Sonstiges

Mark Zuckerberg kündigt Facebook-Suchmaschine an, nennt HTML 5 einen strategischen Fehler

Facebook-Chef Mark Zuckerberg gab dem Journalisten Michael Arrington gestern auf der Startup-Konferenz TechCrunch Disrupt in San Francisco ein bemerkenswertes Interview. Darin kündigte Zuckerberg eine eigene Suchmaschine für das Social Network an. Er äußerte sich enttäuscht über den bisherigen Verlauf der Facebook-Aktie seit dem Börsengang. Er sagte, ein eigenes Facebook-Phone würde zur Zeit keinen Sinn ergeben, und das Vertrauen auf HTML5 sei ein großer, wenn nicht gar der größte Fehler gewesen. Mobile sei dennoch die Zukunft und damit würde Facebook noch eine Menge Geld verdienen. Aber der Reihe nach.

Es gebe etwa 1 Milliarde Suchanfragen über Facebook täglich. „Und wir machen nicht einmal etwas daraus“, klagte der Facebook-Gründer. Deswegen werde es über kurz oder lang eine eigene Facebook-Suchmaschine geben. Ein Team von Entwicklern würde derzeit an einer Verbesserung der Suche arbeiten. Wann eine Suche im Stile von Google herauskomme, wollte Zuckerberg aber nicht sagen. Was ein wenig wie eine Drohung klang: Mit Mobile werde man noch mehr Geld machen als auf dem Desktop. Klingt, als würde eine Welle von Mobile Ads auf die Nutzer zurollen. Der Grund für die völlig verlangsamten Apps für iPhone und Android laut dem Junggründer: HTML5.

Wieder einmal ein Jein zu einem Facebook-Phone


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Home Office
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


Was als Zukunft des Webs gilt, habe sich in der Praxis als unbrauchbar erwiesen. Mit dem vermeintlichen Fortschritt hat man viele Nutzer verschreckt. Die Version 5 der App für iOS wurde deswegen von Grund auf neu programmiert (ohne HTML5), eine neue Android-App solle in Kürze folgen. Facebook hatte in den vergangenen zwei Jahren auf eine Hybrid-App gesetzt, die viel HTML5-Code verwendet. Das hatte auf der anderen Seite den Vorteil, dass man sehr schnell Updates einspielen konnte, was in nativen Apps deutlich aufwändiger ist und die Arbeit künftig erschwert. Dafür hat sich die Performance seit der Neuprogrammierung deutlich verbessert.

Mobile sei zwar die Zukunft, ein eigenes Facebook-Phone allerdings sinnlos. „Die Entwicklung eigener Hardware würde uns mindestens 10, vielleicht 20 Millionen Dollar kosten“, so Zuckerberg. Allerdings wurde in der Vergangenheit schon viel in die Richtung spekuliert. Dass ein Facebook-Phone in Zusammenarbeit mit einem anderen Hersteller wie HTC dennoch kommen könnte, dementierte er nicht.

Suche als Heilsbringer

Es gebe derzeit keine Bestrebungen, die kürzlich endgültig übernommene Foto-Community Instagram in Facebook zu integrieren. In der Vergangenheit habe sich oft gezeigt, dass die Integration übernommener Unternehmen Nachteile mit sich bringen können. Derzeit könne man viel mehr machen, etwa Instagram-Bilder prominenter im Facebook-Feed platzieren. Zuckerbergs Interview in einem Wort: Mobile. Der Facebook-Chef nannte sein Unternehmen „ein mobiles Unternehmen“. Alles, was man derzeit programmiere, sei mobiler Code. Die Börse nahm Zuckerbergs Interview mit Wohlwollen auf. Die Aktie stieg nach dem Gespräch um rund 5 Prozent.

Die Probleme bleiben allerdings die gleichen: Facebook muss Geld verdienen, was bedeuten würde, den Nutzern mehr mobile Werbung vorzusetzen. Viele sind derzeit sozialer Netzwerke, den quälend langsamen alten Apps und natürlich auch Werbung im Netz überdrüssig. Ob Mobile da tatsächlich auch eine wirtschaftlich lukrative Zukunft verspricht, halte ich für zweifelhaft. Sinnvoller klingt tatsächlich, die Milliarde an Suchanfragen schnell zu Geld zu machen, solange die Nutzer noch da sind. Sie sind Display-Ads in Suchmaschinen durch Google bereits gewöhnt. Würde Facebook hier sinnvoll nachziehen, klingt das nach einer echten Goldgrube.

(Jürgen Vielmeier, Bild: TechCrunch)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

27 Kommentare

  • Wenigstens mal jemand der offen über Zukunftsdinge redet. Die meisten halten sich ja bedeckt und machen ein riesen Spektakel daraus. Ich bin auf die Suchmaschine gespannt. Wenn die halbwegs gut wird, können die damit sicher eine Menge Geld scheffeln.

  • Gibt es eigentlich auch so eine Seite wo man sehen kann wann Facebook untergeht? Bei den VZ Netzwerken gab es ja sowas auch und es hat letztlich geklappt 😉

    Facebook hat mich zu oft enttäuscht in den letzten Jährchen durch immer wieder sich ändernde, unangekündigte, nicht zu verhindernde Privatsphäreneinstellungen. Ich wünsche mir, dass Facebook untergeht, von ganzem Herzen. Bin dabei mich aus dem Laden zurückzuziehen, wer noch?

  • @Janosch:

    Facebook nutze ich nur noch im Lesestatus, d.h. ich poste nichts mehr, like nichts mehr und habe auch größtenteils alle meiner Beiträge, Fotos usw. gelöscht.
    Das Vertrauen ist halt weg. Die Abmeldung habe ich aber noch nicht übers Herz gebracht. Noch nicht.

  • „Bin dabei mich aus dem Laden zurückzuziehen, wer noch?“

    Ich mache auch eine Flasche Sekt auf wens den Laden nicht mehr gibt.

  • Auch für mich klingt das eher nach verpassten Changen , diese Suchmaschine wäre vor 3 Jahren interessannt gewesen.
    Desweiteren ein eigenes mobiles Gerät oder ein Betriebssystem wie Android.
    Nun rennt man der Entwicklung hinterher und sucht seinen „Heilsbringer“ was ein sicheres Zeichen für den Abstieg ist, zudem Fachbook wie auch andere vor 10 Jahren noch als alleinige Zukunft gefeierten „Sozial Media“ Konzepte in einer Krise sind.

  • Das eigentlich Armutszeugnis ist ja, dass denen jetzt erst auffällt, dass sie keine anständige Suchfunktion haben. Interessant wäre eine Aussage gewesen, bis wann man gern diese Suchfunktion umgesetzt hätte…

  • Suchmaschinen für Facebook finde ich „Prima“. Konkurrenz belebt das Geschäft und Google wird durch Konkurrenz ja auch wieder optimiert.
    Für die Menschen die auf bzw. in Facebook wohnen ist die neue Suchmaschine natürlich noch eine Erweiterung ihre virtuellen Welt 😉

  • Ein Facebook-Handy würde wohl mehr als 20 Millionen kosten, allein die Patente die man dafür benötigen würde. Man siehts ja bei Apple und Samsung wieviel Spaß man bei dem Thema haben kann. Ansonsten wurde es auch mal Zeit eine eigene Suchmaschine anzukündigen, Spekulationen gab es in der Vergangenheit ja genug, denn schließlich sammelt neben Google wohl keiner mehr Daten als Facebook.

  • Vom möglichen Monetarisierungspotenzial für FB ganz abgesehen, wäre eine vernünftige eigene FB-Suchmaschine für die Nutzer dringend angeraten. Momentan ist es an der Tagesordnung, dass interessante Beiträge oder Fotos in FB-Gruppen auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Da bieten teilweise kleine Hobbyforen mehr Benutzerkomfort.

  • Der Plan klingt nach Personensuchmaschine. Die sind ja jetzt schon unerfreulich – wenn aber jemand in der Größenordnung von Facebook das Thema aufgreift, wird das vermutlich das Ende des Datenschutzes.

  • Find ich gut das FB das endlich verbessert, die Suche ist echt bescheiden – es fehlen einfach die Komforteinstellungen.

  • Das Facebook gerade einen Tiefflug hinlegt ist ja kein Wunder. Viele der Social Networks waren Überflieger und wurden genau so schnell wieder beerdigt… Auch möchte ich nicht mein Privatleben online stellen und mich dauerhaft präsentieren. Sowas brauch kein Mensch.

  • @ Hans

    Das ist doch Facebook relativ schnuppe, wie du die Suche findest… hauptsache Facebook findet das was es sucht, nämlich unsere Informationen! 😉

  • Eine Überarbeitung der Mobile Apps ist / war auch dringend nötig. Das HTML5 für mobile Geräte (noch) nicht ausgereift ist hat sich schon lange abgezeichnet. Man erinnere sich daran, dass Wooga ihr Spiel Magic Land aus denselben Gründen OpenSource und ad acta gelegt hat 😉

  • Sein größter Fehler war diese Aktien zu behalten.
    Er hätte alle verkaufen müssen, sich aus dem Geschäft zurückziehen und etwas ganz neues machen.
    So wird er immer der Buhmann für die vielen Träumer sein, die ihr Geld nicht vervielfachen konnten sondern Verluste gemacht haben

  • Gibt es nicht immer einen Buhmann im Geschäft? Wenn es nicht er Gewesen wär dann halt ein anderer irgendeiner ist immer das schwarze Schaf und bekommt alles ab.

  • Es ist ziemlich erstaunlich zu sehen, dass einige Facebook User mit Facebook unzufrieden sind und dennoch es nicht übers Herz bringen ihren Account zu löschen.
    Das zeigt doch, dass Facebook die meisten in seinen Bann gezogen hat. Und da wieder rauszukommen scheint wohl nicht einfach zu sein.