Sonstiges

Xbox Music: Warum Microsofts Spotify-Alternative den Musikmarkt grundlegend verändern dürfte

Diesmal wird nichts dem Zufall, irgendwelchen Startups oder gar der Konkurrenz überlassen: Wenn Windows 8 kommende Woche an den Start geht, wird Microsoft ein Musikangebot gleich mit an Bord haben. Xbox Music soll einen Musikplayer, ein Streamingangebot, Radio und Marktplatz unter einem Dach vereinen. Eine Art Kombination aus iTunes und Spotify in moderner Optik. Microsoft will damit zusehen, dass man gleich vom ersten Tag an Geld mit Content verdient.

Xbox Music ist an die Kachel-Optik angepasst. Es soll gleich ab morgen auf Xbox-Spielekonsolen angeboten werden und ab dem 26. Oktober für PCs und Tablets mit Windows 8 und Windows 8 RT zur Verfügung stehen. Kurz darauf soll es auch eine Version für Windows Phone 8 geben. Selbst Apps für Android und iOS sind geplant, so dass Microsoft auch direkt mit Apple und Google konkurrieren wird. Der Start der werbefinanzierten Variante soll in 15 Ländern zeitgleich erfolgen, ein kostenpflichtiger Abo-Dienst soll in 22 Ländern zur Verfügung stehen. Ob Deutschland mit dabei sein wird, geht aus der Pressemeldung nicht hervor, ich gehe aber ganz stark davon aus. In einem Video führt Microsoft schon einmal vor, wie Xbox Music aussehen soll:

Viele von uns nutzen bereits Simfy, Spotify, Rdio, Deezer, Napster oder andere. Aber machen wir uns nichts vor: Die Zahl der Nutzer ist global gesehen noch verschwindend gering. Dass Xbox Music zum Standard-Musikplayer in Windows 8 werden wird, dürfte Musikabos zum Durchbruch verhelfen, wenn auch hauptsächlich Microsoft hiervon profitieren dürfte. Es kommt nicht in erster Linie darauf an, ob Xbox Music mit anderen Diensten konkurrenzfähig sein wird. Es kommt auf den Weg des geringsten Widerstands an. Die Nutzer müssen sich nichts installieren, sie werden Musikabos in einem Windows-8-Gerät künftig von Haus aus nutzen können.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Home Office
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


Das ganze erinnert mich an den Einbau des Internet Explorers als Standard-Browser in Windows 98. Durch die Kopplung an das Betriebssystem wurde der IE zum meist genutzten Browser der Welt, einen Titel, den er – je nach Statistik – bis in dieses Jahr gehalten hat oder immer noch hält. Anders als damals der erste Internet Explorer scheint mir Xbox Music mit seinen 30 Millionen Songs und der modischen Oberfläche durchaus einige aktuelle Angebote abzuhängen. Mehr noch: Gerade auf Windows Phone tun sich aktuelle Apps sehr schwer mit dem schlecht funktionierenden Multitasking. Der native Player wird vom System jeweils bevorzugt; Xbox Music hätte also hier sogar Vorteile gegenüber anderen Apps. Ob das in der Praxis funktioniert, müssen natürlich zunächst Tests zeigen.

Andere Angebote billiger

Kann Xbox Music gar andere Angebote vom Markt verdrängen? Ich denke, anfangs wird Konkurrenz das Geschäft beleben. Xbox Music soll eine kostenlose Basis-Version erhalten (die auch Spotify und Deezer anbieten), das werbefreie Angebot wird dennoch knapp 10 US-Dollar (und voraussichtlich auch Euro) kosten. Einige Konkurrenzangebote kosten 5 Euro im Monat, wenn man sie nur auf dem PC und nicht mobil nutzt. Ein gut informierter Kunde wird sich also nach besseren Angeboten umschauen, solange diese als Apps für Windows 8 und Windows Phone 8 gleich vom Start an oder zumindest frühzeitig mit dabei sein werden.

Ich werde Spotify deswegen so schnell nicht den Rücken kehren. Ich habe die Oberfläche und die Möglichkeit lieb gewonnen, Playlisten zu abonnieren und mit Freunden zu teilen. Da man auch Musik kaufen oder seine Sammlung integrieren kann, ist der Funktionsumfang mit Xbox Music vergleichbar oder sogar noch höher. Aber mal ehrlich: Wer sich jetzt eine Windows-8-Maschine kauft und Spotify, Deezer und Co. bislang nicht kannte – der wird doch erst einmal zu Xbox Music greifen. Weil er den Player vermutlich sowieso erst einmal testen wird, um seine eigene Musiksammlung dort zu verwalten und weil er mit 30 Millionen Songs die mit Abstand größte Sammlung erhält.

Der eigentliche Verlierer dürfte in meinen Augen allerdings das Modell Musikkauf sein. Wer Xbox Music testet, der wird sich künftig zweimal fragen, ob er sich ein Album für 10 Euro wirklich kaufen oder ob er zum gleichen Preis lieber unbegrenzt viele Alben streamen möchte. Cleverer Schachzug von Microsoft.

(Bild: Microsoft)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

22 Kommentare

  • Wird Zeit das mal wieder was neues sich am Musik Markt tut irgendwie treten hier alle auf der stelle und die illegalen seiten etc werden immer mehr und Blühen immer mehr auf. Legal gibt es nicht wirklich viel und gute sachen ich hoffe das hierdurch sich mal was tut.

  • In meinen Augen steht und fällt der Erfolg aber auch mit den unterstützten Plattformen. So wie es sich in den bisherigen Medienberichten über den Dienst liest, werden lediglich Windows 8, XBox und Windows Phone 8 unterstützt. Wenn ich so ein Streaming Abo abschließe, möchte ich es aber auf allen meinen Plattformen nutzen können. Also müssten mindestens Windows 7, iPhone, Android und Streamingsysteme wie Sonos, Raumfeld oder Medienplayer wie WDTV Live unterstützt werden. Die Konkurenz bietet das, Microsoft müsste hier mitziehen.

  • Komisch, ich finde trotz des Werbetextes hier keinen Hinweis, daß es Werbung oder ein „Sponsored Post“ sein soll. Dabei ist der Text doch eindeutig in die Kategorie Werbung einzuordnen.

  • Erst haben alle Jahrelang für DRM-freie und günstige Musikdateien gekämpft, jetzt wird bis zum erbrechen verdongelte und von DRM strotzende Streamingmusik abgefeiert, bei der ich es vergessen kann, Unterbrechungsfrei den Lieder zuzuhören, wenn die Straßenbahn in den Tunnen fährt.

    Muss man nicht verstehen, oder?

  • Xbox Music bietet aber einen unglaublich coolen vorteil. Jeden song den man gekauft hat oder als Cd hat. Wird automatisch der Sammlung hinzugefügt, so dass er auf all diesen geräten sofort verfügbar ist.
    –> Die ganze Musiksammlung egal ob gekauft, ausgeliehen synchron auf allen geräten! Cool!
    Spotify werde aber auch ich nicht so schnell den Rücken zu drehen.

  • […] by Florian Treiß on 15. Oktober 2012 Konkurrenz für iTunes, Spotify und last.fm zugleich: Microsoft startet morgen mit Xbox Music einen neuen Musikdienst, der verschiedene Modelle des Musikvertriebs in einer All-in-one-Lösung zusammenfasst. Über Xbox Music wird sich Musik sowohl kaufen lassen wie bei iTunes, im Stream anhören lassen wie bei Spotify und als personalisiertes Radio nutzen lassen wie bei last.fm. “Wir reißen die Mauern ein, die das Musikhören heute zersplittert”, sagt Microsoft-Manager Don Mattrick. Das Angebot soll die Nutzung und Verwaltung digitaler Musik über verschiedene Geräte wie Smartphone, Tablet, PC und Konsole vereinfachen. Damit Xbox Music schnell Reichweite bekommt, wird der Dienst nicht nur auf der Xbox-Konsole angeboten, sondern ist auch gleich auf allen PCs und Tablets mit Windows 8 installiert und auf allen Smartphones mit Windows Phone 8. Die Konkurrenz muss sich also warm anziehen, denn diese Strategie erinnert an den Einbau des Internet Explorers als Standard-Browser in Windows 98, wie Jürgen Vielmeier von “Basic Thinking” anmerkt: Durch die Kopplung an das Betriebssystem wurde der Internet Explorer zum meist genutzten Browser der Welt und machte Netscape das Leben schwer. Erst Jahre später setzten Wettbewerbshüter durch, dass Microsoft bei Windows auch Browser von anderen Herstellern standardmäßig zur Auswahl anbieten musste. spiegel.de, focus.de, heise.de, basicthinking.de […]

  • @Tobias: Jepp, das stimmt. Hier hat Xbox Music noch Nachholbedarf. Und bis man auf iOS und Android ist, wird es auch noch etwas dauern.
    @Ben: Ja? Warum?
    @Felix: Unterbrechungsfrei wird es schon, weil du bei den meisten oder eigentlich allen Diensten die Tracks lokal speichern kannst. Das mit DRM ist natürlich ein Argument. Bin mir aber ziemlich sicher, dass das Modell Download/Kauf so schnell nicht verschwinden wird, du wirst also beide Möglichkeiten haben.

  • „Warum der ZUNE den Markt der digitalen Musicplayer grundlegend verändern…“ blablabla… history repeating?!

    Sorry, aber ich kann diese Lobhudelei auf Microsoft/Nokia bei BT echt nicht mehr Ernst nehmen.

    Sorry, aber auch Microsoft hat nicht mehr die Unsummen in der Kriegskasse die benötigt würden um sich in einen bislang verlorenen Markt einzukaufen.
    Bei der Xbox ist das mit Ach und Krach ja noch gelungen – weil die Gelder aus den Cash-Kühen Office und OS ja nicht zu versiegen schienen, aber wie will Microsoft es gegen Konkurrenz wie Spotify oder iTunes (die Distribution ist anders, die Ware die gleiche) und dazu noch parallel im Mobilfunkbereich gegen Google und Apple anstinken können?
    Zudem gilt Microsoft als relativ uncool – und das passt bei Musik schon gar nicht… siehe das Millionengrab ZUNE (aber bitte in braun).

  • Cleverer Schachzug ist wohl richtig, denn Microsoft springt zum richtigen Zeitpunkt auf. Die Branche wird sich steigern und die Musiker werden immer ärmer…

    Trotzdem noch besser als Raubkopierer sein^^

  • @Jürgen: Weil es ein einziges Loblied auf Microsoft ist – das wirkt nicht aus eurer Feder, sondern aus der Feder einer Werbeagentur und ich muss mich Bochum anschließen, es fällt wirklich eine Lobhudelei auf Microsoft auf. Nach dem Motto – das ist jetzt neu, das ist toll, jeder muss es haben, der Rest ist mist.

  • @Ben: Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor: Du verstehst es als Aufruf, den Dienst zu nutzen, ich wollte aufzeigen, was meiner Erwartung nach passieren WIRD. Ein Standard-Dienst im voraussichtlich weltweit meist genutzten Betriebssystem – ich erwarte, dass sich das durchsetzen wird. Damit rufe ich nicht dazu auf, den Dienst oder auch nur Windows 8 zu benutzen. Es ist mehr eine Prognose, wie sich der Markt verhalten wird, ohne Bewertung, ob ich dafür oder dagegen bin. Wenn der Eindruck entstanden ist, dass das zu werblich ist, dann habe ich das wohl nicht genau genug formuliert. Sorry.

    @Bochum: Ich kann deine generelle Anti-Haltung auch schon lange nicht mehr ernst nehmen. Aber das Thema hatten wir ja schon oft.

  • Lest doch wirklich mal genau.
    Die ersten Absätze sind nur fakten.
    – Windows Phone hat Nachteile „schlecht funktionierenden Multitasking“
    – Ich werde Spotify deswegen so schnell nicht den Rücken kehren.
    – Ein gut informierter Kunde wird sich also nach besseren Angeboten umschauen…

    Klingt nicht nach Werbung. Dass 30 Mio Titel zur Verfügung stehen und dass es vorab installiert ist sind Fakten. Dass für viele User das ein Grund ist, das einfach zu nutzen, wird auch so sein.

    Konstruktive Kritik ist gut, sofort immer von Bashing und Fanboy zu reden ist nervig von euch 😉 Der Jürgen ist eben einer, der sich auf neues freut.

    Es ist nur deshalb Werbung, weil er darüber berichtet. Aber es ist auch für Apple Werbung wenn er Apple irgendwo nennt.
    Wenn ich Windows 8 installiere werde ich den Dienst ausprobieren, weil er vorinstalliert ist und dann Vergleiche ich das mit Spotify was ich derzeit nutze.
    Ich teste den Musikdienst von Win weil ich jetzt weiß, dass es ihn gibt und nicht aufgrund nicht vorhandener Lobeshymnen. Und dafür ist der Blog doch da. Von Neuigkeiten berichten, erwähnen, damit andere das mitbekommen

  • @Ben: Verstehe auch nicht warum das ein Sponsored Post sein soll. Der Author schreibt dazu noch ganz klar das er Spotify nicht den Rücken kehren wird. Ein 100%-Proartikel sieht anders aus

    @Bochum: Der Zune war häßlich und uncool. Den Dienst X-Box-Music-Dienst finde ich alles andere als uncool. Ebenso das oben gezeigte Lumia in schwarz.

    Bei mir hat das Angebot mein Interesse geweckt. Ich habe einen Touch-Bildschirm an der Wand mit dem ich mittels WIN 7 und Winamp meine Musik steuere. Vielleicht löst Windows 8 mit Xbox Music diese Kombi ab.

  • Hoffe, dass sich durch dieses Angebot der Druck auf Apple erhöht, auch ein attraktives Streaming-Angebot anzubieten. Hatte eigentlich vermutet, dass Spotify sie dazu bewegen würde, aber das wahr bisher eine Fehleinschätzung von mir.

    Eigentlich mag ich Spotify sehr gerne, ich würde ein entsprechendes iTunes Angebot aber unter Umständen durchaus bevorzugen. Aus dem ganz profanen Grund, dass der iPod (die App) so gut in mein Autoradio integriert ist. Und das ist dann doch der Ort, wo ich noch am meisten Musik höre.
    (Spotify kann ich zwar auch über die Auto-Lautsprecher hören, aber für die Playlist-Auswahl und sonstige Steuerung wie z.B. Shuffle muss ich dann doch immer das Handy in die Hand nehmen)

  • Deinen letzten Absatz finde ich ganz toll.
    Nur wird hier das Angebot entscheiden. Für die Meisten reichen diese 30Mio Songs bestimmt aus, wie für typische Radio-Hörer. Viele wird dieses Angebot auf Dauer aber bestimmt nicht reichen und da wird der Musikkauf trotzdem noch immer wichtig sein. Erfolgreiche Indies trifft dies weniger, aber es gibt viel Musik wo der Griff zum Album-Kauf trotzdem unvermeidbar bleibt. 10Euro ist wenig aber doch schon 120 Euro pro Monat. Und ich kenne einige, die wenig von „Mainstream“ halten. Gerade eben in den Länder, wo es heute noch nicht verbreitet ist, wird es auch Xbox Music schwer haben. Oder ist in China der Mensch an den gleichen 30Mio Liedern interessiert wie in den USA oder DE? Und 120Euro im Jahr ist doch ne Menge wenn der Mix nicht sehr gut passt…

  • Die neuen Musikdienste sind eine nette Spielerei, jedoch derzeit (noch) keine ernstzunehmende Konkurrenz für beispielsweise Itunes. Die Kids werden es dennoch lieben und gerade auf Xbox 360, dem Wohnzimmer-Spielzeug Nr. 1 für viele Kinder und Jugendliche sollte das Angebot sicherlich gut ankommen. Eltern werden allerdings bei den entstehenden Kosten sicherlich den Spaß der Kids nicht unbedingt teilen…

  • Ich war bis jetzt eigentlich ganz zufrieden mit meinem Premium-Account. Das das nicht mehr ist, ist dem Versäumnis von Spotify zu schulden nicht rechtzeitig für eine App zu sorgen um meinen bezahlten (!) Dienst auf meinem neuen Handy nutzen zu können. Auf meinem bisherigen WP7 Phone gab es zumindest eine halbwegs funktionierende App – die neue Version für WP8 Phones lässt aber auf sich warten.
    Ich habe also meinen Premium-Account gekündigt und sehe mich nach Alternativen um. Warum nicht XBox Music? Mal sehen.

  • Die Musikauswahl bei XBox ist in den weniger populären Sparten deutlich reichhaltiger und spezialisierter – deshalb würde ich sofort von spotify premium auf XBox umsteigen. Gravierender nachteil ist die Soundqualität: Über Fidelify kann ich die 320kb/s mp3s per Wasapi an allen MS-Filtern etc. vorbei an meinen DAC leiten – das ergibt doch einen klar hörbaren Vorteil gegenüber den 192kb/s über die Windows-Soundabteilung…