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Tatort ohne Auflösung: Mördersuche im Internet und interaktives Fernsehen, zweiter Versuch

Sonntagsabends war bisher auf zwei Dinge Verlass: Auf dem Ersten kommt (fast immer) ein „Tatort“ und am Schluss erfährt der Zuschauer, wer der Mörder ist. Muss so sein, damit der Durchschnittsdeutsche am Montag frisch und ausgeglichen in die neue Woche starten kann. Gestern Abend aber war alles anders: Der „Tatort“ endet, aber den Mörder müssen die Nutzer selbst ermitteln, und zwar im Internet.

Der SWR hat das Ende des Ludwigshafener Tatorts offen gelassen. Im Web findet sich ein Spiel im Stile eines Adventures, auf dem der geneigte Zuschauer Beweise sichten, Zeugen befragen und am Ende raten muss, wer der Täter ist. Auf Twitter oder Facebook kann man sich mit anderen Nutzern austauschen und gemeinsam ermitteln. Die Geschichte der gestrigen Folge, die man sich auf YouTube noch einmal anschauen kann: Kommissarin Linda Odenthal wird von fünf Jugendlichen entführt, die einen Mord begangen haben. Nur: Welcher von ihnen war’s?

Spielsteuerung leider sehr träge


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Das ist eigentlich eine schöne Idee des interaktiven Fernsehens. Technisch scheint es aber Probleme zu geben. Das Spiel hat zumindest zur Stunde sehr hohe Lade- und Reaktionszeiten. Im Chrome-Browser sind einige Funktionen des Spiels nicht zu benutzen, im Firefox braucht jede einzelne Tätigkeit wie Spurensuche, Abhören des Anrufbeantworters oder Öffnen von Schranktüren Sekunden. Immer wieder friert der Bildschirm ein. Der Server scheint hoffnungslos überlastet zu sein, das Spiel ist so kaum spielbar. Schade.

Nächster Versuch: die Rundshow

Aber immerhin: der Versuch ist aller Ehren wert, und mir gefällt die Botschaft: Das Internet ist angekommen in einer von Deutschlands wichtigsten Wohnzimmerkonstanten. So richtig kann sich dem niemand mehr entziehen. Andere werden den „Second Screen“ bejubeln: Zuschauer gucken nicht mehr bloß Fernsehen, sondern gehen nebenbei ins Netz, idealerweise, um sich über das laufende Programm auszutauschen. Oder sogar, um es mitzubestimmen.

Hier startet heute Abend (leider erst um 23 Uhr) gleich ein weiteres Experiment netzaktiver Journalisten um Richard Gutjahr und Daniel Fiene: die Rundshow, ein neues Konzept für das interaktive Fernsehen. Der Zuschauer soll mitbestimmen können, was zu sehen ist und welche Themen aufgegriffen werden. Das alles sind nicht die ersten Experimente für interaktives Fernsehen, aber mutige neue Versuche. Ist der Zuschauer jetzt in Zeiten von Smartphones und Tablets endlich bereit dafür?

(Jürgen Vielmeier, Bilder: SWR)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

11 Kommentare

  • Die Idee ist doch ganz nett.

    Was mir mal richtig gut gefallen hat, war ein Film (ist bestimmt 20 Jahre her) der im ARD und ZDF damals parallel lief und man könnte sich unterschiedliche Handlungsstränge ansehen. Schade dass sie dieses Konzept so nicht durchgesetzt hat. Gerade in Serien könnte man so seine Lieblingscharaktere besser verfolgen …

  • Schrott, Kindergarten, solche Art Vernetzung brauch ich nicht. Ich will im Fernsehkrimi einen richtigen Film und keine Verknüpfung mit dem Internet. Ich bin ja sehr für solche Vernetzung des Fernsehens mit dem Internet, aber das halte ich leider für eine überflüssige Version von „Komm, wir machen jetzt mal was mit Internet“. Ein bißchen Sinn und Verstand dabei wär jedenfalls auch nicht schlecht. BTW, die Wald-Story war zwar gestern ungewöhnlich verständlich, dafür aber inhaltlich um so kruder. Eine Kommissarin wird entführt? In solchem Fall gibts normalerweise eine riesige Kommandoaktion des Polizeiapparats und keine gemütlichen Waldspaziergänge und lauschigen Unterredungen weniger Leute.

  • Ich finde die Idee gar nicht schlecht, obwohl ich selbst erst dachte, dass da jemand unbedingt einmal „irgendwas mit Internet“ machen wollte. Ich scheitere mit dem Firefox leider bereits bei der Anmeldung. :/ Schade!

  • Ich finde das es zumindest eine richtiger Weg in die richtige Richtung ist. Allerdings müsste man es noch interaktiver machen, eventuell innerhalb von 5 minuten können die Zuschauer während sie schauen auf dem Sofa mit dem iPad abstimmen.

  • Was ist das eigentlich für ein Hype im Moment um den Tatort? Bisher hat sich doch auch keiner so richtig dafür interessiert, nun findet man irgendwie überall dauernd was zum Tatort…

  • Also ich habe die Online – Ermittlung gerade gemacht, ist ne ganz gut gemachte Sache, ja, teilweise langsam, aber trotzdem gut funktionierend mit Chrome.

    Allerdings ist da viel Lärm um nichts, das heisst durch die Ermittlungen findet man Dinge raus, die letztendlich für die Lösung irrelevant sind.

    Trotzdem ein gutes Modell. Allerdings finde ich auch, dass z.B. währenddessen ein interaktiver Part eingebaut werden könnte und nicht erst zur Lösung danach und die Zuschauer, die nicht ins Netz wollen hängen ohne Lösung da…

  • Es war wirklich schade, dass man das Spiel nicht richtig spielen konnte, aber ich bin wirklich auch mal gespannt, in welche Richtung sich das ganze Entwickelt.

    Ich denke alles in allem ist es eine wirklich schönes Idee gewesen und bei der nächsten technischen Umsetzung wird es sicherlich / hoffentlich weniger Probleme geben und die Server sind dann dauerhaft und für alle erreichbar….

  • Ich finde es einfach schade, dass sich die öffentlich rechtlichen Sender nun auch auf so ein Kindergarten einlassen. Ich weiß wirklich nicht, was sich die Regisseure dabei gedacht haben, aber wenn ich vor der Glotze sitze will ich auch ein Ende sehen und ich will nicht zwanghaft ins Internet gehen müssen, um das Ende zu erraten. Ich hoffe einfach das es das einzige Mal bleibt.