Marketing Social Media

BIGVU verspricht große Videoproduktionen mit kleinem Aufwand

Photo BIGVU
geschrieben von Marinela Potor

Wie viel Arbeit steckt in einem 30-Sekunden-Werbespot? Viel zu viel, finden die Gründer von BIGVU. Sie haben deswegen eine App entwickelt, die das Editieren von professionellen Videos kinderleicht machen soll.


Videos aufnehmen ist heutzutage nicht mehr schwer, Videos editieren dagegen noch sehr. Vor allem wenn es darum geht, ein professionelles Video online zu stellen, stoßen viele an ihre Grenzen. Wer auf Qualität Wert legt, muss sich entweder in ein aufwendiges Videoschnittprogramm einarbeiten, ewig lange mit einer Gratisvariante herumfummeln oder ein Team von Cuttern anheuern.

Gerade bei kurzen Aufnahmen oder Werbeclips, ist der Zeit- und Geldaufwand vergleichsweise sehr hoch. Bisher – denn seit rund einem Jahr gibt es BIGVU, ein Start-up das eine günstige und vor allem kinderleichte Lösung für das Zusammenstellen von professionellen Online-Videos verspricht.

BIGVU: Videoteams ergänzen, nicht ersetzen

„Wir können und wollen professionelle Videoteams nicht ersetzen. Wir wollten aber dafür sorgen, dass jeder seine eigenen Videos in hoher Qualität erstellen kann, ohne dafür gleich einen Doktorgrad in Videoschnitt haben zu müssen“, erklärt Hervé Muyal, Mitgründer von BIGVU im Gespräch mit BASIC thinking.

Dafür hat das Start-up, dessen Mitarbeiter in der Schweiz und als Teil des IBM-Acceleratorprogramms in Israel sitzen, eine cloudbasierte App entwickelt.

Momentan gibt es zwei Varianten, eine Smartphone-App für iOS und Android sowie ein Webinterface. Während Nutzer mit der App lediglich Videos scripten, aufnehmen und speichern können, bietet die Web-Plattform die Möglichkeit, diese zu bearbeiten. BIGVU möchte aber nach und nach alle Funktionen auch in die Handy-App integrieren.

Professionelle Videos in wenigen Minuten erstellen?

Natürlich können Nutzer auf ihre Videodateien sowohl auf dem Smartphone als auch auf dem Desktop zugreifen. Wer bei BIGVU ein Konto eröffnet, kann dabei auch auswählen, wie viele Nutzer Zugriff auf die Cloud-Dateien haben.

So kann beispielsweise ein Marketingteam im Büro das Script für einen Werbespot über die Web-Funktionen erstellen und dieses dann an einen mobilen Reporter schicken, der den Werbetext dann über die Handy-App sehen und einsprechen kann.

Dafür gibt es zur Hilfe auch eine Teleprompter-Funktion sowie die Möglichkeit, die Videos per Greenscreen aufzunehmen. Die Aufnahmefunktion endet automatisch nachdem das Script durchgelaufen ist, damit die Nutzer die Aufnahme nicht manuell stoppen müssen – und so unschöne Daumen in ihren Videos haben.

Ist das Script fertig eingesprochen, kann es dann in der Webversion bearbeitet werden. Hier zeigt sich die Stärke von BIGVU. Denn Nutzer können ihre Videos als Szenen bearbeiten, anstatt sich mit einer Timeline herumschlagen zu müssen, sagt Muyal.

„Wir haben in Gesprächen mit Usern festgestellt, dass es genau die Timeline ist, die ihnen bei der Videobearbeitung Probleme bereitet. Das haben wir damit gelöst, indem wir ein Video in einzelne Szenen unterteilen. Der Nutzer kann dann einstellen, was in jeder Szene zu sehen ist und wie lange eine Szene dauern soll.“

Die Szenen sind dabei auf fünf Sekunden voreingestellt, die Länge jeder Szene lässt sich aber beliebig anpassen. So können Nutzer beispielsweise einstellen, dass die erste Szene 15 Sekunden lang sein soll und mit dem auf der App aufgenommenen Reporter-Segment ausgefüllt werden soll.

Danach kann ein Foto die nächste ausfüllen, entweder vom eigenen Computer, von einer Webseite mit frei verfügbaren Fotos oder von einem Social-Media-Account wie Twitter eingefügt werden. Auch einzelne Tweets können als Szenen eingefügt werden.

Die Quelleninformationen sowie Keywords der Tweets werden dabei nicht nur aus SEO- sondern auch aus Datenschutzgründen automatisch eingefügt und können nicht gelöscht werden. Darüber hinaus können Nutzer mit dem Programm auch Text sowie Audio über die Bilder und Videoszenen legen.

Ist ein Video fertig, kann es entweder über die integrierte Share-Funktion auf YouTube, Twitter oder Facebook hochgeladen werden. Das Videoformat kann auch auf die derzeit beliebteste Form, nämlich „square“, eingestellt werden. Wer andere Plattformen nutzen möchte, muss aktuell das Video noch als mp4-Datei auf den Desktop herunterladen, um es dann auf weitere Webseiten hochladen zu können.

Dennoch ist die Technologie beachtlich: Anstatt stundenlang mit einem klassischen Videoschnittprogramm an einem kurzen Clip zu arbeiten, können mit BIGVU auch völlig unerfahrene User ihre eigenen professionell aussehenden Videos in wenigen Minuten erstellen. Einen ähnlichen Weg geht Apple momentan mit der App Clips, die im April veröffentlicht wurde. Die haben wir hier schon mal vorgestellt.

Cloud-Video-Markt auf 105 Milliarden US-Dollar geschätzt

Das macht die Plattform auch für Unternehmen sehr attraktiv, sagt Muyal. „Die Marketingabteilung in einem Unternehmen beispielsweise kann so sehr schnell und ohne großen Aufwand oder auswärtige Hilfe qualitativ hochwertige Videos produzieren – zu einem Bruchteil der aktuellen Produktionskosten.“

Denn obwohl die Smartphone-App gratis ist, komplett kostenlos ist auch BIGVU nicht. Wer die Videoschnitt-Funktionen auf der Web-Plattform ohne BIGVU-Watermark nutzen will, muss zahlen. Es gibt hier verschiedene Abo-Pakete, die von 9 Euro pro Monat bis hin zu 3.990 Euro pro Monat reichen, je nachdem wie viele Videos über die Plattform bearbeitet werden.

Aktuell nutzt BIGVU die Cloud-Server von IBM für die Videos seiner Nutzer. Wer als Unternehmen daher um die Sicherheit seiner Videodaten besorgt ist, kann ein besonderes Datenschutzpaket buchen und so sicherstellen, dass empfindliche Informationen im hauseigenen Server bleiben. Das kostet aber einen ganzen Batzen extra, wie Muyal andeutet.

Aktuell wird die Plattform aber noch hauptsächlich von Selbstständigen genutzt. SEO-Experten, Journalisten, Gründer, Broker und sogar ein professioneller Weintester gehören zu den 25.000 BIGVU-Usern. Weltweit werden so rund 1.000 Videos pro Tag hochgeladen, schätzt Muyal.

Auch interessant: Social-Video-App Clips: Warum Apple virale Videos für andere Netzwerke schafft

Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

2 Kommentare