Technologie

Das subtile Aus für den iPod – ein nostalgischer Nachruf

iPod, Apple, Musik
unsplash.com/Ben Szymanski
geschrieben von Beatrice Bode

Im Jahr 2001 stellte Apple-Gründer Steve Job ein kleines Gerät vor, das die Art und Weise, wie Menschen Musik hören, für immer verändern sollte: den iPod. Nun stellt Apple die Produktlinie für immer ein. Damit verschwindet ein Gerät, an dem Erinnerungen an das Aufwachsen rund um die Jahrtausendwende hängen. Ein nostalgischer Nachruf. 

„Die Musik lebt weiter“: Mit dieser Überschrift kündigt Apple subtil das Ende einer Ära an. Ohne es wirklich auszusprechen, teilte das Unternehmen vor Kurzem mit, dass die Produktlinie iPod eingestellt wird.

„Musik war schon immer ein Teil unseres Kerns bei Apple und sie Hunderten von Millionen von Nutzern auf die Art und Weise zugänglich zu machen, wie es der iPod getan hat, hat nicht nur die Musikindustrie beeinflusst“, sagte Greg Joswiak, Senior Vice President of Worldwide Marketing bei Apple.


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Die Ankündigung, dass Apple sein damaliges Zugpferd, den iPod, nicht mehr weiter produzieren wird, löste nicht nur in den Medien eine Welle von Abschiedbekundungen aus. Auch in mir regt sich ein Gefühl von Betroffenheit.

Der iPod hat eine ganze Generation geprägt

Der Apple iPod wurde auf den Markt gebracht, als ich gerade einmal zehn Jahre alt war. Ähnlich wie Harry Potter gehört Apples MP3-Player einfach zu meiner Kindheit dazu. Und noch viel wichtiger: Er war mir ein ständiger Begleiter, während ich mich als Jugendliche versucht habe, zurechtzufinden.

Ich weiß noch genau, als mein Vater mir den ersten klobigen iPod zu Weihnachten geschenkt hatte. Wie aufregend die Vorstellung war, dass ich nicht mehr mit dem Discman und seinem ewigen Wackelkontakt zur Schule laufen musste, sondern stattdessen dieses kleine Wunder der Technik nutzen konnte.

Während ich mich holprig versuchte, durch das Leben und seine Herausforderungen zu navigieren, steuerte ich gleichzeitig auf dem iPod den dazu passenden Soundtrack. Mit dem Daumen auf dem kreisrunden Trackpack shuffelte ich zunächst durch etwa 1.000 von mir persönlich ausgewählte Songs. Mit den Jahren wurden es mehr und der iPod und ich wurden gemeinsam reifer.

Aufwachsen um die Jahrtausendwende

Während ich immer größer wurde, schrumpfte mein iPod kontinuierlich, bis er nur noch ein Mini war. Unsere Speicher wurden immer größer, unsere Gehäuse immer eleganter. In Momenten, in denen die Welt für mein pubertierendes Selbst keinen Sinn mehr ergab, zeigte auch der iPod sich ein wenig ungelenk. Ohne Display und ohne Kontrolle gingen wir gemeinsam durch diese verwirrende Zeit, während sich Bono ab und an als Begleiter von der Seite meldete.

Einmal auf dem Weg zu Schule, fiel mir der iPod aus der Tasche, als ich gerade die Straße überquerte. Schockiert sah ich mit an, wie er von einem LKW und fünf Autos überfahren wurde und trotzdem tapfer weiterspielte, bis ich in der Schule angekommen war. Ich war so beeindruckt von seinem Durchhaltevermögen. Und in schwierigen Augenblicken denke ich an diesen Moment zurück und nutze ihn als Metapher, die mir Kraft spendet.

Mit dem iPod verbinde ich, so wie viele andere meiner Generation, teure Erinnerungen. Wie wir die Kopfhörer mit unserem Schwarm im Bus teilten, während wir mit der Klasse zum Schüleraustausch fuhren. Wie wir aufgeregt verglichen, wie viel und welche Musik wir auf das Gerät aufgespielt hatten. Diese Momente werden wir nie vergessen. Und sie lehrten uns etwas über das Leben.

Lieber iPod: Wir haben uns auseinandergelebt

Doch wie das Leben manchmal so spielt, verdrängen neue Freunde im Laufe der Jahre die Alteingesessenen von ihrem Platz. Und auch als der iPod versuchte, mit allen Farben des Regenbogens auf sich aufmerksam zu machen, konnte er doch nicht gegen das iPhone und den Wandel der Zeit ankommen.

Ich habe alle meine iPods aufgehoben. Ich trenne mich von ihnen genauso ungern wie von entwickelten Fotos, deren Originale ich digital nicht mehr besitze. Und auch als das iPhone schon längst eine eigene integrierte Musik-Mediathek hatte, habe ich überlegt, aus Loyalität weiterhin einen iPod zu besitzen. Doch warum zwei Geräte mit sich rumtragen, wenn eines der beiden alle Funktionen in sich vereint. Irgendwann muss man eben doch loslassen.

Laut Apple wird der iPod Touch nun nur noch verkauft, solange der Vorrat reicht. Trotzdem werde ich nicht in den Store gehen und mir eins der letzten Geräte sichern. Denn der iPod steht auf einer Stufe mit der ersten Liebe oder dem ersten Kater auf Klassenfahrt: Man erinnert sich gern, aber ist auch froh, dass man darüber hinweg ist.

Und eines steht fest: „Die Musik lebt weiter“ – auch ohne den iPod.

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Über den Autor

Beatrice Bode

Beatrice ist Multi-Media-Profi. Ihr Studium der Kommunikations - und Medienwissenschaften führte sie über Umwege zum Regionalsender Leipzig Fernsehen, wo sie als CvD, Moderatorin und VJ ihre TV-Karriere begann. Mittlerweile hat sie allerdings ihre Sachen gepackt und reist von Land zu Land. Von unterwegs schreibt sie als Autorin für BASIC thinking.