Wirtschaft

Defekte Ware und ständige Kosten: Wie mich ein Crowdfunding-Projekt völlig entnervte

geschrieben von Jürgen Kroder

charged-card

Wie wir gestern berichteten, haben Crowdfunding-Plattformen ein Problem: Es gibt zwar massig interessante Projekte, aber viele scheitern. Das sorgt für verbranntes Geld und frustrierte Unterstützer. Ich bin einer davon. Meine Erlebnisse möchte ich hier schildern.

Zusammen packen wir das, tschakka. Das ist meist die Message bei Crowdfunding-Projekten. Zwei Seiten glauben an ein Konzept, jeder gibt sein Bestes: Die Unterstützer ihr Geld und der Iniatior seinen Schweiß. Klingt gut. Leider ist die Realität in einigen Fällen eine andere: Entwicklung gescheitert, Geld futsch.

Dass alles gegen die Wand gefahren wird, soweit muss es nicht immer kommen. Es reicht ja schon, wenn ein Projekt sich zäher als Kaugummi entwickelt und den Unterstützer als Frustrierten hinterlässt. So ist es mir ergangen.


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Muss ich haben

Kurze Rückblende: Im Januar diesen Jahres schrieb ich über die Charged Card, einem Smartphone-Ladegerät in Scheckkarten-Größe. Unterwegs mein S4 laden zu können, indem ich einen kompakten Akku dabei habe – das gefiel mir. Deswegen sicherte ich dem Indiegogo-Projekt sofort meine Unterstützung zu und überwies via PayPal 45 US-Dollar (30 Dollar für die Karte, 15 für den Versand) an den Erfinder.

Laut der Beschreibung sollte die Charged Card bei erfolgreicher Finanzierung im März produziert und ausgesendet werden. Der Plan funktionierte. Aber nur teilweise. Das Projekt wurde zwar nur zu 71% finanziert, trotzdem erhielt ich am 17. April eine Mail, dass die Ladekarten fertig seien und dass man sie am Tag darauf aussende. Nun ja … auch das klappte nicht ganz wie erwartet. Um den 10. Mai herum hielt ich meine Charged Card in den Händen. Das war zwar später als versprochen, aber mir war das egal. Immerhin hatte ich erhalten, was ich unterstützt hatte. Friede, Freude, Eierkuchen? Pustekuchen.

Der Krampf mit dem Austausch

Ich erhielt zwar eine Ladekarte, aber sie funktionierte nicht. Ich studierte mehrmals die Anleitung, probierte alle Stellungen des wackeligen Schalters aus, drehte und wendete das wirklich Scheckkarten-große Ding – aber nichts ging. Nach einem kurzen Mail-Verkehr mit dem Erfinder war klar: Es liegt kein Bedienungsfehler vor, sondern die Charged Card schien wirklich defekt zu sein. Also bat ich darum, mir eine neues, funktionierendes Modell zuzusenden. Doch darauf lies sich mein Ansprechpartner nicht ein. Er bestand darauf, dass ich ihm meine Karte in die USA zurücksenden solle, er würde sie inspizieren, dann käme es eventuell zu einem Austausch.

Unter Kunden-Support verstehe ich zwar etwas anderes, aber trotz meiner angesäuerten Gemütslage stimmte ich dem Deal zu. Immerhin war ich kein Betrüger, der einen Fehler vortäuschte, um noch eine Charged Card abzustauben, sondern ein ehrlicher Backer, der an die Erfindung glaubte. Zufälligerweise war ich Ende Mai in den USA im Urlaub. Also ersparte ich mir den teuren Versand von Deutschland aus und warf meine Retoure in einen amerikanischen Briefkasten ein.

Wer ist hier doof?

Dann passierte … nichts. Weder eine Charged Card noch eine Mail von meinem Ansprechpartner trudelten ein. Also hakte ich nach. Der reagierte erst auf meine zweite oder dritte Anfrage. Und behauptete, ich hätte ihm nur einen leeren Umschlag zugegeschickt. Wie bitte? Bin ich doof? Verkauft mich mein Gegenüber für dumm? Habe ich es vielleicht mit einem Betrüger zu tun? Oder ist der US-amerikanischen Post ein Fehler unterlaufen? Die Antwort auf diese Fragen kannte ich nicht. Aber mein Blutdruck verriet mir, dass ich extrem angepisst war.

Eigentlich wäre das der perfekte Zeitpunkt gewesen, um die Notbremse zu ziehen und meine „Investition“ abzuschreiben. Eigentlich. Aber ich wollte nicht aufgeben. Ich wollte endlich eine nutzbare Charged Card besitzen! Also kam es zum Mail-Pingpong mit dem Erfinder.

Schließlich fanden wir eine Lösung: Ich überwies erneut 10 Dollar und dafür wurde mir hoch und heilig versprochen, dass eine neue, funktionierende Lade-Karte in China produziert werden würde, die direkt an mich geschickt werden sollte. Das war Anfang Juli.

Es kehrte mal wieder Stille ein. Im August fragte ich mehrmals entnervt und mit Nachdruck nach, wo meine Ware bleiben würde. Die Antwort war stets die gleiche: Meine Charged Card sei bereits unterwegs.

Ende gut, alles gut?

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Heute schreiben wir den 24. September. Der Postbote hatte eine frohe Botschaft für mich: Er überreichte mir einen Umschlag, der aus den USA kam. Darin war eine Charged Card. Eigentlich müsste ich nach all dem ärgerlichen Hin und Her nun so etwas wie Freude empfinden. Über acht Monate sind vergangen, seitdem ich zum ersten Mal mit den Crowdfunding-Projekt in Kontakt kam und bereitwillig mein Geld gab. Heute halte ich – erneut – das Ergebnis in den Händen. Doch ehrlich gesagt habe ich keine so rechte Lust, die Karte auszuprobieren.

Ich fürchte mich davor, dass sie wieder nicht funktioniert. Was dann? Soll ich mich wieder mit Frust und Ärger auseinander setzen? Soll ich wieder dem Hersteller auf den Senkel gehen, oder ihm mal ehrlich sagen, was ich von ihm halte? Nein, ich denke nicht.

Egal, ob die Charged Card einsatzfähig ist oder nicht, eines habe ich bei der Sache gelernt: Crowdfunding ist kein Zuckerschlecken. Meine Euphorie für neue Ideen werde ich in Zukunft deutlich zügeln und meine Moneten im Geldbeutel lassen.

Bild: Charged Card / Foto: Jürgen Kroder

Über den Autor

Jürgen Kroder

Jürgen bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.

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