Sonstiges

Google steigert Umsatz und Gewinn – und wie geht’s weiter?

Gestern Abend hat Google die Zahlen aus dem vierten Quartal 2012 vorgelegt, womit das Kalenderjahr 2012 fiskalisch abgeschlossen ist. Die Zahlen sind ziemlich gut, aber wie gut? Und viel wichtiger, wie gut können sie noch werden?

Insgesamt war das vierte Quartal ziemlich stark und führte erstmals zu einem Jahresumsatz über der 50-Milliarden-Dollar-Marke. Daraus entstand ein Gewinn von 10,7 Milliarden Dollar – zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

Wie gut ist gut?

Etwas Verwirrung entstand im Vorfeld der Quartalszahlen, da manche Analysten den Verkauf von Motorola Home in ihre Prognose einbezogen hatten, andere hingegen nicht.  Daher kann man nun auch trefflich darüber streiten, wie gut Googles Zahlen wirklich sind. Die Investoren scheinen sich einig zu sein – der Kurs stieg nachbörslich um fünf Prozent.


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Doch ungeachtet des fiskalischen Klein-Klein lohnt es sich, eine buchhalterisch völlig unwichtige Zahl anzuschauen: Die Cost-per-clicks – sprich, wie viel verdient Google, wenn jemand auf eine Werbeanzeige klickt. Auch hier kann man die Zahlen unterschiedlich interpretieren.

Quartalsvergleich oder Jahresvergleich?

Denn im Vergleich zum dritten Quartal ist die Größe um zwei Prozent gestiegen, im Vorjahresvergleich hingegen um sechs Prozent gefallen. Dabei ist nicht völlig klar, weshalb der CPC sinkt und im letzten Quartal wieder gesteigert werden konnte. Google macht dafür zum einen Währungsschwankungen verantwortlich, zum anderen aber auch die mobilen Werbepreise. Die sind nämlich geringer als im stationären Web und da vermehrt mobil gesucht wird, hat Google hier zu kämpfen.

Google-CEO Larry Page ist allerdings zuversichtlich, dass die mobilen CPCs steigen werden. Denn die Werbeausgaben folgten nun mal dem Nutzerverhalten und zunehmende Nachfrage sei gut für das Preisniveau. Das ist nicht ganz falsch, doch auch nicht ganz richtig.

Schaut man sich die Online-Werbepreise an, insbesondere bei der Videowerbung, sieht man, dass diese zwar gestiegen sind, aber eben nicht das Niveau der TV-Werbepreise erreichen. Der Grund dafür ist eben auch hier das Verhältnis von Angebot und Nachfrage: Während TV-Werbung begrenzt ist – es gibt nur 24 Stunden pro Tag und X Sender bei denen man werben kann – gibt es Online mehr Videos als Werbungtreibende.

Dennoch kann man meiner Meinung nach davon ausgehen, dass die mobilen CPCs kurz- bis mittelfristig steigen werden und Google dank des Zuwachses an mobiler Suche sein Ergebnis hier zunächst weiter steigern können wird.

Google liegt mit G20 und EU-Kommission im Clinch

Doch Google und der Umsatz sind mittelfristig von weiteren Unwägbarkeiten abhängig: Beispielsweise von der EU-Kommission, die Google Dampf macht, nicht weiter seine wettbewerbsbeherrschende Stellung auszunutzen und seine Cross-Vermarktung zurückzufahren.

Viel gefährlicher hingegen ist das Vorhaben der G20-Länder, die Steuerschlupflöcher für Google & Co. zu schließen. Hier ist zwar nicht mit einer schnellen Einigung zu rechnen, doch irgendwann werden die Löcher gestopft.

Und zu guter Letzt ist natürlich zu befürchten, dass Facebook seine Such-Anstrengungen ausweitet und weiter in die Websuche und Werbevermarktung drängt – Mark Zuckerberg muss seine Investoren schließlich auch befriedigen.

Keine Sorge, es gibt auch gute Nachrichten

Also Kopf in den Sand stecken? Nicht unbedingt. Denn auch wenn die Zukunft in diesen drei Bereichen nicht gerade rosig aussieht, wird es dauern, bis sich das auf Googles Geschäftsergebnis auswirkt – und es gibt ja auch gute Nachrichten.

Google hat Einiges in der Pipeline: selbstfahrende Autos, Knowledge Graph und Google Now, Mobile Payment per NFC, Google TV – und auch YouTube hat weiteres Potential, wenn endlich eine Einigung mit der GEMA gefunden wird. Fakt des Tages ist übrigens, dass YouTube mit Gangnam Style alleine acht Millionen Dollar verdient hat.

Es ist insofern absolut unklar, wie es weitergeht mit Google. Klar ist nur, dass Google eine Menge Arbeit vor sich hat, um die Gefahren auf regulatorischer Seite auszugleichen. Glücklicherweise hat man auch eine Menge Projekte, an denen man arbeiten kann und somit potentielle Umsatzquellen entwickeln kann.

Bild: Flickr / meneame comunicacions, sl

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

7 Kommentare

  • Auf welcher Quelle basiert denn bitte folgende Behauptung?

    „Schaut man sich die Online-Werbepreise an, insbesondere bei der Videowerbung, sieht man, dass diese zwar gestiegen sind, aber eben nicht das Niveau der TV-Werbepreise erreichen. Der Grund dafür ist eben auch hier das Verhältnis von Angebot und Nachfrage: Während TV-Werbung begrenzt ist – es gibt nur 24 Stunden pro Tag und X Sender bei denen man werben kann – gibt es Online mehr Videos als Werbungtreibende.“

    Mir wäre neu, dass es mehr Video-Inventar gibt als Werbetreibende benötigen. Hört man sich bei den entsprechenden Vermarktern um, dann ist nach meiner Erfahrung genau das Gegenteil der Fall!

    • Bei Premium-Content mag das durchaus anders sein, aber wenn ich richtig informiert bin, dann liegen auch dort die Werbepreise zum Teil deutlich unter den vergleichbaren TV-Preisen. Und wie Martin gesagt hat, gibt es bei YouTube & Co. Millionen unbeworbene Videos (häufig natürlich auch zurecht). Wenn Google dafür Werbungtreibende finden würde, hätten die überhaupt kein Problem mehr.

  • Ein interessanter Einblick und eine gute Einschätzung der derzeitigen Situation um Google. Danke dir dafür. Gefühlt legt Google für mich derzeit einen großen Augenmerk auf die Werbung in Videos. Hier findet man verstärkt Werbung und auch die Adwordsberater, die ja kostenfrei beraten, drängen die Unternehmen geschickt in diese Werberichtung. Das ganze ist natürlich nur meine Einschätzung.

  • Ich denke auch die Werbeeinnahmen im Netz sind nicht Unbegrenzt, dies mag vielleicht auf die Möglichkeiten oder Reichweiten Zutreffen aber nicht auf das Werbebudget der Wirtschaft.
    Denn auch Werbegelder müssen zuerst Erwirtschaftet werden, Schmälern den Gewinn oder Verteuern Produkte, sind daher also nicht „Unbegrenzt“.
    Es wird daher mehr zu einen Werbegelder Verteilungskampf um Reichweite und Nutzerzahlen kommen wie schon im TV um die Einschaltquoten.
    Hier hat Google mit seinen Plattformen und Marktanteilen immernoch die gute Karten.
    Trozdem werden wir wohl in Zukunft einen weiteren Verdrängungskampf und Aufkäufe im Netz erleben und damit weiter Konzentration der großen Plattformen und Ökosysteme.
    Schon heute werden die Betriebssysteme oder Device zunehmend dazu „missbraucht“ unliebsame Konkurenz „Auszusperren“ oder zumindest von seiner Plattform zu „verdrängen“. Zukünftig vielleicht sogar für Zugangs Gebühren oder Webseitenwerbung nur noch für bestimmte eigene Werbepartner zulassen?.
    Daher Bastelt mittlerweile fast jeder nach dem Vorbild Apple an eingenen Geräten und Ökosystemen.
    Ja ich befürchte sogar einen zunehmenden Kampf um das Internet bzw. die Zugangsanbieter selber, auch hier ist Google mit „Google Fiber“ Vorreiter andere wie Microsoft oder Facebook könnten nachziehen oder sogar Telecom Anbieter zukünftig Aufkaufen um eigene Netze und Infrastruktur zu besitzen.

  • Vor rund 10 Jahren war es in der Wirtschaftspresse üblich, die Gewinne und Verluste als EBIT oder EBITA auszuweisen, wenn ich mich nicht irre! Im Fall Google wäre es interessant, was der große Laden an Steuern zahlt ^^