Technologie

Echtnamen-Initiative: China zensiert ab 1. März die Benutzernamen

geschrieben von Felix

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Die chinesische Regierung setzt sich bekanntermaßen stark dafür ein, das Internet nach ihren eigenen Maßstäben zu regulieren. Seit längerem diskutiert man dabei unter anderem auch um Echtnamen bei Online-Benutzerkonten. Diese Pläne haben sich nun konkretisiert und ab Sonntag müssen Nutzer in China vorsichtig mit der Namenswahl sein, sonst wird ihr Konto blockiert. Für die chinesische Regierung sind die Maßstäbe klar, für uns sind sie aber eher schwierig nachzuvollziehen.

Schritt für Schritt zu mehr Kontrolle

Die chinesische Regierung bemüht sich bereits viele Jahre Internetnutzer dazu zu verpflichten, sich stets mit ihrem echten Namen online zu registrieren. Schritt für Schritt kommt man diesem Ziel näher. Eine schöne Übersicht zeigt die verschiedenen Schritte dieser Bemühungen.

Demnach ging es bereits im Jahre 2009 los, als die Regierung zunächst Journalisten und Blogger dazu verpflichtete, sich mit ihrem echten Namen zu registrieren. 2011 kündigte Alibaba an, dass sich fortan auch Händler mit echten Namen anmelden müssen.


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Nach und nach kamen dann die privaten Internetnutzer mehr und mehr in den Blick. Seit 2012 mussten sich Nutzer beispielsweise auf der Dating-Seite Baihe mit Namen und Ausweisnummer registrieren. Diesem Vorbild folgten immer mehr Unternehmen. Anstatt Namen und ID verlangen viele aktuell auch eine Telefonnummer und SMS-Verifikation. Einige sehen dies als versteckte Klarnamen-Pflicht, denn für die Sim-Karte benötigt man in China in aller Regel einen nationalen Ausweis.

Nutzername ist nicht Anzeigename

Ab Sonntag, dem 1. März werden die Schrauben nun noch etwas fester angezogen. Ab dann gibt es neue Vorgaben, welche Nutzernamen erlaubt sind. Bisher ging die Debatte ja vor allem darum, dass sich Nutzer mit ihrem echten Namen anmelden müssen. Davon unabhängig war bisher die Frage, welchen Anzeige-Namen sich die Nutzer für ihr Profil aussuchen.

Für Peng Bo, dem stellvertretenden Leiter des State Internet Office ist der Fall klar: Er möchte ein gesittetes Internet, bei dem man nicht von chaotischen und abstoßenden Benutzernamen belästigt wird.

Die neuen Regularien verbieten deshalb Nutzernamen die öffentliche Personen verkörpern oder aufs Korn nehmen, sowie Namen, die Staatsgeheimnisse verraten, die nationale Sicherheit gefährden oder die nationale Einheit stören. Ebenfalls verboten sind rassistische oder diskriminierende und vulgäre, pornographische oder gewalttätige Namen.

Unklare Kriterien gewollt?

Die Vielzahl von chinesischen Nutzern, die sich mit prominenten Namen wie Obama oder Putin schmücken, dürfte ab Sonntag wohl eindeutig der Vergangenheit angehören. Bei vielen anderen wird es wohl noch interessant. Was ist mit vermeintlich harmlosen, jedoch kulturell brisanten Bezeichnungen – „Stinkender Panda“ beispielsweise?

Ziemlich eindeutig dürfte wohl auch sein, dass die chinesischen Behörden insbesondere Spott und Hohn über nationale Politiker einen Riegel vorschieben wollen. Nutzer werden sich gründlich überlegen müssen, ob sie weiterhin satirische Konten über Regierungsvertreter registrieren.

Wie konkret das neue Gesetz forciert wird, ist noch nicht ganz klar. Wie es aussieht, werden wohl die Firmen selbst dafür sorgen müssen, dass sich die Nutzer im Sinne der chinesischen Regierung benehmen.

Bild: Virginio Aleman / Wikimedia

Über den Autor

Felix

Internetabhängiger der ersten Generation, begeistert sich für Netzpolitik, Medien, Wirtschaft und für alles, was er sonst so findet. Außerdem ist er ein notorisches Spielkind und hält seine Freunde in der „echten Welt“ für unverzichtbar.

11 Kommentare

  • 1. Die Bemühungen gibt es grad in der EU auch. Bei uns dauert es nur länger
    2.
    –> Diese Sachen sind auch in Deutschland verboten und können verfolgt werden!
    Die neuen Regularien verbieten deshalb Nutzernamen die öffentliche Personen verkörpern oder aufs Korn nehmen, sowie Namen, die Staatsgeheimnisse verraten, die nationale Sicherheit gefährden oder die nationale Einheit stören. Ebenfalls verboten sind rassistische oder diskriminierende und vulgäre, pornographische oder gewalttätige Namen.

    sorry guter versuch.

    • Die Brisanz liegt ja auch nicht im Verbot rassistischer Benutzernamen, sondern im dezenten „korrigieren“ politischer Inhalte. In der EU kann ich mir weiterhin als Silvio Berlusconi ein Konto anlegen. Ich teile deine Einschätzung nicht, dass hier bald ein Verbot dazu kommt…

  • @Felix: Es ist dir verboten den Namen Silvio Berlusconi zu nutzen. Und schon gar nicht in seinem Namen zu schreiben.

    du kannst dazu Googlen oder in einem typischen Rechtsblog nachfragen bzw. diverse Artikel lesen.

    Das wird in der EU genauso verfolgt, wie auch in jedem anderen ordentlichem Land auch.

    sonst als Tipp, melde dich bei Spiegel mit Angela Merkel an und schreibe ein paar kritische Beiträge, die von dem der Leitmedien abweicht. und dann lass dich mal überraschen was in Deutschland dann passiert.

    PS: ich finde es übrigens richtig, dass man es nicht darf.

    Viel Spaß beim testen.

    • mini: vermutlich würde der Spiegel mein Merkel-Konto tatsächlich nicht zulassen, aber das ist eine Entscheidung des Spiegels. Bitte kläre uns mit einem entsprecheden Link auf wenn ich falsch liege, aber soweit ich es sehe gibt es (im Unterschied zum nun kommenden Gesetz in China) hierzulande kein grundsätzliches Verbot, Namen bekannter öffentlicher Personen als Pseudonym zu nutzen. Trotzdem darf man sich damit nicht alles erlauben, es kommt vielmehr darauf, was man unter dem Nutzernamen so alles anstellt und welche Folgen es für den Betroffenen hat. Satire ist so unter Pseudonym möglich. In China nicht. Statt Spiegel wäre deshalb wohl Titanic oder Postillion der bessere Vergleich.

  • Ich frage mich, warum man überhaupt sein Leben lang mit dem Namen herumlaufen muss, den einem die Eltern gegeben haben. Es wäre doch besser, wenn es nur eine ID-Nummer gibt, und man sich dann nennen kann wie man selbst will. Denn, wieso muss man mit der teilweise idiotischen Entscheidung der Eltern leben. Erst gestern habe ich im Fernsehen jemanden mit dem Namen Dr. Peter Peter gesehen. Für sowas muss man dann sein Leben lang Spott ertragen.

  • @mini: Zwar nicht Merkel, aber ein anderer deutscher Name ähnlicher Kragenweite. Und bisweilen auch recht geschmacklose Provokationen. In den Kommentaren von http://www.spiegel.de. Seit Jahren. NICHTS ist passiert. Was soll das Geschwätz???

  • @Felix: fangen wir mal mit einfachen gesetzten an, ohne die Rechtsprechung dazu zu suchen und bleiben wir mal in Deutschland.

    Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
    § 12 Namensrecht

    Nutzt du meinen richtigen Name, habe ich eine Möglichkeit dagegen vorzugehen. Berlusconi wäre ein Beispiel, da er das auch gemacht hat.

    Nur weil jemand etwas tut, heißt das nicht, dass es erlaubt ist.

  • Ich fürchte, in zehn Jahren darf man überall auf der Welt nur noch mit Echtnamen im Internet surfen. Aber das wäre vielleicht gar nicht verkehrt, da sonst immer mehr Müll im Internet entsteht.