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„Project Ara“: Motorola setzt auf Baukasten-Smartphones – (hoffentlich) ein Konzept mit Zukunft

geschrieben von Tobias Gillen

Geplante Obsoleszenz war gestern: Motorola greift das Phonebloks-Konzept von Dave Hakkens erneut auf und will modulare Smartphones schaffen: Ist der Akku zu schlecht? Kein Problem, kauf dir einfach einen größeren.

Ara

Hardware-Individuen gesucht

Smartphones sehen vielleicht von außen (fast immer) gleich aus. Im Inneren aber sind sie so individuell wie ihr Besitzer: Hintergrund-Bild, Kontakte, SMS, Kalender-Einträge, Apps, Musik, Videos – all das sind Dinge, die man so nicht 1:1 auf einem anderen Smartphone findet (den NSA-Witz verkneife ich mir jetzt). Was aber, wenn auch die Hardware individuell anpassbar ist?

Vor einigen Wochen hat der Niederländer Dave Hakkens mit seinem Phonebloks-Konzept für großen Wirbel in der Tech-Szene gesorgt. Die Idee: Smartphones, die man frei nach Belieben zusammenstecken kann. Wer also viel Wert auf Schnelligkeit legt, kann sich einen größeren Prozessor einbauen, wer lange Laufzeiten bevorzugt, kann sich einen größeren Akku einbauen, der Hobby-Fotograf eine bessere Kamera.


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Natürlich funktioniert das auch, wenn mal ein Teil kaputt ist: Einfach austauschen und weitermachen – der Rest ist ja noch brauchbar. Mit Blick auf Ressourcenschonung und Verbraucherschutz eine absolute Win-Win-Situation. Aber hat die Industrie eigentlich ein Interesse daran, es dem Kunden so einfach zu machen? Schließlich kauft der sonst einfach ein neues Gerät, wenn sich die Reparatur nicht mehr lohnt – und das ist ja nicht selten der Fall.

„Project Ara“

Für Motorola scheinen solche Überlegungen keine Rolle zu spielen. Die Google-Tochter kann dem Baukastensystem offensichtlich viel abgewinnen – und nimmt Dave Hakkens sowie die Community von Phonebloks gleich mit: Mit „Ara“ will der Konzern modulare Smartphones erschaffen. Das Prinzip ist das gleiche wie bei Phonebloks: Einzelne Teile sollen austauschbar sein. Auf einem so genanntes Endoskelett, also den Grundbaustein, sollen die Komponenten dann Platz finden.

ara1blogpost

Laut Motorola arbeitet das Team von „Project Ara“ bereits seit einem Jahr an der Idee. Eine erste Alpha-Version des Module Developers Kit (MDK) wird es wohl noch diesen Winter geben. Entwickler sollen dann Ideen für Module entwickeln. Kurzum: Man will einen offenen Prozess. Im Blogpost klingt das dann so: „Wir wollen das für Hardware tun, was Android für die Software getan hat: Ein lebhaftes Entwickler-Ökosystem schaffen.“

Stell dir dein Smartphone zusammen!

Höher, schneller, weiter könnte also bald der Vergangenheit angehören. Denn die lahmende Innovationskraft im Smartphone-Sektor ließe sich durch das Modularkonzept neu beleben. Man stelle sich vor, es wäre möglich, ein Gerät online aus diversen Komponenten selbst zusammenzustellen – quasi ein Subway-Smartphone. Die Kombination von Brötchen, Belag und Soße bestimmt allein der Kunde, nicht der Hersteller. Einen Schritt in diese Richtung hat Motorola mit dem Moto Maker ja bereits gemacht, insofern wäre eine konsequente Fortführung nur folgerichtig.

Wir wüssten daher einfach schon einmal von euch, wie euer perfektes Smartphone aussehen würde. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich zum Beispiel einen riesigen Akku und einen fixen Prozessor einbauen. Verzichten könnte ich dafür auf hohe Kameraleistung und gute Lautsprecher. Schreibt uns doch einfach in den Kommentaren, was ihr mit einem „Ara“-Smartphone machen würdet. Was ist euch besonders wichtig, und auf was könntet ihr gut verzichten? Wir sind gespannt, wie euer modulares Smartphone aussehen würde.

Bilder: Motorola

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

5 Kommentare

  • Wenn das wirklich klappt, wäre es sehr gut, würde aber vermutlich vorallem der Miniturisierung einen Strich durch die Rechnung machen.

    „Man stelle sich vor, es wäre möglich, ein Gerät online aus diversen Komponenten selbst zusammenzustellen“
    -> Die Verallgemeinerung „Gerät“ passt bei dieser angeblich unvorstellbaren Idee nicht. Bei dem PC ist das seit Jahren Standard. 🙂
    Nur kleiner sind die PCs, im Gegensatz zu Smartphones, halt nie geworden..

  • Daran kann man sicher mehr verdienen (und weniger Kunden verprellen), als mit geplanter Obsoleszenz. Jedes Modul wird deutlich teurer sein, als das gleiche Bauteil in einem herkömmlichen Telefon.

  • Für mich eine sinnvolle und kundenfreundliche Lösung. Habe mich schon des öfteren mit meinem Iphone rumgeärgert, da diverse Teile defekt waren und man nicht mal in der Lage ist, selbst den Akku zu wechseln. Für mich wäre das ein Grund, auf einen anderen Handyhersteller umzusteigen, obwohl ich doch sehr Apple-verliebt bin….

  • Klingt ja nett… aber durch die zahlreichen Kontaktstellen hat man jede Menge Fehlerquellen. Meine Kamera funktioniert nicht? Vermutlich haben die Kontaktzungen wieder mal einen Wackler. Steckkontakte sind bei jedem technischen Gerät eine Schwachstelle und davon gäbe es dann reichlich.