Testbericht Wirtschaft

Mit dem Start-up Indivist die eigene Jeans vom Sofa aus designen

Indivist
geschrieben von Tobias Gillen

Es gibt Dinge, die bestellt man einfach nicht im Internet. Für mich gehören dazu Jeans. Während ich bei T-Shirts, Pullis und inzwischen sogar Lebensmitteln weniger kritisch bin, so habe ich arge Probleme beim Jeanskauf. Wenn das so schon im Laden ist, warum sollte es mit einer Jeans aus dem Internet besser laufen? Das Berliner Start-up Indivist möchte individualisierte Jeans übers Internet vertreiben – und geht gleichzeitig den Schritt zu einem eigenen Store. Wir haben uns eine eigene Jeans designt.

Der Designvorgang ist denkbar einfach. Auf der Website einfach die entsprechenden Optionen, zum Beispiel die Waschung oder den Schnitt auswählen, die passenden Knöpfe aussuchen, ein paar Löcher für den Used-Look an die gewünschte Stelle ziehen und die Initialen eingeben – das war’s. Schön ist, dass das alles wunderbar auf dem Tablet mobil funktioniert, selbst die Positionierung der Löcher und die diversen Pop-ups für die unterschiedlichen Optionen sind da kein Problem. Insgesamt stehen zwei Schnitte, drei Waschungen, drei Knöpfe, fünf Löcher und die Initialen zur Individualisierung zur Verfügung.

Mit 99 Euro gehören die in Italien produzierten Jeans zu den teureren Modellen. Zum Vergleich: Bei H&M bezahlt man zwischen 20 und 50 Euro. Inwieweit sich die Indivist-Jeans hier qualitativ abhebt, vermag ich nicht beurteilen. Sie fühlt sich gut an und lässt sich gut tragen, selbiges würde ich über eine H&M-Jeans allerdings auch sagen. Übrigens spielt es preislich keine Rolle, ob man die Jeans nun individualisiert oder nicht. Die Lieferzeit beträgt maximal 21 Tage, je nach Auslastung der Partner in Italien, wie Gründer Julian Dörr auf BASIC thinking-Nachfrage sagt: „Wenn diese gerade einen Großauftrag oder die neue Sommerkollektion produzieren, kann es bis zu 2 Wochen dauern, bis ein Slot für Indivist frei wird. Es kann aber auch sein, dass der Kunde seine Jeans bereits nach 7 Tagen in den Händen hält.“ In unserem Test waren es knapp drei Wochen.


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Indivist Jeans

Der Bestellvorgang bei Indivist

Indivist Store in Berlin steht vor Eröffnung

Die Jeans ist mir persönlich etwas zu weit, auch wenn sie sich gut tragen lässt. Wie oben schon erwähnt, bin ich bei Jeans aber auch enorm kritisch und habe große Probleme, im Laden meine perfekte Hose zu finden. Entsprechend verwundert es mich nicht, dass ich auch bei Indivist keine optimale Jeans erhalte, sondern nur eine, die mir zu 95 Prozent passt. Für diesen Fall kann man alle Produkte 30 Tage lang kostenfrei zu Indivist zurücksenden. Oder, ab Februar, den ersten Indivist-Store in Berlin besuchen. Es ist schon seltsam, dass ein Start-up, das sich auf den Online-Versand und die Individualisierung von Jeans spezialisiert hat, nach nichtmal drei Monaten auf dem Markt einen Laden aufmacht. Julian Dörr erklärt aber, dass es dabei nicht um einen Direktverkauf gehe:

„Unser Storekonzept wird 1:1 die Idee von Indivist widerspiegeln mit dem Unterschied, dass man die Hosen anprobieren kann. Konkret bedeutet dies, dass wir alle Größen zum Anprobieren vorrätig haben und der Kunde sich dann gemütlich hinsetzen kann und auf unseren iPads seine Wunschjeans zusammenstellen kann. Diese wird dann individuell für ihn gefertigt und zu ihm nach Hause geschickt. Wir eröffnen den Store, um den Kunden die Möglichkeit zu geben, die Schnitte anzuprobieren und die Auswahlmöglichkeiten vor Ort live zu sehen.“ So möchte Indivist das Problem lösen, vor dem auch ich bei meiner Jeans stand.

Aktuell versendet Indivist nach Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Österreich, Schweiz, Spanien, Großbritannien und die USA kostenlos. Manko: Bislang werden nur Herrenjeans produziert, um das Konzept zu testen. Ein Angebot für Frauen soll bald folgen. Der Start des Start-ups war eigentlich für Sommer 2015 vorgesehen, eine entsprechende Kickstarter-Kampagne mussten die Gründer allerdings nach eigener Aussage wegen technischer Probleme vorzeitig abbrechen. Gegründet wurde die UG dann letztendlich mit Eigenkapital.

Fazit: Kann man machen, muss man aber nicht

Der Indivist-Test hat mich in meiner Meinung bestärkt, dass es manche Dinge gibt, die man nicht im Netz bestellen sollte. Dass ich durch meine komische Zwischengröße und meine kritische Jeans-Auswahl nicht unbedingt die Zielgruppe bin, dürfte aber auch klar sein. Wer bei Indivist bestellt und vielleicht einkalkuliert, die Jeans zwei, drei Mal umzutauschen, der wird eine qualitativ hochwertige Hose bekommen. Der Preis von 99 Euro ist happig, berücksichtigt aber natürlich den Produktionsaufwand und die Individualisierung. Bei einer H&M-Hose, die massenweise und unter schlechten Bedingungen produziert wird, ist es nur logisch, dass sich der Preis dort niedrig hält. Wer Indivist ausprobiert, wird sicher nicht enttäuscht werden. Und sobald der erste Store in Köln aufmacht, ist das Start-up dann auch sicher was für mich.

Update, 15.08.2016: Der Online-Shop von Indivist ist seit einiger Zeit nicht mehr zu finden. Gut möglich also, dass Indivist es nicht geschafft hat.

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

6 Kommentare

  • @Tobias: Wenn ich dir von Mann zu Mann einen Tipp geben kann. 😉

    Versuch es mal mit Levis Jeans? Warum? Du gehst einmal in den Store suchst den richtigen Schnitt bspw. 501, 511? wie auch immer und hast dann für den Rest deines Lebens Ruhe. Weil der Schnitt bei den Jeans immer gleich bleibt, nicht wie bei H&M und Co.
    Dann kannst dir auch in Ruhe aktuelle Jeans online (von überall) bestellen und dir sicher sein, dass diese auch passen.
    Davon lebt Levis seit 1853 sogar mit den selben & neuen Schnitten von 1853 😉

  • „Deine Jeans wird in Handarbeit in Italien angefertigt “

    Aber sicherlich nicht von Italienern, oder? 😉

      • Handarbeitern aus China, stimmt’s? Im TV kam neulich so ein Bericht… da gibt’s mehrere italienische Orte wo ausnahmslos Chinesen nähen. Und das alles natürlich dann unter dem Label „Made in Italy“.

  • Das ist auf jeden Fall ein tolles Konzept, was ich gerne ausprobieren würde. Es hat auf jeden Fall Interesse geweckt. Wenn die Qualität stimmt könnte das sehr erfolgreich werden.