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„Man muss einfach eine affentittengeile App haben“: Jürgen fragt… App-Entwickler Achim Hoth

geschrieben von Jürgen Kroder

Jürgen fragt...

Kommt man als App-Developer schnell zu großem Wohlstand? Wie schön ist das Leben als freischaffender Entwickler? Und wie monetarisiert man Apps am besten? Diese und weitere Fragen beantwortete mir der Freelancer Achim Hoth im Interview.

Der 26-Jährige entwickelte zwar bislang nur drei marktreife Apps, aber die eine oder andere könnte man kennen. Neben dem Instagram-Voting-Tool „Photovote“ und der Fernbedienung „Roco“ ist der Stuttgarter besonders für seine App „Departure“ bekannt. Letztere zeigt auf einen Blick, wann der nächste Bus oder die nächste Bahn fährt. Kleine Apps mit großer Wirkung? Das sagt der Entwickler dazu.

Achim, bist du reich und berühmt?


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Ich bin jetzt schon eine ganze Weile im App Store unterwegs, aber bisher hat es leider weder zu Berühmtheit, noch zu großem Reichtum geführt. Meine Apps finanzieren mich zu etwa 50 Prozent, die andere Hälfte verdiene ich über die Programmierung von Apps für andere Startups.

Wie, weder reich, noch berühmt? Dabei ist es doch der Traum aller Developer, selbständig zu sein und mit seinen Apps schnell viel Geld zu verdienen. Wie ist das bei dir?

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Der Traum hat sich in Teilen auf jeden Fall erfüllt. Klar würde ich auch gerne wie die Jungs von Supercell (Entwickler von „HayDay“ und „Clash of Clans“, Anm. d. Red.) richtig weit vorne im App Store mitspielen. Aber dahinter stehen auch 140 Mitarbeiter, um in dem hyperkompetitiven Spiele-Markt zu überleben. Für mich liegt der Traum vor allen Dingen darin, das zu machen, was ich will, wann ich will und wo ich will. Im Prinzip brauche ich nur meinen Laptop und kann von überall arbeiten. Wenn ich mal krank bin, brauche ich mir keine großen Sorgen machen, weil zumindest ein Teil meines „Gehalts“ nicht abhängig von meiner Arbeitszeit ist. Das genieße ich wirklich sehr.

Das klingt gut. Und auch erstrebenswert. Wie kamst du dazu, Apps zu entwickeln?

Angefangen habe ich damals im Mobile Web mit ein paar Auftragsarbeiten. Da hatte ich zum ersten Mal das magische Gefühl, wenn man die eigene Software quasi in der Hand hält und direkt berühren kann. Das war etwas ganz anderes als im Web, wo man nur mittelbar über die Maus und einem Bildschirm mit dem Produkt interagiert. Von da an war mir klar, dass ich Software schreiben will, die Leute unterwegs benutzen und in ihren Händen halten können.

Pay-Apps vs. werbefinanzierte Free-Apps: Was ist deiner Meinung nach der bessere Weg der Monetarisierung? 

Damit sich Werbung lohnt, braucht man zwei Dinge: Ein großes Publikum und eine hohe Wiederkehrrate der User. Das würde zum Beispiel bei einer Wetter-App funktionieren. Am fairsten finde ich allerdings, wenn die Nutzer für die App wenig oder nichts zahlen – dann aber Zusatzfeatures kaufen können. So zahlt jeder nur das, was er auch wirklich braucht. Außerdem kann man so als Entwickler für neue Features, die man hinzufügt, auch entlohnt werden.

Viele Entwickler fragen sich: Soll ich meine App in Eigenregie – also als Self-Publisher – herausbringen, oder soll ich auf die Marketing- und PR-Power eines Publishers setzen? Was ist deiner Meinung nach der richtige Weg?

Das kommt wohl darauf an, in welcher Branche man sich bewegt. Ich kann mir gut vorstellen, dass einem in der Spiele-Branche fast keine andere Wahl bleibt. Dort dominieren die Riesen wie EA mit einer scheinbar unerschöpflichen Marketing-Kampfkasse. Aber ich glaube, man darf sich auch nicht blenden lassen von großen PR- und Marketing-Versprechungen. Ich bekomme täglich E-Mails mit Angeboten, die mir irgendwelche Tweets und Facebook-Posts in Spam-Manier anbieten. Das funktioniert natürlich überhaupt nicht. Egal ob mit oder ohne Publisher: Man muss einfach eine affentittengeile App haben. Danach würde ich versuchen, persönliche Kontakte in die (deutsche) App-Blogger-Szene aufzubauen. Da hatte ich mit meiner App „Departure“ großes Glück.

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Ein Foto-Voting-Tool, eine Fernbedienung und eine Fahrplan: Deine Apps gehen in komplett unterschiedliche Richtungen. Warum? 

Da hast du wohl irgendwie recht. Ich schätze mal, das ist einfach meine chaotische Art. Wenn ich eine Möglichkeit für eine App sehe, in der die Konkurrenz nicht besonders stark ist oder mir ein Feature fehlt, dass ich unbedingt brauche, dann lege ich einfach los. Man muss dann nur den Biss haben auch bis in den App Store zu marschieren, nicht vorher abzubrechen und sich einer anderen Idee zuzuwenden.

Was kommt als nächstes von dir?

Im Moment habe ich mit meinen drei Apps erst mal ausreichend zu tun, da ich sie für die neue Generation von iPhones fit machen muss. Danach kann alles passieren. Vielleicht mal eine iPad-App? Ich weiß es noch nicht.

Achim, vielen Dank für das Interview.

Bilder: Achim Hoth

Über den Autor

Jürgen Kroder

Jürgen bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.

4 Kommentare

  • Was mir ein wenig fehlt: Einfach mal ehrlich zu sagen, dass auch eine Portion Glück und ein wenig Zur-richtigen-Zeit-am-richtigen-Ort-gewesen-sein dazu gehört. Die eigene App kann noch so gut sein, wenn sie nicht durch Zufall irgendwo bekannt gemacht wird, hat man Pech gehabt.
    Übrigens auch hier: Schreckliche Header-Grafik.

  • Sehe ich auch so.

    Es gibt viele schöne Apps die nie groß rauskamen. Da gehört echt auch etwas Glück dazu.

    Ich mein wenn man eine App macht die ein bedürfnis befriedigt woher will man wissen. Wie viele dieses auch haben.

  • Hey ihr beiden, Marketing könnte übrigens auch helfen.. 🙂 Jedoch nicht einfach, wenn man alles alleine machen muss, wie in diesem Fall bei Achim.