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Never ending story: YouTube und die GEMA

Seit mehreren Tagen bestimmen YouTube und die GEMA die Nachrichtenlage. Die GEMA klagt auf Unterlassung der bekannten Nachrichten-Tafeln bei einem nicht lizenzierten Video, YouTube gibt an, dass die Klage noch nicht angekommen sei und die GEMA rechtfertigt sich, dass man die Klage in die USA geschickt habe, was ein paar Wochen dauern könne. Und über der ganzen Posse schwebt die weiterhin ausstehende Einigung zwischen den beiden Parteien wie ein Damoklesschwert.

Wann kommt die Einigung?

Ende letzten Jahres habe ich darüber spekuliert, dass 2013 diese Einigung gefunden wird. Ja, die Zeichen sind nicht gerade positiv, doch das Jahr ist noch jung und der ganze Hickhack der letzten Wochen könnte unterm Strich meine gewagte Prophezeiung doch noch wahr werden lassen.

Denn nicht nur die GEMA verhandelt mit YouTube. Auch die französische SACEM und die britische PRS diskutieren nach dem Auslaufen ihrer Verträge mit YouTube über eine Neuauflage – mit dem Unterschied, dass die Videos weiter verfügbar sind und es ein wenig harmonischer zugeht als hierzulande.


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Frankreich: Wir sind Teil der Lösung

Beispiel Frankreich: Der mit YouTube geschlossene Vertrag lief Ende 2012 aus, Mitte Januar stoppte YouTube die Monetarisierung von SACEM-Videos. Eigentlich hätte die Verwertungsgesellschaft die Videos somit sperren können, doch davon sah man ab. Jean Nol Tronc, CEO der französischen SACEM, bringt es treffend auf den Punkt: „We are part of the solution, not part of the problem!“ Will heißen: Wir verhandeln hart, aber fair.

Und dazu hat man auch allen Grund, denn von den Gesamteinnahmen von 803 Millionen Euro kamen lediglich zehn Millionen Euro von Streaming-Services – YouTube eingerechnet. Der geringe YouTube-Umsatz lässt sich dadurch erklären, dass die SACEM eine Lizenzpauschale akzeptiert hat, unabhängig davon, wie viele Musikvideos tatsächlich auf YouTube angeschaut werden. Doch man glaubt an das Wachstum von Streaming-Diensten, das in vielen Ländern eine Kehrtwende der jahrelang schrumpfenden Musikwirtschaft eingeleitet hat.

UK-Deal läuft trotz Verhandlungen weiter

Beispiel England: Auch hier ist der Vertrag ausgelaufen. Doch solange man sich noch in Verhandlungen befinde, läuft der bisherige Deal zunächst weiter. Der hört sich allerdings nicht sonderlich gut an, auch wenn keine offiziellen Zahlen vorliegen. Im Schnitt hat ein Musikverlag 0,0001185 Euro pro Video View erhalten. Dagegen ist Spotify eine sprudelnde Geldquelle.

Es ist also verständlich, dass in Frankreich und England nachverhandelt wird. Doch genauso wahrscheinlich ist es, dass man sich dort irgendwie und irgendwann einigen wird. YouTube hat schon 2010, als der Vertrag mit der SACEM abgeschlossen wurde, versucht mit der Story Druck auf die GEMA auszuüben – vergeblich. Es ist gut möglich, dass die GEMA sich auch 2013 unbeeindruckt zeigt, wenn YouTube wieder prahlt, man habe in mehr als 40 Ländern Einigungen mit den Verwertungsgesellschaften erzielt und die Verträge in zwei wichtigen Musikmärkten verlängern können.

GEMA will nicht mehr der schwarze Peter sein

Doch, dass man bei der GEMA mit der Rolle des schwarzen Peters nicht ganz zufrieden ist, wird auch durch die Unterlassungsklage in Höhe von 1,6 Millionen Euro deutlich. Ein weiteres positives Zeichen ist auch, dass sich Streaming-Dienste in der Musiklandschaft etabliert haben, wobei man fairerweise sagen muss, dass es sich bei den Lieblingen der Musikbranche um Freemium-Dienste handelt. Zwar arbeitet YouTube an kostenpflichtigen Channels, aber das wird wohl kaum des Rätsels Lösung sein.

Und dennoch: YouTube-Sprecherin Mounira Latrache betont, dass man sich bei der Regelvergütung schon einig geworden sei. Und somit bleibe ich trotz des jüngsten Geplänkels dabei, dass eine abschließende Einigung nicht mehr ganz so weit entfernt ist. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

 Bild: Flickr / Rego Korosi (CC BY-SA 2.0)

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

11 Kommentare

  • Die never ending story ist doch eigentlich, dass unser Gesetzt noch in Anno 1970 lebt. GEMA und GEZ gehören entweder komplett umgekrempelt oder endlich abgeschafft. Die aktuelle Eintreibungsart der GEZ ist einfach gegen jede Logik – Wieso soll ich 20€ im Monat zahlen, wenn ich kein Fernseher und Radio besitze und meine Nachrichten ausschließlich über Zeit.de und meine Musik über ausländische Internetradios beziehe? Und die GEMA handelt auch gegen jede Logik wenn Sie Videos sperren lässt, die der Künstler selbst auf YouTube hochgeladen hat?! Das ganze Nervt einfach unglaublich obwohl sich das GEMA-Problem dank Proxys theoretisch relativ einfach lösen lässt.

  • Auch wenn mich dieser Streit nur noch am Rande interessiert, da ich durch ein Browser-Plugin alle von der GEMA gesperrten Videos trotzdem sehe, gebe ich den Künstlern und Musikverlagen eine Mitschuld an diesem ewigen Streit. Warum kommt denn kein Protest von deren Seite? Es müsste sie doch sehr stören, dass aus Deutschland, in dem relativ viele Internet- und Youtube-Nutzer sind, ihre Videos nicht gucken können und somit Werbeeinnahmen flöten gehen. Die scheinen wohl genug zu verdienen, wenn sie das nicht weiter stört.

    Über die GEMA rege ich mich schon gar nicht mehr auf. Diese Organisation halte ich für kriminell. Wenn man sich die Geschichte der GEMA anschaut, dann ist diese Annahme gar nicht mal so verkehrt.

  • Ja, also ich denke mal, das liegt daran, dass Youtube im Grunde auch nur AUF DIESE WEISE gross geworden ist, dass Benutzerbedürfnisse über rechtliche Aspekte gestellt wurden.. also eher aus der Sicht eines BWLers.. ausserdem ist Youtube Schwarzer Peter und Held zugleich, allerdings wird youtube auch bald eher out sein… Spotify und Co. sind einfach besser und zuverlässiger, gerade was Musik angeht…

  • Warum bringt eigentlich die GEMA nicht selbst ein eigenes „YouTube“ an den Start zumal sie ja schon alle Musik Rechte dafür besitzen.
    Der Vorteil wäre zudem sie könnten ihre „Mondpreise“ für die Abrufe im Netz an sich selber zahlen und es gebe keinen Streit darüber mehr. 😉

  • weil sie ja dann auch die kosten hätten. So zB. Server- Anschaffungskosten, Server- Betriebskosten, Server- Wartungskosten, Serverhalle- Anschaffungskosten, Serverhallen- Wartungskosten, Traffickosten, etc…

    Das will die gema ja sparen 😉 die wollen halt gewinn ohne investition.

  • @Mika, ähnliches frage ich mich auch immer. Mittlerweile wäre es einfacher eine eigene Plattform ins Leben zu rufen. Ist schon krass wenn man sieht wie das in Deutschland ist – ich weiss nicht genau wieviel Prozent der Videos nicht abrufbar sind – es dürften aber ne ganze Menge sein. Man muss da einfach mal mit der Zeit gehen! LG

  • Bei diese Klage geht es die GEMA darum Ihr schon schlechte Image wieder ein wenig positiver zu rücken.

    Auch die GEMA weiß das Ihre Vorstellungen vom Mond Preise für You Tube Videos viel zu hoch sind. You Tube wäre auch sicherlich bereit recht schnell eine Lösung zu zustimmen,sofern die GEMA sich mal ein wenig bewegen würde!

    Trotz die derzeitige Klage glaube ich das es noch in diesen Jahr zu eine Vereinbarung kommt.

    Wie viele Videos in DE wirklich gesperrt sich lässt sich schwer sagen.Ich würde schätzen das es mindestens 10% der Musikvideos sind,wobei es sich nicht alleine um aktuelle Werke handelt,sondern auch schon mit Werken die über 30 Jahre alt sind.

    Gibt man z.B ABBA Titel ein und nutzt hierzu kein Proxy oder Plug In,so sind gefühlte 50% der in die restliche Welt frei verfügbare Videos gesperrt.

    Ähnlich sieht es mit andere bekannte Künstler.

  • Urheberrechte gibt es nun einmal nicht zeitlich Gesaffelt der Hit von 1970 ist da genauso viel Wert wie der von 2013 eigentlich Logisch, die Frage ist eher warum der von 1970 noch Geschützt ist zum Vergleich ein Wirtschaftspatent gilt auch nur max 25 Jahre?
    Ich glaube mehr jeder Schaut auf Google vom Blogger, Verlage bis zur GEMA weil sie x Mrd. Gewinn im Internet machen und jeder sofort mit Neid denkt das haben sie alles uns Gestohlen, haltet den Dieb, aber kaum jemand erkennt die Arbeit an welche dahinter steckt.
    Viele haben es schon auf ähnliche Weise im Netz Versucht und sind kläglich Gescheitert, wenn die GEMA es selbst versuchen müsste wurde sie sicher kaum ihne eigenen Forderungen Erwirtschaften können und etwas anders darüber denken.

  • Allerdings regen wir uns hier in Deutschland zu recht über die von YouTube falsch verbreiteten Hinweistafeln auf!

  • Mich ärgert es, dass hier zu wenig Transparenz herrscht. Wie viele Views werden generiert? Wieviel verdient Google tatsächlich an den Einnahmen? Was wird von der einen und der anderen Seite tatsächlich angeboten usw.

    Beide halten hier sehr diskret ihre jeweiligen Zahlen zurück.

  • @joaquin:

    Google verdient 30% am Werbeumsatz, der durch das Video generiert wird. Im Grunde kann sich jeder Youtube-Nutzer, der Videos kommerziell zur Verfügung stellt ausrechnen, was Google an seinen Videos verdient.

    Ausserdem: Google müsste nichtmal so transparent sein, wie sie sind. Denn Google ist ein privates Unternehmen aus den USA.Auf Transparenz könnten die auch komplett verzichten.