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I/O-Konferenz 2014 in San Francisco: Google mit Allmachtsfantasien – Android überall

Bis vor einiger Zeit galt die Bezeichnung Nerd ja ausschließlich als Schimpfwort, auch wenn die Typen gerade im Informatik-Unterricht ganz hilfreich als Nachbar waren. Irgendwie muss die Note ja gerettet werden, wenn man das mit dem Input und Output nicht kapiert.

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Seit ein paar Jahren haben es Nerds aber ziemlich gut und sehen teilweise auch gut aus. Im Silicon Valley sind sie die Querdenker, die Unternehmen wie Google mit ihren Ideen dahin gebracht haben, wo sie heute stehen. Google ist mit knapp 160 Milliarden Dollar eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Google ist die Macht im Internet. Und Google drängt mit aller Macht in unser Leben.

Android überall

„Design, Develop, Distribute“ war das Motto der Konferenz in diesem Jahr. Am Ende ging es im großen Saal des Moscone Center in San Francisco vor 6.000 Entwicklern nur um die Frage: Wie kriegen wir Android überall hin? Denn drunter macht es ein Unternehmen wie Google natürlich nicht. Allmachtsfantasien sind wichtig, wenn Android zur zentralen Schaltstelle der Welt werden soll.


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Die Hardware schien über diesen Visionen ziemlich vergessen worden zu sein. Mehr als Smartwatches, die alle Google-Manager brav am Arm trugen, wurde nicht vorgeführt. Android Wear läuft auf den Uhren einwandfrei. Die von Samsung, Motorola und LG entwickelten Smartwatches sehen auch schick aus, können aber am Ende nicht mehr als das Smartphone erweitern. Kaum Neuheiten im Bereich Google Glass, dazu ein Bastelset, mit dem sich jeder Konferenz-Teilnehmer eine Art analoge Google Glass bauen konnte, die dann mit App wirklich funktionieren soll.

Wo viel Macht ist, gibt es auch Protest: Unter dem Titel „Google Occupy“ forderten Demonstranten vor dem Gebäude die Freiheit im Internet zurück. Später stürmte sogar eine Frau mit handbemaltem T-Shirt die Bühne und ein Mann skandierte gegen den totalitären Konzern, der Maschinen baut, die Menschen töten. Ansonsten war alles harmonisch bis absehbar.

Android L soll 64-Bit Prozessoren unterstützen und schneller laufen, wurde versprochen. Und mit einem Android Extension-Pack soll die Grafikleistung bei Spielen verbessert werden. Die Demo-Vorführung muss beeindruckend gewesen sein. Der Haken an der Sache ist, dass man dafür ein High-End-Tablet braucht. Wer hat das schon?

Google will mehr Android überall, um noch mehr Marktanteile zu erreichen. Eine Milliarde Menschen nutzen Android jetzt jeden Tag, der Marktanteil bei Tablets konnte auf 62 Prozent ausgebaut werden. Was Android L können soll? Moderner und schicker aussehen. Mehr optisches Feedback bei Bildschirmberührungen zum Beispiel. Eine flache und klare Optik. Das Augenscheinliche leuchtet ja selbst der größten Technik-Niete ein und das ist der Bereich, wo mit wenig Aufwand einiges zu machen ist. Erinnert ein wenig an Apple iOS 7.

Weg vom Computer, rein ins Leben

Es soll Android Auto geben. Stöpsel dein Smartphone ein, das dann die Funktionen des Bordcomputers übernimmt. Android TV soll nicht nur alle Smart-TV-Systeme ersetzen, sondern auch Google-Suchfunktionen integrieren. Und um die nächste Milliarde Mobilfunkbesitzer zu erreichen, gibt es Android ONE, ein System, das den Bau günstiger Smartphones ermöglichen soll. Wie sich ein Inder aber ein ohne Frage günstiges Smartphone für 100 Dollar leisten soll, in einem Land in dem das Durchschnittseinkommen bei 350 Dollar liegt, erklärte Google-Manager Sundar Pichai nicht.

Google besitzt eine Menge Daten, die eine Menge Einfluss bedeuten. Ob das Unternehmen in den nächsten Jahren technisch in dem Tempo weitermachen kann, wie es in den letzten Jahren den Markt erobert hat, zweifeln nicht nur Kritiker an. Ohne die Ideen und den Tatendrang von Entwicklern wird da nicht viel zu machen sein, denn auf den ersten Blick ist der technische Fortschritt weitgehend ausgeschöpft. Google ist mit seinen 16 Jahren für die schnelllebige Technologiebranche zwar uralt, menschlich gesehen aber mitten in der Pubertät.

Bild: Screenshot

Über den Autor

Thorsten Nötges

Thorsten Noetges ist Nerd, Gamer,und seit 1995 im Internet zu Hause. Er hat von 2013 bis 2014 über 100 Artikel auf BASIC thinking veröffentlicht.

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