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Demnächst in der Fußgängerzone: Schatz, lass uns noch mal in den Google Store gehen

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Google ist neidisch auf Apple. Genauer: Auf die Apple Stores. Diese schicken Läden, in denen auf massiven Holztischen die begehrten Apple-Produkte ausgestellt werden. Wo Kunden fasziniert das neue iPad ausprobieren oder an einem MacBook rumspielen. Und deswegen, so dachte man sich wohl, will man nun auch Google Stores in der Fußgängerzone aufbauen.

Erste Google Stores noch vor Weihnachten

Noch vor Weihnachten soll der erste Google Store in den USA eröffnet werden – Ziel ist es, dass in allen wichtigen Ballungsräumen des Landes Ladenlokale entstehen. Doch wozu soll das Ganze gut sein?

Die Strategie ist zunächst einleuchtend: Kunden, die ihr Erspartes für ein neues Technik-Gerät ausgeben wollen, können es so zunächst erst einmal testen und anfassen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Das war der Hauptgrund, warum Steve Jobs 2001 den ersten Apple Store eröffnete.


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Denn schließlich waren die User bis dato nur Windows-PCs gewohnt – Apple und das proprietäre Betriebssystem waren erst einmal abschreckend. Die Strategie ist wohl aufgegangen – die Apple Stores sind Kult und werden bei Neuveröffentlichungen gerne auch mal zum Camping-Platz.

Womit füllt man die Ladenfläche?

Doch genau diese Strategie ist das Problem, wenn man sich die Produktpalette von Google anschaut: Da wären nämlich Android-Smartphones, Chromebooks und Google TV. Von Android-Smartphones muss allerdings niemand überzeugt werden – die finden längst reißenden Absatz. Chromebooks hingegen sind bislang eher Ladenhüter. Doch laut Wikipedia gibt es erst sieben Modelle. Wenn man alle angekündigten Laptops einrechnet – inklusive des ominösen Chromebook Pixel – kommt man auf zwölf Modelle. Bei Google TV sieht es noch dürftiger aus: Von der zweiten Generation gibt es vier Modelle, von der kommenden dritten Generation sind erst drei Geräte angekündigt.

Sicherlich, Apples Produktpalette ist auch nicht mit der eines Supermarkts zu vergleichen, doch neben iPhone, iPad und MacBooks hat man noch zahlreiche Gadgets im Regal stehen – von der Tastatur über Musikboxen bis hin zu Apple-Adaptern und spezifischer Software. Googles Inventar hingegen gleicht dem eines Flohmarktstandes: Ein bisschen hier und da, aber kein magisches Produkt, dass die Leute anzieht.

Hauptziel: Google Glasses

Doch das soll sich natürlich ändern: Denn ein Ziel der Google Stores ist es angeblich, die Google-Brille an den Mann zu bringen. Das ist ziemlich ambitioniert, zumal Google-Gründer Sergey Brin noch letztes Jahr auf der I/O-Konferenz gesagt hat, dass Google Glasses kein „consumer device“ sei. Und damit dürfte er Recht behalten.

Denn so interessant und toll ich die Entwicklungen in dem Bereich auch finde – die futuristisch anmutende Brille wird in den nächsten paar Jahren sicherlich keinen großen Absatz finden. Sie ist schlicht zu teuer, zu speziell und zu extravagant. Und ich bezweifle, dass sich das großartig ändern wird, nur weil sie im Schaufenster eines Google Stores zu begutachten ist.

Zumal es ja auch nicht heißen muss, dass die Superbrille dem digitalen Verkaufshaus vorbehalten bleibt, nur weil Google keine eigenen Geschäfte eröffnet, schließlich unterhält der Suchmaschinenkonzern bereits eigene Ladenecken bei der US-Kette Best Buy.

Und so frage ich mich, warum man nicht an der Strategie festhält und den Kunden seine Produkte nicht auf den bereits vorhandenen Ladenflächen präsentiert. Gerne auch ein Flagship-Store auf der Fifth Avenue in New York. Aber Google Stores in allen Ballungsräumen der USA könnten ein dickes Minusgeschäft werden. Und das ist doch eigentlich nicht nötig um ein paar Brillen zu verkaufen.

Bild: Flickr / Robert Scoble (CC BY 2.0)

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

17 Kommentare

  • Schön, dass jemand mal eine Meldung hinterfragt und sie nicht nur weiterverbreitet. Wir sind neugierig geworden, was hinter den Googleplänen steckt. Bitte weiterverfolgen.

  • Schon ziemlich einfallslos von Google, dass sie das von Apple erfundene Konzept des ‚Ladens‘ so einfach kopieren. Da hatte Steve Jobs mal eine gute Idee und die ideenlosen Nachahmer aus der Nachbarschaft wollen sie einfach klauen! Nachher kommt noch jede Firma auf die Idee ihre Produkte nicht mehr nur im Netz zu verkaufen, sondern direkt vor Ort an uns Kunden. Macht jemand mit bei einem Google Boykott?

  • @Henning
    Microsoft hat das Ladenkonzept schon länger in den USA ohne Boykott aber wohl auch mit weniger „Erfolg“ kopiert nur noch nicht in Europa was sich aber Ändern soll.
    Zudem gibt es schon länger „Google Store“ innerhalb großer US Elektronikmärkte, es also nichts grundlegend Neues.
    Ich sehe aber kaum das man hier einen „Apple-Store“ Erfolg kopieren kann.

    „…die futuristisch anmutende Brille wird in den nächsten paar Jahren sicherlich keinen großen Absatz finden. Sie ist schlicht zu teuer, zu speziell und zu extravagant“

    Sind dies nicht ungefähr die Worte eines „Steve Ballmers“ zu den Erfolgsaussichten des iPhones von 2007?
    Ich wäre da nicht ganz so Pessimistisch, die Welt wartet nach Smartphone und Tablet „Boom“ auf etwas grundlegend Neues … diesmal könnte Google statt Apple der Vorreiter sein, weshalb nicht?

  • @Mika B.: Ich war mir auch nicht ganz sicher, aber ich glaube der Beitrag von Henning ist gutes Trolling – An die Alternative will ich gar nicht denken 😉

    @topic: Abwarten. Und ich glaube man sollte nicht die Milchmädchenrechnung machen, dass sich der Laden ansich rentieren muss. Google ist nach wie vor kaum präsent außerhalb des Internets. Der Schritt zum Laden könnte ein Versuch sein, das zu ändern.

  • @ Mika B.
    ja warum eigentlich nicht …. du hast Recht. Doch ich will mich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass dann jeder Inhaber unweigerlich zum Brillenträger wird. Ist das die Zukunft?

    Ganze Heerscharen von Teenies und Frauen dürften das abartig finden. Das passt doch nicht zum masslos übertriebenen Beauty-Hype dieser Generation. BRILLENTRÄGER !!! Maybe anno 3013 …

  • @Tom
    So ungefähr muss es wohl der „Walkman Generation“ ergangen sein, plötzlich liefen alle in der Öffentlichkein mit Kopfhörern herrum (damals in den 70/80er gab es noch keine Ohrstöpsel), sicher ein Graus für damalige Modeschöpfer 😉
    Zudem ist Google Glasses nicht unbedingt eine „Brille“ bei genauerer Berachtung, da lässt sich sicher Modisch noch etwas Verbessern.
    Aber egal ob es sich Durchsetzt oder Nicht, bisher hat diese Art von Technik sich immer trotz ästhetischer Unzulänglichkeiten Durchgesetzt.

  • Google kommt ja immer so als sehr buntes Unternehmen daher. Kann mir diese Läden schon gut in der City vorstellen- nur mit welchen Produkten? Klar, die Brille ist ein Trend…aber sonst noch was? Da muss man echt stark nachdenken. Ich denke aber, Mama Google wirds schon richten…

  • Die Brille wird schneller hipp werden, als man sich das vorstellen kann. Davon bin ich überzeugt. Mit einem Smartphone in der Hand kann niemand mehr Aufsehen erregen, da kommt so ein Teil genau richtig…

    Firmeneigene Stores hat Apple nun wirklich nicht erfunden (wie vieles andere auch nicht, siehe Tab-Design). Z.B. gibt es in bald jeder Stadt Jack Wolfskin Stores und letzten Sommer habe ich mich im Düsseldorfer Dainese Shop neu eingekleidet.

  • Auf diese Brillen hat die Welt noch gewartet?¨? Aber sicherlich hat Google auch noch ein paar richtige Pfeiler im Köcher. Den der Konsument ist heute sehr anspruchsvoll und macht nicht mehr jedem Gag mit. Da werden wohl auch Stores im Stile von Apple wenig daran ändern. Mal abwarten….

  • @Chris vom Freizeitcafe
    „..Google kommt ja immer so als sehr buntes Unternehmen daher. Kann mir diese Läden schon gut in der City vorstellen..“

    Erinnert mich etwas an bunte „United Colors Benetton“ Shop Mode in den 90zigern, schon seit Google dise knallig Bunten Farben einsetzt.
    Aber in der Mode kommt ja meist alles irgentwann wieder….

  • Stimmt@Mika- genauso sehe ich das auch! Vielleicht vertreiben Sie ja bunte Google-Mäuse, Turnschuhe und sonstiges dann bald in den „Google-Stores“…so eine bunte Google Welt hätte vielleicht was für viele…

  • Macht meiner Meinung nach absolut keinen Sinn. Ich sehe grad die Produkte nicht, die Google da in die Regale stellen will. Es sein denn, da kommt noch richtig was neben der Nexus-Palette. Aber die werden sich(hoffentlich) was dabei denken.

  • Das geht dann aber total in die falsche Richtung, man muss nicht alles machen – oft ist es besser, sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.