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US-Kunden unzufrieden mit iPhone 5 – oder wie man aus Zahlen eine Story strickt

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Eine neue Studie belegt es: iPhone 5-User sind unzufrieden mit ihrem Gerät. Jedenfalls unzufriedener als Nutzer von Android-Smartphones. Die Studie kann nicht falsch liegen – knapp 93.000 User haben in den USA abgestimmt, in England waren es rund 52.000. Doch die Zahlen verdienen es, unter die Lupe genommen zu werden.

Motorola Atrix HD liegt auf Platz eins

Kümmern wir uns zunächst um die Skalierung: Die User sollten ihre Zufriedenheit auf einer Skala von 1-10 abgeben (1 = unzufrieden, 10 = sehr zufrieden). Im Durchschnitt kommt Apple auf skandalöse 8,23 Punkte, was man fast zufrieden nennen könnte. Aber das wäre ja keine Story wert. Motorola hingegen triumphiert förmlich mit dem Atrix HD und Droid Razr M auf den ersten beiden Plätzen mit jeweils 8,57 und 8,50 Punkten.

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In der Grafik oben macht der Unterschied ganz schön was her, doch skaliert man das Diagramm von 1-10, so wie es eigentlich sinnvoll wäre, sieht man kaum noch einen Unterschied. Auch mathematisch lässt sich der Unterschied berechnen: Die Note für das Atrix HD liegt 4 Prozent über der des iPhone 5. Zwar machen die Urheber der Studie dazu keine Angaben, aber das ist fast noch innerhalb der statistischen Fehlermarge.

Datenerhebung der Studie teils unklar

Die wird auch nicht notwendigerweise kleiner, nur weil knapp 100.000 Leute an einer Umfrage teilgenommen haben. Zwar liegen keine detaillierten Zahlen für das iPhone 5 vor, doch Apple hat im abgelaufenen Quartal knapp 48 Millionen iPhones verkauft. Wenn auch nur die Hälfte davon die Versionsnummer 5 tragen, wird deutlich, dass die Stichprobe angesichts der geringen Differenzen nur bedingt aussagekräftig ist, zumal ja nicht klar ist, wie viele der Befragten auch tatsächlich ein iPhone 5 haben.

Hinzu kommt, dass die Studie über eine Befragung auf einer mobilen Webseite durchgeführt wurde, um eine Geräteerkennung zu ermöglichen. Abgesehen davon, dass keine demographischen Merkmale erhoben (oder zumindest mitgeteilt) wurden, ist unklar, ob (und wenn ja, wie) Mehrfachteilnahmen ausgeschlossen wurden.

Platz zwei für das iPhone 5 in UK

Immerhin in England kann sich Apple über einen zweiten Platz des iPhone 5 hinter dem HTC One X freuen – auch, wenn es trotzdem etwas schlechter bewertet wird. Erklärung von OnDevice Research: Im Vereinigten Königreich gibt es mit EE bislang nur einen LTE-Netzanbieter und somit weniger Wettbewerb für das iPhone 5.

Ich muss allerdings zugeben, dass sich mir der kausale Zusammenhang nicht ganz erschließt, denn der Begründung zufolge müssten iPhone 5-Kunden bei anderen Anbietern ihr Gerät ja auch tendenziell schlechter bewerten, womit die Begründung wieder obsolet wäre. Hinzu kommt, dass EE natürlich auch andere LTE-Phones anbietet, vom HTC One XL bis hin zum Samsung Galaxy S3.

Bevor mir nun der Zorn der Apple-Hater entgegenschlägt: Ja, die Studie platziert das iPhone 5 in den USA nun mal auch an Platz 5. Doch aufgrund dessen zu urteilen, dass die User unzufrieden damit sind, ist statistisch ziemlich sinnfrei.

Verwirrend: Apple führt die geräteübergreifende Zufriedenheitsliste an

Das wird auch dadurch deutlich, dass in der geräteübergreifenden Zufriedenheitsliste Apple mit 7,72 Punkten vorne liegt – vor Google (vermutlich ist die Nexus-Reihe gemeint) mit 7,68 Punkten. Also nahezu gleichauf. Samsung hingegen rangiert auf Platz 12 mit 6,15 Punkten. Wie ist das denn möglich? Samsung, die ein starkes letztes Quartal hingelegt haben und vor allem mit ihrer Galaxy-Reihe Absatzrekorde einfahren?

Ich habe zwar keine Erklärung für die Rangliste, doch auch hier würde ich empfehlen, das Ergebnis nicht für bare Münze zu nehmen.

Bild: OnDevice Research, eigene Darstellung

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

13 Kommentare

  • @Robert

    Ich möchte dich ja nur sehr ungerne kritisieren, bin mir doch der Tatsache bewußt, dass es nicht einfach ist, jeden Tag Inhalte zu erzeugen die mit ihren Informationen eine breite Leserschaft interessieren. Doch wer zum Geier hätte auch nur eine Sekunde am heutigen Tage über oben beschriebene Statistik nachgedacht? Ich behaupte mal: NIEMAND. Schlimmer noch, es wird auch niemand interessieren nachdem er sich deinen Artikel durchgelesen hat. Vielmehr ist es wieder einer dieser „Hater vs. Basher“ Artikel die Traffic bringen sollen. Mal sehen wieviel Kommentare hier heute Abend zu Buche schlagen …

    Habt Ihr das wirklich nötig?

    • Du musst den Artikel doch nicht lesen, wenn er dich nicht interessiert? Aber wie ja bereits schon in den Kommentaren gesagt wird, haben ziemlich viele Medien in der deutschen und amerikanischen Tech-Szene die Studie aufgegriffen, so uninteressant kann das Thema also nicht sein. Und meiner Meinung nach lohnt es sich durchaus, die Zahlen ein wenig unter die Lupe zu nehmen, wenn man einen Artikel schreibt.

  • @Tom:
    Also ich fand den Artikel sehr lesenswert, gerade auch wegen dem Fingerzeig auf die seltsame Auswertung der Umfrage…
    Und iPhone vs. Unterhandys Bashing gibt’s gar nicht, das hast du dir doch ausgedacht 😉

  • Aber Hallo,

    die Apple-auf-dem-5.-Platz-Meldung wurde in sämtlichen Medien rauf und runter zitiert, ohne jede kritische Wertung.
    Da ist eine Hintergrund-Analyse wie diese durchaus angebracht, insbesondere wenn sich dabei herausstellt, dass die Originalmeldung bestenfalls Müll ist.
    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt !

  • Wie zufrieden ein Nutzer mit sein Smartphone ist, liegt an seine persönliche Empfindungen. Hier bringt die banale Technik oft kein erklären Grund warum manche Nutzer diese Modell besser findet wie andere Modelle.

    Somit ist die Aussagekraft von solche Umfragen sehr beschränkt!

    Beim großen Angebot an gute Smartphones (die gibt es in alle Preisklassen und mit unterschiedliche Betriebssysteme) kann jeder Käufer den für seine Bedürfnisse passende finden.

    Ob jetzt ein IPhone 5 die beste Wahl ist,oder ein Galaxy S 3 oder was anders ist schwer zu bestimmen.

    Zudem kommt das es hier sehr schnell neue Modelle gibt.Wer gerade mit seine Neuerscheinung präsent ist,während sein Konkurrent mit ein Modell präsent ist, der mit 6 bis 9 Monate Präsenz eh schon bald vor die Ablösung steht,wird zwangsläufig ins Hintertreffen geraten.

    Ein paar Wochen später aber mit den Nachfolger Modell sieht die Sache wieder anders aus!

  • Also ich muss ehrlicherweise zugeben, das iPhone 5 ist ohne zweifel ein tolles Handy – leider mit wenig innovativen Features. Aber dank Jailbreak wieder etwas näher am perfekten Handy 🙂

  • Es wird zuhemend alles zu einer Meldung Verwurstet, es geht nicht mehr um Fakten sondern zunehmend um Meinungen.
    In den Medien breitet sich zunehmend die „Fanboy“ Kultur aus, welche vor 20 Jahren den Schulhof beherschte.

  • @Robert:
    diese umfrage-klitsche macht ihr geld damit, auftragsumfragen durchzuführen und ihre dubiosen umfrage-tools zu verkaufen. wenn man damit erfolg haben will, muss man halt auch mal eine sensatiohnsreiche studie veröffentlichen, um die nötige aufmerksamkeit zu bekommen.

    insofern fungierst du hier als kostenloser werbepartner für den laden. egal wie groß die kreise sind die das im internet gerade zieht: man muss nicht jede studie von unbedeutenden umfrage-klitschen erwähnen. dass diese umfrage nichts taugt, merken die menschen auch so.

    • Ich habe zwar nicht alle der zahlreichen Berichte über die Studie gesehen (insofern war die Studie aufmerksamkeitstechnisch ja ein voller Erfolg), aber mir ist da kaum jemand untergekommen, der die Zahlen kritisch hinterfragt hat. Insofern mache ich mir jetzt wenig Vorwürfe, doch einen Artikel über die Studie geschrieben zu haben.

  • … und dreimal dürfen wir raten, welches Endgerät der Verfasser dieses mimimi-haften Artikels wohl benutzte.
    Kleiner Tip: da auf der Skala von 0 bis 7 nichts passiert, ist die erste Graphik nicht nur legitim sonder zur klaren sichtbar machung auch notwendig.

  • Da sieht man mal, dass man auch mit „geprüften“ Statistiken vorsichtig sein muss. Der Betrachter sieht nämlich als erstes das Thema und die Grafiken. Und die allerwenigsten setzen sich mit dem Thema genauer auseinander. So wird ganz schnell aus Fakten ein subjektiver Eindruck. Das fühlt sich nicht gut an…

  • Also ich hasse auch diese Diagramm Ausschnitte, kennt man ja von Aktienkursen.

    Natürlich sieht man auf Diagramm Ausschnitten, die nur die Schwankungsbreite abbilden, besser, was sich getan hat. Oft macht aber erst die 100% Ansicht in der Y-Achse klar, dass die Unterschiede eigentlich minimal sind.

    Beim Aktienkurs Ausschnitt Diagramm wird suggeriert, dass man einen Riesengewinn hätte machen können, wenn man zur richtigen Zeit ge- oder verkauft hätte.

    Die 100% Ansicht zeigt aber oft, dass das Geld als Festgeld bei der Sparkasse besser angelegt gewesen wäre …

    Ich finde 100% Diagramme einfach aussagekräftiger, das trifft auch beim Gegenstand dieses Artikels zu.