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Knaller oder Kassengift? Google sagt Kinoerfolg neuer Filme voraus – mit 94-prozentiger Genauigkeit

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Dass Google auf einem Datenschatz sitzt, ist nichts Neues. Dass aus dem Datenschatz wichtige Erkenntnisse gewonnen werden können, überrascht auch nicht. Doch, dass man anhand der Suchanfragen den Kinoerfolg von Filmen mit 94-prozentiger Genauigkeit vorhersagen kann, ist schon beeindruckend.

94 Prozent Genauigkeit vier Wochen vor Veröffentlichung

Unter dem Titel „Quantifying Movie Magic with Google Search“ hat der Suchmaschinenkonzern nun eine Studie veröffentlicht, bei der das Suchverhalten der User rund um 99 Kinostarts aus 2012 analysiert hat.

So wurde kontinuierlich die Suche zu dem jeweiligen Film-Trailer beobachtet. Gemeinsam mit dem „Franchise Status“, einer Messeinheit, ob der Film beispielsweise zur Twilight-Saga oder James Bond-Familie gehört, kommt man somit vier Wochen vor der Uraufführung auf eine Prognosegenauigkeit von 94 Prozent.


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Die hohe Korrelation zwischen Suchanfrage und Kinoerfolg lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass zum einen die filmbezogenen Suchanfragen zwischen 2011 und 2011 um 56 Prozent gestiegen sind und zum anderen der durchschnittliche Kinobesucher 13 Quellen konsultiert, bevor er eine Entscheidung trifft. Was genau diese Quellen sind, wird nicht aufgeschlüsselt, aber neben Freunden und Familie zählen da mit Sicherheit auch Online-Kinokritiken dazu.

Was machen bei einem absehbaren Flop?

Die Ergebnisse sind insofern beachtlich, als dass es natürlich wichtig ist, so früh wie möglich den Erfolg an der Kinokasse abschätzen zu können, um Anpassungen bei den Marketing-Ausgaben vornehmen zu können. Das nächste Forschungsthema ist dann vermutlich, was bei einem absehbaren Flop sinnvoller ist: Alle Ausgaben sofort stoppen oder noch mal richtig die Werbetrommel rühren – doch das ist ein anderes Thema.

Doch auch hier hat Google immerhin ein paar Zahlen parat: Erreicht ein Film in den sieben Tagen vor der Veröffentlichung 250.000 Suchanfragen mehr als ein ähnlicher Film, spült er am Eröffnungswochenende 4,3 Millionen Dollar mehr in die Kinokasse. Bei bezahlten Google-AdWords-Anzeigen ist das Ergebnis noch extremer: 20.000 mehr Klicks auf solche Anzeigen als bei der Konkurrenz bedeuten einen Umsatzanstieg von 7,5 Millionen Dollar beim Eröffnungswochenende.

Suchanfragen ändern sich mit der Konkurrenz

Auch interessant: Die Werbestrategie, die man als Filmstudio wählen sollte, hängt vom Konkurrenzumfeld ab. Wird ein bekannter Film veröffentlicht (wie „Avengers“ oder „The Hunger Games“) wird mehr nach dem konkreten Filmtitel gesucht – entsprechend sollte man auch für diese Keywords werben. Gibt es keinen offensichtlichen Favoriten am jeweiligen Wochenende suchen die User mehr generisch nach „Neue Filme“ – auch hier empfiehlt es sich, auf entsprechende Keywords zu setzen.

Dass man mithilfe der Daten, die User im Internet produzieren, Produkterfolge vorhersagen kann, ist nicht sonderlich neu. So setzten schon 2010 zwei Forscher der HP Labs das Tweet-Volumen und den Kinoerfolg ins Verhältnis und kamen auf erstaunliche 97 Prozent Korrelation und schlugen damit die Hollywood Stock Exchange, eine Art Börse, die bislang der Standard bei der Erfolgsprognose war.

Korrelation ist nicht Kausalität

Man muss allerdings stets vorsichtig sein bei solchen Ergebnissen, denn Korrelation entspricht in den seltensten Fällen Kausalität. Versucht man nun also, durch Marketingstrategien das Such- oder Twitter-Volumen zu steigern, wird sich das wohl kaum auf das Umsatzergebnis auswirken.

Hinzu kommt, dass solche Prognose-Modelle vor allem aus akademischer Sicht interessant sind. Aus Marketing- und Produzenten-Sicht ist es aber wichtig, so früh wie möglich den Erfolg abschätzen zu können. Hier geht Google eindeutig in die richtige Richtung, mal schauen was noch so möglich ist.

Meine eigenen Studien zur Prognose des Musikerfolgs anhand von Twitter-Daten sind übrigens abgeschlossen und werden gerade überprüft – und dann hier natürlich vorgestellt.

Bild: Screenshot

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

9 Kommentare

  • Ich glaube kaum das solche Vorhersagen das wirkliche Problem beseitigen und doch nur individuelle Momentaufnahmen bleiben.
    Wenn ein Film oder Musikstück erfolgreich ist, bedeutet das noch lange nicht das Nachfolger mit der gleichen Masche auch den gewünschten Erfolg haben, sonnst gebe es immer gleiche Filme oder Musik.

  • Schönes Eigentor von Google.
    Sowas muss uns doch zu Denken geben.
    Google will bekanntlich nicht das wir suchen sondern uns die Antwort schon vorher geben durch Vorschläge etc.
    Jede Wette: Wenn von 10000 Probanden ein halbes Jahr lang die Hälfte mit Google sucht und die andere Hälfte mit einer unabhängigen Suchmaschine dann werden bei Google alle in den selben tollen Film rennen und bei der unabhängigen Suchmaschine alle in verschiedene Filme. Willkommen im Googleuniverse.
    Allein schon die Charts bei Googlemusic ja überhaupt das nichtvorhandene Angebot an Jazz oder Punkplatten und der dort platzierte Müll zeigt doch wohin das alles führen wird.
    Zur totalen Verblöödung, zum abhängigen Googlekonsument.
    Unabhängig, frei, selbständig nach etwas suchen…Hahaha.

  • die 94% genauigkeit bei der vorhersage bezieht sich aber nur auf das opening weekend. ich finde das schmälert die leistung schon wieder etwas.

    aber insgesamt sind prognosen auf basis von suchanfragen ja nichts neues. hat google nicht seit jahren den ESC gewinner richtig vorhergesagt?

    ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich angesichts solcher neuigkeiten in jubel ausbrechen sollte. wie du ja schreibst, korrelation ist nicht gleich kausalität.
    ob big data oder neuronale netzwerke: während korrelationen innerhalb großer datensätze immer besser aufgezeigt werden können, schwindet das verständnis der dahinterliegenden zusammenhänge und ursachen immer mehr. egal ob es um bier, windeln bzw. das einkaufsverhalten von konsumenten im supermarkt geht; um nutzerdaten von telkos und mobilfunkanbieter; oder prognosen am finanzmarkt – warum eine datenanalyse zu einem bestimmten ergebnis kommt versteht niemand mehr.

    dass meine mobilfunkanbieter mir ständig irgendwelche hanebüchnen tarife andrehen wollen (basierend auf meinen daten), darüber kann ich noch schmunzeln. ich kann mir aber auch anwendungen vorstellen, bei denen eine solche entwicklung alles andere als lustig wäre.

    achja: „zwischen 2011 und 2011 um 56 Prozent gestiegen“
    das ist eine ganz ordentliche steigerungsrate für den zeitraum.

    • Grundsätzlich hast du nicht Unrecht mit deinen Kritikpunkten. Die Studie von Google ging aber auch über das Eröffnungswochenende hinaus, in der Praxis ist das aber das kritische Wochenende.

  • Da hatten wir doch etwas ähnliches mit der Vorhersage von steigenden und fallenden Aktienkursen. Also so abwegig scheint das alles ja nicht zu sein. Es kommt wohl darauf an, die geeigneten Parameter aus der Suche abzufragen und zu bewerten.

  • Ich finde es ist sehr gefährlich sich auf solche Algorithmen zu Verlassen oder gar sie selbständig Agieren zu lassen, wie man an den jüngsten Finanzkrisen sieht.
    Auch leidet die Vielfalt wenn jeder sein Produkt künftig solchen Algorithmen vorab auf Marktchancen Überprüfen lässt und nur noch das Hergestellt wird was die große Masse will oder angeblich gefällt.
    Viele Filme wären wohl nie Gedreht worden oder Musik komponiert worden.

  • Super, der Artikel zeigt doch: Media auf Google wirkt 😉 Umso mehr ich für Search ausgebe, umso mehr Besucher hab ich am Startwochenende im Kino. Toll!

  • Google ist im Thema Marktforschung/Werbung eine wirkliche Erleichterung.
    Jedoch leidet die Privatsphäre immer mehr unter Websites wie Google oder Facebook…