Originalbeitrag http://www.poodlepop.net/sehr-geehrte-a-blogger Sehr geehrte A-Blogger, 17.05.06 | 20:39 | poodle dass Sie tendenziell einen an der Mütze haben, ließ sich ja schon länger erkennen, dass Sie in Wahrheit extrem weich im Kopf sind, überrascht mich allerdings doch etwas. Besser gesagt, nicht dass Sie es sind, sondern in welchem Ausmaß. Sicher, von Leuten, die sich ohne jede Not zu willfährigen Erfüllungsgehilfen eines De-facto-Monopolisten machen, indem ihnen als allererstes einfällt, Google-Ads auf ihre Seiten zu pappen, erwarte ich nicht, dass noch viel Gescheites folgt. Schon gar kein Besinnungsaufsatz über die gesellschaftlichen und kulturellen Konsequenzen von Monopolen – mit der Besinnung haben Sie es ja nicht so. Auch dass Sie als nächstes um Geschenke betteln, hat mich nur so lange berührt, bis ich begriffen habe, dass Sie nicht anders können, weil Sie es auch mit dem Anstand nicht so haben. Wie es überhaupt erschreckend wenig gibt, mit dem Sie es haben. Uferlose Eigenbegeisterung vielleicht, daran scheint es keinem von Ihnen zu mangeln. Nichts, aber wirklich gar nichts ist Ihnen zu abgeschmackt, solange Sie nur im Spiel und im Gerede bleiben, Ihre gefühlte Bedeutung bestätigt und am Ende, wer weiß, sogar noch einen Ständer bekommen – ganz ohne Wichsvorlage, Figuren Ihres Formats sind sich selbst genug. Nun gut, dass soll Ihr Problem sein, nicht meines. Nur die Nummer mit den Autos, die möchte ich Ihnen noch aufs Brot schmieren, wenn Sie gestatten. Da kommt ein Kfz-Hersteller daher, dessen Autos mit viel Wohlwollen als Kfz 0.7 durchgehen und glaubt, wenn ein paar Quatschköpfe seine PR schreiben, die irgendwie Web 2.0 sind, kann er die Quoten addieren und durch zwei dividieren und ist anschließend Kfz 1.35 – mindestens! Wo jeder normale Mensch ihm bedeuten würde, möglichst zügig Land zu gewinnen mit seinem Stumpfsinn, schnappen Sie hochbeglückt zu, alle miteinander. Wo der herkömmliche PR-Texter, den Sie unlängst noch verachtet haben, ab 5.000 € aufwärts im Monat bekommt, damit er die gewünschte Dröhnung absondert, machen Sie es schon für einen Leihwagen. Und wo sich jeder, der noch einen Rest von Würde in sich trägt, in Grund und Boden schämen täte, möchten Sie schier platzen vor unverhohlenem Stolz. Seit Jahren lassen Sie keine Gelegenheit aus, sich zu einer Art Speerspitze der Erneuerung aufzuplustern, empören sich über dieses und mäkeln an jenem – stets vom hohen moralischen Ross herab natürlich – nur um wie eine billige Straßennutte sofort die Beine breit zu machen, sobald einer mit ein paar Scheinen wedelt. Die Speerspitze der Verblödung sind Sie, dem Volldepp seine Vorhut, nur damit das mal klar wäre. Und bleiben Sie mir bloß vom Leib von wegen »ich darf ja schreiben was ich will«, den Spruch können Sie meinetwegen in Ihr Vesperbrettchen gravieren. »Korruption hat viele Gesichter« empfehle ich für die Rückseite – falls Sie ein ganz besonders widerwärtiges sehen möchten, schauen Sie einfach in Ihren Taschenspiegel. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ausgewählter Kommentarbeitrag des Autors: - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Sie können Ihre Opels loben, sich über sie lustig machen, sich darüber aufregen oder Videos drehen, wie Sie sich auf dem Rücksitz einen herunterholen, es nützt Ihnen alles nichts. Selbst mit Crashtests, die Ihnen Herr Passenger in seiner Güte empfiehlt, kommen Sie aus der Nummer nicht mehr heraus. Opel hat Sie ja nicht engagiert, weil Sie brillante Schreiber wären (das sind Sie nämlich alle nicht), sondern weil man Ihnen einen gewissen Hip-Faktor attestiert und natürlich eine gute Portion Credibility. Bei Autos, die gemeinhin von blasenschwachen Rentnern bevorzugt werden, mag die Idee noch nicht mal schlecht sein. Nur: Ihre Credibility hat sich damit erledigt, und zwar restlos – Sie schreiben, um Opels Interessen zu befriedigen, ganz egal, was Sie sich aus den Fingern saugen. In kurzer Zeit werden Sie genau da sein, wo sich weite Teile der Presse heute schon bewegen: eine warme Mahlzeit hier, ein Puffbesuch dort, schon läuft die Hofberichterstattung, natürlich immer auch ein bisschen kritisch, der Authentizität wegen und so. Nützliche Idioten zum Schnäppchenpreis, die eilfertig das erledigen, wofür die Werbewirtschaft Unsummen verbrät, bei nachlassendem Erfolg. Morgen können Sie über Schokoriegel oder Wegwerfwindeln berichten, übermorgen meldet sich vielleicht die FDP oder die Kassenärztliche Vereinigung. Sie basteln sich einfach entsprechende 80×15-Sticker für jede Serie, und zur Auflockerung echauffieren Sie sich über alle Jamba-Jubler der Welt. Von denen Sie sich freilich nur insofern unterscheiden, dass Sie noch eine Spur schleimiger sind, aber das wird Ihnen jetzt wahrscheinlich doch zu dialektisch und ich will Sie ja nicht überfordern. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ausgewählter Kommentarbeitrag des Autors: - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Angenommen, Sie haben einen Opel, einfach so. Eines Tages kommen Sie auf die Idee, der Weltöffentlichkeit von Ihrem Opel zu erzählen, dann hat kein Mensch ein Problem damit, egal ob sie ihn rühmen oder niedermachen. Selbst wenn Sie ein Opel-Logo zur Illustration beilegen, hat immer noch keiner ein Problem. Und wissen Sie auch warum? Weil Sie machen, was Sie möchten, Sie folgen sozusagen Ihrem eigenen Antrieb, bleiben also frei und unabhängig. Wenn Sie genau dasselbe für Opel tun, sind Sie nicht mehr frei und unabhängig, sondern folgen Opels Antrieb. Das wäre immer noch nicht schlimm, jeder Werbe- oder PR-Texter tut sowas und wird deshalb nicht automatisch zum bösen Menschen. Unselig wird es dann, wenn die beiden Szenarien sich anfangen zu vermengen: Opel bedient sich der Glaubwürdigkeit, die Bloggern im Gegensatz zu bezahlten Textern anhaftet, um seinen Auftragstexten den Geschmack von Unabhängigkeit zu verleihen, zusätzlich gefestigt durch die Erlaubnis, nach Belieben schreiben zu dürfen, was man will. (»Scheißegal, was über mich erzählt wird, Hauptsache mein Name ist richtig geschrieben.«) Was zwar grober Unfug ist, aber beim Empfänger so ankommt, weil Blogger eben im Ruf besonderer Glaubwürdigkeit stehen