1, 2, 3: Panik! Zu George W. Bushs Lieblingsprojekten zählte nach dem 11. September der Aufbau des Homeland Security Department (HSD), im Volksmund auch liebevoll Heimatfront Heimatschutz-Ministerium genannt. Bislang war es Aufgabe der Behörde, Grundrechte einzuschränken, Flugzeugreisenden ihre Deos wegzunehmen, vor garantiert vielleicht stattfindenden Terroranschlägen zu warnen und dementsprechend hin und wieder an der Alarmstufen-Ampel herumzuspielen. Doch nun kommt eine neue Sorge auf das Ministerium zu – nämlich die Schweinegrippe.
Wie es aussieht, hat das HSD bislang keinen Gedanken daran verschwendet, was passiert, wenn H1N1 mit voller Wucht zuschlägt. Das jedenfalls moniert das US General Accountability Office (GAO), eine unabhängige Aufpasser-Behörde, die Kongress-Entscheidungen genauestens unter die Lupe nimmt. Bei einer Pandemie würden Millionen von Menschen wochenlang zu Hause bleiben – entweder aus Furcht oder weil sie das Schweinevirus bereits erwischt hat. Das GAO geht davon aus, dass dieses Schicksal rund 40 Prozent aller Arbeitnehmer und Schüler ereilen wird. Die Folge? Der Internet-Traffic würde rasant ansteigen; während die Erwachsenen vom Home-Office aus arbeiten, hängen die Kids den ganzen Tag bei YouTube und Co. ab. Innerhalb kürzester Zeit würde das Netz verstopfen, wobei besonders die Leitungen der Letzten Meile zu Glühen beginnen. Dann geht gar nichts mehr, Broker könnten ihre Deals nicht mehr abwickeln, Mitarbeiter von Online-Sicherheitsfirmen könnten nicht mehr ihren wichtigen Job erledigen. Das Chaos droht, das öffentliche Leben steht vor dem Kollaps!
Das GAO wirft dem Heimatschutzministerium vor, nicht nur keine Pläne für ein solches Szenario in der Schublade zu haben, sondern noch nicht einmal ansatzweise über das Problem nachgedacht zu haben. „Das HSD hat keine Strategie entwickelt, um eine potentielle Internet-Blockade aufzulösen“, heißt es in einem eilig veröffentlichten Bericht (PDF). Deshalb hat man sich die Freiheit genommen, gleich einen eigenen Vorschlag einzureichen: Private Internet-Provider müssten von den Behörden in die Mangel genommen werden, damit „populäre Websites“ im Fall des Falles gesperrt werden können. Zwar würden manche Unternehmen über proprietäre Zugangswege zum Firmennetz verfügen (es gibt tatsächlich bereits solche Lösungen im US-Finanzsektor), doch für die Mehrheit der Firmen würde dies nicht gelten. Privater Internetverkehr müsse bei einer Pandemie also so weit wie möglich eingedämmt werden, um Platz für kommerziellen Traffic zu machen.
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Nun hätte man annehmen können, dass Homeland Security in Panik aufgeschreckt reagiert hätte. Doch das Gegenteil ist überraschenderweise der Fall. Trotz der doch harten Vorwürfe („Das HSD ist dafür verantwortlich, kritische Infrastrukturen für Telekommunikationswege zu beschützen!“), hat es bei den einzelnen Beamten nicht einmal für eine erhobene Augenbraue gereicht: „In dem Bericht wird so getan, als ob das Heimatschutzministerium eine einzige Lösung für den Internet-Stau finden würde, wenn nur an einer Strategie gearbeitet würde“, zitiert Reuters einen Sprecher. Zu erwarten, dass während einer Pandemie der Internet-Zugang so oder so überall uneingeschränkt funktionieren würde, sei ziemlich unrealistisch.
Ach, guck an! Das ist schon ein krasses Eingeständnis. Auf der anderen Seite ist es wohl wirklich besser, dass das HSD seine Finger aus der Sache raus hält. Zudem ist es auch für mich nicht ersichtlich, weshalb – selbst in einer Notlage – das Gebot „Vorfahrt für Firmen“ gelten sollte. Kinder, die aus Gesundheitsgründen nicht die Schule besuchen können, hätten so immerhin noch die Möglichkeit, ihr Bildung online nachzuholen.
Anfrage beim BSI
Übrigens: Bevor ich mit dem Tippen des Posts begonnen habe, hatte ich eine kleine Anfrage beim BSI gestellt – just for fun. Ich wollte gerne wissen, ob sich das Bundesamt überhaupt mit derlei Fragen in Bezug auf H1N1 in Deutschland abgibt. Sobald ich eine Antwort habe, findet ihr an dieser Stelle ein Update.
(André Vatter)