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Facebook: "Nein, wir lesen eure SMS nicht, aber wir könnten, wenn wir wollten"

Facebook hat einem Bericht der „Sunday Times“ widersprochen, nach dem man die SMS seiner Nutzer auf Android-Handys mitlesen würde. Die Möglichkeit dazu habe man allerdings und darauf weise man vor Installation der App auch hin, antwortete der Konzern. Aus Facebooks offizieller Stellungnahme:

„Der Grund dafür ist, dass wir ein bisschen was an Produkten getestet haben (wenn auch nicht öffentlich), die die SMS benutzen, um mit der Facebook-App zu kommunizieren.“

Als Beispiel nennt Facebook andere Messenging-Apps, die versuchten, die SMS zu ersetzen und die gleiche Funktion nutzten. Als Beispiel sei WhatsApp genannt. Man brauche das also nur zu Testzwecken, habe die Möglichkeit dazu implementiert und sich von den Nutzern eben das Recht dazu eingeholt. Dann ist ja alles gut?

Nein, irgendwie nicht. Falk Hedemann weist drüben in einem guten Beitrag zu dem Thema auf t3n darauf hin, dass die Möglichkeit schon seit 2011 bekannt ist. Facebook schreibt in die Berechtigungen klar, deutlich und weit oben, dass man mit der App SMS senden und empfangen kann. Das Unternehmen dafür anzugreifen, wie die „Sunday Times“ das in dem – leider kostenpflichtigen – Artikel tut, greift zu kurz. Geändert haben sich nicht die Einstellungen der App, sondern das Gehör der Leute, wenn das Datenschutzlied angestimmt wird.


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Die Stadttore standen jahrelang offen und keinen hat’s gestört

Wer SMS via Facebook empfängt und verschickt, der sollte sich fragen, was so teuflisch daran wäre, wenn Facebook die Daten auch speichert. Allerdings ist es eben das: ein Extra-Service, den nicht jeder nutzen will, der eine Facebook-App installiert. Warum soll dann jeder seine SMS von Facebook auslesen lassen können? Eine Lösung könnten zwei Apps sein. Eine allgemeine Facebook-App und der Facebook Messenger – auch bei den Nutzungsrechten mit einer deutlichen Trennung versehen. Denn ein Anbieter, der alle Daten seiner Nutzer auf ewig speichert, die er in die Finger bekommen kann, dem glaubt man nicht so leicht, dass er etwas „nur zu Testzwecken“ macht.

Gefragt sind neben den App-Entwicklern aber auch die Anbieter der mobilen Betriebssysteme: Apple gewährte Apps den Zugriff auf das Adressbuch des iPhones, Google auf die SMS-Funktion von Android. Die von der Politik aufgezwungene „Selbstverpflichtung“ der Plattformbetreiber war längst überfällig. Man fasst sich an den Kopf und fragt sich, wie diese gewollten Datenlecks so viele Jahre freimütig offen standen und niemand sich daran zu stören schien.

(Jürgen Vielmeier, Screenshot: Facebook)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

19 Kommentare

  • Wie schön, da viele Smartphone Apps, SMS Daten abfangen, freue ich mich und andere auf meine mTan, wenn jeder mitliest, ist dieses Medium leider wieder ein Stückweit unsicherer geworden…… aber FB würde ich noch mehr Vertrauen, als irgendeinem Entwickler – dennoch sicher ist anderes.

  • außer wenn die Worte , Taliban , Bombe , Titten oder ähnliches drinnen vor kommen , das muss ja geleldet werden.
    “Selbstverpflichtung” der Plattformbetreiber ist so etwas ähnliches wie Hegefonds Versprechen nicht mehr so „böse“ zu Spekulieren.

  • Bin ich froh, dass ich kein Smartphone besitze. Wen interessiert es eigentlich, wenn jemand gerade auf der Toilette sitzt, eine Packung Milch einkauft, mit dem Freund oder der Freundin im Bett liegt o.ä.? Wer solch ein wahnsinniges Mitteilungsbedürfnis hat, den stört es sicherlich auch nicht, wenn Facebook die eigenen SMS etc. mitliest.

  • Hmm ja das mit dem Aufschrei der Datenschützer ist einerseits berechtigt aber wie in dem Artikel erwähnt viel zu spät.
    Ich muss gestehen ich habe mir die App einfach auf mein Smartphone installiert ohne wirklich die Berechtigungen, die ich Facebook erteile, zu lesen.
    Als ich die Überschrift dieses Artikels gelesen hatte war meine Aufregung erst mal groß aber am Ende muss ich sagen:
    „OK mein eigenes Verschulden!“
    Wenn ich nicht möchte das eine App meine SMS liest, und ich möchte auf keinen Fall das FB meine SMS liest, muss ich mir die Berechtigungen, die ich mit dem installieren einer App erteile, gut durchlesen und danach entscheiden ob ich das möchte oder nicht.

    Der Hauptgedanke den Facebook mit der Möglichkeit des Mitlesens von SMS ist die Generierung von Profit.
    Durch die Analyse der SMS können die Kundenprofile noch genauer gezeichnet werden, d.h. man kennt die Bedürfnisse und Wünsche der User und kann so mit gezielt auf den entsprechenden Seiten Werbung schalten.

    Mein Fazit:
    Ich werde die FB -App deinstallieren und in Zukunft die Berechtigungen besser lesen und dann entscheiden.

  • Klar, wenn Du die App nachträglich installierst bist Du selbst schuld.

    Wenn Du aber z.B. ein Xperia kaufst wird dir die Entscheidung abgenommen. Da ist das mit vollen Rechten schon fest im BS installiert – unlöschbar und unstoppbar.

    Wer weiss und kann der rootet und säubert – aber das werden letztlich die wenigsten Anwender sein. Der Rest wird gnadenlos gescannt, egal ob FB-User oder nicht.

  • Ja das mit dem säubern ist wirklich so ein Problem. Ich könnte das tun, habe aber glücklicherweise auf meinem Handy noch die alte Facebook-App. Die Hinweise über die geänderten Berechtigungen im Android Store lese ich mir schon durch… das finde ich wichtig. Was ich aber noch nicht ganz rausbekommen habe ist, wie das aussieht wenn man eine App wie Textsecure verwendet. Diese übernimmt ja im Prinzip die SMS-funktionalität und verschlüsselt auch die SMS entsprechend.

    Kann FB dann trotzdem per App auf meine SMS zugreifen?

  • Es war doch nur eine Frage der Zeit bis es dazu kommt. Facebook möchte wie jedes andere Unternehmen Geld verdienen. Mit dem Lesen der SMS und daraus bessere Werbeschaltungen lässt sich mit Sicherheit mehr Geld verdienen.

  • @7 Tom
    ….Der Hauptgedanke den Facebook mit der Möglichkeit des Mitlesens von SMS ist die Generierung von Profit.
    Durch die Analyse der SMS können die Kundenprofile noch genauer gezeichnet werden, d.h. man kennt die Bedürfnisse und Wünsche der User und kann so mit gezielt auf den entsprechenden Seiten Werbung schalten…..

    Profit kann damit auf Vielfältiger Weise generiert werden , warum da immer nur die vermeindlich „harmlose“ Werbebrange angeführt wird?
    Warum sollten Private Firmen nicht viel Geld dafür bieten, welche dann personalisierte SMS´s an deine Krankenkasse bei Krankschreibung, schnüffelnen Arbeitgeber, der eifersüchtige Ehefrau oder im gerichtlichen Nachbachschafts Streit der Gegenseite weiterzuverkaufen?
    Natürlich würde Facebook auf diesen Profit Verzichten oder die Werbebrange welche dann auf Millionen SMS sitzt diese auch nur wieder Löschen?

  • Facebook braucht sowieso kein Mensch. Aber ich finde es schon faszinierend auf welchen Wegen Firmen wie Facebook oder Google Daten über uns sammeln. Solange mit den Daten dann „nur“ personenbezogene Werbung gemacht wird, ist ja alles ok…

  • Schau an…endlich die Bestätigung für mein Bauchgefühl, Facebook lieber nur über den Browser zu nutzen und nicht die App zu installieren.

  • @#16: Sehe ich genau so.. andere Argumente waren für mich auch, dass die App beim Testen viel zu langsam war und nach einem Update nur noch in Blackscreens geendet ist 😉

  • Ich finde das mal wieder schockierend!Ich bin mittlerweile sehr vorsichtig geworden was smartphones angeht.
    Ich finde privatsphäre sehr wichtig und deshalb halte ich mich von dieser facebook app fern.

    gruß sash