Wirtschaft

Sony arbeitet am Netflix für Gamer: Wird die Playstation-Konsole durch Playstation Now obsolet?

geschrieben von Jürgen Kroder

playstation-now

Gerade geht mal wieder ein Zitat durch die Gaming-Presse, das für viel Diskussion sorgt. Klar, es handelt es sich hierbei um die Aussage eines Analysten – diese Berufgruppe stößt nicht gerade auf große Gegenliebe. Viel interessanter ist aber die Message hinter der Message.

“Sony has the potential to make the game console market its exclusive territory”

Das ist das erwähnte Zitat eines Bank of America/Merrill Lynch-Analysten, das er gegenüber dem „Wall Street Journal“ fallen ließ. Das regt zu hitzigen Debatten an. Doch was hier dahinter steckt, finde ich noch viel spektakulärer.

Playstation auf der Xbox

Im Jahr 2012 kaufte Sony den Cloud-Gaming-Spezialisten Gaikai. Dessen Streaming-Technologie wurde in Playstation Now umfirmiert und ist seit ein paar Wochen in der Betaphase. Damit kann man auf der Playstation 4 endlich auch PS3-Games spielen, was ja aufgrund der fehlenden Abwärtskompatibilität nicht ging. Zukünftig wird es via PS Now auch Spiele der PS1- und PS2-Ära zum Spielen geben.


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Das ist nur der Anfang: Laut dem japanischen Konzern soll der Cloud-Dienst auch auf Playstation 3, Playstation Vita, Playstation TV, Bravia TV und anderen Sony-Geräten erscheinen. Das heißt, dank Streaming über eine schnelle Internet-Leitung wird man beispielsweise auf dem Handheld PS Vita die Games der „großen Schwester“ PS4 spielen können. Oder auf einem smarten Fernseher das komplette Portfolio des Playstation-Universums. Nicht nur da. Laut aktuellen Informationen und der offiziellen Gaikai-Webseite hat man den Plan, auch „non Sony devices“ zu unterstützen.

Kurz: Jedes Gerät, das Internet-fähig ist, einen eigenen Bildschirm oder einen Anschluß dafür besitzt, und an das man ein Gamepad stecken kann, könnte theoretisch zur Playstation werden. Von Android-Smartphones über iPads, von der Xbox One bis zur Wii U: Playstation everywhere.

Das Ende einer Ära … beginnt sie nun?

Wenn dieses Vorhaben klappt, wäre das eine Revolution. Denn damit würde die Playstation-Konsole selbst überflüssig werden. Die Rechenpower kommt aus dem Rechenzentrum, das über Server die Spielinformationen als Video durch dicke Internetleitungen an das „Empfangsgerät“ des Users schickt. Quasi ein Watchever und Netflix für Gamer.

Dass Playstation Now bald die PS4 obsolet macht, das denke ich nicht. Dafür steckt die Technologie noch zu sehr in den Kinderschuhen. Und ein flächendeckendes, schnelles Internet, das hierfür dringend benötigt wird, ist zumindest hierzulande auch noch mehr Wunschdenken als Realität.

Nichtsdestotrotz denke ich, dass die Tage der klassischen Playstation-Spielkonsole gezählt sind. Mit PS Now würde Playstation zur reinen Marke, zur App auf einem Device degradiert werden. Nicht heute, nicht morgen … aber eventuell übermorgen.

Was denkt ihr darüber? Wird die klassische Playstation-Hardware aussterben?

Bild:  Sony

Über den Autor

Jürgen Kroder

Jürgen bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.

8 Kommentare

  • „Die Rechenpower kommt aus dem Rechenzentrum, das über Server die Spielinformationen als Video durch dicke Internetleitungen an das „Empfangsgerät“ des Users schickt. Quasi ein Watchever und Netflix für Gamer.“

    Und das wars schon das ende. Die Leitungen haben eben nicht alle. Bis es wirklich flächendeckend schnelles Internet gibt. Ist Sony Pleite. 🙂

  • Ich will hier nicht sagen „So etwas wird es niemals geben“, das haben schon viele Große Leute gesagt und sich geirrt.
    Aber im Moment und warscheinlich auch in nächster Zeit ist die Technik einfach noch nicht so weit.

    Ein Problem ist die Bandbreite: Bei MPEG Videos (ja, auch BluRay und 4K basieren auf MPEG) wird nur jede Sekunde 1 ganzes Bild gespeichert und sonst nur die Unterschiede übertragen. Das ist bei dieser Technik nicht sooooo gut möglich, da man die Aktionen des Spielers nicht voraussagen kann.

    Was viel ausschlaggebender als die Bandbreite ist, ist die Latenz. Wenn man sich in einem 3D Shooter schnell umdreht, passiert das so schnell, dass man selbst die kleinsten Ruckler bemerkt. Das kann man nicht sehen, aber fühlen. Da kommt keine Internetverbindung hinterher. Auch berechnen viele Onlinespiele die Bewegungen der Spieler innerhalb der Map (Kollision, etc) lokal. Das müsste dann auch online passieren.

  • Das stimmt, ohne entsprechende Leitung wird das schwer. Aber nicht unmöglich. Gaikai und andere Cloudgaming-Anbieter gibt’s ja schon seit einiger Zeit.

    Vor ein paar Jahren habe ich mal Gaikai (bevor es von Sony geschluckt wurde) und CiiNow getestet – bei beiden war ich positiv überrascht. Rennspiele wie ein Colin McRae flutschten flüssig über den Bildschirm. OK, zugegeben, die Server standen nur wenige Kilometer entfernt und über meine VDSL50-Leitung sah ich kein HD-Bild. Trotzdem war es beeindruckend, denn ich konnte keine spürbare Latenz bemerken.

    Somit denke ich, dass CloudGaming viel Potential hat. Aber es steht und fällt mit einer fetten Leitung und den technischen Weiterentwicklungen.

  • Mal ganz „trollig“, aber das Grundthema scheint immer das gleiche zu sein, wenn es um Konsolen in diesem Blog geht. Irgendwer macht etwas, dass die Konsolen zum Untergang verdammt, jetzt ist es zur Abwechslung mal Sony selbst und nicht Android oder Apple oder Amazon. Ich wette, dass PS4 und mit abstrichen Xbox One in den nächsten Jahren nicht verschwinden werden, nebenbei gesagt ich kann gar nicht mehr zählen wie oft auch der PC als Spielemaschine abgeschrieben wurde und 2014 gibt es noch immer Menschen, die mit PC und/ Konsole spielen. Aber ich schätze solche Artikel bringen einfach viele Klicks.

  • Das hat nichts mit Klicks zu tun, liebe @Hella, sondern mit Trends und Themen, welche die Gamesbranche bewegen.

    Aktuell ist die Branche – wie immer eigentlich – im Umbruch. Die neuen Konsolen sind da und zumindest die PS4 hat sich etabliert. Deswegen kommt die berechtigte Frage auf: Wie geht’s weiter? Was sind die nächsten Trends?

    Wie es _wirklich_ weitergeht, das weiß keiner. Niemand besitzt eine Glaskugel. Aber gerade Analysten, die den Markt intensiv beobachten und meist auch große Firmen beraten, würden gerne wissen, was in 2,3, 5 oder 10 Jahren „in“ sein könnte.

  • Die Diskussion gab es schon oft in Spieleforen. Das Problem ist nicht mal die Bandbreite, sondern die Latenz. Schnelle Actionpsiele funktionieren nicht in der Cloud.