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Soziale Verbrecherjagd: David Pogue lässt iPhone-Dieb mit Hilfe des Internets suchen


Virtuelles Mörderraten gab es ja schon kürzlich bei einem Tatort, virale Schnitzeljagden von Unternehmen sind inzwischen Teil ausgeklügelten Marketings und keine Seltenheit mehr. Aber was, wenn das Verbrechen echt ist? Dann kann sich der Dieb in Zeiten von Mobile und Social Web schnell inmitten einer Schnitzeljagd wiederfinden. So geschehen im vorliegenden Falle.

Dem New Yorker David Pogue wurde auf einer Zugfahrt das iPhone gestohlen. Wo und wann genau, kann er nicht mehr sagen. Der Dieb war geschickt gewesen – doch er ahnte offenbar nicht, mit wem er sich damit angelegt hatte: Pogue ist angesehener Technikkolumnist bei der „New York Times“, hat über 1,4 Millionen Follower auf Twitter – und rief das Web um Hilfe, um sein Smartphone wiederzufinden. Die Diebstahlsicherung half ihm dabei.

Noch während der Zugfahrt suchten Pogue und die Schaffnerin das Abteil ab – nichts. Pogue, der auch ein MacBook hat, aktivierte sofort die Funktion „Find My iPhone“, mit der das iPhone lokalisiert werden kann – ohne Erfolg. Der Dieb muss das Gerät kurze Zeit nach dem Auffinden ausgeschaltet haben. Pogue hat den Kampf hier eigentlich schon aufgegeben. Es gehe ihm nicht um seine Daten, wie er schreibt. Das Gerät sei passwortgeschützt. Es tue ihm nur weh um ein teures Telefon.


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Polizei war dem Täter bereits auf der Spur

Doch dann, gestern, nach drei Tagen, keimt Hoffnung auf: Das Gerät wird wieder eingeschaltet. Es ist unklar, ob der Dieb selbst oder jemand anders es tut. Pogue erhält allerdings eine Nachricht über „Find My iPhone“, und plötzlich wendet sich das Blatt. Er startet ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Dieb oder den Dieben und das Web hilft bei der Tätersuche. „Find my iPhone“ verrät den Ort, an dem das iPhone wieder eingeschaltet wurde: ein Vorort von Washington D.C. im Bundesstaat Maryland. Wer immer es besitzt, ahnt offenbar noch nicht, dass er plötzlich per GPS getrackt wird. Pogue veröffentlicht einen Ausschnitt der Karte auf Lockerz und Twitter, bittet um Hinweise.

Die kommen zahlreich: Das sei keine besonders gute Gegend, schreiben einige. Auf der Verbrecherstatistik „CrimeReport“ der „Washington Post“ kommt die Gegend nicht gut weg. Die Sache nimmt Fahrt auf, als das viel gelesene Techblog Gizmodo sich einschaltet. Die Redakteure und Pogue kontaktieren die örtliche Polizei. Gizmodo veröffentlicht eine Beschreibung des Hauses auf dem Immobilienportal Trulia.com, in dem sich der vermeintliche Dieb mit dem iPhone aufhält. Die Polizei bietet Pogue an, dort vorbei zu fahren. Er möge gleichzeitig über Find My iPhone das Smartphone klingeln lassen. Die App bietet eine Funktion, die zwei Minuten lang einen lauten Warnton abspielt, selbst wenn das Gerät auf leise gestellt ist. Die Beamten vor Ort hören aber nichts. Nach mehrmaligem Klingeln lässt sich die Funktion nicht mehr aufrufen. Der Besitzer muss das Gerät abgeschaltet haben oder der Akku könnte leer sein.

Keine Sorge um die Daten

Die Beamten durchforsten die Gegend weiter, das Nachbargrundstück, finden das Smartphone schließlich unbeschadet im Hinterhof des Hauses im Gras liegend. Der Besitzer muss bei den Alarmtönen kalte Füße bekommen und das Gerät im Garten versteckt haben. Polizeisprecherin Julie Parker twittert sogleich die erfolgreiche Rettung des Geräts. Ein Beamter vor Ort habe die Sache bereits über die Medien verfolgt und eine Fahndung vorbereitet, bevor Pogue und Gizmodo sich meldeten. Man kann also gut und gerne von einer viralen Aktion sprechen. Wer der Dieb ist, ob der Grundstücksbesitzer der gleiche ist, der das iPhone stahl und ob Beweise ausreichen, um jemanden dingfest zu machen, erfahren wir leider nicht. Aber immerhin für Pogue gibt es ein Happy End.

Was ich interessant finde: Die größte Sorge, die Pogue hatte, war der Wert seines iPhones, die nächstgrößte seine Daten, die er allerdings sicher glaubte. Meine größte Sorge wäre im Falle des Verlusts meines Smartphones eher meine Telefonrechnung. Dass sich der Dieb mit dem Gerät ins Ausland absetzt und dort für hunderte Euro telefoniert oder Daten versurft, bevor ich den Account sperren kann. Die gute Nachricht ist, zu lesen, dass Diebstahlsicherungen und Positionsfinder funktionieren. Smartphone-Dieben wird das Leben schwerer gemacht.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

26 Kommentare

  • Wäre sicher eine gute Romanvorlage ..aber sehr komisch, das er meint, der größte Wert hätte das Telefon und nicht seine Daten….

  • wenn er ein ordentliches Backup hat ist der „Verlust“ der Daten ja nicht schlimm, dass sie auf dem iPhone wirklich sicher sind würde ich aber nicht glauben;)

  • Zum letzten Absatz:
    (Unter anderem) Darum kommt bei mir nur Prepaid in Frage. 😉

    Sind Polizisten in den USA eifriger, oder liegt ihr Engagement darin begründet, dass der „Kunde“ ein Journalist war? Oder ist das Ganze doch nur Apple-Werbung?

    Kleine Geschichte:
    Als mir letztes Jahr mein (auffälliges) Mountainbike nach einem kurzen Aufenthalt bei einem Freund gestohlen wurde, war ich etwa 30 Minuten später bei der Polizei. Die wollten sich nicht mal die Mühe machen eine Anzeige zu schreiben. „Bringt nichts“, durfte ich mir anhören. Als ich darauf bestand (Versicherung), schlurfte die Beamtin mit mir in ein Büro und nahm die Anzeige auf. Nicht mal die Streifenwagen wurden gebeten, auf solch ein Rad zu achten. Dabei war es etwa 23:30Uhr, wo bei uns in der Kleinstadt tote Hose ist…

  • Das ist ja mal ne richtige Kriminalgeschichte. Ist wirklich ärgerlich, wenn einem ein Handy geklaut wird oder es verloren geht. Da hat er wohl nochmal Glück und natürlich ganz viel Hilfe gehabt.

  • Dass der Dieb hunderte von Euros vertelefoniert hätte ich keine große Sorge. In erster Linie hab ich n Muster als Login-Sperre und SIM-Karte sperren kostet ja eh nur n Anruf beim Telefonanbieter.

  • Haha das ist ja wirkliche ein filmreife Verbrecherjagd. Der Herr Pogue ist ein ganz schön hartnäckiger Typ und diese Hartnäckigkeit wurde ja auch am Ende belohnt. Wunderbar.

  • @Hm: „Bringt nichts“ ist natürlich eine unbefriedigende Antwort, aber ich kann die Polizei da verstehen. Was können die im Falle eines Fahrraddiebstahls schon groß machen? Zumindest durchgeben sollten sie es aber, selbst wenn’s nur 1% Chance ist, es wiederzufinden.

  • Großartige Geschichte die erklärt warum wir alle unsere eigenen Fanboys und Follower wollen :).

    Ein Glück das die Verbrecher meinstens auch nicht gerade helle sind. 😀

    MfG Bastian

  • Sehr coole Geschichte, ob das auch mit weniger als 1,4 Mio Followern klappt? 😉 Egal, jeder dem schon mal ein Handy geklaut wurde, kenn den Ärger. Und bei mir war es tatsächlich so, dass der Dieb erstmal munter durch halb Europa telefoniert hat.

  • Und hier in Deutschland wäre diese Jagd nach etwa 300 Metern zu Ende gewesen. Warum? Na, weil der halbwegs geschickte Dieb die Simkarte rausgenommen hätte.

    Nanu, mag sich der eine oder andere nun vielleicht denken, da oben steht doch … nö, nicht für Deutschland. Unsere Datenschutzbestimmungen sorgen dafür, dass ein iPhone ohne Simkarte nicht mehr geortet werden darf. So einfach verlor die Schwester meiner Freundin trotz eingeschalteter »Find my iPhone«-Funktion ihr Gerät.

  • Großartig!

    Aber es hat noch gar keiner „Datenschutz“ oder „unheimlich, jeden Handybesitzer kann man ausspionieren“ geschrien. Ich wette, dass in den kommenden Tagen wieder jemand eine Horrorgeschichte draus macht.

  • Mh, als mir mein iPhone und iPad gestohlen wurde und ich bei der Polizei mit GPS angaben eine Anzeige gemacht habe ist nichts passiert… aber ich bin ja auch kein Journalist…

  • Nette Geschichte, nette Werbung für Apple und „find my iPhone“ … nur fraglich, ob die Polizei wirklich nichts Besseres zu tun hatte, als einem geklauten Telefon mit so viel Aufwand hinterherzujagen?
    Meine Erfahrung geht auch dahin, daß die Polizei nur müde abwinkt, wenn man eine Diebstahlmeldung macht, auch wenn der Wert des gestohlenen Gegenstandes deutlich höher als der eines Handys ist.

  • Da sach ich doch nur EI-Cloud. Gleich nen ordentliches Backup machen und die paar Euros für nen neues iPhone hat so nen Journalist ja wohl über. 😉

  • Der Herr Pogue ist nicht nur Kolumnist, nein, er hat vor allem die Missing Manuals erfunden! Direkt neben mir liegen 3 davon, irgendwo hab‘ ich auch noch mehr. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich da der einzige bin 😉

  • Hier steht wohl die Priorität, „das ist meins!“, ganz groß im Vordergrund. Verständlich, aber ob unsere deutschen Behörden für ein Handy auch einen solchen Aufwand betreiben würden, das wage ich zu bezweifeln. Das scheint doch eher ein amerikanischer Traum zu sein 🙂

  • Wirklich ein sehr aufschlussreicher Bericht! Habe mir vor kurzem eine Testversion einers Ortungsprogramms für mein Galaxy geladen und hab da mal ein wenig herumprobiert. Schon interessant, auf ca. 10-20m genau wurde das Handy via GPS geortet, wenn man dann den Alarmton via Notebook anschaltet hört man es auf jeden Fall! Sehr cool!