Grün

Wenn digitale Nomaden als Single reisen

Digitale Nomaden Single
geschrieben von Marinela Potor

Marinela Potor ist digitale Nomadin. Kein fester Wohnsitz, immer unterwegs, Leben auf Reisen. Für viele ein Traum, für andere ein Graus. Im Tagebuch einer digitalen Nomadin berichtet Marinela wöchentlich auf BASIC thinking von ihren Reisen, was es mit dem Leben aus dem Rucksack auf sich hat und warum es sich lohnen kann, auch mal über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Diesmal geht es um digitale Nomaden und das Reisen als Single.

Liebes Tagebuch,

in der vergangenen Woche hab ich mit dem digitalen Nomaden Florian Blümm darüber gesprochen, wie und wo man als digitaler Nomade einen Partner finden kann. Diese Woche möchte ich euch eine angehende Digitalnomadin vorstellen, die ihr Nomadendasein als Single in vollen Zügen genießt.


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Von der Bibliothekarin zur digitalen Nomadin

Wenn man Katharina als „out-of-the-box librarian“ bezeichnen würde, würde sie wahrscheinlich lauthals lachen. Tatsächlich passt die unkomplizierte und offene Nomadin mit einer Passion für Sprache und Wörter nicht wörtlich zum Klischee. Im metaphorischen Sinn jedoch macht sie der Bezeichnung alle Ehre. Sie hat nämlich wirklich erst einige Jahre als Bibliothekarin gearbeitet, bis ihr klar wurde, dass dieses Leben so gar nichts für sie war: ein monotoner Joballtag, ein extrem geregelter Tagesablauf – und das wahrscheinlich für die nächsten 40 Jahre – nein danke! „Ich musste zum Beispiel ein Jahr im Voraus meine Urlaubstage angeben. Das fand ich wirklich sehr einschränkend und ich habe mich immer mehr wie in einem Käfig gefühlt.“ Da hat sie dann kurzerhand den festen bibliothekarischen Dutt gelöst und sich in ihr neues, abenteuerliches Leben gestürzt.

Katharina_Mailand

Über 3 Jahre ist es mittlerweile her seit sie aus diesem Käfig ausgebrochen ist und sich Schritt für Schritt ihr Leben als digitale Nomadin aufgebaut hat. Sie selbst sieht sich noch nicht als vollwertige digitale Nomadin, da sie sich gerade erst ihr nomadisches Leben aufbaut und bevorzugt daher die Bezeichnung Halbnomadin. Aktuell unterrichtet sie Deutsch als Fremdsprache in Deutschland, bewirbt sich aber wann immer sie kann auf Lehrprojekte im Ausland. So hat sie im vergangenen Jahr Deutsch in Malaysia unterrichtet. Wenn sie nicht gerade vor einer Klasse steht, reist sie mit Vorliebe ganz alleine monatelang durch Europa oder Asien, betreibt ihren eigenen Bog und schreibt nebenher auch noch für das Singlemagazin im gegenteil.

Das Singledasein zum Beruf gemacht

Als Wahl-Single beschäftigt Katharina das Singledasein also nicht nur privat, sondern sie hat es auch ein Stück weit zu ihrem Beruf gemacht. „Ich habe eine soziologische Neugierde an der Liebe und zu allem, was mit Beziehungen und Familie zu tun hat – einfach weil dieses Thema so beherrschend ist in unserer Gesellschaft.“ Das merkt sie auch an sich selbst. Sie denkt natürlich nicht jeden Tag darüber nach, dass sie Single ist, noch ist sie ganz verzweifelt auf der Suche nach einem Partner – ganz im Gegenteil. Dennoch ist das Thema Liebe und Singlereise ein Dauerbrenner in ihrem Blog: „Ich finde einfach die verschiedenen Gesichter der Liebe als auch die Geschichten, die mir andere über die Liebe erzählen sehr spannend.“ Grundsätzlich glaubt Katharina, dass es für digitale Nomaden viel schwieriger ist, einen Partner zu finden als für sesshafte Menschen: „Die meisten Menschen auf dieser Welt haben ja immer noch diese Vorstellung von einem permanenten Ort und einem gemeinsamen Haus und von einem gesettleten Dasein insgesamt und die meisten Männer, die ich kennenlerne, sehen das auch genau so.“  Selbst auf ihren Reisen hat Katharina bisher noch keine Männer getroffen, die das Leben genau so ortsunabhängig angehen wie sie.

Das liegt aber vielleicht auch daran, dass sie gar nicht so sehr nach ihnen sucht. Dazu genießt die 34- jährige momentan auch ihr Nomadenleben als Single viel zu sehr. Sie selbst beschreibt sich eher als eine träge Reisende, die auch gerne mal den ganzen Tag im Café sitzt und Menschen beobachtet, um“ sich Geschichten über sie auszudenken. Intensive Wanderungen oder ausgedehnte Campingtrips sind dagegen eher nicht ihr Ding. Als Singlereisende muss sie über solche Ausflüge auch gar nicht erst nachdenken. Das Schönste am Singlenomadenleben ist für Katharina, dass sie sich nach niemanden richten muss: „Als Singlenomadin kann ich meinen Reisealltag so gestalten, wie es mir am liebsten ist und muss keine Kompromisse eingehen.“

„Einen Freund zu suchen ist mir zu anstrengend“

Einsam fühlt sie sich auf ihren Reisen fast nie. In einigen Situationen hätte sie sich allerdings schon gewünscht, dass jemand bei ihr gewesen wäre: „Zum Beispiel als ich in Malaysia einen grippalen Infekt hatte, oder im Flugzeug nach Australien meine Lebensmittelvergiftung ausgebrochen ist, oder auch als meine Kreditkarten plötzlich nicht mehr funktioniert haben und ich ohne Geld da stand – da hätte ich mir schon jemanden an meiner Seite gewünscht, nicht unbedingt einen Partner, aber einfach eine andere Person.” Doch all das hält sie nicht davon ab, sich auch weiterhin als Singlenomadin auf Reisen zu begeben.

Meraner Land Tafelwand Schwarzschmied

Hat sie eigentlich schon mal über eine Partnerbörse nachgedacht, wie etwa Florian, der seine Freundin Michela über die Plattform OKCupid kennen gelernt hat? „Nee!“ kommt es ganz spontan darauf von Katharina. „Also, es ist nicht so, dass ich etwas gegen  Partnerbörsen habe, ganz und gar nicht. Nur für mich hieße das, dass ich mich dann ganz aktiv auf die Suche nach einem Partner begeben müsste und im Moment bin ich mir gar nicht sicher, ob ich das überhaupt will.“ Überhaupt ist die Idee einer romantischen Beziehung für Katharina in den letzten Jahren stark in den Hintergrund gerückt. „Früher habe ich viel intensiver nach einem Freund gesucht, jetzt ist das gar nicht mehr so wichtig und ich muss auch sagen, dass mir das einfach zu anstrengend ist.“ Trotzdem glaubt sie nicht, dass der Zug für die Liebe bei ihr schon abgefahren ist: „Auf den Liebeszug kann man auch noch mit 60 aufspringen“, lacht sie. Bis dahin – oder zumindest bis sie einen gleichgesinnten Nomadenpartner kennenlernt – möchte sie die Welt aber erstmal weiterhin als Singlenomadin erobern.

Wie seht ihr das? Könnt ihr Katharinas Begeisterung für das Singlereisen nachvollziehen? Reist ihr lieber allein oder mit einem Partner? Was sind eure Erfahrungen als Singlenomaden? Ich freue mich auf eure Meinungen, Geschichten und Kommentare zum Thema!

Bis nächste Woche, dann wieder aus irgendeinem Winkel der Welt,

Eure Marinela

P.S.: Kennst du schon unser neues Online-Magazin für digitale Nomaden, Reisende, Webworker und Querdenker? Nein? Dann aber schnell!

Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

8 Kommentare

  • Katharinas Begeisterung für das Singlereisen kann ich voll und ganz nachvollziehen, gerade den Aspekt auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen und spontan zu sein. Ich selbst habe schon beides ausprobiert, sprich alleine und mit dem Partner zu reisen, und es gefällt mir beides. Ich habe für mich allerdings festgestellt, dass man alleine natürlich offener gegenüber Fremde ist und dann auch gerne mal neue Bekanntschaften im Hostel macht und mit denen dann weiterreist. Herrlich.
    Bekomme gerade etwas Fernweh

    • Ich weiss gar nicht, ob ich das für mich so allgemein sagen kann. Ich glaube, als ich angefangen habe mit meinem Freund zu reisen, und alles noch ganz neu war, da waren wir wirklich eher ein Zweierteam. Mittlerweile ist das aber so eingespielt, dass wir nicht mehr so auf uns zwei fokussiert sind und auch sehr viele andere Reisende kennen lernen. Aber es stimmt, als Single knüpft man vielleicht doch schneller Kontakte – und findet eben auch so schneller und öfter neue Reisepartner, mit denen man dann gemeinsam weiter reist 🙂

  • Re: „Reist ihr lieber allein oder mit einem Partner? “

    Wenn ich niemanden habe, der mit mir auf einer Wellenlänge ist, reise ich lieber allein. Zum einen sind dadurch weniger unnötige Verschnaufpausen nötig 😉 , zum anderen ergeben sich auf diese Weise meiner Erfahrung nach häufiger inspirierende Zufallskontakte.

    Re: „Einen Freund zu suchen, ist mir zu anstrengend“ (Zitat Katharina)

    Meine Devise ist: Wer *nicht* sucht, der findet! 😉

    Marinela, was sind deine Antworten auf deine Fragen? 🙂

    • Da fragste mich was 🙂
      Ich glaube nicht, dass ich darauf eine eindeutige Antwort habe. Als ich Single war, habe ich es nicht vermisst, mit einem Partner zu reisen und das Erkunden auf eigene Faus sehr genossen. Jetzt wo ich den richtigen Partner an meiner Seite habe, möchte ich das nicht mehr missen. Es ist etwas ganz Besonderes, seine Eindrücke und Erfahrungen mit jemanden, den du liebst, zu teilen.
      Richtig ist meiner Meinung nach immer das, was dich glücklich macht.

      • Da muss ich dir recht geben Marinela, es gibt nichts schöneres als die Eindrücke mit dem Liebsten zu teilen.

  • Ich habe das auch probiert und ich war ein Jahr lang auf Reisen. Damals bin ich allein gereist und mein Freund blieb in Deutschland. Anders ging das damals nicht. Er hatte mir aber sehr gefehlt und nach 12 Monaten bin ich dann wieder gern nach Deutschland zurückgekehrt. Gerade meine Erlebnisse in Australien haben mich sehr geprägt.

  • ich finde das einfach nur inspirierend. Könnte ich es nochmal machen, ich würde es genau so machen. Das Leben wird früh genug ein wenig monoton. Ich nehme mir als Familienvater einmal im Jahr zwei Wochen allein, um etwas von der Welt zu sehen. Würde ich die Familie nicht so sehr vermissen, würde ich jeden Tag so leben wollen.. Es macht also schon ein wenig neidisch solche Berichte zu lesen..Aber wenigstens kommt man beim Lesen mal ein bisschen raus ;))