Marketing Wirtschaft

Freie Fahrt für Internet-Werbung, die Nächste: Online-Vermarkterkreis plant umfassende Anti-Adblocker-Kampagne mit Zugriffssperre

Nach der gefloppten Anti-AdBlock-Kampagne der Verlage und anderen Ideen zur Verhinderung von AdBlockern plant der Online-Vermarkterkreis (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) offenbar ein neues Programm zur Verhinderung von AdBlockern: Zugriff auf freie Online-Inhalte soll dann nur noch bekommen, wer beim Surfen keinen Werbefilter einsetzt.

adblocker

Der unausgesprochene Deal

Die Idee: Nutzer erst informieren, dass sie einen „unausgesprochenen Deal“ eingegangen seien (kostenlose Artikel gegen Werbeaufmerksamkeit) und anschließend eine Sperre hochfahren. So hat es Matthias Wahl vom OVK laut Horizont.net auf der Marketing-Messe Dmexco in Köln erklärt. Aktuell entwickle man dabei eine technische Möglichkeit, um AdBlocker (besser) zu identifizieren.

Die finale Stufe des mehrstufigen Verfahren sei eine „konzertierte Aktion über alle Onlinemedien hinweg“, bei der die Nutzer von AdBlockern ausgeschlossen werden. Was zunächst vermessen klingt, könnte durchaus umsetzbar sein. Der OVK ist schließlich nicht irgendwer: Dieser gilt als das zentrale Gremium der deutschen Online-Vermarkter, in dem sich 19 führende Vertreter ihrer Branche zusammengeschlossen haben. Und deren Ziel ist es natürlich, der Online-Werbung kontinuierlich mehr Bedeutung zu verschaffen. Fakt ist auch: AdBlocker sind für den Online-Journalismus ein rotes Tuch. Sie kosten, das merkte auch BVDW-Präsident Matthias Ehrlich an, „furchtbar viel Geld“. Geld, das die Verlage beim Aufbau ihrer Onlineportale dringend nötig hätten. Und natürlich finanziert sich auch BASIC thinking nicht zuletzt über Werbeeinnahmen.


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Erträglichere Werbeformen sind der bessere Weg

Die Nutzer aber generell auszuschließen, ihnen also den Zugang zu Nachrichten und Informationen zu verweigern – das dürfte schief gehen und ist kaum praktikabel. Schließlich beläuft sich der geschätzte Anteil von AdBlock-Nutzern auf knapp 30 Prozent. Diese sind teils für den Verlag auch noch Kunden in anderen Bereichen – etwa Print- oder Online-Abonnenten. Nutzer mit einer solch strikten Kampagne rigide zu verscheuchen, ist daher wohl schon allein deshalb nicht die beste Idee – und erinnert irgendwie an das unselige „Hart aber gerecht“. Davon abgesehen dürften die Entwickler von Adblockern kaum dabei zusehen, wie ihren Tools die Zähne ausgeschlagen werden. Ein „Rüstungswettlauf“ wäre also die erwartbare Folge – Ergebnis offen.

Besser wäre es daher, doch endlich mehr auf die Wünsche der Kunden zu hören. Golem.de etwa hat aus der Anti-AdBlock-Kampagne im Sommer viele Schlüsse gezogen und versucht seither, auf erträglichere Werbeformen zu setzen. Das würde auch anderen Nachrichtenportalen gut stehen, die ihren Werbekunden weiterhin viel Freiheit zur blinkenden, schwirrenden oder fliegenden Selbstpräsentation lassen. Aus den eigenen Fehlern lernen wäre da schon mal ein guter Anfang.

Bild: Screenshot

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

23 Kommentare

  • Allein schon aus Sicherheitsgründen ist es sinnvoll einen Adblocker zu nutzen. Und zweitens, um nicht durch die Werbung getrackt zu werden.

  • Das was Ben sagt, wobei AdBlocker wohl das Tracking nicht komplett verhindern, eher Ghostery/Noscript.

    Wer Inhalte nur Leuten bereitstellt, welche keinen AdBlocker benutzen, verliert traffic. Vor allem Verlage mit Schwerpunkt „News“, welche eh alle voneinander bzw. der DPA abschreiben und kein Alleinstellungsmerkmal haben.

    Es ist doch wie im TV. Es gibt Leute die gehen bei Werbung aufs Klo/Küche, andere schalten den TV für die 7,5 Minuten aus und wiederum andere schauen sich die Werbung an, genauso ist es im Internet. Wer Exklusive Inhalte hat (Pay-TV – Kinofilme/Sportübertragungsrechte) der kann User aussperren bzw. zur Kasse bitten, haben die Verlage aber nicht, also gibt es so etwas wie die OVK/BVDW.

  • Würde so etwas tatsächlich realisiert, wäre man gezwungen, die Adblocker dementsprechend anpassen. Die Adblocker müssten dann die Werbung laden und danach ausblenden. Eine andere Möglichkeit wäre es, die Werbung per „Vorhang“ abzudecken.

  • jedes mal wenn ich ohne werbeblocker ins inet gehe, bin ich kurz vor einem epileptischen schock. nein danke, ich behalte meinen werbeblocker lieber.

    nichts gegen eine dezente werbung, aber dieses ganze klicki bunti popup gedöhns geht ja gar nicht.

  • @Veronika: Genau dieser Vergleich ist falsch. Ein Fernsehsender erhält Geld für das Ausstrahlen der Werbung, unabhängig davon, wie viele in der Pause auf Klo gehen. Bei Werbung, die Adblocker ausschalten, sieht das anders aus. Da bekommt der Websitebetreiber nicht einen Cent.

  • Meine Erfahrung ist: Wer sich über meinen Adblocker benutzt, wird nicht mehr benutzt, selbst wenn er ein Alleinstellungsmerkmal hat. Zattoo beschwert sich seit ein paar Wochen, dass ich einen Adblocker verwende, und läuft nicht mehr richtig. Früher hab ich über Zattoo öffentlich-rechtliche Sender geschaut, inzwischen verzichte ich komplett auf TV.

    Wenn es mehr Leute wie ich gibt, schneiden sie sich damit also tatsächlich ins eigene Fleisch. Wobei es mir bei den Online-Nachrichten auch egal wäre, viel taugen die meiner Meinung nach auch nicht.

    @Carsten: Du musst aber bedenken, dass die Werbekunden beim TV auch Hochrechnungen darüber anstellen dürften, wie viele Leute wirklich die Werbung ansehen. Und wenn der Sender nicht stichhaltig argumentieren kann, warum die Zahlen des Werbekunden falsch sind (und damit mindestens einen Kunden von höheren Preisen überzeugen kann), pendelt sich der Preis tiefer ein.

  • Bei der nächsten Generation von Adblockern wird die Webseite nicht mehr bemerken das er zugeschalten ist, da müssten dann letztendlich die Webseitenbetreiber auch noch den Browser vorschreiben und keine veränderbaren Open Source Browser dulden.

  • Als vor einigen Wochen diese „Adblocker aus“ Kampagne war hatte ich mir gesagt: recht haben sie , ich will ja auch in Zukunft noch kostenlos Nachrichten lesen.
    Aber als ich dann den Adblocker ausheschaltet hatte war wieder der ganze Bildschirm am Blinken, laufen, pop-uppen, usw. Furchtbar! Einzige rühmliche Ausnahme war golem.de, wo nur statische Werbung gezeigt wird. Das ist erträglich.
    Im Spiegel-online gab es auch haufenweise entsprechende Komentare. Aber gelernt hat anscheined keiner daraus.
    Leute: macht vernünftige Werbung, dann wird sie auch nicht weggeblockt!

  • Problem ist die Qualität der Inhalte. Wer nur von andere abschreibt und sich dann beschwert das die Leute ein AdBlocker nutzen, der sollte liebe kleinere Brötchen backen.

  • Ich klicke sowieso nie auf bunte Werbebildchen und wieso soll ich sie dann ertragen? Das muss ich schon im realen Leben genug. Mir ist dabei egal, ob auch ausgelieferte Werbung den Firmen theoretisch Gewinn bringt.

    Fakt ist, am Ende muss irgendwer tatsächlich auf die Werbung klicken, damit die damit Geld verdienen (vom brand advertising mal abgesehn) und ich vermute mal, die Leute, die derzeit einen Werbeblocker nutzen, sind das nicht.

  • @Mika B. Wie bemerkt eine Webseite denn nicht, dass ein Werbeblocker da ist? Sie muss doch nur testweise eine Werbung einbinden und dann mit Javascript überprüfen, ob die auch da ist.

    Gut, man könnte das Script jetzt auch blocken, sofern es extra ausgelagert ist (geht bei einigen Paywalls recht gut) aber das kann die Website mit Script Zusammenfassung und Obfuscation recht gut verhindern.

  • Und als nächstes wird verlangt, die „Werbung, nein danke“-Schilder am Briefkasten abzubauen, damit man den weiter mit Müll zustopfen kann.

    Ich hab nicht gegen Werbung.
    Aber ich hab was gegen bunt blinkende und lärmende Fenster, die einen mit falschen „hier schließen“ Buttons auf fremde Webseiten locken und nebenbei noch Tracken, wo man überall im Netz unterwegs ist.
    Es reicht, wenn NSA, BND, GHCQ und konsorten in meinem Computer herum spionieren. Da muss mich nicht noch jede Werbeagentur verfolgen, um Listen zu führen, wofür ich mich interessieren könnte.

    Seit ich bei meinem Onlinebrower alles weg blocke, ist mein monatlicher Traffic um fast 150 mb gesunken. Das ists mir wert.

    Werbung, ja. Aber tracken, Profile und so – nein. Wer nervt, wird geblockt. Und da bisher alle nervten, werden alle geblockt.
    Wenn die „Werbeexperten“ glauben, dass man die Ablehnung gegen aggressive Werbung durch noch aggressivere Werbemethoden in Zustimmung ändern kann, sollten sie sich echt Gedanken machen, ob sie den richtigen Job gewählt haben.

  • ich habe das ganze arsenal von prism-break.org hochgefahren, auch wenns ab und zu paar klicks mehr sind…ist es mir wert die kontrolle zu haben.
    ich möchte nicht wenn ich einen seite besuche von 10 anderen getrackt werden.

  • @Kamikater:
    Ich finde auch, dass die beste Werbung ein gutes Produkt ist. Das spricht sich dann schon von ganz alleine rum. Nur glaube ich, dass die Firmen in letzter Zeit viel mehr Geld für Werbung als für die Produktentwicklung ausgeben. Die lassen sich dann von angeblichen Statistiken und Werbeversprechen einlullen und glauben, dass sie so viel mehr verkaufen.

  • Es ist mein Computer und ich habe das Recht und die Möglichkeit Inhalte zu filtern bevor sie mir angezeigt werden.

    Ghostery and Adblock+ wird überall installiert und technisch unversierten Freunden wird dabei erklärt wie man diese Plugins nutzt. Bislang hat sich noch keiner beschwert, dass er keine Werbung mehr sieht.

    Werbung in jetziger Form auf Webseiten ist einfach kaputt. Flash-Videos, gehackte Bannerserver die Malware verbreiten, Sound… Ihr seid doch selbst schuldt an eurer Misere.

    Es läuft dann auf einen technischen Wettlauf hinaus – nur sind die genervten Internetnutzer in der Mehrheit.

    Wenn Werbung eine Notwendigkeit im Kapitalismus ist und euere Konzepte nicht mehr funktionieren dann geht ihr halt unter. Ausserdem geht es euch doch gut [1].

    Popcorn holen und abwarten. Gute Inhalte werden auch weiterhin Geld verdienen.

    1: http://www.absatzwirtschaft.de/content/communication/news/online-werbevolumen-steigt-auf-ueber-sieben-milliarden-euro;80760

  • Bei der nächsten Blockergeneration wird dann keine Website mehr feststellen können, ob sie installiert ist. Den Kampf können sie nicht gewinnen, so wie Virenscanner den Kampf gegen Schädlinge nicht gewinnen können. Ob das der richtige Schritt ist, sich auf einen teuren Kampf einzulassen und dabei Nutzer zu vergraulen?

    Werden im nächsten Schritt Seiten gesperrt, wenn ich sie sie mit No Script und Cookiemonster ansurfe, weil ich damit die ganzen Trackingversuche ins Leere laufen lasse?

    Anstatt endlich wieder auf passive Werbung zu setzen die nicht nervt, lassen sie sich auf solch einen Blödsinn ein…

  • Eine wichtige Frage ist,wie viel Werbung auf eine Seite steht. Erkennt man den eigentliche Inhalt von laute Werbung fast gar nicht – so ist es kein Wunder das, dies viele nervt.

    Gegen 1 bis 2 kleiner, eher unauffällige Werbungen hätten viele weniger einzuwenden.

  • Die Frage ist doch: Was ist den Adblock-Nutzern lieber: Werbung, die man als solche erkennt oder Werbung, die man nicht als solche sofort erkennt? Denn letzteres ist die einzige Lösung, die Websitebetreiber von kostenlosen Inhalten am Ende noch haben.

    Ich hab lieber offensichtliche Adwords-Banner (die ja ebenfalls von Adblockern ausgeblendet werden) als Paid-Posts, die nicht als solche gekennzeichnet sind oder gleich komplette Affiliate-Projekt-Seiten, die nur noch auf das Setzen von Affiliate-Links ausgerichtet sind und diese dann auch noch verschleiern.

  • @Saenic

    Für gute Inhalte wird der Leser auch Zahlen, den Rest regelt der Markt.
    So wie es keinen Markt mehr für 100 Tageszeitungen gibt , wird es auch im Netz kaum Platz für 100 kommerzielle Nachrichten oder Technikportale geben. Daher weg mit den ganzen aufdringlichen Werbemüll Blinken, laufen, pop-uppen, usw.
    Den Adblocker werde ich nicht Ausschalten auch nicht für SPON oder Golem.
    Zudem glaube ich schon an einen Wettlauf, da gibt es sicher viele Möglichkeiten der Webseite vorzugaukeln das ihre Werbung angezeigt wird.
    zb über der Weiterleitung auf einen „virtuellen“ 2. Browser mit Blocker , Sandboxen u.a.
    Gefährlich wird es aber für das freie Netz, wenn deshalb auch noch AdBlocker, NoSkript oder gar ganze Browser als Illegal Verboten werden.

  • ich habe jahrelang keinen adblocker benutzt, es war mir eigtl egal. aber seitdem es auf youtube diese monetization gibt und jeder bei seinem 200hits video einen 30sek werbeblock davor schaltet, habe ich nun genug und einen adblocker installiert. es war ja nicht mal mehr möglich eine musik playlist auf youtube abzuspielen da man alle 4-5mins zum pc rennen muss um werbung zu skipen.

  • Ich hab gerade ein Experiment zu Werbung laufen. Da gabs mal so ne Werbeaktion, wo man seine Interessen hinterlegen konnte. Und jetzt wird mein Name fröhlich weiter verkauft und ich bekomme Werbung.
    Nun, mein ISP erlaubt mir über 50 Emailadressen, also hab ich dafür eine gestellt. Und statt Dirk heiße ich Dominik.
    Wann immer eine Mail über diese Mailadresse rein kommt und ich mit Dominik angesprochen werde weiss ich, die haben mein Profil gekauft. Über 50 Mails sind es inzwischen – und ganze 2 davon entsprechen ansatzweise den Interessen, die ich angegeben habe.
    Also selbst wenn die Werbebranche Profile hat, sind sie unfähig, personalisierte Werbung zu schicken.
    Das klappt nicht mal bei Giganten wie Amazon oder Ebay. Bei Amazon hatte ich mir eine NAS gekauft. Teures Teil, braucht man nur eine von. Sofort kam ne Mail von Amazon „wir empfehlen dazu…“ Nun ratet mal, was sie empfohlen haben. Es gibt schließlich vieles, was man zu einer NAS braucht. Festplatten zum Beispiel. Und diese NAS kann man mit Fernbedienung und USB-Boxen zu einer Musikanlage aufrüsten. Selbst ne Kamera kann angeschlossen werden.

    Amazon empfahl mir – noch eine NAS von einem anderen Hersteller.

    Ebay genauso. Ich hatte auf eine Vergaserbank für mein Honda-Motorrad geboten, wurde aber überboten. Also schickt ebay eine Mail „das könnte Sie auch interessieren.“
    Vergaserbänke. Suzuki, Kawasaki, Yamaha, es war alles dabei. Aber von den 8 (!) anderen Bänken, die zu der Zeit für mein Motorrad angeboten wurden, hat mir ebay keine einzige gezeigt. Die habe ich dann selber gesucht und eine gekauft.

    Werbung funktioniert nicht. Die tracken, profilieren, spionieren, handeln mit Adressen und Profilen. Es häufen sich massig Berge von Daten an – und am Ende verteilen sie die Werbung mit der Gießkanne. Und wenn die agressive Werbung abgelehnt wird, weil man sich belästigt fühlt, heißt das Patentrezept jetzt noch agressivere Werbung?
    Ich hab solche „Experten“ schon im Büro gehabt. Haben das Blaue vom Himmel versprochen wie toll es doch sei, dass man mit der Werbung nur diejenigen anspricht, die es auch interessiert und es kaum „Streuverluste“ gäbe. Die Umsätze der Firma würden dermaßen in die Höhe schießen, wenn man nur Experten die Werbung übernehmen ließe…
    Und klar, wenn ein Werbebanner Geld bringt, dann bringen 3 Werbebanner noch mehr Geld. Und das vierte lieber als PopUp, da kein Platz mehr auf der Seite ist.
    Solange die Werbebranche nicht begreift, dass es ihr Job ist, die Leute für etwas zu INTERESSIEREN, wird diese Ablehnung bestehen bleiben. Leute werden nicht gerne belästigt, genötigt und gedrängt, bis sie endlich bezahlen.
    Als nächstes werd ich mir mal ne Liste erstellen, was ich aufgrund der Werbung alles NICHT kaufe :).

    AdBlock und Ghostery sind deine Freunde :).