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Warum mehr Chefs den Mittagsschlaf fördern sollten

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geschrieben von Christian Erxleben

Ein kleines Nickerchen zwischendurch? Das ist für die meisten Arbeitnehmer:innen undenkbar. Allerdings fördert ein Mittagsschlaf im Büro die Leistungsfähigkeit deutlich. Deshalb sollten Führungskräfte den Power Nap im Office öffentlichkeitswirksam unterstützen. Ein Kommentar.

Mittagsschlaf: Im Kindergarten top, danach ein Flop?

Erinnerst du dich noch an deine jungen Jahre zurück? Ob in der Krabbelgruppe, im Kindergarten oder auch daheim bei den Eltern: Um die Mittagszeit herum gab es für die meisten von uns einen Mittagsschlaf über eine oder mehrere Stunden.

Durch diesen Mittagsschlaf hat unser Körper die Möglichkeit bekommen, sich zu regenerieren, die Energiereserven aufzufüllen und neue Kraft zu tanken, damit wir den Rest des Tages wieder voll motiviert angehen können.

Doch mit zunehmendem Alter wird das Nickerchen zwischendurch immer seltener. Das Gegenteil ist der Fall: Wer einen Mittagsschlaf im Office abhält, hat sogar schnell den Ruf weg, faul zu sein.

Stattdessen greifen die allermeisten Berufstätigen zu natürlichen Aufputschmitteln. Mit Kaffee und Energy Drinks tricksen sie ihren Körper aus, indem sie die Müdigkeit im Mittagstief mit Koffein, Guarana und Co. bekämpfen. Dabei wird auf diese Art und Weise das Problem lediglich verschoben.

Die Mehrheit der Deutschen leidet unter Schlafstörungen

Denn wer seine Müdigkeit tagsüber ignoriert oder künstlich verschiebt, wird spätestens am Abend mit den Problemen konfrontiert.

So hat die Studie „Deutschland schläft schlecht – ein unterschätztes Problem“ der DAK Gesundheit schon 2017 ergeben, dass 80 Prozent der Bevölkerung von Schlafstörungen betroffen sind. Das entspricht seit dem Jahr 2010 einem Anstieg um 66 Prozent in der Altersgruppe der 35- bis 65-Jährigen.

Wer mindestens drei Mal pro Woche über einen Zeitraum von ein bis drei Monaten unter Ein- oder Durchschlafstörungen oder frühmorgendlichem Erwachen leidet, hat per medizinischer Definition eine Schlafstörung.

Und fast jeder zehnte Berufstätige in Deutschland (9,4 Prozent) leidet sogar unter schweren Schlafstörungen – den sogenannten Insomnien. Sie äußern sich in Tagesmüdigkeit und Erschöpfung und können schnell zu psychischen Erkrankungen, Depressionen und Angststörungen führen.

Wie äußert sich fehlender Schlaf im Job?

Konkret kommt fast die Hälfte (43 Prozent) der Arbeitnehmer:innen regelmäßig müde zur Arbeit. Fast ein Drittel (31 Prozent) ist sogar schon zum Tagesstart erschöpft.

Das hat zur Folge, dass die Leistungsfähigkeit im Büro signifikant zurückgeht. Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach und schwere Fehler sind die Konsequenz. Das haben unter anderem auch schon mehrere wissenschaftliche Studien an Ärzten unter Beweis gestellt.

Die Konsequenz: Die Anzahl der Fehltage aufgrund von Schlafstörungen steigt deutlich an. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist der Wert um 70 Prozent auf 3,86 Tage je 100 Versicherte angestiegen. Im Durchschnitt fallen Arbeitnehmer:innen dann 10,9 Tage aus.

Die Lösung? Ein Mittagsschlaf im Büro

Dabei scheint es für all jene Probleme eine einfache Lösung zu geben: ein kurzer Mittagsschlaf im Büro. So erklärt beispielsweise Utz Walter vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung in einem Interview, dass ein Mittagsschlaf zu Leistungsverbesserungen in den folgenden drei Stunden führt.

Gegenüber dem Merkur erklärt er: „Sie sind besser gelaunt und haben ein höheres Konzentrationsvermögen.“ Allerdings sollte der Mittagsschlaf im Büro nicht länger als 15 Minuten dauern, da sonst die Gefahr bestehe, in eine Tiefschlafphase zu rutschen.

Einen festen Zeitpunkt gibt es laut Walter nicht. Allerdings gelte für die meisten Arbeitnehmer:innen der Zeitraum zwischen 13 und 16 Uhr – also genau dann, wenn das berühmte Mittagstief einsetzt und die Kaffeemaschinen auf Hochtouren laufen.

Chefs müssen Mittagsschlaf im Büro fördern

Wie bereits beschrieben, ist die Akzeptanz vom Power Nap im Office in Deutschland nicht sonderlich hoch. Zwar gibt es in einigen Büros durchaus Schlaf- und Ruheräume. Wahrgenommen werden diese von der großen Masse an Arbeitnehmer:innen allerdings nicht.

Das liegt daran, dass der gesellschaftliche Druck besteht, auf der Arbeit Leistung zu erbringen. Und wer schläft, der leistet nichts. Dass diejenigen, die ihr Schlafbedürfnis ignorieren, zwar deutlich schlechtere Arbeit leisten und auf Dauer weniger schaffen, wird dabei oftmals vergessen.

So ist es eigentlich nur löblich, dass der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schon im Jahr 2019 gefordert hat, dass es auch in Deutschland eine Mittagspause braucht. Arbeitgeber:innen sollen dafür sorgen, dass Angestellte auch langfristig zur Ruhe kommen können.

Mission: Gesundheit

Dabei wiederum ist insbesondere das Engagement der Geschäftsführung gefragt. Sie müssen den Power Nap im Office aktiv fördern und unterstützen. Nur wenn die Mehrheit der Arbeitnehmer:innen versteht, dass es akzeptiert wird, in der Mittagspause zu schlafen, wird sich an der grundsätzlichen Einstellung etwas ändern.

Dabei dienen die Führungskräfte als Vorbilder. Wenn das Management einen Mittagsschlaf im Büro fördert, lobt und unterstützt, setzt sich die Angewohnheit schnell durch. Und genau das ist im Sinne der Gesundheit von Millionen Menschen in Deutschland.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.