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Spiegel Online erfolgreicher als der "Spiegel"?

Medienmagazine von Horizont über Meedia bis Turi2 berichten heute über einen Machtkampf in Deutschlands letzter journalistischer Bastion: dem Spiegel. Kurz gesagt: Print-Chefredakteur Georg Mascolo will dem Digitalangebot Spiegel Online eine Bezahlschranke verpassen. Das wird nicht passieren, weil beim Spiegel wie in jeder Redaktion der Geschäftsführer das Sagen hat. Im Falle des „Spiegel“ ist das Ove Saffe, und der soll sich gut mit Online-Chef Mathias Müller von Blumencron verstehen. Weil letzterer ebenso wenig von einer Bezahlschranke hält wie Saffe, spekulieren die Medienmagazine nun eher von einer Entmachtung des bösen Print-Chefs Mascolo. Eine Spiegel-Sprecherin dementierte natürlich schnell.

Was ich an der Geschichte am bemerkenswertesten finde? Die Ähnlichkeit zwischen Blumencron und SpOn-Netzwelt-Redakteur Konrad Lischka! Und, na gut, davon abgesehen auch, dass man die Geschichte nun als richtungsweisend verkaufen könnte: Spiegel Online soll inzwischen erfolgreicher sein als der gedruckte „Spiegel“. Online erfolgreicher als Print. Aber was heißt hier eigentlich erfolgreich?

Online kann noch nicht der Umsatzbringer sein


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Die letzten Ausgaben des „Spiegel“ haben laut IVW die Zahl von 1 Million Verkäufen nicht mehr erreicht. Hoch gerechnet kann man von 200 Millionen Euro Heftumsatz im Jahr ausgehen. Auf Spiegel Online tummeln sich unterdessen laut AGOF 11,3 Millionen Besucher im Monat. Die aktuellen Umsätze sind nicht bekannt. Für 2011 erwartete Saffe bei der Spiegel-Gruppe insgesamt einen leichten Umsatzanstieg von 320 auf 325 Millionen Euro. Rechnet man die anderen Aktivitäten der Gruppe hinzu, wie Buchverkäufe und andere Zeitschriften wie das „Manager Magazin“, dürfte Online nach wie vor nicht der Umsatzbringer sein. Dafür aber inzwischen einiges kosten: Mehr als 150 Redakteure seien alleine bei Spiegel Online beschäftigt, berichtet Meedia.

Die AGOF-Zahlen wurden gestern veröffentlicht. Durchaus möglich, dass Mascolo die Auflage des „Spiegel“ deswegen von Spiegel Online kannibalisiert sieht. Auch Saffe kann das nicht gefallen, wenn der Umsatzträger trotz allem nach wie vor der „Spiegel“ sein dürfte. Eine Bezahlschranke für Spiegel Online wird die Probleme natürlich nicht lösen. Aber, ja, was tun, wenn die Print-Umsätze wegbrechen, online aber nicht gleich viel einbringt? Hier suchen findige Medienwirte noch immer nach einer Lösung. Dass „New York Times“ und „Wall Street Journal“ nach Einführung ihrer weichen Bezahlschranken deutlich mehr Geld verdienen, wage ich zu bezweifeln.

Interessant finde ich die noch immer sehr geringen Synergien beim „Spiegel“ zwischen Print und Online. Da prallen zwei Generationen aufeinander, die im gleichen Hause sitzen und trotzdem irgendwie gegeneinander arbeiten. In anderen Verlagshäusern übrigens auch, weil Geld die beiden Redaktionsarme meist entzweit. Im aktuellen „Spiegel“ geht es übrigens – wieder einmal – um das Thema Mobbing. Passt irgendwie zu einem internen Machtkampf im „Spiegel“-Hause.

(Jürgen Vielmeier, Bild: Spiegel-Gruppe)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

23 Kommentare

  • „Das wären bei einem Verkaufspreis von 4 Euro also weniger als 4 Millionen Euro Verkaufserlöse pro Ausgabe und aufs Jahr gerechnet um die 200 Millionen Euro.“

    Das ist eine ziemliche Milchmädchen-Rechnung. Denn ökonomisch ist erstens ist die Anzahl der festen Abonennten wichtig, da bei Heften aus dem Einzelverkauf nach Abzug von Druck- und Vertriebskosten nicht mehr viel übrig bleibt. Und zweitens (wichtiger) finanzieren sich Zeitschriften zu einem großen Teil über Werbung und nicht über den Verkaufspreis.

  • @Christopher Blunt: Ja, das ist eine simple Hochrechnung und sollte verdeutlichen, dass Online nicht viel zum Gesamtergebnis beitragen kann. Ich hab’s zum besseren Verständnis noch einmal präzisiert.

  • Mein Ratschlag: der Autor des hier vorliegenden Beitrags sollte bei Spiegel (Online) ein Volontariat machen und dabei lernen, seriös zu recherchieren und zu publizieren.

    Im Titel wird nach der Art der Bild-Zeitung eine Frage gestellt, die im Artikel nicht eindeutig beantwortet wird. Statt Fakten werden an den Haaren herbei gezogene abenteuerliche Berechnungen aufgetischt.

    Der Autor wundert sich schließlich über „noch immer sehr geringen Synergien beim “Spiegel” zwischen Print und Online“, wie er jedoch zu dieser Meinung kommt behält er lieber für sich.

    Normalerweise haben die Basic Thinking-Inhalte nicht das Niveau eines Schüler-Blogs. Doch der hier vorliegende Beitrag leider schon…

  • Im Grund ist diese Entwicklung ja klar wie ich finde. Immer mehr nutzen die Online Medien. Klar kann man da jetzt einen kostenpflichtigen Dienst daraus machen, aber wie viele Nutzer sind es dann noch. Sicherlich wird es dann schwer abnehmen. Ich denek man sollte weiter beide Medien nutzen.

  • Mein Beitrag ist ja als Ping schon drin, daher hier nur noch mal explizit auf diesem Text hier und Kommentar Nr 4.

    Soweit ich weiß ist Spon sehr wohl profitabel. Und die Einnahmen vom einen gegen das andere aufzurechnen ist auch nur sehr bedingt sinnvoll. Denn Spiegel Online ist sehr wohl auch eine Werbe und Vertriebsfläche für den Print-Spiegel. Oder kann eine solche sein. Kannibalisieren können sich tagesaktuell (bzw Stundenaktuell) und Wochenmagazin nur, wenn man es inhaltlich nicht richtig anstellt.

    Wieso also ein Problem: Solange Spon nichts mehr kostet könnte es dem Spiegel ja egal sein. Ich denke ein Blick auf die Eigner-Struktur hilft hier weiter.

  • @ Jürgen Vielmeier

    „Das wären bei einem Verkaufspreis von 4 Euro etwas weniger als 4 Millionen Euro Erlöse aus dem Einzelverkauf ohne Abos und aufs Jahr gerechnet um die 200 Millionen Euro.“

    Einzelverkauf ohne Abos – das ist jetzt aber verschlimmbessert 😉
    Laut IVW:
    – Abonnements: 443.585
    – Verkauf: 283.985
    – Sonstige (Boardexemplare. Lesezirkel etc.) [rechne ich jetzt nicht aus]
    – Insgesamt: 895.051

    Was ich sagen wollte: Aus Deinem Zahlenbeispiel kann nichts über die Umsätze der einzelnen Sparten ausgesagt werden (das sind beim gedruckten Spiegel nicht die akkumulierten 4 Euro Endverkaufspreis, sondern das was davon im Verlag ankommt, für die hinzukommenden Werbeeinnahmen wären beispielsweise die generelle Reichweite und die „Verwertbarkeit“ der Leser wichtig). Deshalb lässt sich Deine These so nicht belegen. Die dahinter stehende Ökonomie ist schon noch etwas komplexer. Und was letzten Endes zählt sind nicht die Einnhamen oder Umsätze, sondern die Gewinne. Wäre Spon ein Verlustgeschäft, wäre es in den letzten jahren kaum so stark ausgebaut worden.

    Außerdem glaube ich auch, dass beim Spiegel grundsätzlich der Spagat zwischen Online und Print besser funktioniert als bei den meisten anderen Verlagshäusern. Immerhin hat der Spiegel relativ früh erkannt, dass es wichtig ist, hier zwei unterschiedliche Marken mit weitgehend eigenen Inhalten und Redaktionen aufzubauen, anstatt einfach nur Zeitungsartikel online zu stellen und dann darüber zu jammern, dass im Netz alles umsonst sei.

  • hatte auch mal das Magazin aboniert, seit Jahren lese aber nur bei SPON (Spiegel Online), da die Nachrichten ja fast live aktualisiert werdenDa ist man ständig auf dem Laufenden, was grad so in der Welt passiert

  • @Christopher Blunt: Ach herrje… Ist jetzt nochmal verschlimmbessert. 😉 Dass Spiegel Online nicht profitabel ist, wollte ich der Redaktion im Übrigen nicht unterstellen! Nur, dass man mit den Print-Erzeugnissen aller Wahrscheinlichkeit nach noch mehr Umsatz macht.

  • a) „Dass “New York Times” und “Wall Street Journal” nach Einführung ihrer weichen Bezahlschranken deutlich mehr Geld verdienen, wage ich zu bezweifeln.“

    Ich nicht. Beide haben Zahlen gemeldet und bei beiden waren die Zahlen gut. Der Trafficeinbruch hingegen war überschaubar. Gerade die Kombination aus sehr starker Marke und weicher Paywall scheint durchaus sinnvoll zu sein.

    b) Thomas Knüwer hat die Zahlen von einigen Online-Töchtern mal analysiert. (http://www.indiskretionehrensache.de/2009/11/wie-verlage-im-internet-geld-verdienen/). Das ist aber über 2 Jahre her. Das wäre mal eine Überarbeitung wert. Dann müsste man nicht mehr so im Nebel rumstochern …

    Zu a und b zusammen: Die Paywalls dienen nicht dazu, die Online-Tochter profitabel zu machen, sondern den Schwund im Print aufzuhalten. Deshalb will der Printchef auch online dichthaben. Damit kann man dem Printleser ein Bonus in den Abopreis reinwerfen (5 Euro im Monat), während man dem reinen Online Leser 15 Euro abnimmt (und den dann gerne in das 25 Euro Gesamtpaket locken möchte).

    Zur Wirtschaftlichkeit des Hefts: Wenn es 4 Euro am Kiosk kostet, bringt es inkl. Werbung einen ganzen Haufen mehr. Teilweise kommen nochmal 50 bis 100% obendrauf. Man muss also mit mehr als 4 Euro pro Heft rechnen. (Allerdings müsste man die Bordexemplare wieder abziehen, so dass das vielleicht doch wieder hinkommt).

  • Ja, was soll ich dazu sagen: ich würde BEIDES nicht lesen, weder den Spiegel noch SPON. Das ist mir in den letzten Jahren immer boulevardesker geworden. Ich habe schon seit drei Jahren nicht mehr bei SPON reingeschaut und lese lieber Zeit Online (nimmt leider inzwischen eine ähnliche Richtung, wie vor einigen Jahren der Spiegel…) oder ab und zu auch faz.net.

  • Aus Spiegel Online könnte man viel mehr rausholen als aus dem ganzen Print Geschäft der Verlagsgruppe aber die sind zu doof dafür. Ich würde dort einige Köpfe rollen lassen und dann mit einem Team von 10 Leuten in 2 Monaten die Einnahmen explodieren lassen aber wer stellt schon ungelernte Selfmade Männer – Dann doch lieber ideenlose Manager und 150 Redakteure verbraten für mickrige 70-80 Millionen Umsatz

  • Swift da gebe ich Dir voll Recht. Vorallem schlucken die Redakteure auch eine Menge Geld. Das würde alles viel günstiger und sparsamer gehen.

  • Was man bei einer paywall immer beachten muss, ist das Prinzip des freien Internets. Eben das, wofür die Piraten oder Google stehen – und beide schöpfen daraus ihren Erfolg. Schließt man Benutzer durch eine authentifikation aus, so erreichen crawler der Suchmaschinen die Inhalte ebenfalls nicht mehr. Und welcher Verlag möchte eine großen Teil seines traffics denn so ausschließen? Alte Paradigmen müssen erst verschwinden, evtl. mit den dazugehörigen Managern, bevor SPON wirklich online Erfolg haben wird.

  • Den gedruckten Spiegel kann man nicht mit dem online Spiegel vergleichen. Den online Spiegel mache ich auf, wenn ich mal schnell schauen will, was es neues gibt. Den gedruckten Spiegel lese ich ausführlich in der Badewanne. Die sind beide für mich nicht vergeleichbar.

  • Man sollte bei den Klicks und Besuchern auf Spiegel Online berücksichtigen, dass es sich hierbei auch um viele Nutzer handelt, die nur wegen eines Sachverhalts und eines einzigen Artikels auf Spiegel Online gehen. Die Leser, welche den Spiegel kaufen, ob regelmäßig oder nicht, haben sich aber für den KAuf des ganzen Magazins entschieden, um eben nicht bloß einen Artikel, sondern das ganze Magazin der KW zu rezipieren. Und das bedeutet viel mehr als ein paar Klicks einer IP Adresse auf der Seite.

    Außerdem sollte man bedenken, wie teuer der Spiegel und bspw auch der Focus geworden sind. Das sind richtig teure Heftchen mittlerweile. Da überlegt man sich als Otto Normal Verbraucher gleich zweimal, ob man das Magazin für diese Woche kauft und den verlag untertützt, oder ob man sich doch des Online Contents bedient.

    Das Thema mit den Kosten für Online Content ist wirklich schwierig. In England hat man den Nutzern gar nicht erst die Möglichkeit des kostenlosen Zugriffs auf Inhalte gegeben und alle sind bereit zu zahlen. Ich denke nicht, dass sich das in Deutschland durchsetzen wird…..

  • Ich habe den Spiegel seit gut einem Jahr nicht mehr im Abo. Wenn mich ein Thema besonders interessiert, dann kauf ich mir die Spiegelausgabe im Handel. iPad + Spiegel Online ersetzen die gedruckte Ausgabe nicht, sind aber auch keine schlecht Kombination 🙂

  • dass Problem der online-versionen ist doch nicht bezahlen oder nicht bezahlen…… Das problem ist, das der tausender-kontakt-preis für werbung online im A. ist. Und das zeitungen und zeitschriften nie ein konzept gefunden haben, ihre anzeigen-friedhöfe online zu verkaufen