Kooperation: Telekom rechnet mobiles Datenvolumen von Spotify nicht an


Updates im Text und unten: Die Kooperation hat einen fahlen Beigeschmack.

Gute Idee: Die Telekom hat heute auf der IFA unter anderem eine Kooperation mit Spotify vorgestellt. Bucht man den neuen Tarif „Complete Special Music„, dann fällt das verbrauchte Datenvolumen unterwegs für die Nutzung von Spotify nicht an. Das ist toll, denn heute gängige Volumenpakete von 200 oder 500 MByte werden gerade durch Services wie Musikflatrates schnell aufgebraucht. Eigentlich alle Dienste von Rdio bis Simfy bieten die Möglichkeit an, die Songs auf dem Smartphone zu speichern und sie offline zu hören. Manchmal möchte man aber doch unterwegs neue Songs laden und sie mit Freunden teilen.

Der Telekom-Musiktarif kostet 30 Euro im Monat und enthält ein Spotify-Premium-Paket (18 Millionen Songs werbefrei). Was sonst noch darin enthalten ist, will die Telekom ab November bekannt geben. Darüber hinaus soll Spotify als Zusatzoption für andere mobile Datentarife für 10 Euro im Monat buchbar sein. Das wäre ein guter Deal, weil das ungefähr dem Preis entspricht, den Spotify ohnehin im Monat kostet.

Warum sich die Telekom ausgerechnet den schwedisch-britischen Dienst als Partner genommen hat und nicht etwa die deutschen Anbieter Simfy oder Juke, oder die ausländischen Anbieter Deezer und Rdio, entspricht wohl dem eigenen Geschmack. Schöner hätte ich es gefunden, wenn man sich einen Dienst hätte aussuchen können, aber vielleicht kommt das ja noch zu einem späteren Zeitpunkt.

Die Kopplung eines datenintensiven Dienstes mit einer Monatspauschale ist indes etwas, was mir sehr gut gefällt.

Update: So gut im Nachhinein doch nicht. Denn es ist der erste Schritt hin zu einer Einschränkung der Netzneutralität. Ich habe hierzu einige Leute befragt und mal ein bisschen nachgeforscht. Hier werden Daten eines Dienstes bevorzugt behandelt. Es klingt offenkundig nach einer guten Idee, aber der richtigere Weg wäre gewesen, Datenvolumen für alle zu erhöhen oder komplett im Sinne einer unbegrenzten Nutzung abzuschaffen. Danke für die Hinweise in den Kommentaren! /Update

Ich musste hier spontan an den Berliner Dienst WahWah.fm denken, der es bislang aus eben jenem Grund nicht ganz aus der Nische geschafft hat: Man kann unterwegs die Musik von Freunden live abonnieren, was natürlich bedeutet, dass man sie sich herunterladen muss. Für WahWah.fm wäre deswegen eine solche Zusammenarbeit mit einem Mobilfunkanbieter Gold wert. Ich würde mir wünschen, dass wir in Bälde mehrerer solcher Kooperationen sehen.

(Jürgen Vielmeier, Bild: Telekom)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

22 Kommentare

  • Netzneutralität! Warum bemerkt eigentlich der Autor das nicht?

    Herr Vielmeier, Sie sind bisher dadurch aufgefallen, dass Ihre Texte stets lesenswert und nicht weichgespülte Pressemeldungen wie auf anderen Gadgetblogs sind. Wie wäre es mit einer Nachfrage von Basicthinking an die Telekom?

  • Nutzt jemand von euch die Dienste? Mir frisst es total auch an der Akkuleistung weg. Deshalb eher noch auf Mp3 unterwegs. Aber den Vorstoß von T-Mobile finde ich richtig stark.

  • Der Name wahwah ist ja allein deswegen schon so interessant, weil wahwah ja schließlich durch ein Projekt in der Telekom (bzw. den Telekom Laboratories) entstanden ist.

    Ideale Kommunikation innerhalb des Konzerns, würde ich vermuten.

  • @Steffen @Benjamin @Thomas Schmidt: Okay, also daran habe ich jetzt, ehrlich gesagt, wirklich nicht gedacht. Bisher ging es in der Diskussion um Netzneutralität vornehmlich darum, dass Anbieter datenintensive Dienste beschränken. Ist das hier dasselbe? Hier wird nichts ausgebremst, Spotifys Daten werden nicht schneller übertragen. Datenpakete werden unverändert und in gleicher Qualität übertragen. Die Kosten für Spotify sind die gleichen, als würdest du Spotify so bestellen. Du bekommst „lediglich“ ein Datenpaket obendrauf, für das du bezahlst. Ein bevorzugter Zugang gegen Geld ist das allerdings schon…

    Ganz ehrlich: Da bin ich überfragt! Kennt ihr euch da genau aus? Ich kann die Frage gerne morgen auch einmal an die Telekom weiterleiten, wenn ich da jemanden erwische. Auf jeden Fall ein guter Einwand von euch!

  • Sehe das wie Jürgen. Ich finde man sollte nicht in jedem Angebot was schlechtes sehen. Ich kann mir für 10€/Monat Spotify Premium buchen (dafür zahle ich ja eh schon 9,99€/mtl) UND erhalte obendrein noch ne Daten-Flat dafür. Das hat meiner Meinung nach nichts, aber auch gar nichts mit der Netzneutralität zu tun.

    Also: Klasse! Auch wenn ich unterwegs eher weniger per Datennetz streame, weil das einfach Unmengen an Akku kostet..

  • Zur Netzneutralität (vereinfacht):

    Internet mit Netzneutralität:

    – Der Provider (hier Telekom) bekommt Geld vom Endkunden, damit er diesem Internet! zur Verfügung stellt.

    -Der Hoster (z.B. Strato) bekommt Geld vom Internetseitenbetreiber, damit dieser seine Daten ins Internet! „einleitet“.

    Internet ohne Netzneutralität:

    – Der Provider (hier Telekom) bekommt Geld vom Endkunden, damit er diesem Internet! zur Verfügung stellt. Gleichzeitig will der Betreiber auch Geld vom Internetseitenbetreiber, damit seine Daten bevorzugt zum Endkunden weitergeleitet werden. Wer nicht bezahlt, wird nachteilig behandelt bzw. bekommt den Rest an Bandbreite.

    -Weiterhin: Der Internetseitenbetreiber bezahlt Geld (z.B. an Strato) damit seine Daten ins Internet! „einleitet“ werden.

    Folgen:
    =>Als Internet-StartUp kann man nur noch mit viel Geld bzw. Investoren Erfolg haben. Es findet eine Zementierung wie früher im klassischen Verlagswesen statt.

    „Ich will nicht, dass Youtube für immer Nummer eins bleibt, nur weil Sie genug Geld haben, um den Providern Geld für die bevorzugte Durchleitung zum Endkunden zu bezahlen“

    „Ich will nicht, dass Facebook für immer Nummer eins bleibt, nur weil Sie genug Geld haben, um den Providern Geld für die kostenlose Durchleitung zum Endkunden zu bezahlen“

    „Ich will, dass Innovation zählt“ (Sonst wären MySpace oder AOL immer noch ganz vor – ihhh)

    Hieran sollte doch vor allem Deutschland Interesse haben –
    und nicht daran, dass bestehende Strukturen (google etc.) verfestigt werden.

    Aber „wir“ versuchen lieber mit Konzepten wie „weniger Netzneutralität“ oder dem Leistungsschutzrecht die veralteten Strukturen noch ein paar Jahre am Leben zu halten und dadurch gleichzeitig dem „Nachwuchs“ da Wasser abzugraben.

  • @Martin Gute Zusammenfassung, gebe dir voll Recht.

    Angenommen ich möchte einen neuen, innovativen Streaming-Dienst starten, der mit Spotify konkurriert. Dann werd ichs bei Telekom-Kunden äußerst schwer haben weil Traffic zu mir ganz anders (insgesamt teuer) abgerechnet wird als jener zur Konkurrenz. Ich müsste also in Verhandlung gehen mit der Telekom und anderen großen ISPs um auch so eine Sonderbehandlung zu bekommen. Dazu brauch ich erstmal Kapital, welches ich als kleines Startup nicht habe. Ergo: Meine innovative Idee geht den Bach runter. Die einzigen die langfristig davon profitieren sind große Diensteanbieter und ISPs.

  • Hört sich für mich eher nach Paranoia an.
    Es werden keine Datenpakete bevorzugt, sondern eine Datenflat für eine Musikflat angeboten. Was auch Sinn macht, wer will den schon teuren Traffic verbrauchen bzw wegen spotify dazubuchen.

  • Die Telekom aber auch die Konkurrenz müssen zudem erheblich etwas am Netzausbau machen. Es gibt immer noch Lücken in denen man auf den EDGE Hund kommt, und bei Veranstaltungsorten ist Datenübertragung mitunter unmöglich.