Sonstiges

#DroidRage vs. #windowsrage: Hashtag-Krieg auf Twitter

geschrieben von Adrian Bolz

Das nennt man dann wohl im klassischen Sinne „ein Eigentor schießen“!? Nachdem sich bei dem an Absatz beziehungsweise Akzeptanz kränkelnden Windows Phone im vergangenen Jahr nicht der erhoffte Erfolg einstellen wollte, haben Microsofts Marketingstrategen in 2011 über den Account von BenThePCGuy kurzerhand eine Twitter-Kampagne aus dem Boden gestampft: Unter #DroidRage sollten Android-Nutzer auf Twitter von ihren leidigen Erfahrungen mit Malware berichten, nachdem im Google Play Store 27 infizierte Apps aufgetaucht waren.


Unter den Teilnehmern wurde, welch feiner Zug, ein Windows-Phone ausgelobt, das, so der Hintergedanke, bei all dem Malware-Chaos zweifelsfrei die bessere Lösung im Vergleich zu Googles Betriebssystem böte. Fairerweise muss jedoch erwähnt werden, dass Google mittlerweile in die Sicherheit investiert hat und ein Malware-Scanner seit Android 4.2 Apps sorgsam auf  derartige Gefahren hin überprüft.

Jetzt hat Microsoft die Aktion – ohne ersichtlichen Grund – neu aufgerollt. In dem offiziellen Windows-Phone-Account auf Twitter heißt in einem ersten Tweet dazu: „Hast du eine Android Malware-Horrorgeschichte parat? Dann antworte mit #DroidRage und deiner besten/schrecklichsten Geschichte und wir haben vielleicht ein Genesungs-Geschenk für dich“. Nett geht anders.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Home Office
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


 

Der erhoffte Zuspruch bleibt aus

Doch diesmal bleibt der erhoffte Zuspruch völlig zu Recht aus. Ganz im Gegenteil haben Twitter-Nutzer auf das Android-Bashing ihrerseits geantwortet und den Hashtag #windowsrage ins Leben gerufen. Dort bekommen nun die Windows-Komponenten, allen voran Windows 8, in zahlreichen Tweets ihr Fett weg.


Die jüngste Kampagne wirft kein gutes Licht auf Microsoft und könnte, wie sich bereits abzeichnet, nach hinten los gehen. Noch sind weder #DroidRage noch #windowsrage in den Top-Trends bei Twitter gelistet. Schaukelt die Netzgemeinde das Thema allerdings gemeinsam mit der Presse hoch, könnte sich das zeitnah ändern und, sofern es das nicht zum jetzigen Zeitpunkt bereits ist, zu einem Marketing-Desaster für Microsoft ausarten.

Kein Betriebssystem kann Sicherheit vor Malware versprechen

Darüber hinaus erscheint mir das von Microsoft angestoßene Marken-Bashing als höchst unsportlich. Hat der Konzern nichts Besseres zu tun, als in Kindermanier die Schwächen der Konkurrenz anzuprangern? Sollten nicht eher die Vorzüge des hauseigenen Produktes angepriesen oder, wenn nötig, selbige optimiert werden, um fehlende Akzeptanz abzubauen und Interesse zu wecken? Obendrein ist es doch offensichtlich, dass kaum ein Betriebssystem dauerhafte Sicherheit vor Schadprogrammen versprechen kann und es nur eine Frage der Zeit ist, bis die eigene Software auch einmal gekapert wird?

Parallel zum aktuellen Android-Bash fährt Microsoft derzeit auch eine Kampagne gegen die Suchmaschine aus dem Hause Google, um die eigenen Websuche Bing zu bewerben. Unter dem Claim „Don´t get scroogled“ mahnt der Redmonder Riese ein neues Vorgehen bei Google-Shopping an, demzufolge Händler ihre Produkte in den Suchergebnissen gegen Gebühr nach vorne katapultieren können. Damit wiederspreche Google seinem Grundsatz, stets die besten Ergebnisse zu liefern, auch wenn es dem Umsatz schade, so Microsoft. Die Werbung wird in Kürze in TV-Spots auf NBC und CNN und in Print-Anzeigen in der „New York Times“, dem „Wall Street Journal“ und der „Washington Post“ zu sehen sein. Auch hier versucht das Unternehmen auf zweifelhafte Art und Weise ein zweitrangiges Produkt auf Kosten des Platzhirsches zu bewerben. Werd‘ erwachsen, Microsoft!

(Bild: readwrite.com)

Über den Autor

Adrian Bolz

Adrian Bolz lebt und arbeitet als Online-Redakteur in Köln. Liebt neben den Weiten des Webs auch die Kultur – im weitesten Sinne. Adrian hat von 2012 bis 2013 für BASIC thinking geschrieben.

9 Kommentare

  • Da lobe ich mir immer wieder mein Bada 2.0.

    – Bei Android sind Viren bekannt
    – Bei iOS sind Viren bekannt
    – Bei WP hänge ich mich gar nicht aus dem Fenster

    Da Bada eher unbeliebt ist und es dazu weniger Apps als für Android gibt, ist es uninteressant für Virenprofis.

    Davon mal abgesehen, die Aktion von Microsoft verdient einen Koppklatscher.

  • gerade im mobilfunk bereich gehen marketing-kampagnen doch sehr häufig auf kosten der konkurrenten. apple ist da nicht anders, samsung auch nicht.

    der unterschied liegt eher in der umsetzung. währen die einen vor verbitterung und wut kaum die fassung bewahren können, nehemns andere mehr mit humor.

    im falle von microsoft hätte man sich nur vorher überlegen müssen, dass man sowas nur bringen sollte, wenn man selber entsprechend auftrumpfen kann. ob das bei windows und malware-schutz der fall ist sei mal dahingestellt.

  • „…gerade im mobilfunk bereich gehen marketing-kampagnen doch sehr häufig auf kosten der konkurrenten“

    Weil sie denken der Markt sein noch nicht Gefestigt wird mit allen zur Verfügung sehenden Mitteln auch Verläumnungen ider Illegalen um Marktanteile gekämpft.
    Jeder weiss sollte sich dieser Markt aus der Wachstumsphase Konsolidieren und die Mittel rarer werden, wird es schwer für kleinere Plattformanbieter unter ca 20% Marktanteil.

    Aber das MS hier gerade das Thema Viren theamatisiert ist ein Klassisches Eigentor, weil gerade ihr Desktop OS dahingehend die größten Probleme hat.

  • Also mir gefällt die Aktion auch überhaupt nicht, absolut niveaulos.

    Was aber die Probleme von Windows und Maleware angeht, möchte ich auf ein Detail hinweisen:
    Die meisten Viren und Maleware-Programme gelangen nicht auf den PC, weil Windows eine Lücke hat, sondern weil die installierte Software z.B Adobe Produkte, Java und auch Browser, wozu natürlich auch der IE gehört, Sicherheitslecks aufweisen.

  • Also da stimme ich Henning Uhle zu. Der effektivste Schutz gegen Malware ist sich ein Smartphone mit OS zuzulegen, dass einfach keine Apps anbietet. Dann ist man wirklich vor Malware geschützt. Direkt nach der Option „ga kein Handy benutzen“ und „Hirn einschalten“.

  • „Darüber hinaus erscheint mir das von Microsoft angestoßene Marken-Bashing als höchst unsportlich. Hat der Konzern nichts Besseres zu tun, als in Kindermanier die Schwächen der Konkurrenz anzuprangern?“

    Das gibt sicher ne Klage von Apple, das ist doch deren Strategie. „egal was wir grad vorführen, schaut mal wie schlecht das nexus7 ist“

    Schade, dass MS nun auf das selbe Niveau fällt wie Google und Apple. Vielleicht ist das auch eine normale Werbestrategie dieser Zeit und wir sollten uns dran gewöhnen. Nicht mehr „wir sind toll“ sondern „wir sind weniger schlecht“

  • @Jens
    Da hast du Recht , nur aus Sicht von Microsoft geht es wirklich ums „Überleben“ , denn selbst mit den (irgentwann) erhofften 20% Marktanteil ist kaum ein „Blumentopf“ zu Gewinnen?
    Zumal der Desktop Markt stagniert, der letzte große Geldgeber ist die Unternehmenssparte, nur rücken heute geschäftliche PC und Software Anforderungen immer weiter von Consumer Geräten welche zu Freizeit Mediengeräte werden, weg.
    Der Spagat von Microsoft dafür heisst „Wimdows 8“ wird aber wie es scheint beiden Lagern nicht Gerecht.
    Daher sollte MS besser 2 Systeme Entwickeln eines für den Unternehmens PC das andere für die Consumer Hardware.