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Retina-Lotto beim MacBook Pro: Hauptgewinn Samsung, Niete LG

Seit Apple Mitte letzten Jahres das MacBook Pro mit Retina-Display auf den Markt brachte beschweren sich zahlreiche Nutzer über festgebrannte Bilder. Diese sogenannten Geisterbilder treten jedoch nicht bei allen MacBooks auf. Apple verwendet nämlich unterschiedliche Displays bei seinen Pro-Geräten. Sowohl Displays von Samsung als auch von LG kommen zum Einsatz. Vor allem letztere sind anfällig für die Geisterbilder. Nun hat ein Nutzer Klage eingereicht, schließlich lässt sich beim Kauf der Unterschied nicht erkennen. Apple verschweigt nach Ansicht des Nutzers die Qualitätsunterschiede. Weitere Kläger können sich anschließen.

MacBook Pro

Lange Beschwerdeliste

Schon wenige Tage, nachdem das MacBook Pro käuflich erworben werden konnte, beschwerten sich die ersten Nutzer im Apple Support-Forum über das Problem mit den Geisterbildern. Bereits nach 15-20 Minuten bei halber Helligkeit kann der Effekt hervorgerufen werden.

Ein eingebranntes Bild, nicht aufdringlich, aber vor allem bei dunklem Hintergrund erkennbar, so die erste Beschwerde, der sich mittlerweile zahlreiche weitere Nutzer anschlossen. Minutenlang soll das Geisterbild zu sehen sein. Aktuell sind bereits über 7300 Antworten auf den Beitrag eingegangen.


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LG Bildschirme sind schuld

Bis August letzten Jahres kristallisierte sich aber zunehmend heraus, dass nur manche der MacBooks von dem Problem betroffen waren. Denn während bei Samsung-Bildschirmen das Problem nicht auftrat, zeigte der ebenfalls verbaute LG-Bildschirm die ungewollten Bilder. Welcher der beiden allerdings verbaut ist, lässt sich auf den ersten Blick nicht erkennen. Durch Eingabe des folgenden Befehls im Terminal kann man es aber herausfinden:

ioreg -lw0 | grep \“EDID\“ | sed „/[^<]*</s///“ | xxd -p -r | strings -6

Findet man in der Ausgabe ein „LSN“, dann ist ein Samsung Display verbaut, LG-Displays enthalten den Eintrag „LP“ (z.B. Color LCD LP154WT1-SJA1 = LG-Display). Der Effekt mit den Geisterbildern kann, muss jedoch nicht auftreten. Wie das Video zeigt, können die Geisterbilder aber durchaus recht aufdringlich die Sicht trüben.

Der übliche Support

Apple reagierte bislang eher wenig auf das Problem. Ein Support-Dokument gibt lediglich allgemeine Tipps: via Systemeinstellungen den Ruhezustand des Monitors aktivieren und den Bildschirmschoner benutzen. Die Geisterbilder sind laut Apple bei den modernen IPS-Displays normal, dafür bieten sie den Vorteil, dass man ein gutes Bild hat, auch wenn man nicht direkt frontal auf den Bildschirm schaut. Dies gilt vor allem im Unterschied zu den bislang meist verwendeten TN-Displays. Hier eine Übersicht zu den Unterschieden. Ohnehin sei das Geisterbild nur vorübergehen zu sehen.

Der Apple Support ist also recht banal und unbrauchbar. Immerhin, gleich zu Beginn der Beschwerden weisen die Nutzer darauf hin, dass die Mitarbeiter im Apple-Store Geräte austauschen, die das Problem aufweisen. Ob man dann jedoch ein Samsung-Display bekommt, ist vielen Nutzerberichten zufolge aber ein Glücksspiel.

Über Klage zum Erfolg

Es ist wenig überraschend und doch traurig, wie Hersteller oftmals mit Kundenbeschwerden umgehen bzw. mit unbrauchbar allgemeinen Tipps reagieren. Ohnehin ist fraglich, ob Apple angesichts der nun eingereichten Sammelklage weiterhin so kulant mit dem Umtausch der Geräte verfahren wird, oder sich noch weiter hinter dem „Alles Normal“-Argument verbarrikadiert. Die Argumentation der Klage ist jedenfalls ohne weiteres nachvollziehbar. Dass der Konzern nichts von den Qualitätsunterschieden weiß, ist eher unglaubwürdig.

Nach Ansicht des Klägers ist es nicht akzeptabel, dass Apple seine MacBooks als einheitliches Produkt mit unterschiedlichen Qualitätsstandards anbietet. Der Käufer könne vor dem Kauf nicht in Erfahrung bringen, welches Display in seinem MacBook Pro verbaut ist. Schließlich vermarktet Apple das Gerät und sein Retina-Display als ein einheitliches Produkt. Die Sammelklage ist nun jedenfalls auf den Weg gebracht und es wird sich zeigen wie viele Nutzer aufspringen und wie Apple reagieren wird.

Bilder: Apple, berryloui

Über den Autor

Felix

Internetabhängiger der ersten Generation, begeistert sich für Netzpolitik, Medien, Wirtschaft und für alles, was er sonst so findet. Außerdem ist er ein notorisches Spielkind und hält seine Freunde in der „echten Welt“ für unverzichtbar.

12 Kommentare

  • Na ein Glück, ich habe eine Samsung Display verbaut. Den Terminal Code von euch kann man nicht 1:1 übernehmen, denn die Anführungszeichen haben eine andere Codierung. Passt man diese jedoch an, funktioniert alles. Danke für den Beitrag.
    ioreg -lw0 | grep \“EDID\“ | sed „/[^<]*</s///" | xxd -p -r | strings -6

  • Ohne jetzt viel nachzulesen: Trifft das auch auf die 13 Zoll-Varianten zu oder wurde da was geändert? Die ersten „Burn-In“-Treffer bei YT waren jetzt alle 15 Zöller…

  • Bei Asus ist es ja die gleiche Krux. Da gibt’s das Ultrabook UX31A einmal mit schneller ADATA-SSD und einmal mit langsamer Sandisk-SSD. Vor dem Kauf ist nicht zu erkennen, was verbaut ist, also ein reines Glücksspiel.
    Toll wird es, wenn man bei so einem Gerät einen Garantiefall hat und das betreffende Bauteil ausgetauscht wird – gegen das schlechtere. Dann hat man nämlich nicht mal mehr die Möglichkeit, vom Kauf zurückzutreten (da der Kauf meistens schon Monate zurück liegt).
    So ist es mir leider ergangen 🙁

  • Die folgende Konsequenz muss doch eigentlich lauten: wenn ich als Kunde von einem Hersteller auf eine solche Art und Weise beschissen werde, dann meide ich zukünftig seine Produkte.

  • Die Aufregung erinnert mich an die Aufregung unter Porsche-Fahrern, weil der 911 GT3 auf dem Rollenprüfstand auch mal gegen 500PS tendiert… Porsche verkauft ihn aber „nur“ mit 450PS… ist es da schlimm, wenn man tatsächlich „nur“ das bekommt was man bezahlt?

    Nun zahlt man bei einem MacBook sicher nicht dafür, dass man nach längerer Darstellung eines hoch-kontrastreichen Bildes auf einem gleichmässig grauen Untergrund noch kurz ein Geisterbild sieht – aber das ist ja nun schliesslich eine Labor-Situation und kaum ein üblicher Workflow?!

    Ich würde jedenfalls gerne ein Retina MacBook haben – egal welcher Zulieferer das Panel beisteuert.

  • @Bochum: Der Porschevergleich hinkt. Denn die Leistung ist hier besser als beworben. Bei Apple ist sie aber schlechter als beworben. Denn Ein Geisterbild kannte man sonst nur von Plasma-Geräten und erwartet man nicht auf einem Laptop.

  • Die Darstellung stimmt so nicht ganz.

    Apple tauscht die Displays anstandslos aus. So geschehen bei mir heute.

    Mein LG Display mit Geisterbildern Erscheinungen wurde anstandslos und am SELBEN TAG gegen ein Samsung Display ausgetauscht.

    Damit ist der Apple Support eigentlich nicht zu toppen.

    Das ist übrigens bisher meine Erfahrung bei jedem Besuch eines Apple Stores. Das sich da jemand quer stellt und versucht Fehler wegzudiskutieren habe ich noch nicht erlebt.

  • Kann Christian zustimmen. Bin mit meinem MBP Retina und LG Bildschirm in den Apple Store. Keiner hat den Fehler wegdiskutiert und 4 Stunden später hatte ich ein neues Display. Der Service ist sehr gut!

  • Habe gestern mein Macbook Pro Retina 15″ zum Apple Store in Oberhausen gebracht. Hatte ebenfalls den Ghosting-Effekt zuvor feststellen müssen. Am selben Abend erhielt ich die Nachricht, dass das Display bereits ausgetauscht wurde und heute hab ich es dann wieder abholen können. Der Display-Check ergab dann erfreulicherweise auch, dass es sich diesmal um ein Samsung-Display handelt! Top!

  • Also ich habe ein LG-Display mit folgender Bezeichnung:

    Color LCD LP154WT1-SJA2

    Konnte bisher keinerlei Probleme mit Geisterbilder feststellen, obwohl ich täglich damit 10-15 Stunden arbeite! Habe auch anscheinend ein neueres LG-Display (im Beitrag steht oben „Color LCD LP154WT1-SJA1“, ich habe hinten ein „2“). Evtl. hat hier LG nachgebessert?

    In Benutzung seit Juni 2013 und bisher Top-Display und auch alles andere sehr gut (MacBook Pro Retina 15 Zoll – Early 2013, 2,7 GHZ, 16 GB RAM, 512 GB SSD).

  • Die folgende Konsequenz muss doch eigentlich lauten: wenn ich als Kunde von einem Hersteller auf eine solche Art und Weise beschissen werde, dann meide ich zukünftig seine Produkte.