Social Media Wirtschaft

„Youtube light“ oder Premium-Account: Wohin steuert Instagram?

Sie sind quadratisch, oft in ihren Farben verfälscht, aber extrem beliebt: Ich rede hier von Instagram-Fotos. Die Bilder, die mit der Foto-App geschossen und dann mit schicken Vintage-Effekten im Polaroid-Stil oder in Schwarz-Weiß nachbearbeitet wurden, sind seit ein paar Jahren der absolute Renner.

Instagram

Über 130 Millionen aktive User hat Instagram laut eigenen Aussagen pro Monat – und verdient damit seit Jahren keinen einzigen Cent. Ja, wirklich, es geht kein Geld in die Kassen, dafür Millionen für das Personal, die Server und die Weiterentwicklung drauf. Hat Instagram damit eine Zukunft? Oh ja! Diese Wege könnte die Foto-Community in den nächsten Monaten und Jahren beschreiten:

Milliarden-Deal mit Facebook

Noch ein kurzer Einwurf, bevor ich über die Zukunft von Instagram spekuliere: Die Firma hatte schon Einnahmen – nämlich vor einem Jahr. Da wurde sie von Facebook für rund 1 Milliarde US-Dollar aufgekauft. Seitdem ist die Foto-Community rasant gewachsen, bis Ende des Jahres soll es weltweit 200 Millionen User geben.


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Instagram hat seitdem seiner App ein paar nette Features spendiert. Zum Beispiel eine Video-Funktion, die eine schnelle eine Antwort auf den Video-Dienst Vine von Konkurrent Twitter ist. Aber in Richtung Erlös-Modell passierte noch nichts. Eigentlich seltsam, wenn man bedenkt, dass börsennotierte Firmen – und das ist ja der Inhaber Facebook – normalerweise auf den schnellen Gewinn aus sind. Doch es zeichnen sich so langsam ein paar Wege ab, die Facebook mit seinem teuer erkauften Foto-Dienst beschreiten könnte.

Vernetzung mit Facebook

Getreu dem Motto „Never change a winning team“ wird die beliebte App nur behutsam verändert und weiter entwickelt. Und das ist auch gut so! Denn Instagrams Beliebtheit kommt unter anderem davon, weil es kostenlos und so extrem einfach zu bedienen ist. Während die mittlerweile unzähligen Copy-Cats dutzende Filter und Funktionen bieten, gibt es bei Instagram seit vielen Monaten unverändert nur 20 Filter und zusätzlich drei weitere Nachbearbeitungs-Funktionen (Bild drehen, Unschärfe einbauen, Nachbelichten). Auch das Hochladen in die Instagram-Community (geschieht automatisch) und das Teilen über Social Networks kapiert jeder Anfänger.

Bei letzterem hat Mark Zuckerberg natürlich ein soziales Netzwerk besonders im Auge: sein eigenes. Somit kann man davon ausgehen, dass Instagram und Facebook in den kommenden Monaten weiter zusammenwachsen werden. Das Vernetzen von Instagram- und Facebook-Freunden funktioniert ja jetzt schon sehr einfach.

Die offizielle Facebook-Foto-App

Wer Instagram-Fotos bei Facebook hochladen will, muss dazu noch die Instagram-App öffnen und dann seine Pixel-Kunstwerke per Teilen-Funktion hochladen. Umständlich! Warum kann man eigentlich nicht aus der Facebook-App heraus Instagram starten? Oder die geschossenen Fotos leichter importieren? Das ist eine Baustelle, die Facebook angehen sollte. Ich behaupte mal: daran wird bereits gearbeitet. Denn soziale Netze leben von Bildern, seien es Urlaubs-Schnappschüsse oder Cat Content – das hat auch längst Facebook erkannt.

Mini-Youtube?

Noch viel wichtiger als Bilder sind Videos. Dank der immer besseren und schnelleren Internet-Verbindungen (ja, sogar in Deutschland! /zynismus off) steigen seit Jahren die Zugriffe auf die bewegten Bilder rasant an. Somit war die Erweiterung von Instagram um eine Video-Funktion ein logischer Schritt. Und mit der Beschränkung auf maximal 15 Sekunden lange Clips unterstreicht man den künstlerischen Aspekt der App. Die User werden einerseits aufgefordert, kreativ zu sein; Andererseits spiegeln die Videos in XS-Länge auch den Zeitgeist wieder: alles wird immer schneller und kurzlebiger.

Somit könnte Instagram zu einem „Youtube light“ werden. Eine Plattform für Schnipsel, die man zwischen zwei Bushaltestellen oder auf einem Toilettengang via Smartphone konsumiert. Dass dies auch für die Werbeindustrie sehr interessant sein kann, zeigt der kürzlich auf Instagram veröffentlichte Trailer zu „Jobs“, dem Film über Apple-Legende Steve Jobs. Mit wenigen, schnell geschnittenen Szenen schafft es der Video-Teaser Interesse zu wecken.

Werbung bzw. Sponsored Posts

All die bisher genannten Wege sind zwar sehr interessant, aber bieten erstmals nur eine Wachstumsstrategie für Instagram. Das große Geld steckt da noch nicht dahinter. Das könnte Instagram beziehungsweise Facebook natürlich über den klassischen Weg verdienen: Werbung.

Und die dürfte schon bald auf die Instagram-User zurollen. Laut aktuellen Äußerungen des Facebook-Marketings arbeite man bereits an einer Monetarisierung. Diese soll aus gesponserten Bildern bestehen. Das macht Sinn, denn klassische Werbebanner würden nicht zu Instagram passen und schnell den Unmut der User auf sich ziehen. Bezahlte Beiträge – also in diesem Fall: Fotos – das kennt man schon aus Facebook und Twitter, die Gewöhnungsphase dürfte also sehr schnell vonstatten gehen.

Im Netz wird auch spekuliert, dass es eine Premium-Version von Instagram geben könnte. Zum Beispiel mit mehr Funktionen und ohne Werbung. Auch wenn Analysten hierin ein riesiges Potential sehen, so halte ich das erstmals für unwahrscheinlich. Es wurde ja auch schon oft über einen Premium-Account für Facebook diskutiert, der ist aber bis heute noch nicht erschienen. Mark Zuckerberg und seine Spezialisten werden schon triftige Gründe haben, warum sie das nicht tun. Somit denke ich, dass man noch weniger dem deutlich kleineren Instagram in nächster Zeit ein derartiges Feature überziehen wird.

Unklare Reise

Wohin die Reise von Instagram gehen wird, ist nicht klar, sondern ziemlich nebulös. Man hat auch den Eindruck, dass selbst Facebook nicht so recht weiß, was die richtige Richtung ist. Bislang wurden zwar Akzente gesetzt, aber eine schnelle Fahrtrichtung scheint nicht erkennbar. Oder kann man das als die Ruhe vor dem Innovations- und Monetarisierungs-Sturm betrachten? Warten wir’s ab!

 Bild: Screenshot

Über den Autor

Jürgen Kroder

Jürgen bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.

3 Kommentare

  • Ich habe Instagram schon vor Ewigkeiten verbannt. Alternativ kann ich jedem nur EYEEM (http://www.eyeem.com/) ans Herz legen. Bilder bleiben in Eurem Besitz und Ihr unterstützt auch noch eine deutsches StartUp.

    Mit „Instagram 2 EyeEm“ (http://dev.itnok.com/igers2eye/) steht noch ein Tool bereit, was Euch den Umzug zu EYEEM mit einem Klick erledigen lässt.

    Also kein Grund mehr noch Instagram zu nutzen.

  • Eyeem „teste“ ich auch schon länger, mag aber die Filter nicht so sehr wie bei Instagram.
    Und warum soll ich ein deutsches Start-up unterstützen, wenn es sicher irgendwann von einer US-Firma gekauft wird 😉 Eigentlich bleibt ja nur Google, und dann ist es mit dem Datenschutz auch wieder vorbei. Immerhin spekulieren die meisten Startups ja früher oder später auf die „fette“ Übernahme eines Großkonzerns.