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Abgespeist: Foodwatch stellt dreisteste Werbelügen 2012 zur Wahl


Wenn Foodwatch seine jährliche Aktion „Abgespeist“ neu auflegt, wandert jedes Mal ein breites Grinsen über meine Lippen. Das liegt zum einen an der Natur der Aktion: Die „Essensretter“ haben nach den dreistesten Werbelügen bei Lebensmittelprodukten gesucht und stellen diese zur Wahl. Gaukler werden entlarvt – wen freut das nicht? Zum anderen liegt das aber auch an den teils sarkastischen Beschreibungen der Produkte und die süffisanten Kommentare durch das Foodwatch-Team.

Zum Beispiel beim nominierten Mirabellen-Tee von Teekanne: „Ohne Aromen würde der Tee auch nicht nach Mirabelle schmecken: Denn die haben es nur als Abbildung auf die Packung, nicht aber in den Teebeutel geschafft.“ Noch amüsanter ist das Video zur Aktion.

Hier werden die Kandidaten einzeln vorgestellt:


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Noch bis zum 18. Juni könnt ihr auf abgespeist.de abstimmen und damit die dreistete Werbelüge wählen. Der Gewinner bekommt den „Goldenen Windbeutel“, den Foodwatch seit 2009 jährlich vergibt. Weil’s so schön ist, übernehmen wir hier wieder den O-Ton von Foodwatch. Die Nominierten für den diesjährigen „Windbeutel“:

  • Becel pro-activ von Unilever, das Medikament zum Aufs-Brot-Schmieren“
  • Teekanne Landlust Mirabelle & Birne, das Land-Imitat vom Fließband“
  • Viva Vital Hackfleisch-Zubereitung mit pflanzlichem Eiweiß von Netto Marken-Discount, das gestreckte Hack“
  • Clausthaler Classic von Radeberger, das ‚alkoholfreie‘ Bier mit Alkohol“
  • Hipp Instant-Tees Früchte, Waldfrüchte und Apfel Melisse, die Zuckertees für Kleinkinder“

Wer ist euer Favorit? Vorjahressieger Ferrero lehnte den Preis für die Milchschnitte höflich aber bestimmt ab. Bisherige Träger des goldenen Windbeutels sind außerdem Zott für den „Monte Drink“ und Danone für „Actimel“. Die Aktionen von Foodwatch sorgen meist für viel Aufmerksamkeit, aber oft leider erst langfristig für Erfolg.

Danone etwa wirbt seit 2010 in Frankreich nicht mehr mit Gesundheitsslogans für die Produkte Actimel und Activia, in Deutschland allerdings dauerte das zwei Jahre länger. Die EU will falsche Gesundheitsversprechen in Lebensmitteln ab 2013 nicht mehr tolerieren. In den USA beschäftigen sich eher die Gerichte damit; im Falle von Ferrero auch durchaus mit Erfolg für die Verbraucherschützer: Nutella darf in den Staaten nicht mehr als „gesund und nahrhaft“ beworben werden. Ferrero zahlt den Klägern 3 Millionen US-Dollar in einer außergerichtlichen Einigung.

(Jürgen Vielmeier, Bild: Foodwatch)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

56 Kommentare

  • Ich bin absolut für Kontrollen in der Lebensmittelindustrie, aber manches mal muss ich mir doch an den kopf greifen.

    Mal ganz ehrlich: Wenn ich mir so eine leckere Milchschnitte kaufe, kann ich doch nicht ernsthaft glauben, dass da weder Zucker noch Fett drin ist, oder? Wer glaubt denn tatsächlich, dass das „gesund“ ist?

    Wenn die Menschen einfach mal mehr Verantwortung für sich selbst und ihr Leben übernehmen würden, gäbe es keine Probleme. Wer nciht dick werden will, kauft sowas nämlich nicht oder treibt genug Sport.

    Es ist aber natürlich viel einfach fett und faul auf der Couch zu sitzen und die Schuld an der eigenen Verfettung auf die Werbelügen der Konzerne zu schieben.
    Und da wundert sich noch jemand, warum unser Gesundheitssystem nicht funktioniert?

  • Ich als Brauer finde die Clausthaler Nominierung völlig überflüssig. Es ist in der Deutschen Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung ganz klar geregelt ab wann ein Bier Alkoholfrei sich bezeichnen darf. Und das hält Clausthaler auch ein. In anderen Ländern gibt es natürlich andere Kennzeichnungspflichten.
    Auf dem Rückenetikett steht im übrigen meist auch die andere Bezeichnung für unsere Nachbarn in Österreich.

  • @Benni: Ich stimme Dir vollkommen zu. Alle meckern immer aber essen gleichzeitig die 5 Minuten Terrine.

    Auch wenn wir selbst für uns verantwortlich sind, so kann es nicht sein das Unternehmen die wildesten Geschichten über ihre Produkte erzählen die dann nicht mal annähernd stimmen.

    Mein Favorit hier ist ganz klar „Teekanne Landlust Mirabelle & Birne“ Wenn Mirabelle draufsteht, muss auch echte Mirabelle drin sein. Alles andere ist Betrug!!! Auch wenn ich es nie kaufen würde.

  • Naja, bei Tee ists üblich, dass geschummelt wird. Siehe der beliebte Earl Grey: den gibt es einmal mit Bergamotteöl und einmal mit Bergamottearoma. Verkauft wird beides unter gleichem Namen, man muß schon auf die Verpackung schauen.

  • Es ist wirklich erstaunlich, was die Hersteller alles tun, um ihre Ware an den Mann bzw. die Frau zu bringen 🙁 – Gerade die Sache mit dem Tee finde ich schlimm. Merkt man auch kräftig am faden Geschmack teilweise…

  • @Marleen

    Gerade DIESE Teesorten schmecken bestimmt nicht fade, wenn sie mit Aromen vollgepumpt wurden.

  • Foodwatch ist die perfekte Lobby für den unselbständigen Kunden, dieser begreift sich grundsätzlich als unschuldiges Opfer (Motto: “belogen und betrogen”). Insgesamt wirkt diese ganze Verbraucherschutz-Ideologie zunehmend fragwürdiger, sie verkommt immer mehr zum reinen Selbstzweck.

    Der mündige Bürger braucht einen solchen Kinderkram nicht, der Rest wird sich weiterhin überteuerte Handyverträge andrehen lassen und bei McDonalds essen gehen, mit oder ohne “Nährwert-Ampel” von foodwatch…

  • Auch wenn Clausthaler nach allen Regeln und Normen sein Bier im Bereich des Legalen benannt hat: es ist zu recht nominiert. Steht auf der Etikette „alkoholfrei“, dann muss ich nicht zuerst x Seiten Normen wälzen um herauszufinden, was nach Gesetz unter „alkoholfrei“ zu verstehen ist.

    Für jeden normalen Menschen bedeutet alkoholfrei = alkoholfrei.
    Und wenn eine Norm das Gegenteil behauptet, dann sollte diese Norm schleunigst geändert werden.

    Ich hoffe, der Brauer Jonas nimmt das umgehend an die Hand

  • @#9: Ich achte beim Einkauf sehr auf die Inhaltsstoffe UND akzeptiere dennoch keine Lügen auf der Packung. Darum ist auch für mich Foodwatch eine gute Lobby.

    Solche pauschalen Aussagen vom mündigen Bürger will die Industrie doch nur. Wenn wir alles darauf abwälzen das wir immer selbst entscheiden müssen…dann darf jeder Cloud-Dienst seine AGB auf japanisch schreiben und sich das Recht nehmen deine Daten beliebig weiterzuverkaufen. Hätte man eben erst übersetzen und nachlesen müssen, selber schuld. Dann können auch Bio-Anbieter Chemie ohne Ende ins Essen pumpen, solange sie es irgendwo ganz klein angeben. Hätte man eben nachlesen müssen, selber schuld. Nein, unser Leben ist schon komplex genug und wird immer komplexer, da müssen wir einfach die Möglichkeit haben einer Aussage über die Produkteigenschaften einfach vertrauen zu können, ansonsten werden wir nur sichere Lebensmittel nur noch aus Eigenanbau erhalten…

    Außerdem…es gibt auch Menschen die einfach dumm sind. Eine Milchschnitte schmeckt eben nach Getreide und Milch, nicht nach Glukosesirup, oder der Chemikalie. Wenn da ein Unternehmen schreibt das hauptsächlich gesunde Milch und Getreide drin ist, ist das nicht zu unglaubwürdig. 😉 Und denk erstmal an die Kinder…wenn ein netter Papagei dem 7-j. Kind erzählt die Milchschnitte sei voll gesund, wie soll der erkennen das Glukosesirup NICHT gesund ist? Müssen wir unsere Kids über jede E-Nummer auf dem Markt aufklären? Nein, ich finde es nicht akzeptabel wenn unsere Gesellschaft unerfahrene oder auch unfähige Kunden nach dem Motto „selbst schuld“ ins Messer laufen lässt. Natürlich darf die Milchschnitte fett und zuckerhaltig sein, dann sollte sie aber auch nicht als besonders gesund beworben werden dürfen. Und genau dafür setzt sich Foodwatch ein – finde ich spitze.

  • @georg:
    „…Natürlich darf die Milchschnitte fett und zuckerhaltig sein, dann sollte sie aber auch nicht als besonders gesund beworben werden dürfen…“

    Wir brauchen aber kein ideologisches Propaganda-Ministerium, das bestimmt, welche Produkte momentan als “gesund” gelten und damit beworben werden dürfen – und welche nicht. Immer wenn Menschen/Institutionen versuchen, das Leben oder die Freiheit von anderen Menschen – “zu ihrem Schutz” bzw. “zu ihrem Besten” – einzuschränken, wird es (wurde es) oft problematisch. Solche Eingriffe müssen in einer freiheitlichen Gesellschaft wohlüberlegt und gut begründet sein.

    Man kommt um den “mündigen Bürger” nicht herum, will man die Freiheit nicht zerstören…

  • Die Nominierung von Clausthaler alkoholfrei ist ein Witz. Klar könnte man auch „alkoholarm“ draufschreiben, aber dann muss das das Gesetz halt anders regeln. Wenn es im Gesetz heißt, unterhalb von 0,5% Alkohol ist alkoholfrei, dann darf das der Hersteller auch so raufschreiben.

    Bei normalen Menschen sind 0,5% Alkohol auch kein Problem, da der Körper den Alkohl im Getränk schneller abbaut, als er aufgenommen werden kann. Probleme sind möglicherweise trockene Alkoholiker. Das ist aber wieder ein anderes Thema.

    Eine 0,0%-Grenze ist erstens möglicherweise technisch sehr aufwändig und zweitens recht sinnlos. Es sei darauf hingewiesen, dass es genug Lebensmittel gibt, die einen gewissen Anteil an Alkohol enthalten und wo auf der Verpackung überhaupt nichts davon steht. Beispielsweise Fruchtsäfte oder Brot: http://www.geaclub.at/index.php?option=com_content&view=article&id=49&Itemid=77

  • @Jonas @Valentin Leider muss ich widersprechen: Es gibt KEINE gesetzliche Regelung, bis zu wieviel % Alkohol ein Bier als alkoholfrei verkauft werden darf – es gibt hierfür schlicht überhaupt kein Gesetz. Der (deutsche) Gesetzgeber duldet lediglich, dass die Brauer alles unter 0,5% als alkoholfrei bezeichnen. Aber wo ist denn eigentlich das Problem, wenn die Brauereien von sich aus ganz einfach „alkoholarm“ auf ein solches Produkt schreiben, wie es in England üblich ist? Das wäre für alle verständlich und vor allem auch von Bieren zu unterscheiden, die tatsächlich 0,0% Alkohol enthalten.

    Grundsätzlich: Wir setzen uns mit der Kampagne http://www.abgespeist.de gerade gegen die Fälle von Verbrauchertäuschung ein, bei denen nicht gegen ein konkretes Gesetz verstoßen wird. Denn wir sind der Meinung, dass die Gesetze weder perfekt sind noch einen Hersteller dazu berechtigen, irreführende Etikettierungen vorzunehmen. Nicht alles, was legal ist, muss auch legitim sein!

  • @Martin Rücker,
    Ich bin auch der Meinung von Valentin. Man kann einer Brauerei nur schwer einen Vorwurf machen, wenn sie das tut, was der Gesetzgeber duldet. Die Bezeichnung „alkoholarm“ macht für mich überhaupt keinen Sinn. Ich würde da bei Bier vielleicht etwas mit 3 oder 4% Alkohol erwarten.

  • Ich wundere mich immer wieder über die Attitüde in Deutschland, dass man nichts bemängeln darf, was legal ist. Dadurch ist es ja noch längst nicht legitim und man darf das Verhalten einer Brauerei trotzdem kritisieren. Ein Fahranfänger, der fröhlich zwei oder drei alkoholfreie Bier trinkt, wird sich ärgern, wenn er danach in die Polizeikontrolle kommt…

  • Ich denke den meisten Menschen sollte bekannt sein, dass Bier, auch alkoholfrei deklariertes, produktionsbedingt immer etwas Alkohol enthält. Eine wirkliche Täuschung liegt hier IMO nicht vor. Zumal trockene Alkoholiker bei solchen Produkten onehin einen Blick auf die Packung werfen werden. Und bei dem Netto Hack: Wie größer soll man den noch draufschreiben das dort nicht nur Hack drin ist? „gemischt mit pflanzlichen Eiweiß“ deutlicher geht es doch wohl kaum. Das einzigen die IMO wirklich eine genauere Betrachtung verdienen ist sind Hipp und Becel. Hipp weil das Image der Firma etwas andereres suggeriert und KIndernahrung ohnhin stärker in den Blick genommen werden sollte und zu Becel und der Gefahr eines ungetetesten medizinischen Produktes ist wohl kaum etwas hinzuzufügen.

  • Ist sowas denn nicht sogar illegal? Meines Wissens nach darf man doch nur das bewerben, was auch drinne ist. Wäre ja so, als würde ich sagen Zigaretten wären gesund, oder liege ich da falsch? Aber interessanter Beitrag, muss ich sagen, auch wenn es mir den Magen umdreht. Biologische Lebensmittel sind dann eben doch den Preis wert.

  • Als Mama sind mir die Zuckergranulate ein absoluter Dorn im Auge. Aber nicht nur die: Stracciatella-Schoko-Brei für Babys mit 4 Monaten? Kinderkekse, die mehr Zucker haben als „normale“ Kekse für 6monatige Babys? Und der gemeine Bürger meint, es würde ja nicht verkauft, wenn es schädlich oder schlimm wäre.

    Ich bin allerdings auch der Meinung, dass der mündige Bürger sehr wohl in der Lage sein sollte, sich die Inhaltsstoffe durchzulesen, bevor er etwas für sich oder gar für sein Baby kauft.

  • Benni, oder auch uniquolol,

    wie mündig der Kunde wirklich ist, sieht man an Sendungen wie Markencheck auf WDR. Ich konnte am Montag nur noch ungläubig den Kopf schütteln (Gruppenexperiment mit Joggern).

    Weil ich diese verlogene Werbeindustrie wirklich hasse, verweigere ich mich ihr seit Jahren. Gesurft wird nur noch mit Adblock und NoScript, im TV werden auch „nur ein Spot“-Unterbrechungen weggeschaltet und gerade ist das Radio aus, weil ich es bei Werbung einfach leise drehe.

    Der beste Weg, Werbelügen aus dem Weg zu gehen.

  • Hmm also ch finde die Werbung für alkoholfreies Bier sollte den Preis bekommen. Denn es ist nunmal nicht alkoholfrei und da Alkohol ein „Rauschgift“ ist, finde ich dies nicht gerade passend..

  • Die Haltung dieser Tests ist, daß der Mensch an sich unmündig ist, weder in der Lage zu verstehen, noch zu lesen. Darumbedarf es einer Organisation, die sich rührend um diese Menschen kümmert, um ihnen zu sagen, daß in Süßigkeiten Zucker ist und in Wurst Fett. Diese komplette Verarschung der Menschen ist unerträglich und gehört schleunigst entsorgt.

  • Das Clausthaler ist doch sicher nicht das einzige Bier wo alkoholfrei drauf steht und trotzdem was drin ist.
    Die Auswahl der Werbelügen ist zwar gut und passend aber das gibt es sicher noch tausende andere dreiste Beispiele.

  • @Guenter: Das sehen wir wirklich anders. Zur Irreführung gehören zwei: Der Gesetzgeber, der so etwas zulässt. Aber natürlich ist es die Verantwortung eines Unternehmens, ehrlich über seine Produkte zu informieren. Ein anderes Beispiel: Nur weil es kein Gesetz gibt, das einen Begriff wie „sportlich leichte Zwischenmahlzeit“ definiert – ist es dann legitim, ein Produkt mit einem Zucker- und Fettanteil wie in einer Schoko-Sahnetorte so zu bewerben? Die Hersteller wissen doch, was in ihren Produkten drin steckt. Die Verantwortung dafür, auf ein (schwach) alkoholhaltiges Getränk „alkoholfrei“ draufzuschreiben, trägt doch selbstverständlich die Brauerei. Um Missverständnisse vorzubeugen: Es gibt ja kein Gesetz, das die Braueren dazu zwingt, so zu kennzeichnen. Es gibt auch kein Gesetz, das den Begriff „alkoholfrei“ definiert. Es gibt aber eben auch kein gesetz, das es verbietet, alkoholgehaltige Getränke als alkoholfrei zu etikettieren.

  • Foodwatch: Eine weitere NGO, deren einziger Zweck es ist, den hauptamtlichen Mitarbeitern den Lebensunterhalt zu erwirtschaften.Warum auch nicht? Vermutlich ist die Industrie dumm genug, sich von solchen Kindergärtnern erpressen zu lassen. (Was auch nicht verwundert, so lange Heißluftgebläse wie Thilo Bodmietfrei e im Maischbergerstudio wohnen.)

  • Ich lese hier oft die Bezeichnung „mündiger Bürger“. Klar sollte ein gebildeter, aufgeklärter Mensch wissen, was er kauft. Er hat die Möglichkeit, nachzurecherchieren und kann auch 200 mögliche Inhaltsstoffe im Web googeln, wenn er nicht gerade, wie der eine oder andere mündige Bürger, Lebensmittelchemie studiert hat. Er hat ja auch nichts Besseres zu tun… Dabei wird vergessen, dass hier auf den Bürger abgewälzt wird, was eigentlich Aufgabe des Gesetzgebers sein sollte. Noch dazu werden dabei die Schwachen der Gesellschaft vergessen. Leute mit geringerem Intellekt, Menschen, die nicht mit dem Wissen aufgewachsen sind, wie man so etwas recherchiert, und dann natürlich auch Kinder und Jugendliche. Von daher bin ich Foodwatch dankbar für die Arbeit und den Wettbewerb. Und wenn man das dann auch noch so unterhaltsam umsetzt, dann: Chapeau!

  • Die Lebensmittelhersteller wollen nur eins: ihr Produkt verkaufen. Dafür werden leider alle möglichen Marketing Mittel genutzt. Ich finde es auch nicht gut, wenn eine ungesunde Milchschnitte als gesunde Sportmahlzeit dargestellt wird, und gerade Leute die sich eben nicht gut auskennen werden in die Irre geführt.

    Gleichzeitig mangelt es aber auch bei den Verbrauchern an Eigenmündigkeit und dem Bewusstsein, sich auch einmal Gedanken über Inhaltsstoffe von Lebensmitteln zu machen. Da sollte jeder selber drauf achten, was er kauft. Es steht schließlich immer dran.

    Ich denke aber, dass solche Aktionen wie der goldene Windbeutel durchaus helfen, dass Bewusstsein der Verbraucher zu stärken.

  • Warum werden nur einzelne Unternehmen an den Pranger gestellt während andere die ein ähnliche Produkt haben nicht genannt werden?

    Beispiel Clausthaler.

    Klar ist im Alkoholfreien Bier auch Alkohol drin. Nur muss man hier schon eine gewaltige Menge „saufen“ um überhaupt eine Wirkung zu erzielen.

    Und warun wird z.B Erdinger, Warsteiner & Co nicht genannt. Auch die haben solche Bier.

    Oder schmieren diese Unternehmen bei Foodwatch einfach besser?

    Somit zeigt sich diese ganze Wahl auch wenn die Grundidee gear nicht einmal so schlecht ist, als reine PR Gag für Foodwatch.

    Fehlt nur noch folgende Hinweis.

    Wenn Ihr unsere Arbeit auch weiterhin unterstützen möchtet, dann könntet Ihr mit eine Spende auf Konto XXXXXX unsere wertvolle Arbeit begleiten.

    Und wer als Verbraucher nicht einmal die Zutaten Liste lesen kann, der sollte man dringend überlegen ob er/sie nicht besser entmündigt werden sollte.

  • @Martin:

    Es ist ja bekannt, dass Alkoholiker auf Grund der haptischen und sensorischen Ähnlichkeit zum „echten“ Bier sowieso kein alkoholfreies trinken sollten. Ich würde gerne verstehen, warum von den vielen Marken, die sog. alkoholfreies Bier mit geringem Alkoholgehalt anbieten, gerade eine angeschwärzt und diskreditiert wird? Gleiches trifft auf den Früchtetee zu.
    Dieses Vorgehen passt ganz und gar nicht zu dem Ziel, Transparenz für Verbraucher zu schaffen. Eure Wahrnehmung und die Art, für eure Sache zu arbeiten ist derart selektiv und unausgewogen, dass ich mich für diese Kampagne nicht erwärmen kann.
    Fordert ihr eigentlich eine Kennzeichnungspflicht für Fruchtsäfte etc. was den Alkoholgehalt angeht?

    Viele Grüsse
    Johannes

  • @Johannes: Der erste Schritt ist doch erstmal: Wo alkohol“frei“ drauf steht, darf auch kein Alkohol drin. Was ist denn so schwer daran, wie in England „alkoholarm“ draufzuschreiben, wo ist das Problem? Das hat uns noch keine Brauerei erklärt.

    Unser Ziel ist es nicht, Transparenz für die Verbraucher durch unsere Veröffentlichung zu schaffen. Da überschätzen wir uns nicht: Wir könnten niemals alle Verbraucher erreichen – und wir sehen es auch nicht als unsere Aufgabe an, die Auflösung zu tatsachenwidrigen Etikettierungen zu liefern. Dafür sind es leider einfach zu viele Fälle.

    Unser Ziel ist es vielmehr, Transparenz für die Verbraucher durch ehrliche Etiketten zu schaffen. Wir wollen, dass Verbraucher anhand der Etiketten verstehen können, was für ein Produkt sie bekommen. Deshalb wollen wir mithilfe öffentlicher Debatte den Druck auf die Hersteller erzeugen, von sich aus eine verständliche und ehrliche Kennzeichnung vorzunehmen. Dafür spielt, wenn ein Problem nahezu eine ganze Branche betrifft (wie bei alkohol“freiem“ Bier) der Marktführer eine zentrale Rolle – wenn er voran geht, ist das ein Signal in die Branche insgesamt. Das spricht für Clausthaler. Wenn wir einfach sagen „Fast alle Brauerein machen das so“ fühlt sich am Ende niemand angesprochen. Unser Ziel ist aber, wie gesagt, die Veränderung.

    Zweitens spricht die Dreistigkeit für Clausthaler. Die Radeberger-Marke macht in Deutschland Werbung mit dem Gewinn des World Beer Awards. Wenn man sich auf den Seiten des Awards umgeschaut hat, war dort aber ein ganz anderes Etikett von Clausthaler als das in Deutschland eingesetzte zu sehen – nämlich das englischsprachige, auf dem dasselbe Clausthaler-Produkt nicht als alkoholfrei, sondern als „low alcohol“ Bier angepriesen wird. Das zeigt, wie einfach es für die Brauerei wäre, das Produkt ehrlich zu machen. (Übrigens sparen wir die anderen Brauereien nicht aus – siehe http://www.abgespeist.de/clausthaler/hintergrund/hintergrund/index_ger.html).

    Jenseits der gesetzlichen Frage – um es deutlich zu sagen: wir sind absolut FÜR ein Gesetz, das regelt, dass alkoholfrei wirklich alkoholfrei ist, aber eben, weil es scheinbar anders nicht funktioniert – jenseits dieser Frage also ist unser Punkt die Frage, wer welche Verantwortung hat. „Alkoholfrei“ ist einfach etwas anderes als ein geringer Anteil – auch ohne gesetzlichen Zwang sehen wir die Verantwortung einer Brauerei darin, nichts Falsches auf sein Etikett zu schreiben. Dass der Gesetzgeber das duldet, macht es nicht besser, es zeigt allenfalls auf, dass auch der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.

    Am Rande vielleicht etwas ganz Interessantes: Eine Umfrage ausgerechnet von einer Brauerei (Warsteiner) hat 2007 ergeben: Mehr als 80 Prozent der Befragten fühlen sich von alkoholreduziertem Bier, das als „alkoholfrei“ bezeichnet wird, in die Irre geführt. Dass man nicht ganz um Alkohol herumkommt wissen wir. (Die Umfrage wurde zu einem Zeitpunkt gemacht, als sich Warsteiner mit einem tatsächlich alkoholfreien Bier von der Konkurrenz absetzen wollte, inzwischen gibt es das Produkt nicht mehr).

    Zuletzt: Mit den trockenen Alkoholikern haben wir nie argumentiert, aus dem von Dir genannten Grunde. Anders sieht es aber schon bei Schwangeren aus, denen immer wieder alkoholfreies Bier empfohlen wird. Wie passt es denn zusammen, dass der Brauerbund die Initiative „0,0 Promille in der Schwangerschaft“ unterstützt, dabei schreibt, dass es kein gesundes Maß an Alkohol gebe (siehe http://www.praevention-aus-liebe-zum-kind.de/initiative.html ) – und andererseits den Kunden den Alkoholgehalt von alkoholarmen Bieren nicht nur verschweigt, sondern auch noch vorgaukelt, dass diese alkoholfrei seien?

  • Ich denke, in diesen Fällen sind wirklich die Verbraucher selbst sowie der Gesetzgeber gefragt. Die Hersteller sind definitiv die falsche Adresse. Entschließt sich ein Hersteller im Alleingang zu entwaffnender Ehrlichkeit („in unserem Tee ist so viel Zucker, dass wir für die Entstehung von Karies noch vor dem 3. Lebensjahr zu 89 % garantieren können“), dann kann er seinen Laden dicht machen, da die Konkurrenz ja weiterhin mit ihren Werbeaussagen bis an die Grenzen des gesetzlich Erlaubten geht und sich über die Dummheit des durchgeknallten Mitbewerbers freut. Entschließt er sich hingegen, die Zusammensetzung des Produkts zu ändern, wird er höchstwahrscheinlich keine Käufer mehr finden, da es eben „gesund“ und nicht mehr „gut“ schmeckt. Der Spielraum, der Unternehmen bleibt, ist wahrscheinlich viel kleiner, als man es sich vorstellen kann. Erst, wenn die Menschen den Kauf gesundheitsschädlicher Lebensmittel in großer Zahl verweigern, wird sich wirklich etwas ändern.

  • @Almut: Es verlangt ja keiner von den Unternehmen, dass sie eine soetwas wie ,,Absolut gesundheitsschädlich“ draufschreiben. Das ist übertrieben. Aber: Im Gegenzug darf eben auch nicht mit Unwahrheiten geworben werden. Ich kann ein Produkt nicht als ,,Sportlermahlzeit“ bezeichnen (Milchschnitte), wenn man als Sportler dieses Nahrungsmittel nur in sehr kleinen Mengen zu sich nehmen sollte.

    Seien wir ehrlich: Jeder lässt sich von Werbung beeinflussen. Und die Masse des Volkes lässt sich stark beeinflussen und glaubt den (unwahren) Werbeversprechen der Industrie.

    Ich stimme denjenigen Vorrednern zu, dass sich der Einzelne nicht über jedes Produkt ohne Hilfe ausreichend informieren kann. Ich mag es nicht, wenn Leute schreiben: ,,Jeder ist da für sich selbst verantwortlich.“ Mit der gleichen Argumentation werden Jugendliche bei DSDS ins offene (Medien-)messer laufen gelassen, wenn sie sich durch ihre nicht vorhandenen Gesangskünste blamieren.
    Daher sind Organisationen wie foodwatch und auch dieser Windbeutel-Preis eine gute Möglichkeit, Hilfestellung zu leisten.

  • Die Werbelüge hat ja für jede Altersklasse etwas dabei. Von Klein bis Groß. Verdient hat den Windbeutel so glaube ich, am ehesten das Produkt das unsere jüngsten Mitbürger belügt.

  • Warum sucht sich aber Foodwatch gerade ein bestimmte Hersteller heraus?

    Einzige sinnvolle Erklärung dafür. Es muss ein für Foodwatch positiven Grund geben die anderen Hersteller die gleiche Produkte haben wie die beanstandeten zu schonen. Hier sind entweder wirtschaftliche Interesse für Foodwatch oder gar vielleicht sogar „Schweigegelder“ geflossen?

    Solang Foodwatch hier keine klare Erklärung hierfür bieten kann, sollten alle Verbraucher und vor allen die Medien Foodwatch total boykottieren.

    Warum?

    Wer was zu verbergen hat schweigt zu den Gründe. Wer nichts zu verbergen hat, der kann dann dies sicherlich erklären.

    Also Foodwatch – Ich warte auf eure Erklärung – Hoffentlich nicht vergebens?

  • @Peter: Hallo Peter, auf diese Frage habe ich in den Kommentaren weiter oben ausführlich geantwortet. Wer die Verantwortlichen benennt, wird bei diesen keine Änderung erreichen. Die ausführliche Antwort bitte oben nachlesen.

  • @vielmeier:
    “…Noch dazu werden dabei die Schwachen der Gesellschaft vergessen. Leute mit geringerem Intellekt, Menschen, die nicht mit dem Wissen aufgewachsen sind, wie man so etwas recherchiert…”

    “Foodwatch kämpft für die Unterbelichteten” – scheint ja hier bei den Kommentatoren zu einem Standardargument zu werden. Ich weiß nicht, ob der Vertreter der Organisation da einverstanden ist. Ich hingegen glaube an den “mündigen Durchschnittsbürger”, die Leute sind nicht annähernd so dumm, wie viele selbsternannte “Weltenretter” in ihrer intellektuellen “Filter Bubble” denken.

    Der Versuch, Bildung und Selbstverantwortung durch allumfassende gesetzliche Regelungen ersetzen zu wollen, muss scheitern…

  • @uniquolol: Also vor ein paar Jahren waren die angeblich Schwachen, Dummen oder was auch immer jedenfalls noch in der Mehrheit – wie ausgerechnet die Umfrage einer Brauerei zeigt: http://www.presseportal.de/pm/34749/960153/aktuelle-umfrage-von-tns-infratest-und-warsteiner-premium-alkoholfrei-zeigt-verbraucher-wollen Aber selbst wenn es nur 1% der Verbraucher nicht wüsste, warum sollten wir es denn akzeptieren, dass sich die Brauer mal eben ausdenken, alkohol“frei“ ist gar nicht frei von Alkohol? Nur weil viele das schon wissen, macht es das besser? Wenn alle gelernt haben, das in Apfelsaft kein Apfel drin ist, ist es dann richtig?

  • Das ganze ist mir schon länger ein Dorn im Auge; warum dürfen Unternehmen ihren Produkten Wirkungen zusprechen, die sie gar nicht haben und uns in Werbungen dreist anlügen.
    Meiner Meinung nach Betrug und hätte schon viel früher geregelt gehört.

  • schwieriges Thema! Generell finde ich es aber gut mehr Kontrolle über die lebensmittelindustrie zu fordern. Der hier in den Kommentaren oft genannte mündige Bürger ist leider nicht die Regel. Es ist teilweise erschreckend wie wenig Menschen über das Thema Ernährung Wissen und Wie egal es vielen mitunter auch ist, was sie ihrem Körper damit antun. Umso wichtiger finde ich, dass die Politik hier Verantwortung übernimmt.

  • Ich will als Bierblogger hier keine Lanze für Clausthaler brechen, denn weder das Bier, noch der Konzern dahinter sprechen mich sonderlich an.

    Nein, hier geht’s ums Prinzip.

    Ich bin der Meinung, dass Foodwatch mit der Nominierung von Clausthaler ganz klar an dem selbst gesteckten Ziel vorbeigeschossen hat.

    Diese Aktion wirkt auf mich konstruiert. Weil hier keine bewusste, fiese und arglistige Täuschung der Verbraucher vorliegt. Es ist kein klassisches Betrugslebensmittel vor dem die Verbraucherschützer warnen sollten.

    Ich bin der sogar der Meinung, wenn Foodwatch das nominierte Bier nicht zügig durch ein wirkliches – arglistiges – Lebensmittel tauscht, massiv an Glaubwürdigkeit verliert! Da gibt’s einiges am Markt, das einen Warnschuss verdient! 🙂

    Unabhängig von diesem fast schon drastischen inhaltlichen Fehlgriff, finde ich es willkürlich, Clausthaler an den Pranger zu stellen. Das Bier ist noch nicht mal der Marktführer unter den Alkoholfreien Bieren! Warum gerade Clausthaler …?

    Und außerdem ist die Faktenlage so, dass es die LMKV als Rechtsverordnung erlaubt, Bier mit quasi homöopathischem Alkoholanteil zu verkaufen und das auch als Alkoholfrei zu kennzeichnen (Toleranzgrenze 0,5 vol % bei Bier bis 5,5 % vol). Das verstößt nicht gegen geltendes Recht. Die Verordnung kann sicherlich reformiert werden. Aber da sollte man sich doch an den Gesetzgeber wenden und nicht an den Hersteller.

    Übrigens kann man so viel 0,45 vol % Alkoholfreies Bier trinken wie man will, ohne auch nur ansatzweise blau zu werden. Da sind Würstchen mit Sauerkraut und dazu Brot, viel wirkungsvoller. Wer dann die „volle Dröhung“ will, sollte dazu eventuell Traubensaft trinken und als Dessert zwei reife Bananen essen 😉

    Insofern weiß ich nicht, ob eine Reform sinnvoll ist. Zumindest bei Bier 🙂

  • @Lothar: Drin ist: Alkohol. Drauf steht: alkoholfrei. Nee, is klar, das macht Clausthaler nicht bewusst…

    Deine Widergabe der Gesetzeslage ist falsch. Es gibt keine gesetzliche Regelung für den Begriff alkoholfrei bei Bier. Du kannst am Ende ja eine andere Meinung über das Produkt haben, es iat aber schade, dass Du die „Faktenlage“, auf die wir Dich schon an mehreren anderen Stellen hingewiesen haben.

    Uns hat gerade ein Frau auf unsere facebook-Seite gepostet: „Wenn ein Bier die Bezeichnung : Alkohlfrei, trägt, dann soll es doch auch bitte so sein! Und zwar Vollkommen! Claustaler hin oder her, damit sind eh alle gemeint! Die Brauerei ist hier wohl nur ein Beispiel für viele!! LEIDER! Ich jedenfalls, bin maßlos enttäuscht von allen! Denn als schwangere Frau muss ich mich jetzt fragen ob ich mich die ganze Zeit schon sträflich verhalten habe, als ich ein angeblich „Alkfreies“ getrunken habe!“

    Und, noch einmal: Dieselben Brauer, die ihr schwach alkoholhaltiges Bier als alkoholfrei verkaufen, starten die „Aktion 0,0 Promille in der Schwangerschaft“ und verweisen dort darauf, dass es kein gesundes Maß an Alkohol gebe. Ich habe dafür nur zwei Worte übrig: Verlogen und scheinheilig. Aber ist klar, wir reden nicht über „bewusste“ Täuschung und sowas. Passiert einfach. Hoppla.

    Da sich die Fragen wiederholen, ebenso wie die (leider falschen) Verweise auf (eben nicht existente) gesetzliche Regelungen, haben wir alle FAQs auf einer Seite zusammengefasst, auf die ich abschließend gern für alle diejenigen verweisen möchte, die sich ausführlich informieren wollen, um sich eine Meinung bilden zu können: https://www.facebook.com/foodwatch?sk=app_161683100556760

  • Ich finde den Preis sehr sinnvoll. Natürlich ist der Verbraucher gefordert sich selbst zu informieren. Es gibt aber auch Menschen mit „schlechter“ Bildung und „wenig Wissen“. Deshalb ist sowas sehr wichtig Denkt auch an die Kampagne von Frau Obama in den U.S.A. Dort hat man festgestellt das kaum jemand die „Lebensmittelpyramide“ versteht!

    seht hier:
    http://news.orf.at/stories/2061780/2061774/

    Also nur zu schreiben „ist ja Jeder selbst verantwortlich“ finde ich arrogant!

  • @Herr Rücker:

    Ich frage mich gerade, ob Sie die Verbraucher völlig verwirren wollen?
    Ich habe eine Leseempfehlung für Sie: http://www.gesetze-im-internet.de/weinv_1995/__47.html

    Vermutlich kennen Sie dieses Gesetz gar nicht. Sonst würden Sie nicht so argumentieren. Ich empfehle Ihnen den Abs.1 dort den Satz 2 in Verbindung mit Satz 3.

    Wein mit 0,5% vol darf laut Gesetz (!) definitiv als alkoholfrei bezeichnet werden.

    Warum dann nicht Bier? Ihrer Meinung nach soll bei Bier mit 0,3 % vol. – das haben Alkoholfreie in Deutschland im Schnitt – als „alkoholarm“ draufstehen, während Wein bis 0,5% vol. verkauft wird und Traubensaft mit 0,6% vol, dann völlig ohne Kennzeichnung da steht?

    Da merkt man doch, dass bei der Nominierung nicht gründlich genug nachgedacht wurde. Das hat doch weder Hand noch Fuß!

  • Hallo Lothar, jetzt kommen wir schon weiter: Es gibt also doch kein gesetz für „alkoholfreies“ Bier, sondern nur eines für Wein, das die Brauer einfach für sich übertragen. Seien Sie ganz ohne Sorge: Wir kennen die Weinverordnung sogar so gut, dass wir bereits vor längerer Zeit Verbraucherministerin Aigner aufgefordert haben, diese Verordnung zu ändern. Wo alkoholfrei draufsteht, sollte ganz einfach kein Alkohol drin sein – der Meinung sind übrigens auch die Verbraucherzentralen.

    Der Kern des Ganzen ist doch: Für die Brauer wäre es ein Leichtes, ehrlich statt alkoholfrei „alkoholarm“ auf das Etikett zu schreiben. Wenn sowieso alle wissen, dass alkoholfrei nicht alkoholfrei bedeutet, dann dürfte das die Kunden ja nicht beeindrucken. Aber offenbar glauben die Brauereien selbst nicht daran. Das lässt nur den Schluss zu: Sie machen Umsatz durch Verbrauchertäuschung – und wollen sich da nicht reinreden lassen.

    Warum haben Sie eigentlich so ein Problem damit, wenn auf einem Produkt wie Clausthaler „alkoholarm“ drauf steht? Würden Sie sich von so viel Ehrlichkeit überrumpelt fühlen?

  • @Herr Rücker:

    In der Tat scheinen wir des Sache näher zu kommen: Der „Kern des Ganzen“ ist für mich mitnichten, was die Brauer oder sonst jemand ganz leicht machen könnte. Man kann sich auch einen Knopf an die Backe nähen (zugegebenermaßen nicht ganz so leicht)… Entscheidend ist vielmehr, ob das sinnvoll und inhaltlich begründbar ist.

    Und hier finde ich das Herauspicken des Bieres einfach scheinheilig und ohne erkennbaren Verbrauchernutzen. Welche schlimmen Konsequenzen erwarten denn den derart übel getäuschten Verbraucher? Inwieweit unterscheiden diese sich vom Konsum anderer alkoholhaltiger Lebensmittel, die nicht gekennzeichnet sind?

    Ohne sehr konkrete Antworten auf diese Fragen bleibt es für mich eindeutig Prinzipienreiterei. Dann kann man auch fragen, wo im Lebensmittelrecht denn der Begriff „alkoholarm“ definiert ist, der Ihrer Meinung nach auf dem Bier stehen soll. Bringt aber nix.

    Selbst wenn man aus voller Überzeugung der Meinung ist, dass ein Produkt mit max. 0,5% Alkohol nicht als „alkoholfrei“ etikettiert werden sollte, finde ich den – von Ihnen ja bereits gegangenen Weg – eine Änderung der entsprechenden Vorschrift anzumahnen wesentlich konsequenter, als einem entsprechenden Produkt fiese Täuschungsabsichten vorzuwerfen.

  • Also ich stimme Lothar in allen Punkten zum Thema Clausthaler zu.

    Clausthaler wirbt damit, alkoholfreies Bier zu verkaufen. Dem Verbraucher muss aber mittlerweile klar sein, dass alkoholfreies Bier Restalkohol enthält. Daher gibt es auch noch eine dritte Biersorte, das sind die 0,0-Biere.

    So viel Bildung darf man von der breiten Masse der Bevölkerung erwarten. Es hat sich über die Jahre halt so ergeben, dass alkoholfrei eben nicht ganz alkoholfrei ist. Jetzt nach vielen Jahren plötzlich die Biermarke so an den Pranger zu stellen ist absolut unangebracht! Mal abgesehen von der Frage, warum man ausgerechnet Clausthaler ausgewählt hat.

  • @lothar:
    “…Welche schlimmen Konsequenzen erwarten denn den derart übel getäuschten Verbraucher?…”

    Die wohl entscheidende Frage. Es wird für den schreibfreudigen foodwatch-Pressesprecher ein Leichtes sein, uns einen kurzen Überblick über die real entstandenen Schäden durch “alkoholfreies” Bier zu geben. Eine derartige Pranger-Aktion gegen das Unternehmen Radeberger wäre nur dann legitim, wenn foodwatch zumindest einen konkreten Schaden durch das Produkt Clausthaler klar belegen könnte.
    Ansonsten setzt man sich dem Verdacht aus, diesen ganzen Täuschungs-Skandal nur zu Marketing-Zwecken selbst inszeniert zu haben…

  • @Lothar @Alltagsoekonom @uniquolol

    Aus unserer Sicht ist die entscheidende Frage eine andere: Was ist denn bitte das Problem, einen sachlich den Tatsachen entsprechenden Begriff aufs Etikett zu schreiben wie „alkoholarm“ oder „alkoholreduziert“, wie das in einigen anderen Ländern bereits der Fall ist – und/oder den Alkoholgehalt anzugeben?

    Es ist doch so: Entweder wird durch den Begriff „alkoholfrei“ niemand getäuscht, weil sowieso alle wissen, dass trotzdem ein wenig Alkohol drin ist. Dann würde eine solche Etikettierung auch niemanden überraschen, für die Brauereien entstünde kein Problem.

    Oder es werden doch Verbraucher auf die falsche Fährte geleitet. Das spräche aus unserer Sicht erst recht für eine Änderung der kennzeichnung.

    Denn wenn Sie mit den entstanden „Schäden“ argumentieren, verkennen Sie, dass es neben dem Gesundheitsschutz noch ein zweites Verbraucherrecht gibt, auf dem das Lebensmittelrecht basiert: den Schutz vor Täuschung.

    Wenn Sie sich von der heute gängigen Etikettierung „alkoholfrei“ nicht getäuscht sehen, weil Sie Bescheid wissen oder Ihnen das egal ist – ist doch prima dür Sie. Aber bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass es eine ganze Reihe Menschen gibt, die das nicht wissen. Und die sich einfach – wie unverschämt! – das Recht heraus nehmen wollen, mit dem Begriff zu einem Alkoholfreien wirklich gänzlich auf Alkohol zu verzichten.

    Ihr Hinweis auf die zwei Kategorien, „Alltagsoekonom“, entbehrt für mich nicht einer gewissen Komik: Es gibt also alkoholfreies Bier, das gar nicht alkoholfrei ist, und dann eben noch die Kategorie der „alkoholfreieren“ Biere. Das ist jedenfall snicht die Vorstellung einer klaren Etikettierung, die foodwatch teilt.

    Wir können diese Diskussion noch endlos weiterführen. Sie sehen, dass ich mir in Anerkennung der Debatte die Zeit nehme, ausführlich zu erklären, was unsere Position ist. Wenn SIe das nicht überzeugt oder Sie sich schlicht von der bisherigen Bezeichnung ausreichend informiert fühlen, ist das für uns doch völlig in Ordnung – wir haben nicht den Anspruch, dass ausnahmslos jeder unsere Auffassung teilt. Aber bitte nehmen Sie sich doch mal kurz die Zeit, meine eingangs gestellte Frage zu beantworten, die ich schon mehrfach aufgeworfen haben, die aber leider noch keiner der Diskutanten versucht hat zu beantworten:

    Was wäre das Problem, was wäre für Sie verloren, wenn einfach „alkoholarm“, „alkoholreduziert“ oder etas Ähnliches auf den nicht ganz alkoholfreien Bieren drauf stünde?

  • Hallo Herr Rücker,

    ich freue mich sehr, dass sie so angeregt mit uns Verbrauchern diskutieren.

    Ich denke Sie haben recht, dass nicht alle Menschen darüber informiert sind, dass ,,alkoholfrei“ einen Rest Alkohol beinhaltet. Meines Wissens nach darf alkoholfreies Bier bis zu 0,5 % Alkohol enthalten.

    Eigentlich wollte ich jetzt das Argument bringen, dass auch Fruchtsäfte einen Rest Alkohol enthalten. Aber da werden sie sagen, dass diese ihre Produkt auch nicht als aloholfrei bezeichnen. Trotzdem wird auch bei Fruchtsäften meines Wissens nach nicht angegeben, dass diese noch Alkohol enthalten. Das ist auch nicht verbraucherfreundlich und sollte ebenso kritisiert werden.

    Also ich stimme Ihnen zu, dass Bier mit dem Etikett alkoholfrei keinen Alokohol enthalten dürfte. Aber wieso kommt Foodwatch jetzt nach vielen Jahren, in denen Biere, trotz Restalkoholgehalt, mit alkoholfrei tituliert werden, auf einmal an und stellt die Marke Clausthaler an den Pranger?

    Es wäre eher angebracht gewesen, direkt bei Auftauchen des ersten alkoholfreien Bieres, das entsprechende Unternehmen zu nominieren.

    Denn: Was glauben sie, wie es sich auf den Absatz auswirken würde, wenn Clausthaler sein Bier jetzt z.B. als ,,alkoholarm“ bezeichnen würde. Da würde doch im Vergleich zu ,,alkoholfrei“ die Verkaufszahlen ziemlich einbrechen. Ich gehe hier davon aus, dass Clausthaler nicht das erste ,,alkoholfreie“ Bier angeboten hat.

    Fazit: Das Unternehmen, das zuerst mit der Bezeichnung alkoholfrei geworben hat, obwohl noch Alkohol enthalten war, sollte nominiert werden.

  • @Alltagsoekonom: Es gibt eben keine gesetzliche Regelung, die 0,5%-Grenze wird von den Brauern definiert und vom Gesetzgeber geduldet. Warum Clausthaler? Das habe ich wir weiter oben bereits sehr ausführlich dargelegt. Ich bitte um Nachsicht, dass es foodwatch bei Markteinführung des ersten „Alkoholfreien“ noch nicht gab – sonst hätten wir das gern früher kritisiert. Aber es ist leider eben so, dass wir mit einem kleinen Team nicht alles Kritikwürdige sofort aufgreifen können, dazu müssten wir deutlich mehr sein. Übrigens finde ich nicht, dass etwas besser wird, nur weil es andere auch tun und man es schon lange macht, oder?

  • Das ist eine äußerst polemische Unterstellung! Aigner hat nie verschimmelte Lebensmittel als gesundheitsfördernd propagiert. Nachweisbar richtig ist aber, dass die meisten Lebensmittel auch nach dem Ablauf des Verfallsdatums genießbar sind. Es ist nur Aufmerksamkeit nötig, um zu entscheiden, was noch essbar ist. Verschimmeltes ist es mit Sicherheit nicht. Übrigens bin ich kein Regierungsfreund, wohl aber qualifiziert (bin Biologe und Chemiker).

  • Wer Ihnen sagt, ob Lebensmittel genießbar sind oder nicht? Zuerst mal Ihre Augen und Ihre Nase. Fühlen kann man insbesondere bei Obst und Gemüse auch einiges – schmecken erst recht. Und da reicht das Probieren…
    Zum einen sind nicht wenige Lebensmittel bspw. durch falsche Lagerung auch schon vor dem Verfallsdatum nicht mehr genießbar, zum anderen haben viele Lebensmittel gar kein Verfallsdatum aufgedruckt. Und auch wenn ich kein Freund von Aigner bin – da hat sie recht, der Verbraucher sollte kein unmündiges Wesen sein, dass das Verfallsdatum als Gesetz ansieht. Aber offensichtlich fällt so einigen das Denken und eigenes Entscheiden doch sehr sehr schwer…
    Und das ist auch einer der Gründe, weshalb irreführende Werbung verboten gehört.

  • Haha Geiles Video. Den Preis finde ich auch echt super dass es gibt. Allerdings bin ich den gewinnenden Firmen nicht böse, es ist eben viel Show in diesem Business und jeder versucht irgendwie sein Stück vom Kuchen abzubekommen.