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Hat Google beim Firefox den Stecker gezogen? [Update: Nein]

Updates unten.

Mozillas Browser Firefox war einst die Erlösung; damals, als es nur den von Dämonen besessenen Internet Explorer 6 gab. Vergangene Woche überholte Googles Browser Chrome den Firefox nach Downloadzahlen, wenn man der Statistik von Stat Counter Glauben schenken mag. Ich gebe zu, dass ich nichts dafür getan habe, um das aufzuhalten. Die aktuelle Firefox-Version hat meinen PC nachweislich verlangsamt. Seit ich auf Chrome umgestiegen bin, hat sich das Problem gelöst. Anderen geht es offenbar ähnlich: Laut der Statistik von Net Market Share liegt Firefox zwar noch vorne, verliert aber an Marktanteilen und liegt nur noch knapp vor dem Chrome, der mit 220 Sachen auf der linken Spur angerast kommt und kräftig auf die Lichthupe drückt. Und auch im Benchmark von Futuremark liegt Chrome deutlich vor dem Firefox.

Google investiert und entwickelt munterer als irgendein anderer Browser-Hersteller am Chrome und will den Browser-Markt für sich erobern. Das sollte inzwischen jedem klar sein. Dahin geht auch der Trend, und daran sehe ich wenig Verwerfliches. Möge eben der Bessere gewinnen (wenn er dann seine marktbeherrschende Stellung nicht ausnutzt). Es ist daher nicht überraschend, was Ed Bott von ZDNet glaubt erfahren zu haben, und doch könnte es gravierende Folgen haben: Mozillas dreijähriger Vertrag mit Google über eine Suchpartnerschaft im Firefox endete im November – und ist offenbar noch nicht verlängert worden. Mozilla machte damit im vergangenen Jahr 84 Prozent seines Umsatzes. Gut 100 Millionen der 123 Millionen US-Dollar Einnahmen des Projekts fielen damit künftig weg.


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[Update, 17:05 Uhr] Google hat dementiert, dass die Partnerschaft ende. „Wir können bestätigen, dass wir immer noch einen Vertrag mit Mozilla haben“, sagte ein Sprecher der Presseagentur dpa. Auch von Mozilla kommt ein kleines Dementi: Man verhandle noch mit Google über einen neuen Vertrag. Es geht also weiter. Offen ist nur noch die Frage, ob auch zu den gleichen Konditionen. [/Update]

Für ein offenes und freies Internet

Bott fragte Anfang Dezember bei Mozilla nach und bekam als Antwort, in Sachen Vertragsverlängerung mit Google gebe es keine Neuigkeiten. Bei der Veröffentlichung des Jahresberichts hieß es noch, man sei zuversichtlich, dass man den Vertrag mit Google verlängern könne, aber einen Plan B schien man erst einmal nicht zu haben. Gegenstand der Vereinbarung war das kleine Suchfenster im Firefox gleich rechts neben der Adressleiste, in der Google als Standard eingestellt ist.

Sollte Google wirklich abgesprungen sein, könnten Yahoo oder Microsofts Bing die Lücke füllen. Ob Mozilla aber da die gleichen Konditionen aushandeln kann, wie mit Google vor drei Jahren, ist die große Frage. Ganz ohne einen neuen Hauptsponsor würde es für das Projekt zumindest ungemütlich werden. [Update:] Google bleibt offenbar Projektpartner. Zu welchen Konditionen künftig, ist allerdings noch unklar. [/Update]

Zum Abschluss muss zumindest einmal die Frage erlaubt sein, ob man den Firefox überhaupt noch braucht. Die Zeiten, in denen der IE 6 das Web verschandelt hat, sind zum Glück längst vorbei. Es gibt neben Firefox, Chrome und dem Internet Explorer 9 auch noch Safari, Opera und weitere Nischenbrowser. Mozillas eigene Antwort auf die Frage:

Unbedingt, die Mission für das Gemeinwohl und die gemeinnützige Natur von Mozilla ermöglichen es uns, für den Benutzer einzutreten und uns gleichzeitig der Offenhaltung und Mitbestimmung des Internets zu widmen, anstatt uns auf Marktanteil oder Profit zu konzentrieren.

Ein offenes Web klingt aller Ehren wert. Was Mitbestimmung des Internets angeht, stehen Opera und Google Mozilla aber in nichts nach, während sie in Sachen Benutzerfreundlichkeit auch für den Nutzer eintreten. Und auch für Non-Profit-Projekte kommt irgendwann einmal der Punkt, an dem Marktanteile und Geld eben doch eine Rolle spielen. Und wenn man da einen Browser im Programm hat, der bei der Benutzerfreundlichkeit ein wenig hinterher hinkt, steigen die Nutzer eben um.

Was die Offenhaltung des Netzes angeht, bin ich allerdings ganz auf der Seite Mozillas. Ich würde es am liebsten gar nicht erst so weit kommen lassen, dass Microsoft, Google und Apple das Web so gestalten können, wie sie es wollen. Ob Mozilla das allerdings langfristig überhaupt verhindern kann – denn die Marktanteile dürften weiter sinken – ist noch einmal eine ganz andere Frage.

(Jürgen Vielmeier, Grafik: Mozilla)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

33 Kommentare

  • Immer das selbe:
    Erst kommt eine Software auf den Markt und wird als ‚Ultimative Waffe‘ gefeiert, gerne auch weil Sie so schön klein ist und schnell läuft. Wenn aber, spätestens nach dem 3. Update, keine neuen ‚blink-blink‘ Features eingebaut werden, ist die Enttäuschung groß: ‚Innovationslos’…
    So auch beim Firefox. Kein Wunder das die Karre nicht mehr läuft…..

  • Ach ja… Bin ja ein Fan v. meinem individuellen mit Addons bestückten FF. Dafür verzichte ich auch gerne darauf immer auf der neusten Version zu sein sondern warte brav ab bis meine Addons so weit sind.

    Ja wenn Chrome das Rennen macht könnten die ganzen Addon-Entwickler umsatteln und nun diese für Chrome entwickeln aber ich befürchte dann wird in der neuen App-Kultur erstmal jedes Addon etwas kosten…

    Naja in der Theorie gut für die Entwickler… Mal schauen wer dann noch die Addons wirklich braucht…

  • Ich denke auch, das wird schwer für den Firefox, denn was genau soll Bing da langfristig, wenn Microsoft selbst einen Browser hat? Ist die Frage, ob man damit im Suchgeschäft wirklich gut laufen würde und Marktanteile erhält?! Ich vermute am Ende wird es Google bleiben nur zu deutlich geringeren Konditionen.

  • Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, dass Google seinen Browser für die eigenen Angebote optimiert, bzw. das Web dahingehend beeinflussen will. Firefox/Mozilla hingegen stellt keinen eigenen Content bereit, der Browser kann also wirklich entsprechend den Anforderungen eines freien Webs gestaltet werden.

    Zum Thema Geschwindigkeit: Genau deshalb bin ich vor rund einem Jahr von Chrome zurück zu Firefox gewechsel, Googles Software hat das System immer weiter ausgebremst. Interessanterweise kenne cih persönlich niemanden, der Chrome als wirklich schneller als Firefox einschätzt. Auf Benchmarks kann man natürlich verweisen, da stellt sich dann aber die Frage nach der Praxisnähe.

  • Was ich seit 16 Jahren nicht verstehe, vielleicht kann es mir ja hier jemand erklären, ist folgendes:

    Welche Motivation hat eigentlich Microsoft, einen Browser anzubieten? Seit Mitte der 90er tobt mal mehr mal weniger heftig der sogenannte „Browserkrieg“. Mozillas Motivation war für mich immer klar: Eine Menge Idealisten basteln fleissig am Browser um die Welt zu einer besseren zu machen (Scherz).
    Klar, irgendwann geht das richtig ins Geld und man muss einen Teil seiner Seele verkaufen. Hier halt an Google.

    Deren Motivation für den Chrome liegt irgendwie auch auf der Hand. Ein weiterer Arm der Datenkrake, die sich der User freiwillig auf den Rechner haut.

    Aber wo lag und liegt der Reiz für Microsoft? Die zahlen sich ja nicht selbst was, damit Bing Standardsuchmaschine ist. Wo verdienen die am IE? Millionenfach auf allen Rechnern (wenigstens bis vor ein paar Jahren) der Standardbrowser, Klagen vor allen Gerichten dieser Welt und weiss der Geier was.

    Aber wozu? Das Ding wurde und wird kostenlos mitgeliefert. Mir fehlt wahrscheinlich das kaufmännische Gen, aber ich kapiere es echt nicht.

  • Listen in Ebay oder Morgenpost, Mozilla hat stets Hänger. Teilweise reagiert er bei bestimmten Seiten ewig nicht. Mit Chrome und Opera gibt es da keine Probleme.

    Den Effekt habe ich auf mehreren Rechnern und das war für mich ein Grund Chrome als primären Browser zu nehmen. Mein geliebter Firefox ist nur noch 2. Wahl

    Langsam (also Seitenaufbau dauert 3 statt 2 Sekunden) wäre für mich noch kein Grund. Ewig dauernde Hänger sind es.

  • Irgendwie wirds hier immer lächerlicher, erst wird Twitter (trotz steigender Benutzerzahlen) für quasi Tot erklärt, jetzt ist Firefox auf einmal unrelevant und wird nicht mehr gebraucht?

    Sind das Schreie nach Aufmerksamkeit?

  • Ich stimme Kai zu: Ich mag meinen Firefox mit seinen Add-Ons. Von langsamer hab ich auch nicht allzu viel gemerkt, aber da bin ich auch nicht so empfindlich.

    Was war denn mit den ganzen Nutzerdaten, die Chrome an Google sendet? Ist das jetzt allen egal weil Facebook momentan der Böse ist?

  • @Felix: Ich hab Twitter nie für tot erklärt. Wie kommst du darauf? Und oben im Text habe ich lediglich die Frage gestellt, ob ein Firefox noch gebraucht wird, aber nicht geschrieben, dass es so ist. Und dass man ihn noch braucht, schreibe ich relativ deutlich am Schluss des Artikels. Wundere mich gerade über einen solchen Kommentar.

  • @maxele
    Google kann denn Browser nicht für seine Angebote optimieren, da man sonst hohen Strafen bekommen kann. Das Ausnutzen einer marktbeherrschenden Stellung zur Benachteiligung von Mitbewerbern hat schon Microsoft einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet.

    @ksd
    Microsoft konnte so seine Suchmaschinen und Services unter die Leute bringen und hat genau dafür und die Zwangsbeglückung in Windows Millionen an Strafe bezahlt.

    Für alle Anbieter gilt, dass sie neue Technologien (HTML5, shockwave, Verschlüsselung, etc.) integrieren können und so bestimmte Standards im Web fördern können. So ist Chrome der einzige Browaer, der aktuell über alle neuen Sicherheitsstandards wie DNS Verschlüsselung verfügen.

    Gerade diese Vorreiterrolle bei Sicherheitsmerkmalen ist wichtiger als die Gadgets für die NOBs

  • Naja, Google will doch nicht den Browsermarkt übernehmen, nein, Google möchte die Weltherrschaft an sich reißen, wie einst Pinky und Brain 🙂

    Spaß bei Seite, aber Das was Google auf dem Internationalem Markt so alles bringt ist wirklich der Hammer! Browser Top, Android Top, Google als Suchmaschine TOP, was will man mehr?!

  • @ Niedermeyer
    Natürlich kann Google Chrome dahingehend optimieren, dass beispielsweise einige Funktionen nur in Chrome nutzbar sind oder dort halt ein wenig schneller arbeiten. Gibt es doch auch genügend Beispiele für, siehe unter anderem Chrome-to-Phone. Da hat es einige Zeit gedauert, bis einige Addons für andere Browser verfügbar waren. Und von einer marktbeherrschenden Stellung ist Chrome noch meilenweit entfernt, gleiches gilt auch für fast alle anderen Google-Dienste.

  • Mein Firefox ist auch ständig abgestürzt und ich bin auf chrome umgestiegen. läuft alles viel schneller und einwandfreier, die optik ist hammer spartanisch. man sieht viel mehr von der webseite weil nicht alles mit taskleisten zugekleistert ist.

    besonders fasziniert bin ich von diesem chrome webstore, in dem man sich viele neue apps auf chrome holen kann. habe ich erst kürzlich entdeckt. da gibt es alles von wetter, über sprachen lernen, angry birds, plants vs zombies, produktives und viel mehr! wie gesagt, massiv kostenlos oder abgespeckte versionen bevor man blechen muss für ne full version.

    google macht chrome immer mehr zu ner plattform auf der man sich länger aufhalten kann als man eigentlich vorhatte. und mir gefällt das 😉

    trotzdem möchte ich mich bei mozilla und allen entwicklern für die jahre zuvor bedanken, in denen ich mit dem teufelsfuchs im netz unterwegs war. aber es ist wie mit einem handyvertrag oder dem dsl anbieter- oder einer ex freundin. irgendwann kommt einfach die zeit zum wechseln und sich weiterzuentwickeln. cheers!!!

  • Ich nutze immer noch den Firefox. Wenn man 20 App Tabs bei jedem Start mit lädt, ist es wohl klar, dass der FF ein bisschen länger braucht. Aber das suche ich mir ja auch so aus.

  • @Niedermeyer: Vielen Dank für die Aufklärung.

    Zum Thema: Ich bin von Anfang an bei Google+ dabei und habe anfangs schnell gemerkt, dass es die wirklich coolen Addons für G+ nur im Chrome gibt. Also bin ich nach Jahren meinem Feuerfuchs mal kurz untreu geworden, konnte mich aber kein Stück an Look & Feel des Chrome gewöhnen. Vielleicht komme ich in das Alter, wo einem Wechsel immer schwerer fallen, aber nach 2 Tagen war ich zurück beim Firefox. Und bei mir verlangsamt der das System nicht und es hängt auch nix 😉
    Auf Android geht der Firefox gar nicht, aber so lange er auf dem Desktop das tut, was ich von ihm erwarte, kommt mir kein Chrome ins Haus.

  • Die Addons, die den ganzen Blink- und Nerv-Kram unterdrücken, möchte ich nicht mehr missen.

    Zudem würde ich keinen Browser nutzen, der gern nach Hause funkt…

  • Schon allein, dass man 2 Eingabefelder hat stört mich mittlerweile am FF ^^ warum ist der Button für die Startseite rechts, alle anderen Button links?
    Neue Tab-Seite.
    Und habe zwar schon lange nicht mehr Addons installiert im FF. Aber zumindest hatte ich sie früher nicht so praktisch verfügbar wie im chrome… (Teils im URL-Fenster, teils rechts daneben)
    Und das Menu da oben links graust mich immernoch.
    Chrome Webstore
    schlankes GUI

    Das sind für mich die Gründe.
    Geschwindigkeit habe ich noch nie wirklich gemerkt, Hänger (wie früher im FF) habe ich zwar nicht mehr aber diese waren Schuld am Wechsel…

    @Anonymous: (#18)
    Und was heisst das jetzt? Das kannst du mit Firefox wie Chrome? Bei den anderen weiss ich das gerade nicht…

  • Ne SSD in den Rechner + schnelles Gesamtsystem und der FF schnurrt wie ein kleines Kätzchen. Start unterhalb einer Sekunde auch beim erstmaligen Anklicken.

    Bin nach einer dreiwöchigen Chrome-Periode wieder zu FF zurückgekehrt. Chrome hat sich bei mir auf jeder zweiten Seite Schluckauf bekommen und nicht geladen. Werde wohl auch weiterhin hochzufrieden auf einen todgesagten Browser setzen…

  • Wieso muss man sich eigentlich für EINEN browser entscheiden?
    Ich persönlich habe 3 im Einsatz

    Es gibt da so geile Plugins die machen mir sogar IE (IE Tab) und Firefox (Gecko Tab) im chrome 🙂

  • Ich nutze seit einiger Zeit fast nur noch Opera, mit Forefox ist der Laptop leider langsam geworden, zum Teil hängt er sich ganz auf, mit Operal gibt es nur selten ein Problem.

  • #23

    Opera hat mit vielen Tabs Probleme… wenn ich so 25 Tabs offen habe, dann stürzt Opera gerne ab, bzw. friert ein. Auch mit Flash hat Opera so seine Mühe. Firefox dagegen läuft smooth.

  • Ich lese die ganze Zeit immer nur Chrome und Firefox. Hallo? Es gibt auch noch andere.
    Persönlich nutze ich zwar auch den Firefox. Aber auch der IE9 ist bei mir häufig in Gebrauch, der ist echt klasse. Ich sag nur F12 🙂

  • Der FF ist bei mir seit Jahren der Standardbrowser. Mit Abstürzen musste ich mich nie auseinander setzen.

    In den letzten Monaten jedoch häufen sich die Abstürze. Oftmals war Google Maps offen. Twitter ebenso. Beides sind Seiten, die fast ausschließlich mit Javascript arbeiten. Mozilla sollte sich dafür auf jeden Fall mehr Zeit nehmen.