die Leute Kopien kaufen?

    In meinem Bekanntenkreis werden ohnehin nur kostenlose Apps gezogen und das liegt nicht daran das kein Geld da wäre sondern viel eher daran das man kein Geld für Humbug zum Fenster hinaus werfen möchte.

    Merke: Gute Apps verkaufen sich, Schlechte nicht

  • Das der Hype rund um Apps nicht vorbei ist, zeigen doch die aktuellen Downloadzahlen, welche momentan höher sind als je zuvor.

    Der Markt ist im Moment schlicht gesättigt und vielen neuen Apps fehlt es an Klasse um sich gegen die große Konkurrenz durchsetzen zu können. Wie in jedem anderen Segment gilt es für die Appentwickler nun durch innovative Ideen auf sich aufmerksam zu machen.
    Ein anderer Punkt ist, dass viele Nutzer mittlerweile wissen was mit Apps möglich ist. Dies macht das Leben für schlechte Appentwickler nicht leichter, da dies um zu bestehen, sich an den höheren Standard anpassen müssen. Dies Gilt sowohl für Performance, Usability als auch Design der App.

  • @6: So sehe ich das auch.
    Was erwarten sie denn? Das sie eine App schreiben und kurze Zeit später Millionär sind? 99% der Apps sind doch entweder Schrott oder Kopien.

    Wobei ich auch nur die kostenlosen nutze, weil ich Google nie im Leben meine Adress- und Bankdaten (KK) geben würde. Einfaches, anonymes Zahlen würde zu höheren Umsätzen führen.

  • Zunächst vielen Dank für die differenzierte und richtige Wiedergabe dessen, was ich gesagt habe. Das gelingt nicht allen 😉

    Ich möchte einen weiteren Aspekt, den ich dort auf dem Podium erläutert hatte noch mit einbringen. Unternehmen sind in den vergangenen Monaten häufig losgezogen und haben mehr oder weniger unüberlegt native Applikationen in Auftrag gegeben. Ihre Erfahrungen im Hinblick auf den Erfolg dieser Apps ist bekanntlich meist eher schlecht gewesen. Das verwundert wenig, denn bei einem derartigen Vorgehen kann kaum eine wirklich gute und nutzenstiftende App entstehen.

    Heute denken Unternehmen bevor sie handeln und was man sieht ist ein eindeutiger Trend hin zu browserbasierten Lösungen. Viele Unternehmen möchten den Aufwand mehrerer nativer Applikationen auf den verschiedenen Plattformen reduzieren und entwickeln nun immer besser werdende WebApps, die gegenüber den nativen Apps noch so einige weitere Vorzüge haben.

    Diese Entwicklung meinte ich, als ich sagte, der Hype um die Apps würde sich dem Ende zu neigen. Keine Rede davon, dass ich Apps tot gesagt hätte. Diese werden immer ihre Existenzberechtigung haben, aber eben nicht überall.

  • Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Apps bald der Vergangenheit angehören. Aber der Hype ist schon deutlich abgeflacht. Ich hab mir bisher noch keine kostenpflichtigen Apps runtergeladen, da ich sie dann so dringend auch nicht gebraucht habe. Aber natürlich kostenlose. Und natürlich wird ein Unternehmen nicht unbedingt von heute auf morgen supererfolgreich, auch nicht mit Apps.

    Hab mir deine Lieblingsapp gerade abgesehen, bon_voyage. Schaut echt top aus. Das wär ne Überlegung wert!

  • @uniquolol Und die meisten von denen wissen nicht wie die Volkswirtschaft funktioniert. 😉
    Ich bin selber Softwareentwickler und habe vier Angebote bekommen, ob ich nicht an einer App mitarbeiten möchte. Ich habe vier mal abgelehnt. Alleine gegen die Masse an Entwickler anzukommen ist mehr als unrealistisch.

  • Es war sogar die Rede davon, dass die Apps bald Internetseiten überflüssig machen könnten – davon habe ich bislang aber noch nichts gemerkt. Es gab schon so viele Modeerscheinungen, die plötzlich von der Bildfläche verschwunden sind – bei den Apps scheint das ebenfalls in naher Zukunft so zu sein.

    Gruß Mario

  • Ich kann es mir derzeit nicht vorstellen, dass der Hype vorbei sein soll – wenn man sich die Apple-Bilanz ansieht weiß man wieviel Geld damit zu machen ist.

  • Tja, wer zuerst kommt, mal auch zuerst. Damals boomte das Geschäft, viele Spieleentwickler für Android sowie iPhone haben mehrere hundertausend Euro verdient. Aber da Android momentan das Rennen macht, würde ich sagen man bleibt klugerweise bei Android und versucht Nischen zu finden…

  • Der Markt ist im Moment schlicht gesättigt und vielen neuen Apps fehlt es an Klasse um sich gegen die große Konkurrenz durchsetzen zu können.

  • Ich habe kürzlich eine Studie gelesen, daß die meisten angebotenen Apps garnicht genutzt werden. Jedenfalls hat Apple dank der Apps einen sagenhaften Gewinn erzielt.

  • […] Natürlich gibt es Entwickler, denen mit ihrer App der Durchbruch gelungen ist: Zum Beispiel die Software-Schmiede Rovio aus Finland, die inzwischen mit dem Spiel Angry Birds Millionen verdient hat. Jedoch: Viele App-Entwickler sind enttäuscht. Zwar wurden einige Entwickler mit ihren Apps tatsächlich reich. Dazu ist aber eine enorme Zahl an Downloads erforderlich. VisionMobile veröffentlichte im Juni eine Studie, nach der sich die große Mehrheit der App-Entwickler enttäuscht oder sogar sehr enttäuscht über die Einnahmen aus App-Entwicklungen gezeigt hatte. Ein Drittel nahm insgesamt mit einer App weniger als 1.000 US-Dollar ein. Und dann gibt es noch die, die mit Apps weder reich noch arm geworden ist, sondern irgendwie davon leben können. So wie es eigentlich am Ende jedes Hypes ist – seien es Online-Videos, Podcasts oder Blogs (Quelle: Basic Thinking Blog). […]