Transparentes Biotop Das Posting vom 13. Januar über die Nichtregierungsorganisation, die sich dem Namen nach der Transparenz verschrieben hat, habe ich nun fristgerecht, um nicht zu sagen weit vor der Frist, "aus dem Netz genommen", so, wie es mir die – meiner Meinung nach übergebührlich einschüchternde – Abmahnung des Justitiars und Ethikbeauftragten nahelegte. Ganz im Sinne der Transparenz möchte ich an dieser Stelle gerne meine eigenen Besucherzahlen offenlegen. Ich betreibe hier ein kleines, persönliches Weblog, das im Schnitt täglich 118 Besucher hat. Es ist ein privates Weblog und ich habe meiner Meinung nach zu keinem Zeitpunkt versucht, die Besucherzahlen durch unnötig harsche Postings zu erhöhen, ich war und bin zufrieden mit meinem kleinen Biotop. Viele der Leser kenne ich privat, einige kenne ich virtuell, die meisten Besucher kommen direkt zu mir, ein wesentlich geringerer Anteil kommt über Suchanfragen. Dieser geringe Anteil an Suchanfragen besteht zum weitaus größten Teil aus Menschen, die etwas über Epilepsie und/oder Autismus googeln, zu einem geringen Teil kommen aber auch Menschen in mein Weblog, weil sie nach der Freundin von Giovanni di Lorenzo googeln, obwohl ich darüber im Gegensatz zu Epilepsie und Autismus nichts weiß. So sieht das bei mir hier aus. 118 Besucher am Tag und die Struktur ihres Lese-und Suchverhaltens lassen mich vermuten, dass den Beitrag vom 13. Januar kaum jemand wieder gelesen hätte. Gestern hatte ich übrigens 1821 Besucher. Zur Vorgeschichte: ich hatte am 13. Januar aus persönlicher Enttäuschung heraus ein Posting geschrieben, in dem ich davon berichtete, dass eine gute Freundin von einer Nichtregierungsorganisation entlassen wurde, und zwar unter Umständen, die sie als plötzlich und unerwartet empfunden hat. Ich kenne diese Freundin seit 1993, habe sie in allen Lebenslagen als eine verlässliche, hilfsbereite und ehrliche Person schätzen gelernt und bin darum natürlich geneigt, ihr zu vertrauen. Wie meine Freundin mir mitteilte, hatte sie für 20 Stunden dort 1000 Euro brutto an Gehalt bekommen und finanzierte ihren Lebensunterhalt nebenher durch freie Arbeit. Des weiteren sagte sie mir, dass die Geschäftführerin sich nach der Probezeit sehr zufrieden mit ihr gezeigt hatte und eine Erhöhung der Stundenzahl auf 30 Stunden pro Woche ansprach. Meine Freundin kalkulierte ihre Lebenshaltungskosten und da die freie Arbeit wegfallen würde, fragte sie, nach ihren Angaben mir gegenüber, nach einem Gehalt von 1400 Euro netto und bot gleichzeitig an, ansonsten weiter zu den alten Konditionen 20 Stunden arbeiten zu können. Der Bericht meiner Freundin ging so weiter, dass der Geschäftsvorstand eine Sitzung hatte und die Geschäftsführerin sie später zu einem Gespräch bat, in dem sie ihr mitteilte, dass man sie leider entlassen müsse. Für meine Freundin kam das sehr überraschend, da sie davon ausgegangen war, dass, wenn man das höhere Gehalt nicht zahlen könne oder wolle, sie zu den alten Bedingungen bleiben könne. Im Entlassungsgespräch sagte ihr die Geschäftsführerin anscheinend, dass man schon eine Nachfolgerin für sie im Auge habe und nannte ihr einen Namen. Bei dieser Frau handelte es sich offenbar um eine Bewerberin auf eine andere Stelle, die kurz zuvor ausgeschrieben gewesen war, und wie meine Freundin von der Geschäftsführerin damals gehört hatte, habe diese Frau zu jenem Zeitpunkt gesagt, auf das Geld sei sie nicht angewiesen. Eine Stellungnahme der NGO zu diesem ganzen Vorgang steht noch aus. Ich persönlich hoffe nicht, dass der erhobene Vorwurf wirklich Substanz hat, gebe ihn aber zu Zwecken der Nachvollziehbarkeit der Auseinandersetzung ausnahmsweise wieder. In meinem ursprünglichen Posting vom 13. Januar brachte ich im folgenden zum Ausdruck, dass mir schien, in dem Fall, so wie er sich mir erschlossen hatte, wären wenig Anstrengungen unternommen worden, der Mutter eines Kleinkindes ihren Job zu erhalten. Des weiteren schrieb ich auf, dass mir schien, es sei ein schneller Austausch vorgenommen worden. Diese Meinungen gab ich wieder, weil es mich für meine Freundin sehr betroffen gemacht hat, gerade auch in ihrer Situation nun arbeitslos zu sein. Außerdem hatte ich die Nichtregierungsorganisation, für die sie arbeitete, immer als sehr sinnvoll angesehen und war daher besonders enttäuscht, wie wenig soziale Verantwortung man dort zu übernehmen schien. Ich schrieb also einen Eintrag in mein persönliches Weblog, der in keinster Weise eine Organisation schmähen sollte, deren Ziele ich schließlich unterstütze, ich schrieb nur aus Enttäuschung meine Meinung nieder. Besonders getroffen hat mich später die Tatsache, dass meine Freundin mir berichtete, einen Brief an alle zehn Vorstandsmitglieder geschickt zu haben, dass sie aber von keinem dieser Menschen eine Resonanz bekommen habe. Aus der daraus resultierenden, weiteren Enttäuschung heraus fügte ich diese Information meinem ursprünglichen Beitrag zu. Der Vorgang, so wie er sich mir darstellte, hat mir seinerzeit erhebliche Sorgen bereitet. Das hat persönliche Gründe, denn ich bin selbst arbeitslos. Nachdem der Brief meiner Freundin an den Vorstand unerwidert blieb, hatte ich sogar versucht, zu einer Bundestagsabgeordneten Kontakt aufzunehmen, erhielt aber keine Antwort. Nur am Rande möchte ich erwähnen, dass meine Freundin gestern ebenfalls einen – wie wir auch dort empfinden – einschüchternden Brief des Justitiars und Ethikbeauftragten bekommen hat, in dem er ihr erhebliche Rechtsverletzungen vorwirft. Ich hoffe, dass es noch erlaubt sein wird, mit einer Freundin über sein Gehalt und seine Kündigung zu sprechen. Als nicht-juristischer Laie zumindest kann ich in dem, was sie mir erzählt hat, keine Weitergabe von Betriebsgeheimnissen erkennen. Die Frist in ihrem Brief ist zum Glück etwas weiter gefasst (Dienstag, 28. März um 12:00 Uhr), so dass sie sich Montag rechtlichen Beistand wird einholen können. Heute bin ich betrübt, dass ich anscheinend nicht meine Meinung äußern können soll über einen Vorgang, der mir aus meiner Einschätzung nach verlässlicher Quelle zugetragen wurde, zumal dies außerdem ursprünglich in einem sehr überschaubaren Forum passierte. Und ebenso betrübt bin ich darüber, dass man sich überhaupt nicht mit mir in Verbindung gesetzt hat, sondern ich gleich diesen – meinem juristisch unerfahrenen Empfinden entsprechend – einschüchternden Abmahnungsbrief des Justitiars bekommen habe. Aber da ich mich finanziell nicht in der Lage sehe, eine gerichtliche Auseinandersetzung zu bestreiten, habe ich mich entschlossen, den ursprünglichen Beitrag wie vom Justititar und Ethikbeauftragten gefordert, "aus dem Netz zu nehmen".