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Online kaufen, bar bezahlen: „Barzahlen“ startet mit dm und mobilcom-debitel als Vorkasse-Alternative

geschrieben von Michael Müller

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Ja, es gibt sie noch. Menschen, denen das Bargeld heilig ist. Ich schließe mich als PVC-verseuchter Kartenfan aus dieser Gruppe aus, schließlich ist meine Geldbörse in auffälliger Regelmäßigkeit unterbesetzt. Für alle in höherem Maße Bargeld-affinen Menschen bietet der Dienst „Barzahlen“ jetzt eine neue Zahlungsmöglichkeit für online getätigte Einkäufe. Das Prinzip ist einfach: Irgendwo im Netz das Objekt der Begierde heraussuchen, dort sofern verfügbar als Zahlungsart „Barzahlen“ auswählen und bei einem Partner mit harter Währung löhnen. Fast wie früher. Technisiert. Modern.

„Barzahlen“ bringt Nostalgie in die Onlinewelt

Beim Onlinekauf ist es doch immer dasselbe. Man stöbert außerhalb des Amazon-Kosmos in kleineren Shops nach Kleidung, Elektronik oder anderen schönen Dingen und stellt während des Bezahlvorgangs dann zähneknirschend fest, dass die Zahlungsarten eingeschränkt oder die Versandkosten zu hoch sind. Vorkasse geht immer, Bankeinzug und PayPal immer öfter, die Kreditkarte ist auch gerne genommen und Nachnahme stets die preislich unattraktivste Option.

Klassische Zahlarten wie die für den Kunden herrlich flexible und für den Verkäufer unangenehm risikobehaftete Rechnung sind rar geworden – ganz zu schweigen von Barzahlung. Allerdings ist dies ein Phänomen des Online-Zeitalters, existieren hier schlicht keine „echten“ Kassen wie beispielsweise im Lebensmittelmarkt um die Ecke. Den Widerspruch zwischen barem Geld und digitalen Einkäufen will der bereits im Februar letzten Jahres aus der Taufe gehobene Dienst aus der Welt räumen. Und startet jetzt mit zwei Partnern in ganz Deutschland durch.


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Wer ab sofort einen Kauf im Internet tätigt und auf einen Shop stößt, der Barzahlung unterstützt, kann den Einkauf so begleichen, als wäre er auf klassischem Wege abgewickelt worden. Das Prinzip ist schnell erklärt: Online einkaufen, Zahlschein mit Barcode ausdrucken und zu einem Partner tragen. In Deutschland sind das aktuell die Drogeriekette dm und – testweise und bisher nur in Berlin – Filialen von mobilcom-debitel. Den jeweils nächsten Laden zeigt ein Filialfinder im Web oder die Barzahlen-App für Android und iOS. Dort angekommen an die Kasse gehen, Code abscannen lassen und neuzeitliche Scheine oder Münzen auf den Tisch legen. Wie schon in lange vergangenen Kulturen. Alternativ kann man sich auch einen Code aufs Handy schicken lassen und diesen vorzeigen. Falls ihr dem bedruckbaren Papier schon in ähnlichem Maße abgeschworen habt wie ich – dem Regenwald zuliebe.

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Die Kasse informiert den Onlineshop im Anschluss in Echtzeit darüber, dass die Zahlung abgeschlossen ist. Schon findet die Sendung ihren Weg zum Paketdienstleister, der die Ware hoffentlich unbeschadet zum Kunden liefert. Dies ist auch anders herum im Falle von Rücksendungen oder Erstattungen möglich, sodass dm und mobilcom-debitel schon fast als kleine Finanzdienstleister agieren – in Wirklichkeit werden die Transaktionen im Hintergrund aber von der NordFinanz Bank AG abgewickelt. Für die Vor-Ort-Händler bleibt der Vorteil, Kunden in die eigenen Läden zu führen, die sich sonst möglicherweise selten oder gar nicht dorthin verirren. Stichwort Querverkauf oder ganz weltmännisch cross-selling.

Der „Killer-Shop“ fehlt noch

Im Grunde ist „Barzahlen“ ein zwischengeschalteter Vorkasse-Dienstleister. PayPal oder ClickAndBuy tun dasselbe, wickeln den Zahlungsstrom aber über andere Wege und nicht bar ab. Der große Vorteil des neuen Service: die nervige Zeitverzögerung bei Vorkasse-Bestellungen, bis das Geld endlich beim Verkäufer angekommen ist, entfällt. Bleibt abzuwarten, wie sich der Service in der Onlinewelt durchsetzen wird. Kommt sicher auch auf die Zusatzkosten für den Verkäufer an. Da „Barzahlen“ nur individuelle Angebote macht, ist schwer ersichtlich in welchen Sphären die Gebühren spielen. Man „orientiert sich an marktüblichen Preisen für Zahlungsdienstleister“, das lässt hoffen.

Eine nette Alternative ist die Barzahlung von Online-Einkäufen allemal. Ich befürchte jedoch, dass die jahrelange Gewöhnung ans digitale Transferieren von monetären Mitteln beim Online-Shopping das Barzahlen in seiner Nische belassen wird. Darüber hinaus ist der Dienst bisher bei nur wenigen und vergleichsweise unbekannten Online-Händlern gelistet. Der „Killer-Shop“ à la Amazon oder Zalando fehlt noch.

Altmodisch, aber trotzdem Fortschritt

Und dennoch: Hier wird das Beste aus zwei Welten innovativ kombiniert, hat reales Geld doch in seiner über Jahrhunderte entwickelten Form auch heute noch einige Vorteile. So behält man eher den Überblick über seine Finanzen und kann nur ausgeben, was sich auch tatsächlich in der persönlichen Börse befindet.

Dass ein zu ausgeprägtes Vertrauen in Plastik- und Kreditkärtchen so manchen in die Schulden treiben kann, beweisen viele US-Amerikaner mit ihrer ausgeprägten PVC-Mentalität. Mit „Barzahlen“ macht die Onlinegesellschaft somit in jedem Fall einen Schritt nach vorne. Für mehr Flexibilität und alte Werte, auch im Digitalzeitalter.

Bilder: Flickr / seanmcmenemy (CC BY2.0); Screenshot

Über den Autor

Michael Müller

Michael tritt seit 2012 in über 140 Beiträgen den Beweis an, trotz seines Allerweltnamens real existent zu sein. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums arbeitete er einige Jahre als PR-Berater, bevor er 2016 als Tech-Kommunikator bei einem deutschen Spezialglas-Hersteller einstieg.

15 Kommentare

  • Prinzipiell also ähnlich mit der Möglichkeit, Waren online zu bestellen und in der Filiale nach Barzahlung abholen zu können. Klingt auf jeden Fall sehr interessant.

  • Klingt für mich vollkommen uninteressant. Ich kaufe virtuell ein, gerade weil ich NICHT das Haus verlassen und in eine Kassenschlange stellen muss, um in irgendeinem Laden eine fremde Rechnung bar zu bezahlen (wozu ich evtl. erst mal das nötige Geld abheben muss…). Dann warte ich, bis die Ware zugestellt wird, bin im entscheidenden Moment nicht zu Hause und darf dann am Samstag zur Post (unter der Woche hat sie wegen der lausigen Öffnungszeiten ja noch bzw. schon zu) und stelle mich zum Abholen dort in die Schlange…

    Wer, der online Käufe tätigt, hat ein Interesse, ein Offline-Zahlverfahren zu nutzen, das auch noch an Unbequemlichkeiten geknüpft ist?

  • Denke es ist eher eine nette Alternative für alle Fans von Bargeld. Sehe es in den älteren Generationen – dort ist man zunächst einmal skeptisch gegenüber Zahlungen über das Internet. Da ist es schön, etwas in der Hand zu haben. Außerdem in jedem Falle schneller als eine Vorkasse-Überweisung.

  • Für mich persönlich scheint das sehr unattraktiv. Ich behaupte einfach mal ganz kühn: Wer skeptisch gegenüber Zahlungen über das Internet ist, ist auch skeptisch gegenüber Bestellungen über das Internet. Ich sehe da daher nur eine sehr kleine Zielgruppe. Zumal man die „klassische“ Vorkasse ja auch nicht zwangsläufig über „das Internet“ vornehmen muss, sondern diese auch ganz normal am Bankschalter aufgeben kann.

  • Und welche Vorteile bringt mir so eine Modell zu die bereits vorhandene ähnliche Alternativen wie z.B Paysafe?

    Diese kuafe ich mir an die Tanke um die Ecke (300 Meter entfernt und 24 Stunden offen) die entsprechenden Wert und schon kann ich ohne Probleme, bei eine Vielzahl von Online Shops einkaufen. Diese Möglichkeit nutze ich vor allen bei solche Shops wo ich Aufgrund deren Unbekanntsein, doch bedenken habe bei Vorkasse oder Sofortüberweisung.

  • Ich empfehle jedem seinen Vertrag, solange Ihr noch koennt oder es schafft zu kuendigen!!! Noch nie wurde ich als Kundin dermassen missachtet, meine Kuendigungsschreiben seit 8 Monaten ignoriert und dann auch noch am Telefon von dem schlechtesten Kundenservice Deutschlands hinters Licht gefuehrt! Wenn man den Namen mobilcom debitel nur in die Suchmaschine eingibt, erhaelt man nur Leidensberichte anderer Kunden, die aus dieser Vertragshoelle nicht rauskommen konnten!!!!!!!

  • @Julia: Thema ein wenig verfehlt (würde ich mal so behaupten),aber dennoch danke für deine Kundenmeinung zu mobilcom.

  • Ich finde die Idee echt cool. Müssten so nicht auch Jugendliche online shoppen können? Dann müsste ich nicht mehr die e-bay Bestellungen mein ekleinen Schwester erledigen! Ich könnt emir gut vorstellen, den Service zu nutzen. dm ist direkt um die Ecke. Keine Gebühren für Nachnahme und nicht darauf warten, bis die Bank mein Geld weiterleitet, aber trotzdem sicherer als Kreditkarten- und Konto-Daten im Netz verteilen. Klasse!

  • Das tolle am Internetshoppen ist ja das Zeitersparnis. Dieser Vorteil wäre mit dieser Bezahlart ja wieder hinfällig. Außerdem fühle ich mich da als Kunde in die irre geführt, wenn ich zum Bezahlen in einen anderen Shop muss, der sich Vorteile daraus erhofft, dass ich dann bei ihm auch noch etwas kaufe. Die Zukunft wird zeigen, ob die Nachfrage nicht doch noch wachsen wird.

  • Der Artikel ist zwar schon etwas älter ich möchte aber auch noch meine Meinung hierzu loswerden. Die Idee ist gut aber wie so oft sollte manche Idee auch eine bleiben…ich halte den Medienbruch als die Schwachstelle, wer Heute online einkauft, zahlt in den meisten Fällen sofort und will den Artikel in den nächsten ein zwei Tagen in den Händen halten, wer noch in den Supermarkt gehen muss um zu bezahlen hat wohl meist beim nächsten Einkauf vergessen das noch eine Bestellung offen ist…mich würde Interessieren wie viele Bestellungen getätigt werden aber tatsächlich in Vergessenheit geraten…

  • Entscheidend ist doch die Möglichkeit die totale Kontrolle durch Kontoeinsicht zu umgehen.
    Ich kann meine Frau oder die Arge betrügen.
    Bzw. ich spare mir endlose Unannehmlichkeiten, die es bräuchte um zu beweisen, dass ich nicht betrogen habe. Falls man mir denn die Wahrheit überhaupt noch glaubt.
    Einzige Möglichkeit des anonymen Internetkaufs.
    Wir sind ja leider nicht alle mit geheimen Konten gesegnet, wie Hoeness und Co., sondern müßen unsere Auszüge vorzeigen.

  • Lieber Vorredner,

    ich glaube ihr habt bei Euren „unattraktiv“ , „umständlich“ usw was Wesentliches nicht verstanden oder vielleicht übersehen ?
    Nämlich das Amazon und co Eure Bestellvorgänge und Zahlungsvorgänge tracken. Damit können Sie nicht nur genau sagen, was dich interessiert , was du bestellst und wieviel Geld, Kredikarten und Konten du hast um es zu bezahlen , sondern sie können nur durch die Kette sagen wer du bist , denn was dich interessiert und du dann auch kaufst, sagt in der Zusammenschau z.b. über ein Jahr 😉 , sehr genau aus , wie du tickst und wer du bist ? Wollt ihr das wirklich ? Schließlich kann dein Chef , dein Onkel , deine Tante oder der Staatsanwalt einfach dann auf amazon nachgucken wer du bist.
    Das ist Wahnsinn! Und man gibt damit seine Persönlichkeit/ seine Freiheit völlig aus seinem Kontrollbereich ab.
    Die Frage ist also , willst du Bequemlichkeit und in einem dafü in einem überwachten Gefängnis leben oder willst du Freiheit ? Überlegt euch die Lanzeitfolgen von amazon , google und co. Ich zahl alles nur noch bar oder mit bitcoins, bei mir weiss auf diese Weise keiner , was ich mir internet raussuche , wo ich es kaufe, bestelle, wie und wann ich bezahle , geht auch niemanden was an
    Best regards

  • Barzahlen.de funktioniert echt prima. Einfach zu dm. Bezahlen und manchmal schon in 2 Tagen waren bekommen. Bei hitmeister.de fallen bei Büchern kann Versandskosten an. Sehr vorbildlich. Mache ich regelmäßig.

  • Das macht keinen Sinn, denn wer skeptisch gegenüber Online-Zahlungen ist, ist auch skeptisch gegenüber Online-Bestellungen.