Wirtschaft

„Die Entscheidung, den Stecker zu ziehen, kam nicht über Nacht“: Jürgen fragt… Phillip Gloeckler zum Ende von „WHY own it“

geschrieben von Jürgen Kroder

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Wer ein Start-Up gründet, der träumt vom großen Erfolg. Doch nicht allen ist das vergönnt. So wie dem Hamburger Team von „WHY own it“, die mit ihrer gleichnamigen App gescheitert sind, aber damit offen umgehen. So bekam ihr ehrlich-kritischer Blogbeitrag „We failed“ in den letzten Tagen viel Aufmerksamkeit. Ich habe mich mit dem Co-Founder Philipp Gloeckler über das Ende und den Neustart unterhalten.

Fangen wir mit dem Positiven an: Was war das Besondere an „WHY own it“?

Die Verleih-App „WHY own it“ hat Freunden und Nachbarn ermöglicht, Produkte voneinander zu leihen. Die Vision war, dass sich Leute über Produkte kennenlernen.


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Ihr hattet eine gute Coverage in verschiedenen Medien, zum Beispiel in der TV-Sendung „Galileo“. Wie viel hat das euch bzw. eurer App gebracht?

Das regelmäßige Erscheinen in der Presse hat uns ermöglicht, die einzelnen Versionen der App ohne große Marketing-Kosten zu testen. Zudem war es immer gut für’s Team. Der Beitrag bei Galileo hat zum Beispiel. 7.000 Downloads in einer Stunde gebracht.

Was denkst du, warum das Medienecho keinen nachhaltigen, positiven Effekt hatte?

Weil das Produkt einfach nicht gut genug und vor allem Angebot und Nachfrage nicht im Gleichgewicht waren. Es haben einfach zu wenig Leute Interesse gehabt, richtig mitzumachen. Jeder ist sofort bereit, sich etwas auszuleihen, nur wenige wollten etwas verleihen.

Marktplätze sind unheimlich schwer, und wir haben es nicht geschafft die Angebotsseite in den Griff zu bekommen.

Ihr habt ja immer und immer wieder für den Erfolg von „WHY own it“ gekämpft und ständig neue Versionen veröffentlicht. Wann hast du gemerkt, dass der Punkt gekommen war, dass das alles nichts mehr bringt?

Philipp Gloeckler

Philipp Gloeckler

Als wir im Team andere Themen interessanter fanden.

Und als die erste Version von „just SPENT“  im App Store war, wurde schnell klar, dass es mehr Sinn macht, sich mit der neuen App zu beschäftigen. Die Interaktion und das Feedback ist wesentlich besser.

War die Einstellung von „WHY own it“ ein Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende? 

Die Entscheidung, den Stecker zu ziehen, kam nicht über Nacht. Das ganze haben wir drei Monate geplant. Ich habe mit vielen Freunden darüber gesprochen.

Was denkst du jetzt im Nachhinein, warum eure App gescheitert ist?

Marktplätze sind super kompliziert. Angebot und Nachfrage gleichzeitig hochziehen ist schwierig.

In Ländern wie in den USA ist Scheitern kein Gesichtsverlust, ganz im Gegenteil. Hierzulande denkt man anders darüber – sagt man zumindest. Welche Reaktionen habt ihr erfahren?

Die letzten Tage waren verrückt. Als wir den Blog-Post live geschaltet haben, ist erst mal eine halbe Stunde nicht viel passiert. Ein bisschen Reaktion haben wir natürlich erwartet, aber dass in 24 Stunden 20.000 Leute den Post lesen, haben wir nicht erwartet.

Dazu die ganzen Kommentare und E-Mails sind wirklich umwerfend. Neben netten Mails und Presseanfragen haben wir auch ein paar Interessenten an der Software. Mal sehen, was die Zukunft so bringt.

Wir werden in Zukunft auf jeden Fall mehr Blog-Posts schreiben.

Wie geht es für dich und dein Team nun weiter?

Neben der Weiterentwicklung von „just SPENT“ bauen wir an einem weiteren Produkt, welches wir Mitte des Jahres als Beta launchen werden. Zudem bauen wir das Beratungs- und Entwicklungsgeschäft weiter aus.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg auf eurem neuen Weg!

Bilder: WHY own it / Philipp Gloeckler

Über den Autor

Jürgen Kroder

Jürgen bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.

3 Kommentare

  • Danke für dieses Kurz-Interview. Ich finde es sehr gut auch mal nicht nur die Erfolgsstories oder die erwartungsvollen Neustarts zu berichten, sondern auch auch mal den Misserfolgen anzunehmen. Daraus kann man auch etwas lernen – vielleicht sogar viel mehr. Ich ziehe meinen Hut vor Philipp Gloeckler, dass er sich nicht „versteckt“ und Trübsal bläßt, sondern sogar eine Tugend daraus macht.

  • Scheitern ist eigentlich vollkommen normal. Das passiert jedem mal. Die Kunst ist es sich das einzugestehen und aus dem Misserfolg zu lernen. In Deutschland wird das in der Business-Welt nach wie vor abwertend beäugt. Das scheint sich aber zu ändern, gerade wenn wir von den „neuen Chefs“ sprechen. Finde ich auch besser so. Nicht jedes Produkt oder jedes Startup funktioniert oder ist erfolgreich. Man muss sich auch mal ausprobieren und da gehört Misserfolg genauso dazu.

  • Seit wann werden denn hier tatsächlich wieder interessante, aussergewöhnliche Artikel veröffentlicht?

    Das muss man ja tatsächlich dann auch mal loben … wenn das ein Trend wird … wär fein!