Technologie

Sony patentiert neuen Kopierschutz: mit RFID in PlayStation 4 gegen Spieletausch und Schwarzkopien?

geschrieben von Michael Müller

Mit RFID-Chip und personengebundenen Spielen gegen den Handel von Gebrauchtspielen und illegale Kopien? Ein von Sony Computer Entertainment Japan bei der US-amerikanischen Patentbehörde eingereichter Antrag beschreibt genau eine solche Technologie. Ob das System überhaupt zum Einsatz kommen wird, steht derzeit in den Sternen. Wenn ja, so dürfte eine Implementierung in die kommende PlayStation 4 allerdings umso wahrscheinlicher sein. Einige Fragezeichen bleiben.

Chip auf dem Datenträger – personengebundene Spiele

Es ist nur der Antrag auf die Vergabe eines Patents. Das muss nichts heißen. Insbesondere in der Informationstechnologie, betrachtet man beispielsweise alleine die Masse an nie am Markt genutzten Patenten so manches Elektronikriesen. Dennoch ist es interessant, in welche Richtung die Forschung und Entwicklung bei Sony derzeit geht, wenn es um die Themen Schwarzkopie und ungeliebten Gebrauchtspielehandel geht. Der am Donnerstag dieser Woche von der amerikanischen Patentbehörde veröffentlichte Antrag beschreibt eine neue Art des digitalen Rechtemanagements (DRM), speziell zugeschnitten auf Spielkonsolen.

In den Hintergründen heißt es, DRM sei eine Technologie zur Begrenzung von unlimitiertem Kopieren elektronischer Inhalte – der Erfinder, in diesem Falle Sony, habe allerdings vernommen, dass Fälle existierten, bei denen es schwer sei die Benutzung der auf einem Speichermedium wie einer DVD enthaltenen Inhalte einzuschränken. Will heißen: man hat bisher keinerlei Kontrolle darüber, wo und in wie vielen Lesegeräten das Medium letztlich zum Einsatz kommt. Das vorliegende Patent setzt genau dort an. Aber wie?


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Sony schlägt mit dem Patent einen völlig neuen Weg ein, indem ein erworbenes Medium mit Hilfe einer ID an den Käufer gebunden wird. Denkbar wäre ein integrierter RFID-Chip auf CD, DVD oder Blu-Ray, der beim ersten Einlegen in ein Lesegerät die Benutzer-ID speichert und folglich an genau dieses eine Lesegerät bindet. Wird der Datenträger anschließend in einem anderen kompatiblen Lesegerät eingelesen, bringt der Abgleich der Besitzer-ID zu Tage, dass das Medium hier nicht zuhause ist. Der Start wird verweigert. In dem Dokument wird nicht nur auf den Markt der Konsolen verwiesen, so ist auch der Einsatz auf anderen auswechselbaren Speichermedien denkbar.

Zur Durchsetzung muss eine neue Plattform her

Da es sich um ein äußerst komplexes System aus Benutzer-ID und Spezial-Medium mit möglicherweise kombinierter Online-Abfrage handelt, drängt sich die logische Folge auf, dass eine entsprechend kompatible Umgebung ganz neu entstehen muss. Denn wer kauft schon eine Blu-Ray oder Musik-CD mit dem neuen Kopierschutz, wenn der eigene Abspieler damit nicht zurechtkommt? Wohl niemand. Mit der Einführung der PlayStation 4 könnte ein solches geschlossenes, neuartiges System allerdings sehr einfach und schnell verbreitet werden. Die Konsole müsste ihren Weg ohnehin in die Wohnzimmer der Gamer finden, wenn diese denn Zocken wollten. Keine Bestandsgeräte würden ausgetauscht. Ein abgesteckter Mikro-Kosmos entstünde, reguliert vom neuen ID-gesteuerten Tausch- und Kopierschutz.

Die breite Einführung des beschriebenen Sicherheits-Systems würde durchzechte Zockernächte bei Freunden, den Handel mit gebrauchten Spielen und somit sogar ganze Märkte zerstören. Doch wie schon erwähnt: Es ist der Antrag auf ein Patent. Nicht mehr. Noch nicht. Am Ende liegt es an Sony, wie mit dem erteilten Schutzrecht verfahren wird. Schließlich gibt es noch Microsoft und Nintendo, für deren Konsolen so neben dem Vergleich von Grafikleistung, Preis und Spiele-Angebot ein ganz neues Kaufargument in die Segel geblasen würde – Freiheit. Am Ende reguliert der Markt sich selbst. Es heißt also: abwarten.

Bilder:
Flickr / Andrew Magill (CC BY-SA 2.0)
Patentantrag Sony Computer Entertainment Japan / PDF

Über den Autor

Michael Müller

Michael tritt seit 2012 in über 140 Beiträgen den Beweis an, trotz seines Allerweltnamens real existent zu sein. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums arbeitete er einige Jahre als PR-Berater, bevor er 2016 als Tech-Kommunikator bei einem deutschen Spezialglas-Hersteller einstieg.

7 Kommentare

  • Das wäre ja wohl der Hammer!
    Es ist schon traurig genug, dass man als Käufer, der relativ nah zum Erscheinungsdatum eines Spieles, zuschlägt, nicht mehr als ein kostenloser Betatester ist. Dazu kommt noch, dass die Spiele immer weiter vom Umfang abgespeckt werden – natürlich nicht in der Entwicklungsphase. Da ist schon das meiste im Voraus geplant. Wir Konsumenten bekommen aber alles Häppchen für Häppchen als Add-Ons verkauft. So zahlt man für ein Spiel schon mal zig mal.
    Wobei ich mich eigentlich nicht beschweren darf – ich mach da ja mit, bspw. bei Battlefield 3. Dadurch bin ich ja mitverantwortlich. Aber wenn man auf ein Spiel total abfährt, liegt der Euro halt leider lockerer in der Tasche…
    Irgendwie ist man als leidenschaftlicher Gamer nix anderes als ein Junkie….

  • Wenn Sony das für die Filme aus seinen Studios umsetzt, kaufe ich die nicht. Ich schleppe doch nicht immer meinen Player mit zu einem Filmabend bei Freunden. Spiele kaufe ich mir sowieso für mich und nur am PC. Daher ist mir zwar egal, warum der Gebrauchthandel damit unterbunden werden soll, gut finde ich das aber trotzdem nicht.
    Und so nebenbei: Was mache ich, wenn ich mir einen neuen Player kaufen muss, weil der Alte defekt ist?
    Eine PS wollte ich übrigens auch noch nie haben.

  • Nichts, aber ABSOLUT NICHTS kommt mir ins Haus, daß zur Benutzung irgendwelches Onlinegedöns braucht (vom Internet mal abgesehen).

    Ich entscheide, WANN ich online gehe.

    Verpasse ich damit was? Eine Frage des Standpunkts.

    Gefühlt: Nein.

  • Auch das würden die Gamer mitmachen.
    Kontobindung und Onlinezwang werden längst akzeptiert. Sony müsste mit der PS4 nur einige Blockbuster anbieten, dann schlucken die Spieler auch diese Kröte. Traurig, aber wahr.

  • So langsam geht mir das ganze schon zu weit. Ehrlich gesagt geht mir das ganze schon zu weit. Sicherheit ja, aber Stasi rund um die Uhr nein! Leider sind viele noch so leichtsinnig und geben überall Ihre Kontoverbindungen an, dann brauchen Sie sich nicht wundern, dass damit auch mal Missbrauch geführt wird.

  • Ich sehe das wie Christian. Leider werden viele Gamer mitmachen und sich dann wundern, wenn ihre Daten missbraucht werden.

    Für das nächste SIM-City soll auch ein Onlinezwang kommen. Würde mich nicht wundern, wenn die auch Daten haben wollen. 🙁

  • Was man auch beachten muss: wenn Spiele einen guten Kopier- und Tauschschutz haben, treibt das ggfs. die Verkäufe in die Höhe. Somit würde Sony mit der Einführung dieses Systems zwar auf viele negative Stimmen auf Kundenseite kommen, allerdings möglicherweise in der Lage sein, sehr viele exklusive Titel auf die eigene Plattform zu holen. Somit ist der Gedankengang von Jeff vielleicht gar nicht so falsch…?