Sonstiges

Waffenkontrolle bei 3D-Druckern: Dänisches Unternehmen setzt auf Filter-Software

Pressemitteilung Create it Real - http://createitreal.com/download/English%20Press%20Release%20%231.pdf

Der große Medienhype um die Liberator ist ja mittlerweile glücklicherweise wieder abgeklungen. Wird also Zeit, das ganze wieder etwas aufzukochen. Und wenn man das auch noch für ein eigenes Produkt nutzen kann, umso besser. So verkündete der dänische Entwickler von 3D-Printern mit dem schönen Namen „Create it Real“ (CiR) gestern über Twitter, dass mit ihren Druckern keine Waffen mehr produziert werden könnten.

Man setzt dabei auf eine Art Filtersystem, bei dem eine Software-Lösung anhand spezifischer Erkennungsmarken zuverlässig verhindern soll, dass Schusswaffen gedruckt werden. Sobald eine Datei mit einem 3D-Modell geöffnet wird, scannt die Software dieses und vergleicht es mit bestimmten Merkmalen. Sind Übereinstimmungen bei bestimmten geometrischen Charakteristika zu realen Schusswaffen gegeben, werden Anzeige und Druck gestoppt. Andere Modelle mit großer Ähnlichkeit sollen hingegen problemlos gedruckt werden können – etwa Wasserpistolen:

Unser Ziel ist, dass der Durchschnittsnutzer nicht unbeabsichtig eine Waffe druckt. Wenn zum Beispiel ein Kind eine Wasserpistole drucken möchte, kann es [mit der Software] nicht zufällig eine echte Waffe herstellen. Genauso wie wenn man bei Filmen nicht weiß, was man bekommt. Ein Kind kann auch einen Porno herunterladen, einfach weil er „Bambi“ heißt.

Schutz vor ungewolltem Drucken

CiR-Chef Jeremie Pierre Gay will so insbesondere den Herstellern von 3D-Druckern ein Mittel an die Hand geben, um dem Missbrauch ihrer Geräte vorzubeugen:


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In Europa gibt es Regeln über die Herstellung von Schusswaffen – wenn es so einfach ist, sie zu drucken, wer ist dann verantwortlich dafür? Das ist die Sorge der Hersteller. Sie wollen diese Verantwortung loswerden. Unsere Software funktioniert wie ein Antivirenprogramm. Wir haben eine zentrale Datenbank, in der wir alle Modelle von Schusswaffen sammeln.

Zwar arbeitet die Software bisher nur auf den Printern von „Create it Real“, in Zukunft möchten die Dänen aber auch an andere Unternehmen Lizenzen verkaufen.

Korrekte Regelung oder Einschränken von Rechten?

Bisherige Reaktionen auf den Block im 3D-Printer sind allerdings kritisch bis ablehnend. Dass jemand anderes, die Regierung oder der Produzent des Printers, ihnen vorschreibt, was sie drucken dürfen und was nicht, gefällt vielen Nutzern offenbar gar nicht. Tatsache ist, dass geltende Gesetze selbstgedruckte Waffen einfach nicht erfassen. Die Frage nach der Verantwortung ist damit absolut richtig. Verständlich sind aber auch Befürchtungen zu Verboten oder anderen gesetzlichen Einschränkungen bei 3D-Printern, die der noch jungen Technologie in ihrer Verbreitung Schaden könnten.

Schließlich scheinen viele Ängste vor einer Flut von Bastel-Waffen derzeit noch übertrieben: Abgesehen von den hohen Kosten für einen 3D-Drucker ist die Produktion von Plastikwaffen im großen Stil wohl letztlich ohnehin zu aufwändig und die Waffe selbst zu unzuverlässig. Munition muss man zudem extra kaufen, sodass es wahrscheinlich in den meisten Ländern dieser Welt einfacher ist, eine echte Waffe zu besorgen, als sich selbst eine zu drucken. Problematisch bleiben jedoch Terroristen, die es auch die besonderen Eigenschaften des Kunststoffes abgesehen haben. Gleichwohl lassen sich diese nicht durch dänische Schutzprogramme aufhalten. Darüber hinaus ist wohl schon so ziemlich jede Sicherheitssoftware überlistet worden.

Bleibt als Fazit wohl vor allem eines: Dass verstärkt darüber nachgedacht wird, wie wir mit Waffen aus 3D-Druckern umgehen, ist prinzipiell zu begrüßen.

Bild: Create it Real

Über den Autor

Thorsten Nötges

Thorsten Noetges ist Nerd, Gamer,und seit 1995 im Internet zu Hause. Er hat von 2013 bis 2014 über 100 Artikel auf BASIC thinking veröffentlicht.

4 Kommentare

  • Wenn eine 3D Drucker Firmware “Create it Real” (CiR) heute verhindern soll das Waffen gedruckt werden wird sie unter Garantie Morgen dazu verwendet alles Mögliche was der Urheber oder Geschmacksmuster Industrie nicht gefällt Verbieten zu Drucken.
    Es war klar des der Hype um gedruckte Waffen nur den Zweck zur Zensur von 3D Druckern Erfüllen soll.

  • Davon halte ich gar nichts. Bald werden Kleinserienhersteller mit Hilfe von 3D-Drucken nicht erhältliche Ersatzteile für z.B. Haushaltsgeräte anbieten und somit die geplante Obsoleszenz teilweise aushebeln. Oder sie bieten Teile einfach günstiger an.
    Wie lange wird es wohl dauern, bis Unternehmen ihre Urheberrechte verletzt sehen und die Liste der verbotenen Gegenstände länger und länger wird?

  • @Thorsten:
    „Tatsache ist, dass geltende Gesetze selbstgedruckte Waffen einfach nicht erfassen.“

    Hast du dazu eine entsprechende Quelle? Die Aussage würde ich nämlich so generalisiert wie sie da steht anzweifeln. Wer in Deutschland Waffen herstellen möchte braucht eine entsprechende Genehmigung und muss auch Vorschriften einhalten. Ob er die Waffen dabei aus dem Drucker zieht, oder selber an der Werkbank zusammenklatscht ändert nichts an der Tatsache dass er eine Erlaubnis braucht.

    Die Leute die sich bei der Sache nun über Zensur beschweren machen sich überdies auch noch lächerlich. Solche softwareseitigen Einschränkungen sind schließlich nichts neues. Man braucht ja nur mal versuchen mit einem handelsüblichen Farbdrucker einen Euro-Schein auszudrucken.
    siehe auch: http://www.rulesforuse.org/pub/index.php?currency=eur&lang=de

    Den meisten Leuten die sich da nun beschweren dürfte wohl nichtmal aufgefallen sein, dass sie auch keine Geldscheine drucken können.

    Davon abgesehen halte ich die Aussagen dieses Firmenchefs für sehr ambitioniert, um es vorsichtig auszudrücken. Anhand von geometrischen Formen zu erkennen ob es sich um eine Waffe, eine Replika oder doch etwas ganz anderes handelt, dürfte schlichtweg unmöglich sein. Man braucht sich ja nur mal die Einzelteile des Liberator anschauen. Die sind alle recht unscheinbar und könnten genausogut in anderen Alltagsgegenständen verbaut sein.
    Und wenn es einer Firma gelingen sollte einen halbwegs tauglichen Algorythmus dafür zu entwickeln, wäre diese Firma wahrscheinlich am nächste Tag an google verkauft.

  • Ein Euroschein hat ein eindeutiges Muster. Aber eine Waffe stell ich Dir aus jedem besseren Rohr her. Keine hyperkomplexe Automatik, aber eine funktionierende Abschußvorrichtung für Patronen.

    Remingtons Rolling Block System besteht aus 5 Bauteilen, davon zwei Federn. Sharps Fallblocksystem ist genauso simpel aufgebaut.
    Und eine Vorderladerpistole ist kaum mehr als ein einseitig geschlossenes Rohr mit einem Zündloch.
    Oder sieh Dir einen Derringer an.
    Einen Euroschein erkennt man an seinem einzigartigen Muster. Aber welcher Drucker hat alle Geldscheine dieser Welt gespeichert, um ein ausdrucken zu verhindern? Und was ist mit dem neuen Euroschein? Mein Drucker ist älter.
    Eine Heuristik, die anhand des Musters erkennen kann, dass da gerade ein Geldschein gedruckt wird, könnte auch bei Spielgeld anspringen.

    Also ist das Ganze nur ein PR-Gag.
    „Schaut her, sichersichersicher – unser Drucker weigert sich, Euroscheine zu drucken.“
    Und was ist mit Pfund, Dollar, Yuan oder Rubel? Oder Geldscheinen, die erst nach Bau des Druckers entwickelt wurden?

    „Schaut her, sichersichersicher – unser Drucker weigert sich, Waffenteile zu drucken.“
    Und was ist mit Bauteilen von Waffen, die nicht im Speicher stehen?
    Es gibt mehr Waffen als die M16 und die AK47.

    Und das ist das Problem, wo die Zensur beginnt – unter dem Vorwand, alles sicher machen zu müssen, müsste man auch alles verbieten – oder man lässt es sein, weils einfach nur Makulatur ist, um in die Medien zu kommen.