Technologie

Ohne „NC“-Zusatz: Flickr schadet mit den Verkäufen von CC-Bildern der Creative-Commons-Idee

geschrieben von Tobias Gillen

CC BY NC

Die große Flickr-Datenbank wird inzwischen vermehrt auch von Bloggern und anderen Kreativen genutzt, um Bilder mit einer Creative-Commons-Lizenz zu finden. Diese dürfen gegen einen Hinweis auf den Urheber dann kostenfrei verwendet werden. Nun begibt sich Flickr aber auf einen gefährlichen Weg, der der Creative-Commons-Idee schaden könnte.

Fokus lag auf eigenen Bildern

Am 13. Oktober hat Flickr, das seit 2005 zu Yahoo gehört und in das Yahoo seit etwa anderthalb Jahren wieder wichtige Investitionen gesteckt hat, einen neuen Service vorgestellt. Seither ist es möglich, mit „Flickr Wall Art“ seine Flickr-Bilder auf schicke Leinwände in verschiedenen Formaten auszudrucken. Flickr schrieb damals dazu:

„As we roll out the new Wall Art experience, Flickr members will see a Wall Art icon in the Share menu from the Photo Page view on any of their photos. By clicking the icon, you will enter the Wall Art experience, where you can select the product type, change its size, zoom and reposition the image, or select a range of other photos from your account.“

Der Fokus lag also ganz klar auf den eigenen Fotos und dem eigenen Account. Das änderte sich letzte Woche, als „TechCrunch“ berichtete, dass Flickr den Dienst nun ausbauen werde. Fortan sei es möglich, auch Fotos von ausgewählten Fotografen oder solche unter CC-Lizenz zu kaufen. Laut dem Bericht haben Käufer so Zugang zu einer Datenbank aus rund 50 Mio. Bildern.


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Urheber von CC-Bildern gehen leer aus

Das Problem daran: Die von Flickr ausgewählten Fotografen erhalten 51 Prozent des Nettoverkaufspreises. Die Urheber der CC-Bilder hingegen gehen leer aus, da sie ihre Bilder ohne entsprechende „NC“-Kennzeichnung (nc = „non-commercial“) bereitgestellt haben. Damit räumen sie dem Nutzer das Recht ein, das Bild auch auf einer kommerziellen Seite zu verwenden. In der Lizenzbeschreibung von der Standard-CC-Lizenz, CC BY, heißt es entsprechend:

Sie dürfen das Material remixen, verändern und darauf aufbauen und zwar für beliebige Zwecke, sogar kommerziell.

Das tut Flickr mit dem Ausbau seines Services nun ganz eindeutig – und verdient damit pro Bild und Druck bis zu 49 US-Dollar. Laut „Wall Street Journal“ und „Zeit Online“ wehren sich einige Fotografen nun gegen das Vorgehen. Flickr-Mitgründer Stewart Butterfield sprach sogar von einem „Vertrauensverlust“, den das Unternehmen selbst mit den Erlösen aus den Bilderverkäufen nicht mehr gut machen könne.

Strategisch unklug

Netzpolitik.org„-Autor Leonhard Dobusch beteuert zwar nochmal die Legalität des Flickr-Vorgehens, da die Fotografen bewusst auf den „NC“-Zusatz verzichtet hätten. Aber auch er zweifels daran, dass der Plan strategisch klug war.

Das war er in meinen Augen sicher nicht. Schließlich führt es zu einem enormen Schaden an der Creative-Commons-Idee, wenn Großkonzerne nun anfangen, die Werke, die Kreative der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, gegen Geld zu verkaufen. Selbst bei der Erlaubnis zur kommerziellen Nutzung, die selbstverständlich im Nachhinein nicht mehr entzogen werden kann, ist das sicher nicht im Sinne des Erfinders. Seit 2010 hat sich der Anteil von auch für kommerzielle Nutzung freigegebenen CC-Bildern von 40 Prozent auf 56 Prozent gesteigert, wie der „State of the Commons“-Report zeigt.

Die CC-Idee nimmt Schaden

Zumindest eine Nachfrage bei den betroffenen Fotografen wäre angemessen gewesen. Es gibt schließlich genügend Hobbyknipser, die sich freuen würden, ihr Foto gedruckt zu sehen. Zumindest eine Opt-out-Möglichkeit müsste aber all jenen geboten werden, die der Nutzung durch den Yahoo-Konzern widersprechen möchten. Noch besser wäre es aber gewesen, einfach alle Fotografen an den Erlösen zu beteiligen.

Dann nämlich wäre die Creative-Commons-Idee gestärkt worden. So wird ihr im rechtlich leider einwandfreiem Rahmen geschadet und es darf anzunehmen sein, dass sich die Fotografen künftig ganz genau überlegen, unter welcher Lizenz sie ihre Bilder einstellen.

Ach ja, Flickr selbst stellt die im Blogpost zum neuen Wall-Art-Service verwendeten Bilder natürlich unter hartes Copyright. No more words.

Was haltet ihr von Flickrs Vorgehen? Nachvollziehbares Ausnutzen des rechtlichen Rahmens oder fragwürdige Interpretation der Creative-Commons-Idee?

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

23 Kommentare

  • Hab ich das richtig verstanden? Flickr kassiert nur für den Druck auf eine Leinwand, mit Bildern von Hobbyfotografen die ihre Werke ohne irgendwelche Hintergedanken mit der Öffentlichkeit teilen?!

    Das wäre ja so als würde ich mich auf die Suche nach gratis Bildern begeben diese Drucken lassen und in einer Galerie verkaufen. Den eigentlichen Urheber setze ich natürlich nicht in Kenntnis geschweige denn zahle ihm seinen Anteil. Muss ich ja auch gar nicht da er sein Werk zur freien kommerziellen Nutzung freigegeben hat…

    Hm klingt irgendwie unfair, insbesondere wenn man sich mal vor Augen hält wie viele Bilder flickr schon zur Verfügung stehen.
    Rechtlich scheint ja alles in Ordnung zu sein aber für mich klingt das alles nach einer ziemlich dreisten Aktion. Sie sollten eine neue Datenbank von Bildern Anlegen und Uploader vor dem Upload(!) davon in Kenntnis setzen das ihr Bild möglicherweise gedruckt und verkauft wird (ohne Provision natürlich), dann würde(n) natürlich niemand(bzw. wenige) dort was hochladen.

    Im ersten Moment würde ich mich Leonhard Dobusch anschliessen, denn ich glaube damit schadet flickr seiner zukünftigen Existens jedoch spielt das ja eh keine Rolle mehr wenn die einen haufen Kohle gescheffelt haben…

    Naja mal sehen was passiert.

  • „Selbst bei der Erlaubnis zur kommerziellen Nutzung, die selbstverständlich im Nachhinein nicht mehr entzogen werden kann, ist das sicher nicht im Sinne des Erfinders.“

    Wer sagt denn das? Die Freigabe der Bilder zur Weiternutzung unter einer CC-Lizenz ohne NC-Attribut hat immer schon die kommerzielle Nutzung erlaubt. Besonders beliebt ist Flickr ja beispielsweise als Bildquelle für Vortragende – auch und vor allem dann, wenn sie ein Honorar dafür erhalten. Die Lizenz erlaubt und fördert das eigentlich auch.

    Schon vor dem eigenen Dienst von Flickr war es jedem erlaubt, sich ein entsprechend lizensiertes Bild für seine Fototapete oder Klodeckel oder als Hintergrund einer Werbekampagne zu nutzen, wenn es entsprechend gekennzeichnet ist. Flickr macht es dagegen für den Endnutzer bequemer, denn er kommt mit einem Klick zur Print-Bestellung. Und jetzt soll das große Unternehmen wieder einmal der Buhmann sein? Srsly?

    • Genau dafür (Vortragende, Schüler, Blogger, Künstler, …) ist die CC-Lizenz doch gedacht. Die Idee ist doch, es Menschen einfacher zu machen, Inhalte zu nutzen. Wie gesagt: Rechtlich ist alles in Butter bei Flickr. Nur kann es nicht sein, dass sich ein Großunternehmen finanziell an freien Werken bereichert – in dem Fall: Buhmann, allerdings.

  • Interessanter Artikel. Ich habe davon bisher nicht gehört gehabt, finde diese Entwicklung aber wirklich mehr als schade. Während ich noch das Gefühl hatte, dass es einen regelrechten Aufschwung in der Creative-Commons Welt gebe macht Flickr dieser Entwicklung womöglich einen Strich durch die Rechnung. Meiner Meinung nach ist der Lösungsweg eine Mischung aus der natürlichen, verdienten Negativ-Promotion von Flickr und einer evtl. Anpassung der CC-Lizenz mit der Zusatzklausel, dass CC Fotografien zwar verwendet und frei angepasst werden dürfen, jedoch nicht verkauft. Lediglich die Nutzung der Bilder zu kommerziellen Zwecken sollte gestattet bleiben, der direkte gewinnbringende Verkauf hingegen nicht… Hier werden ehrlich arbeitende Menschen mit gutmütigem Willen meines Erachtens aufs übelste ausgebeutet und ich würde mich selbst enorm aufregen, würde ich sehen dass meine eigenen Bilder die ich frei mit der Welt teilen wollte nun zum Verkauf stehen und jemand anderes durch „nichts tun“ daran Geld verdient. Ich hoffe auf solidarische Nutzer.

  • Naja…das ist ja nun mal der Gedanke von CC ohne non-commercial oder share-alike. Das impliziert eindeutig auch, dass damit Geld verdient werden kann. Das flickr das nun tut, nachdem sie vor einem Jahr (etwa) erst ihre AGB in genau diesem Punkt geändert haben, ist nun keine große Überraschung.
    Wer diese Lizenzen gewählt hat, der sollte sich auch im Klaren sein, was das für ihn und seine Werke bedeutet (das betrifft nicht natürlich nicht nur CC-Lizenzen). Was flickr hier tut könnte jede andere Firma ebenfalls tun, ohne den Urheber zu beteiligen oder überhaupt zu informieren. Wer sich nun umentscheiden möchte kann dies ja auch ohne Probleme tun: flickr bietet sowohl einen Standard für neue Bilder als auch die Möglichkeit bei vorhandenen Bildern mit zwei Klicks die Lizenz anzupassen.
    Ob es flickr wirklich großartig schadet, wage ich zu bezweifeln. Durch die Konkurrenz von 500px ist die monopolartige Stellung, die flickr in den 2000er Jahren hatte, schon längst dahin und die Aufregung hier klingt für mich mal wieder nach dem Sturm im Hobbyfotografen-Wasserglas, der letzten Endes kaum Auswirkungen haben wird. flickr wird vermutlich die Möglichkeit schaffen die Lizenzen für alle Bilder anzupassen, aber das war’s auch schon.
    Der Creative Commons Idee schadet diese Aktion schon gar nicht, denn der tut es offensichtlich mal gut, dass sich die Nutzer auch im Klaren darüber sind, was sie eigentlich tun. Ich bin selbst ein großer Freund, Nutzer und Ersteller von Creative Commons Inhalten, aber man sollte sich trotzdem bewusst entscheiden, welche Lizenz (es gibt ja eine reichhaltige Auswahl) man wählt und welche Konsequenzen das haben kann.

  • Solange flickr, oder der Dienstleister, das Werk entsprechend attributiert (nämlich wie vorgeschrieben, Weitergabe unter gleichen Bedingungen und/oder Namensnennung) sehe ich hier kein Problem.
    Creative Commons (und das ist das praktische an der Idee) erlaubt recht viel mit den Werken – wenn man als Urheber das möchte. Allerdings muss der kommerzielle Nutzer sich der Möglichkeit bewusst sein, dass auch andere das gleiche Material kommerziell nutzen können.

    • Gekennzeichnet werden die Bilder per Sticker mit dem Namen. Aber mir geht’s hier auch – wie geschrieben – nicht um die rechtliche Komponente. Flickr darf sicher, was sie da tun. Aber fragwürdig ist es eben trotzdem.

  • Verstehe das Problem nicht – es konnte und kann doch jeder selbst entscheiden, unter welcher Lizenz er seine Bilder hochlädt. Entscheidet man sich dann eben für eine Lizenz, die die Verwendung ohne Vergütung oder Nennung erlaubt, hat man das ja selbst bewusst entschieden.

    • Darum geht’s doch auch gar nicht. Es geht um die Idee hinter CC-Lizenzen – und der wird hiermit geschadet. Die Frage ist doch, wer seine Bilder unter CC BY eingestellt hätte, wenn er gewusst hätte, dass das damit passiert. Und vielmehr noch, wer seine Bilder jetzt noch unter CC BY einstellen möchte.

  • Mit fragwürdiger Nutzung hat das nichts zu tun. Ich bin der letzte, der Großkonzernen in positivem Licht darstellt, aber die Aufregung hier ist lächerlich. Mit der Freigabe auch für kommerzielle Zwecke ist genau dieses Vorgehen abgesichert. Wer mit seinen Bildern so verfährt muss sich halt darüber im Klaren sein, dass er damit ausdrücklich jeglicher Nutzung zustimmt. Also, was soll die Aufregung?

    • Aufregung? Wer ist denn hier aufgeregt? Ich schildere doch nur meine Meinung. Und nochmal: Ist ja auch völlig in Ordnung, was Flickr macht. Aber der Idee, Dinge der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, wird trotzdem geschadet.

  • Natürlich darf der Urheber die Lizenz nachträglich ändern. Bisher bestehende geltende Lizenzen gelten dann weiterhin, aber im Zweifelsfall muss der Nutzer nachweisen können, dass das Bild zum Zeitpunkt der ersten Nutzung wirklich unter der passenden CC-Lizenz stand. Screenshots sind also angebracht, mehrere Praxisfälle habe ich hier am Ende meines Artikels schon vor drei Jahren dargelegt: http://www.alltageinesfotoproduzenten.de/2011/03/07/warum-fotografen-kostenlose-fotos-anbieten-acht-gruende-und-eine-warnung/

  • Aber mal ganz ehrlich, wenn man jemanden klipp und klar darüber aufklärt, dass die Fotos bei CC-BY auch kommerziell genutzt werden dürfen, dann finde ich es echt peinlich sich im nachhinein zu beschweren. Es gibt ja schliesslich auch CC-NC.

    Ist ungefähr so, als wenn man ein Geschenk von jemandem verkauft und der dann auch noch einen Anteil will.

  • Naja, typisch Basic Thinking heutzutage. Man regt sich über Dinge auf, die man eigentlich selbst verantwortet und versucht, den großen bösen Konzernen die Schuld zuzuschieben.

  • „Nur kann es nicht sein, dass sich ein Großunternehmen finanziell an freien Werken bereichert“

    Das verstehe ich nicht: Großunternehmen dürfen sich nicht bereichern, Vortragende aber doch? Und was ist mit Dozenten wie Peer Steinbrück, der 25T€+ für einen Vortrag erhält? Warum sollte hier ein Unterschied gemacht werden?

    „Es geht um die Idee hinter CC-Lizenzen – und der wird hiermit geschadet.“ „Aber der Idee, Dinge der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, wird trotzdem geschadet.“

    Auch das ist eine unsinnige Aussage: es steht jedem auch weiterhin frei, die Bilder nicht bei Yahoo/Flickr drucken zu lassen, sondern sie sich herunterzuladen und einem anderen Printshop zu übergeben. Die Daten sind dadurch nicht weg, weil sie Yahoo/Flickr zum Verkauf anbietet. UND: Das darf nicht nur Flickr, sondern jeder andere kann einen Shop aufmachen und CC-Bilder drucken. Der Allgemeinheit stehen die Bilder weiterhin zur Verfügung.

    • Das bestreite ich ja gar nicht. Ich zweifle aber an, dass – wenn das Beispiel die Runde macht – noch so viele Menschen auf den NC-Zusatz verzichten werden.

  • Ganz ehrlich, Tobias?
    Ich versteh dich nicht.
    Ich selber knipse zwar keine Photos, stelle aber meine Blog-Artikel unter CC-BY.

    Mach damit was du willst, Hauptsache du erwähnst mich.
    Auf die Weise kann ich (oder jemand anderes) später die Inhalte sogar in einem Buch bündeln und verkaufen ;o)

    Und selbst wenn CC BY-NC-* zunehmen sollte, ließen sich immer noch Sonderlizenzen vereinbaren.

    Mich erinnert das Gebahren der Photographen ein wenig an das LSR: Inhalte kostenfrei in’s Netz stellen und dann auch noch dafür bezahlt werden wollen.
    Wer das ausschließen will, soll halt -NC wählen.

    Ich gebe aber zu bedenken, dass bereits Werbung im Blog dieses schon bei einigen Gericht in die „kommerzielle“ Ecke stellen kann …

    Achso, im Übrigen reicht Namensnennung alleine nicht. Ein _Verweis_ auf den Lizenztext in Gänze ist auch notwendig. Die Photographen könnten es also auf dem Weg versuchen …
    Siehe auch Best Practices: https://wiki.creativecommons.org/Best_practices_for_attribution#Title.2C_Author.2C_Source.2C_License

  • Wenn der Urheber nicht will, dass sein Werk kommerziell genutzt wird, dann soll der Urheber nicht eine Lizenz einsetzen, dass genau das erlaubt.

    Böses flickr hält sich an die vom Urheber festgelegten Lizenzbedingungen! Unerhört sowas!