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AOL will "Huffington Post" und Techcrunch nach Deutschland bringen

Contentoffensive auch in Deutschland? AOL will einige seiner bekannten Webportale aus den USA auch nach Deutschland bringen. Allen voran die „Huffington Post“ im kommenden Frühjahr. Das sagte AOL-Manager Jimmy Maymann auf der Konferenz DLD in Tel Aviv dem Magazin „Meedia“. Für eine deutsche Ausgabe des Bürgerportals „Huffington Post“ sucht AOL aktuell Partner. Los gehen soll binnen eines halben Jahres mit gut einem Dutzend Redakteuren.

Es wäre ein mutiger Schritt, denn ein erfolgreiches, professionell umgesetztes Portal für alternativen, politischen Journalismus habe ich hierzulande noch nicht gesehen. Einmal abgesehen von Carta, das ja mehr oder weniger an den herrschenden Vermarktungsstrukturen gescheitert ist. Wenn AOL die „Huff Po“ hierzulande etablieren will, wird man auch bei der Vermarktung neue Wege gehen müssen und das könnte in der Tat etwas anstoßen. Und dann war auch noch von einem deutschen Techcrunch die Rede.

Es könnte erst der Anfang sein

Hier wollte Maymann weder etwas bestätigen, noch einen Termin nennen. Er sagte aber: „Ich habe keinen Zweifel, dass Techcrunch in Deutschland funktionieren könnte, es ist eine fantastische Marke“. Techcrunch ist ein US-Mehrautorenblog, das sich vor allem mit Finanzierung und Innovationen von US-Startups und der US-Internetszene befasst. Gut 20 Mitarbeiter hat das Blog in den USA, das vor einem Jahr von AOL gekauft wurde. Eine deutlich kleinere Mannschaft schreibt für Techcrunch EU über die europäische Startup-Szene, in der gerade Berlin derzeit in den Fokus rückt. Wenn man so will, gibt es aber bereits mit t3n oder Golem vergleichbare, deutschsprachige Angebote.

Engadget ist ein US-Blog, das seit einigen Jahren in einer deutschen Version erscheint. Noch im November soll eine französische Ausgabe der „Huff Po“ an den Start gehen, die redaktionelle Unterstützung der renommierten Tageszeitung „Le Monde“ erhält. Auch eine französischsprachige Ausgabe von Techcrunch gibt es bereits.

Hinter AOL steckt viel Geld und Erfahrung in Sachen Vermarktung. In Deutschland allerdings würde man wieder fast bei null beginnen müssen, nachdem man Anfang 2010 alle hiesigen Büros geschlossen hat. Trotzdem: Ich bin guter Dinge, dass deutsche Content-Offensiven von Seiten der Amerikaner hier in Sachen Webvermarktung einen Stein ins Rollen bringen, von dem andere Blogs profitieren können. Spannend wird zu sehen, welchen Partner sich AOL für die „Huff Po“ hier ins Boot holen wird. Nicht ausgeschlossen, dass einer der großen Verlage wie Holtzbrinck oder Burda sich da mal etwas traut.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

16 Kommentare

  • Stimmt, die dt. Ableger sind nicht so prall. Aber eine 1:1 Zeitglich-Übersetzung für den Markt, angeschlossen an Portale wie Web.de, GMX, Spiegel o.ä. könnten es brummen lassen. Tech aus der Konserve, für die Masse.

  • Übersetzung wäre nicht so interessant, glaube ich. Zu viel US-Investmentkram. Inzwischen kann man aber alleine schon über die Berliner Szene ne Menge schreiben.

  • Ich bin mir aber nicht so sicher, ob ich das System, das hinter der Huffingten Post steckt, wirklich auch in Deutschland haben möchte … Vor allem bei der ganzen Paid-Content- und Qualitätsjournalismus-kostet-Geld-Debatte fände ich das eher uncool. (BTW: Und das Design ist der Horror!)

  • t3n & Co bringen doch hauptsächlich auch nur leicht angepasste Übersetzungen aus US Blogs. Tech aus der Konserve hin und her. Solange es dann mal frischen Wind in die Vermarktungslandschaft bringt, soll mir eine AOL Offensive nur recht sein.

  • Finde ich prinzipiell gut. Wichtig ist aber, dass alle Inhalte auf den deutschen Markt abgestimmt werden.

    Ach so, was ist eigentlich mit The Next Web Deutschland passiert? Gab es gefühlt einen Monat.

  • AOL hat in Deutschland noch nie etwas “Gescheites” auf die Beine gestellt…
    der Autor meint aber:
    … „Hinter AOL steckt viel Geld und Erfahrung in Sachen Vermarktung“

    also meiner Meinung nach, die Erfahrung in Millionen von sinnlosen Gratis CD unter die Leute gebracht zu haben *lol*
    Vielleicht kann man damit bald 20 Std Gratis Techcrunch lesen ….

  • @basic: Ist es Zufall, dass dein Kommentar mit exakt dem gleichen Satz beginnt wie der deines Vorredners? Die Aussage mit dem Geld und der Erfahrung bezog sich auf die USA. Außerdem ist es unhöflich, von Anwesenden in der dritten Person zu sprechen.

  • Dem kann ich mich nur anschließen. Bin gespannt, ob die Geldvernichtungsmaschine mit den neuen Projekten mal wieder zumindest wirtschaftlich positive Nachrichten fabriziert. Die können sie dann ja auch gleich auf ihren vielen Content-Seiten publizieren, wenn es sonst keiner tut.

  • Stimmt, The Next Web hat es 2009 mal mit einer DE-Version versucht. Ab April 2010 war jedoch still und heimlich Ende.

  • @Jürgen Vielmeier

    der Anfang sollte natürlich ein Zitat werden , ist mir etwas verunglückt.
    Zudem nicht gleich in die Luft gehen die Kritik war ja nicht perönlich?

    Trozdem ist wohl hier von AOL in Deutschland die Rede , auch US AOL hat aber bisher eher viele Millionen verbraten und Verluste eingefahren, dass sogar über ein bevorsehenden Verkauf spekuliert wird.
    Daher ist es wohl etwas gewagt gerade AOL mit
    „viel Geld und Erfahrung “ in Verbindung zu bringen ….?

    Aber ich freue mich schon auf die neuen AOL Werbespots mit Boris Becker 😉

  • The Huffington Post hat in USA wohl die maximal mögliche Größe erreicht und wächst (zusammen mit Techcrunch) seit 12 Monaten nicht mehr. Und das trotz ständig neuer Themen (Scheidung, Städte, Sex), die man abgrast. Da ist es nur logisch, wenn man nun in andere Märkte & Sprachen geht, damit es eine Wachstumsstory bleibt. Das Problem wird zumindest in Deutschland wieder die Vermarktung sein, da hier die Preise extrem niedrig sind, dank Burda, Holtzbrinck, Springer, Telekom und anderer Massenvermarkter. Die haben auch ein Interesse an niedrigen Preisen, weil sie v.a. als Einkäufer von Medialeistung für ihre profitablen eCommerce-Projekte agieren und weniger als Verkäufer für ihre meist unrentablen Content-Angebote. Aus diesem Grund ist ihnen auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein Dorn im Auge: die sind werbefrei und gewinnen stetig Reichweite mit echten Inhalten. Nur steht diese Reichweite nicht für Performance-Buchungen zur Verfügung, ist also „wertlos“ aus Sicht der Verlage. Nur wenn man die „Verlage“ als Einkäufer billiger Medialeistung für ihre eCommerce-Aktivitäten sieht, macht ihr Markt-Verhalten Sinn.