Marketing Sonstiges

Welchen Werbeclip hätten’s denn gerne? YouTube lässt dem User die Wahl

youtube-588x392

YouTube testet eine neue Werbeform auf seiner Website. Statt den User mit irgendwelchen Spots zu nerven, die ihm nur die Laune verderben, experimentiert YouTube derzeit damit, den User den entsprechenden Clip selbst auswählen zu lassen. Die Idee ist zwar von Hulu abgekupfert, könnte aber helfen, das werbefinanzierte Internet etwas erträglicher werden zu lassen.

Lieber McDonald’s- oder Coca-Cola-Werbung?

Statt vor dem Clip ein Pre-Roll-Video abspielen zu lassen, bekommt der User einen Screen gezeigt, bei dem er die Auswahl hat entweder eine etwas längere Werbung zu Beginn anzusehen oder zwei etwas kürzere Werbepausen ertragen zu müssen. Auch das entsprechende Video lässt sich bestimmen. Kann man sich nicht entscheiden, läuft das Video wie üblich – sprich mit so viel Unterbrechungen und den Spots, die eh für den Clip geplant waren.

Für den User ist die Funktion ein absoluter Gewinn. Denn man hat sich inzwischen wohl daran gewöhnt, dass man Video-Werbung kaum umgehen kann. Und wenn man ehrlich ist, für ein kostenloses Premium-Video kann man sich auch einen Werbespot ansehen, es müssen ja schließlich vom Produzenten bis hin zur Video-Plattform alle ein wenig daran verdienen. Doch bislang wurde das TV-Konzept mehr oder weniger auf die Online-Welt übertragen, obwohl das Internet mit seinen interaktiven Möglichkeiten ja mehr kreativen Freiraum bietet.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Home Office
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


Kaufbereitschaft bei selbst ausgewählten Spots steigt um 35 Prozent

Während sich wirklich interaktive Werbespots vermutlich wegen der hohen Produktionskosten bislang nicht wirklich durchgesetzt haben, könnte das jetzt von YouTube getestete Modell sich langfristig aber etablieren. Denn waren die Werbungtreibenden anfangs noch äußerst vorsichtig und skeptisch, dass ihre Werbung einfach weggeklickt werden kann, hat Hulu inzwischen herausgefunden, dass die Auswahl-Option die ungestützte Markenbekanntheit um bis zu 93 Prozent erhöht und auch die Kaufbereitschaft um 35 Prozent ansteigt.

Das sollte doch für die Werbung treibende Wirtschaft eigentlich Anlass genug sein, sich mit der neuen Option flächendeckend anzufreunden. Zugegebenermaßen gibt es aber Marken, die davon mehr profitieren als andere. Während Werbung für Autos oder alkoholische Getränke manchmal interessant oder lustig sind, ist es auch für den besten Kreativen schwierig, einen guten Spot für eine Lebensversicherung oder Vitamintabletten zu produzieren.

Das liegt nicht nur an etwas unliebsamen Themen, sondern vor allem an der entsprechenden Zielgruppe, die bei der Versicherung lieber Seriosität als an den nächsten Schenkelklopfer erwartet. Doch immerhin kann man die Auswahl vom Kunden auch als Feedback begreifen und somit schauen, welcher Spot für Marke XY am besten funktioniert.

Hulu, Youtube und hoffentlich bald mehr

Jedenfalls freue ich mich, seitdem ich im amerikanischen Ausland vermehrt in den Genuss von Hulu komme, bei Videos über die Möglichkeit, den Spot selbst auswählen zu können. Und ich freue mich sogar ein bisschen, wenn man eine knapp halbstündige TV-Show ohne Unterbrechungen sehen kann, wenn man vorher eine 2-Minuten-Werbung überstanden hat – erst recht, wenn es ein Film-Trailer ist, der dann letzten Endes vielleicht sogar noch unterhaltsamer ist als die beste Heineken-Werbung.

Noch ist die neue Werbeform auf YouTube nur ein Test. Doch die Zeichen stehen gut, dass die Option bei positivem User-Feedback schnell übernommen wird. Ich habe jedenfalls nichts dagegen, wenn das nicht nur bei YouTube kommt.

Bild: Flickr / Rego Korosi (CC BY-SA 2.0)

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

7 Kommentare

  • Was ist denn eine „ungestützte Markenbekanntheit“ und was bedeutet „35% erhöhte Kaufbereitschaft“? Anders gefragt, wie wird ermittelt, ob z.B. ein erwählter MC Doof Spot zu mehr Umsatz führt? Auf YT bestellen wird man sein Menü wohl kaum.

    Diese Unternehmen leben von Werbung, da wundern mich so gute Zahlen nicht… 😉

    • Die Zahlen werden über Umfragen und Marktforschung ermittelt. Ungestützte Markenbekanntheit ist, wie viele User sich an die Marke im Spot erinnern ohne explizit danach gefragt zu werden.

  • „Denn man hat sich inzwischen wohl daran gewöhnt, dass man Video-Werbung kaum umgehen kann“

    Ähm.. 1. kenne ich überhaupt keine Videowerbung (kann mich nicht erinnern, dass ich die letzten Monate VOR dem Video (gibts ja noch nicht, wird ja nur getestet wie du schreibst, oder?) bzw. neben dem Bild (zum glück Adblock) Werbung gesehen hätte!

    (Bezieht sich jetzt auf Youtube und meine Funseiten, die ich so benutze)

    dh das Gegenteil ist der Fall: Ich bin es gewohnt, keine Werbung zu sehen!
    Und ich glaube auch nicht, dass das schwer zu umgehen sein wird!

    Ich verstehe aber natürlich auch dein „Verlangen“ danach, da Unternehmen natürlich auch etwas verdienen müssen!

  • Im Prinzip keine schlechte Sache. Allerdings würde ich mir zumindest wünschen, dass die zur Auswahl stehenden Spots auch wirklich ausschließlich fürs Web gedreht wurden und nicht bereits hinlänglich aus dem TV bekannt sind – ansonsten sind sie nämlich unerträglich. Ich kann z.B. den Werbespot mit Dirk Nowitzki, wo er auf die Sandburg draufplumpst und das kleine Mädchen zum Schreien bringt, nicht mehr sehen. Doch den bekommt man auf YouTube andauernd vorgesetzt. Neulich habe ich mich – allerdings auf MyVideo und nicht YouTube – durch ein paar Videos zappen wollen und da lief ein- und derselbe Spot mit MarioBarth und der McDonalds Currywurst vor jedem einzelnen Video! Und ließ sich nicht wegklicken! Ich konnte ihn nur stumm stellen. Das war Folter!

  • Interessant, dass Sie dem User die „Wahl lassen“. Das ist doch alles von vorne bis hinten analysiert und manipuliert. Wenn die Wahl gelassen wird, dann werden mit der entscheidung nur noch weitere Informationen für das Onlineprofil gespeichert.