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Neue Zutaten in der Gerüchteküche: Google arbeitet am Drahtlos-Netzwerk

Machen sie’s oder machen sie’s nicht, das ist hier die Frage. Google, die vor wenigen Wochen in Kansas City mit Google Fiber den ersten kleinen Schritt zum Internetanbieter getan haben und erst einmal in benachbarte Ortschaften expandieren wollen, haben nun ein Drahtlos-Experiment auf dem Gelände ihres Hauptquartiers beantragt.

Im November, als Google eine Kooperation mit dem Satelliten-TV-Betreiber Dish angekündigt hat, um ein gemeinsames Mobilfunknetz aufzubauen, habe ich orakelt, dass es sich um einen Bluff handelt. Man droht der Konkurrenz implizit, die Netze schnell genug auszubauen, sonst macht man das Ganze lieber selbst.

50 Basis-Stationen auf dem Google Campus

Nun ist bei der Federal Communications Commission ein eigentlich vertraulicher Antrag eingegangen, dass Google auf seinem Campus in Mountain View 50 Basis-Stationen mit einer Reichweite von 100-200 Metern und 500-1.000 Metern errichten möchte. Bei einem Radius von etwa drei Kilometern kann man also von einem sehr dichten Netzwerk ausgehen, das für hohe Datenübertragungen geeignet sein könnte.


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Auch wenn nicht ganz klar ist, ob es sich um LTE-Geschwindigkeit handelt, findet das Experiment auf zwei interessanten kleinen Frequenzblöcken im 2.5 GHz-Band statt. Das gehört zufälligerweise Clearwire, einem mobilen Breitbandanbieter, den Dish gerne übernehmen möchte.

Wer will was von Clearwire?

Fügen sich die Puzzleteile also zusammen? Vielleicht. Aber um es noch ein wenig komplizierter zu machen: Google verkaufte letztes Jahr seine Anteile an Clearwire. Da soll mal einer schlau draus werden.

Doch es geht noch merkwürdiger: Das Experiment soll mit etwa 200 User-Geräten durchgeführt werden – doch heutige iPhones und Android-Smartphones sind mit dem zu testenden Frequenzband nicht kompatibel. Das muss aber nicht heißen, dass solche Geräte nicht kommen, denn für dicht besiedelte Gegenden ist das Frequenzband ideal. Und in China, Brasilien und Japan werden bereits Netzwerke für dieses Frequenzband aufgebaut.

Das Gerät für das Frequenzband von morgen?

Um ehrlich zu sein, ganz schlau werde ich aus diesem ganzen Wirrwarr nicht. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Risiken für Google, ein Netzwerk von Fiber bis LTE aufzubauen, größer sind als die Chancen – was nicht heißt, dass es nicht doch funktionieren kann. Denn noch ein weiteres Gerücht schwirrt herum: Google will im Juli sein Google X Phone auf den Markt bringen. Produziert werden soll das von Motorola, deren Mobilsparte Google letztes Jahr erworben hat.

Wenn man alle Zutaten zusammenzählt, bringt das die Gerüchteküche also ganz schön zum Brodeln. Doch 50 Basis-Stationen für einen Radius von drei Kilometern? Das wird ganz schön teuer, wenn man die USA abdecken möchte, mal ganz abgesehen von China und Brasilien. Auf der anderen Seite sind das zu viele Puzzleteile, die das große Ganze erahnen lassen, als dass es nur ein Bluff oder eines von Googles zahlreichen Experimenten ist, die im Sande verlaufen.

Wie gesagt, ich bin bislang noch unentschieden, was ich davon halten soll, aber vielleicht helfen uns die im Google X Phone verbauten Mobilfunkchips weiter, den Hintergrund der Experimente und Kooperationen zu verstehen.

Bild: Flickr / Robert Scoble

 

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

11 Kommentare

  • ….. dass die Risiken für Google, ein Netzwerk von Fiber bis LTE aufzubauen, größer sind als die Chancen“

    Dies sollte man wohl sicher aus den Blickwinkel von „Netzneutralität“, „Leistungsschutzrechten“ oder anderen möglichen denkbaren „Googlesteuern“ sehen.
    Mobilfunkanbieter möchten zunehmend gern Geld von Google und andere Contentanbieter für Datendurchleitung ect.
    Dieses Geld Investiert Google besser in sein eigenes Netz, vielleicht sogar eigenes Frequenzband mit ihren Android Smartphone, damit könnten sie zumindest andere Mobilfunk-Carrier oder selbst Dienste wie Facebook unter Druck setzen.
    Denn sollten dort dann Youtube Videos Ruckeln könnten Nutzer mit den „Füssen abstimmen“ welches Netz sie Bevorzugen was dann als ein Damoklesschwert über eventuelle Forderungen hängen würde.
    Es würde mich zudem nicht Wundern wenn Andere wie Facebook, Apple oder Microsoft nicht längst auch an eigenen Netzen Interessiert wären?

    • Wegen der Zeitverschiebung kann ich erst jetzt antworten. Netzneutralität ist ein sehr gutes Stichwort, aber mit einem eigenen Netz würde sich die Situation beim Leistungsschutzrecht oder das Schließen von Steuerschlupflöchern nicht ändern.

      Bei der Netzneutralität habe ich aber fast mehr sorgen, denn ich weiß nicht, ob Google bei einem eigenen Netz daran interessiert wäre. Sprich, bekommt Apple TV die selbe Bandbreite wie Google TV, Hulu die gleiche wie YouTube etc.? Auf der anderen Seite wäre das mal wieder ein Fall von Missbrauch der wettbewerbsbeherrschenden Stellung und FCC und EU hätten da sicherlich etwas dagegen.

      Abgesehen davon: Bis Google ein eigenes Netz in den USA aufbaut (vorausgesetzt, sie übernehmen nicht jemanden großen) würden noch viele Jahre ins Land gehen.

  • Danke Mika schön, dass auch mal jemand über den Tellerand hinausdenkt. Aber immer eine ganz oder garnicht Perspektive zu vertreten ist sicher auch bequem. Ist schon nachvollziehbar, dass jedes neue Vorhaben von Google, das nicht sofort jeden erdenklichen Markt abdeckt und uns die eierlegende Wollmilchsau verspricht, zum scheitern verurteilt ist….

  • @erik w
    …dass jedes neue Vorhaben von Google, das nicht sofort jeden erdenklichen Markt abdeckt und uns die eierlegende Wollmilchsau verspricht, zum scheitern verurteilt ist….

    Ich glaube das schon die Bloße Ankündigung , Google oder andere könnten an eigene Netze „Basteln“ viele Aufschreckt und die „Arlarmsirenen“ Angehen.
    Denn was haben die Mobilfunk-Carrier von „Orange bis Vodafon“ eigentlich zu Bieten außer ein paar ersteigerte Fequenzen und Technik welche eigentlich jeder von Schlage Google ect. ohne größere Probleme Kaufen könnte?
    Zudem wurden sie in letzter Zeit immer „Dreister“ und bedrohten sogar Googles Hauptgeschaft zb mit Ankündigung von Router Adblocker ect…
    Ich denke also eher das diese Meldung etwas als Warnung an diese Verstanden werden sollte und wohl eher nicht „uns die eierlegende Wollmilchsau verspricht“…

  • google’s services verursachen massig traffic und brauchen dementsprechend große leitungen um ordentlich zu funktionieren. daher eigentlich nur konsequent, wenn google möglichkeiten auslotet um diese kapazität bereitszuestellen.

    sämtliche mobilfunkprovider kommen ja schließlich nicht umhin gebetsmühlenartig vom kommenden untergang zu reden, wenn die umts und lte kapazitäten in wenigen jahren bereits ausgelastet sein sollen.

  • @Negativity
    „…google’s services verursachen massig traffic…“

    Streng genommen verursachen die Nutzer diesen Traffic und nicht Google indem sie diese Dienste Nutzen, die Frage bleibt aber würden sie weniger Traffic vertursachen wenn sie andere Dienste nutzen würden?
    Mobilfunkprovider versuchen mehr Profit zu Generieren indem beide Seiten für ihre Leitungen zahlen sollen, ungefähr so als müssten künftig der Absender + Empfänger für ein Post Paket oder Telefonat bezahlen.
    Nur wenn sie es übertreiben könnten Inhalteanbieter mit eigenen Netzen liebäugeln, vielen Kunden könnte es gleich sein aber sicher kaum heutige Mobilfunkprovider denen zukünftig dann ihr Geschäftsmodell wegzubrechen droht.
    Das Problem verursachen sie aber selbst indem sie sich vehement gegen eine verbindliche Netzneutralität aussprechen.

  • @Mika B.

    Du hast mich falsch verstanden, ich finde deine Interpretation gut. Der Rest war ironisch gemeint und bezieht sich auf den Artikel an sich. Mir fiel in letzter Zeit, unabhängig davon, dass ich diesen Blog gerne lese, immer häufiger auf, dass gerade dieser Autor oft zu eintönigen und kurzsichtigen Schlussfolgerungen kommt. Dabei fehlt immer wieder die nötige Fantasie, wie du sie z.B. aufgebracht hast. Natürlich ist bleibt es trotzdem bei spekulationen aber man muss kein Experte sein, um zu wissen, dass strategische Entscheidungen nicht immer den nächstliegenden oder scheinbar offensichtlichen Zweck verfolgen. Und Forschungsprojekte müssen nicht immer zu einem Produkt führen, dass ein direktes Abbild des Projektes entspricht.

    • Da bin ich ja froh, dass du die Strategie von Google in diesem Feld dekodiert hast, während alle anderen noch rumrätseln.

      Aber im Ernst: Ich freue mich über konkrete Kritik (wo bin ich eintönig und kurzsichtig?) und diskutiere gerne mit euch, wenn gute Argumente vorgebracht werden.

      Im konkreten Fall: Es gibt manches, was für ein Google-Netzwerk spricht, es gibt Vieles, was dagegen spricht (unter anderem die ziemlich hohen Kosten). Ja, Forschung und Experimente führen nicht immer zu Produkten und Dienstleistungen. Bei mehreren verschiedenen, millionenschweren Experimenten (Google Fiber, http://gigaom.com/2010/02/11/google-fiber-network-cost/) steckt mehr dahinter als ein bisschen rumzuexperimentieren – ich weiß noch nicht was. Wenn du’s weißt, bin ich für einen Tipp dankbar.

  • @mika: ich wollte damit nicht aussagen, dass google in der pflicht steht in die infrastruktur zu investieren, oder den isps irgend etwas schuldig ist.
    aber wenn google interesse daran hat, auch in zukunft noch youtube anbieten zu können, dann ist es wohl besser selber entsprechende lösungen zu suchen. auf die isps würde ich mich da zumindest nicht verlassen.

    • Bisschen unschöner Vorwurf. Von IP Carrier habe ich ehrlich gesagt noch nie etwas gehört. Der Artikel dort wurde am 24.1. um 13h bei Google Plus angeteasert. Bei uns ging er um 15.30 online. Da ich aber an der US-Westküste wohne und arbeite, habe ich den Artikel schon um 7 Uhr morgens in unser Content Management System eingegeben. Mal abgesehen davon: Es ist die Originalquelle verlinkt (Steven Crowley), die auch die Quelle des Kollegen von IP Carrier sein dürfte…