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Pro und Contra: Ist Facebook ein Medienunternehmen mit Verantwortung für Fakenews?

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Facebook testet in einem Beta-Test Sternbewertungen in Anzeigen.
geschrieben von Fabian Mirau

Facebook und sein Umgang mit Fakenews steht in der Kritik. Aber soll sich das soziale Netzwerk noch stärker in den Nachrichtenstrom einmischen wie ein klassisches Medienunternehmen? Einige Argumente dafür und dagegen.

Falschmeldungen machen nur einen vergleichsweise kleinen Teil des sonst riesigen Nachrichtenstroms in sozialen Medien aus. Trotzdem ist die Diskussion über den Umgang solcher Medien mit diesen Beiträgen wichtig, vor allem, wenn es um Facebook mit seinen knapp 1,7 Milliarden aktiven Nutzern geht. Denn auch in Deutschland gab und gibt es Falschmeldungen. Beispielsweise zur Flüchtlingsdebatte. Und außerdem ist nächstes Jahr Bundestagswahl. Eine Diskussion über den Einfluss von Algorithmen und ausgedachten Nachrichten ist daher wichtig.

Aber es sind nicht nur Fakenews, die Kritik an Facebook laut werden lassen, sondern auch der Umgang mit normalen Inhalten seriöser Inhalteanbieter. So gipfelte die Debatte um Facebook und seiner Verantwortung gegenüber journalistischen Inhalten schon im September, als sich der norwegische Journalist Espen Egil Hansen beschwerte, dass Facebook einen angeblich anstößigen Inhalt (das weltbekannte Bild eines nackten Mädchens nach einem Napalm-Angriff aus dem Vietnamkrieg) löschte. Schon damals und auch vorher musste sich das soziale Netzwerk rechtfertigen, wies dabei jegliche journalistische Verantwortung von sich.


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Ist Facebook nur ein Tech-Unternehmen, ein Infrastrukturbereitsteller, der sich aus den dort veröffentlichten Inhalten von Drittanbietern weitestgehend raushalten darf? Oder ist es schon lange ein Medienunternehmen, dass sich ganz einfach schwer damit tut, genau das einzugestehen? Muss das soziale Netzwerk seiner journalistischen Verantwortung endlich gerecht werden?

Pro: Facebook muss endlich Verantwortung übernehmen

Ja. Facebook ist schon lange nicht mehr nur da, um mit Freunden Fotos zu teilen, Nachrichten zu senden und Partys zu organisieren. Ein sehr großer Anteil von Usern bezieht Nachrichten sogar ausschließlich über das Netzwerk. Die Annahme, Facebook sei kein Medienkonzern, ist daher naiv und absurd. Für den Newsfeed hat das Netzwerk nämlich, wie andere Medienhäuser auch, schon lange eine Gatekeeping-Funktion.

Es achtet sehr auf das Feedback seiner Nutzer, bewertet häufig sogar Quellen oder trifft in einzelnen Fällen Sonderentscheidungen, die von der Neutralität eines bloßen Infrastrukturbereitsteller weit entfernt sind. Zum Beispiel erinnert die Entscheidung Mark Zuckerbergs, bestimmte Posts von Donald Trump nicht löschen zu lassen oder das oben erwähnte Vorgehen zu dem bekannten Bild aus dem Vietnamkrieg, eher an eine redaktionelle Entscheidung.

Facebook braucht nun eigene, weitestgehend unabhängige Redakteure, die nach journalistischen Grundsätzen und Maßstäben arbeiten und bei zweifelhaften Beiträgen notfalls auch eingreifen können. Dann gäbe es Verantwortliche im Umgang mit Falschmeldungen, die darüber hinaus auch noch Profis ihres Fachs sind.

Contra: Facebook ist kein Medienunternehmen

Nein, Facebook darf nicht als Medienunternehmen betrachtet werden. Es sollte seine bereits vorhandenen Interventionen in die dort erstellten Beiträge ohnehin wieder weiter zurückschrauben. Denn auch wenn es vielleicht für viele unter den aktuellen Umständen und Ereignissen schwer fällt, die Zensur von Inhalten auf Facebook ist gefährlich und darf nicht die Lösung sein. Zur Erinnerung: Facebook ist ein Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley.

Wollen wir Mark Zuckerberg wirklich zutrauen, dass er und seine Mitarbeiter entscheiden, welche Nachrichten nun wahr und welche falsch sind? Und für Facebook selbst steht die Neutralität auf dem Spiel. Denn je mehr sich das Unternehmen in den Nachrichtenfluss einmischt, desto lauter wird auch die Kritik, das Netzwerk mische sich zu sehr in die Inhalte von echten Nachrichtenproduzenten ein. Facebook darf als Plattform nicht für diese Inhalte verantwortlich sein.

Fakenews: Was ist Facebook nun?

Es besteht kaum Zweifel darüber, dass Facebook eine enorme Verantwortung gegenüber der Nachrichten trägt, die dort veröffentlicht oder verlinkt werden. Es werden viel mehr Menschen erreicht, als durch klassische Nachrichtenmagazine. Der Einfluss auf unsere Meinungsbildung ist sehr hoch.

Das Netzwerk wird gleichzeitig wohl in Zukunft noch weiter wachsen, seine Dominanz unter allen Social-Media-Plattformen ausbauen und weiterhin auf die Verbreitung von Nachrichten setzen. Facebook ist also wohl beides: Eine neutrale Plattform für private Inhalte. Und eben ein Medienunternehmen.

Liegt die Lösung bei der Community?

Dass das soziale Netzwerk seine Verantwortung als Medienunternehmen aber abstreitet, hat vor allem strategische Gründe. Denn Fakenews beispielsweise klingen meist spektakulärer als seriöse Nachrichten, mit ihnen wird deshalb viel öfter interagiert (Likes und Shares). Das hat wiederum zur Folge, dass Nutzer viel länger auf der Plattform verweilen und Facebooks Werbeerlöse steigen.

Wünschenswert wäre also, dass das soziale Netzwerk zumindest teilweise seine mediale Verantwortung wahrnimmt. Fakenews beispielsweise könnten sehr leicht mithilfe der eigenen Nutzer durch eine bessere Integration entlarvender Funktionen zu den einzelnen Beiträgen bekämpft werden. Eine kleine Anzeige zu jedem redaktionell relevanten Beitrag, der anzeigt, wie viele Nutzer ihn als eine Falschmeldung markiert haben, oder wieviele Freunde den Urheber des Beitrags für unseriös halten.

Und eine Facebook-Redaktion?

Eine hauseigene, aber unabhängige Redaktion, die Beiträge auf ihre Authentizität prüft, wäre zwar wünschenswert, aber sicherlich problematisch in ihrer Umsetzung. Sie müsste vor allem völlig transparent und für alle Nutzer nachvollziehbar arbeiten. Sie müsste ihre journalistischen Werte und Maßstäbe offenlegen. Und sie müsste einzelfallbezogen immer ganz genau abschätzen, wann ein Inhalt kritisch ist – und wann nicht. Das Bild des Napalm-Angriffs wäre so sicherlich nicht gelöscht worden.

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Über den Autor

Fabian Mirau

Fabian ist Politik-Student und arbeitet in Berlin für ein Redaktions- und Medienproduktionsbüro. Für BASIC thinking schreibt er beinah wöchentlich über Netzpolitik, Social Media und den digitalen Wandel. Also eigentlich über fast alles, was mit diesem Internet zu tun hat.

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