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„Danke, Edward Snowden“ – wie das Netz auf den NSA-Whistleblower reagiert

Die Aufmerksamkeit ist gigantisch und die Wogen schlagen seit gestern abend noch viel höher: Bevor er von den amerikanischen Behörden enttarnt wurde, hat sich Edward Snowden der Öffentlichkeit gezeigt und sich als NSA-Whistleblower zu erkennen gegeben.

thankyou_snowden - Screenshot https://twitter.com/doctorow

Jetzt sitzt er in einem Hotel in Hongkong, macht sich Gedanken um seine Familie und erklärt seinen Schritt, geheime Verträge und Spionagesysteme der USA an die Medien weiterzugeben: Er opferte seinen Job, seine Beziehung, sein bisheriges Leben, weil „die US-Regierung die Privatsphäre, die Freiheit des Internets und die Grundrechte von Menschen auf der ganzen Welt zerstört“. Dabei wollte er absichtlich erst später an die Öffentlichkeit treten, weil nicht er im Zentrum der Geschichte sein wollte, sondern der Inhalt der Dokumente. Aber wie reagiert das Internet auf Snowdens Schritt? Hier ist eine bei weitem nicht vollständige Auswahl von Reaktionen bei Twitter.

Respekt von allen Seiten

John Perry Barlow, Gründer der Electronic Frontier Foundation,  nennt Snowden „einen furchtlosen amerikanischen Patrioten.“


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Cory Doctorow machte es kurz und ohne Pathos: „Danke, Edward Snowden“, twitterte er am Sonntag Abend, kurz nachdem der Guardian die Identität des Whistleblowers enthüllt hatte. Der Netzaktivist und Copyfighter Doctorow, der die Open Rights Group mitbegründet und für die EFF gearbeitet hat, setzt sich seit langem für den Schutz der Privatsphäre ein, propagiert den Einsatz von Kryptographie für Mails und private Daten und bezieht immer wieder offen Stellung zum – nicht nur – digitalen Verhältnis zwischen Staat und Bürger.

Auch Ethan Zuckerman, Netzaktivist, Blogger und Direktor des Center for Civic Media am MIT in Boston, zollt Snowden über Twitter Respekt: „Bin beeindruckt von Snowdens Sorgfalt, nur bestimmte Dokumente weiterzugeben, um Systeme bloßzustellen ohne einzelne Menschen zu gefährden.“ Allerdings ist er verwundert, warum Snowden gerade Hongkong als Fluchtort gewählt hat. Zuckerman vermutet, dass es mit der ausgeprägten Meinungsfreiheit in Hongkong zu tun hat und Snowden womöglich auf Konflikte zwischen der Justiz in Hongkong und China setzt.

Sorge um den Whistleblower

Doch Nicholas Kristof, Kolumnist der „New York Times“, fürchtet das Schlimmste: „Ich schätze, es gibt gerade ein Rennen zwischen der CIA und dem chinesischen Geheimdienst, wer als erster den NSA-Leaker Snowden fasst.“

Fast schon verzweifelt klingt sein ReTweet von Emma Gilbey Keller, US-Korrespondentin für den „Guardian“: „Wir brauchen einen Live-Feed vom Hotelflur in Hongkong.“

Das Hackermagazin 2600, natürlich (vorsichtig gesagt) eher kritisch gegenüber staatlicher Kontrolle, ruft zur Unterstützung auf: „Edward Snowden braucht unsere Hilfe wenn er wirklich der NSA-Leaker ist. Wir brauchen Tausende mehr wie ihn.“

Peter Sunde, Gründer von Flattr, Mitbegründer und ehemaliger Sprecher von The Pirate Bay, nennt Snowden einen „echten amerikanischen Helden“ und verlangt eine der höchsten öffentlichen Auszeichnungen vor Snowden: „Als Norweger verlange ich, dass das Friedensnobelpreiskomitee den Preis Obama wieder abnimmt und ihn Snowden und Manning gibt.“

Wer Solidarität zeigen will, kann das bei Twitter tun: Unter dem Hashtag #IStandWithEdwardSnowden zeigt das Netz Unterstützung für den Whistleblower. In den USA steht die Kampagne auf Platz 1 der Trendthemen und versammelt eine illustre Ansammlung von Persönlichkeiten, von Wil Wheaton zu Birgitta Jonsdóttir, von Anonymous bis hin zu vielen anderen engagierten Twitterern.


Bild: Screenshot / Twitter @doctorow

Über den Autor

Thorsten Nötges

Thorsten Noetges ist Nerd, Gamer,und seit 1995 im Internet zu Hause. Er hat von 2013 bis 2014 über 100 Artikel auf BASIC thinking veröffentlicht.

7 Kommentare

  • Als Verbraucher und Kunde fühlt man sich aber nach all den machen wir und machen wir nicht, doch reichlich verunsichert, wenn nicht sogar veräppelt.

  • Naja wahrscheinlich müssen sie es rechtlich gesehen abstreiten. Fragwürdiger finde ich es da eher das es von den Unternehmen her nie geleakt wurde.

  • da will der gute mann seinen namen extra verspätet preis geben, damit sich der rummel nicht um ihn dreht, und jetzt passiert doch genau das, was er befürchtet. welch ironie!

    aber ob ihn die ganzen twitter-grüße vor dem tod bewahren können?

  • „Fragwürdiger finde ich es da eher das es von den Unternehmen her nie geleakt wurde.“

    Ich schätze mal in jedem Unternehmen gäbe es nur eine relativ kleine Anzahl an Leuten die Zugriff auf diese Information haben. Die Chef/Entscheidungsetagen und eventuell ein paar Teamleiter wenn es um die Umsetzung geht. Der einfache Codemonkey der das umsetzt kann aus den Teilen die er erstellt kaum Rückschlüsse auf die ganze Sache ziehen. Die Personengruppe ist also weit kleiner in Unternehmen.

    Weiterhin könnte ein Unternehmen, dessen Mitarbeiter solche Dokumente leaked mit hohen Repressalien rechnen. Ziel des Leaks ist ja aber nicht dem Unternehmen oder sonstigen Personen zu schaden, sondern durch das gewonnene Wissen eine möglichst nebeneffektfreie Änderung der Denk- und Handlungsweisen zu erreichen. Wenn ein Mitglied einer staatlichen Organisation Schuld ist, kann der Staat sich nur selbst die Schuld geben und erstellt wohl neue interne Richtlinien um neue Leaks zu verhindern. Jedoch ist selbst dies nicht klar, da er bei einem von der Öffentlichkeit positiv aufgenommenen Leak und bekanntwerden solcher neuer Richtlinien einen weiteren Imageschaden riskiert.

    Alles in allem war es ein sehr gutes Leak, wobei die Aussagen Obamas fast noch besser sind. ‚Ist doch alles nicht so schlimm, wir spionieren ja fast nur Ausländer aus.‘ Es kommt selten vor, dass sich ein Präsident einer ach so „demokratischen“ Nation öffentlich zum Rassismus bekennt.

  • Wer dem Geld folgt und was damit gemacht wird, erkennt, daß Geheimdiensten PRIVATE UNTERSTÜTZUNG zukommt.
    Nun erwachen hoffentlich wesentlich mehr Träumer aus ihrem Schlaf, als es nach 9 11 der Fall war.
    Ein Buch, was mir sehr zu solcherlei Thematik gefällt ist 334 Promille Lüge. Dazu gibt es interessante Infos im Netz.
    Eigentlich ist es ja ein alter Hut seit Zeiten von Echolon. Wer seine Daten ins Netz stellt, per Kreditkart zahlt ect. ist nur selbst Schuld. Es fing ja schon damit an, daß die gierigen Banken Geld verwalten…
    Und wie nervig diese Idioten an der Ladenkasse sind, wenn sie mit ihren sch.. EC-Karten Warteschlangen erzeugen.
    In meiner Lehrzeit habe ich mich noch über die Lohntüte gefreut, mit Freunden ohne Handy was ausgemacht und die Firmen hatten ihre Buchhaltung auf Papier.
    Leute wie Victor Ostrovsky und Milton William Cooper waren halt echt noch eine große Nummer und nicht „Cool“.
    Nein, keineswegs bin ich antiamerikanisch, werden diese Bürger nur benutzt um die Weltpolizei zu finanzieren, welche ihre Kriege durch Geheimdienstaktivitäten selbst kultiviert.

  • Was ist denn jetzt mit dem Asyl in Deutschland? Oder mit der Maschine nach (Bolivien wars??!). Ich finde das ganze entwickelt sich jetzt echt zu einer Seifenoper. Sehr lustige Geschichten dabei. Hat jemand schon den „Hong-Kong“ Film gesehen? Naja, ich habe noch einen lustigen und satirischen Beitrag rund um die Snowden Thematik. artistxite hat ne kleine Playlist für Snowden erstellt -> http://artistxite.de/de/magazine/news/98010/Was-hoert-eigentlich-Edward-Snowden.html

    Die Huffington Post hat im übrigen eine ähnliche Playlist erstellen. 🙂

  • Eine Satire könnte lauten: Wieso spähen Amis die Welt aus, die Welt aber nicht die Amis? – There ´s nothing worth…