McGraw-Hill ist kein kleiner Fisch in der US-Medienbranche. Mit einem Jahresumsatz von rund 6,77 Milliarden Dollar hat das Verlagshaus, das unter anderem einen Haufen Lehrbücher herausgibt, eine ziemlich laute Stimme im Print-Business. Vor wenigen Tagen wurde offiziell bekannt, dass sich Apple unter anderem mit McGraw-Hill in Kooperationsgesprächen befinde. Insider hatten berichtet, dass es sich bei den Treffen in erster Linie um Marketing und Software gedreht hat, das damals noch unbestätigte iPad sollte einen neuen Vertriebskanal für E-Books des Verlags etablieren. Darauf angesprochen, reagierten die Sprecher von McGraw-Hill mit verschlossenen Lippen: „Kein Kommentar!“
Offenbar ist Harold McGraw III, der Chef des Ladens, da ganz anders drauf. Einen Tag vor der Steve Jobs-Keynote saß er bei CNBC im Studio und plauderte völlig relaxt drauf los (ab 2:50 Min.):
Yeah, das ist schon sehr aufregend. Ja, sie werden es morgen vorstellen. Wir arbeiten mit Apple schon seit einiger Zeit zusammen. Und das Tablet wird auf dem iPhone-Betriebssystem basieren und dementsprechend transferierbar sein. Was wir also machen werden… wir haben eine Menge E-Books. Und 95 Prozent unseres Materials liegt in einem E-Book-Format (für das Tablet) vor. Dank des Tablets wird nun der Bildungsmarkt – und der professionelle Markt – geöffnet. Das Tablet wird der Hammer!
Jeder, der auch nur einen Hauch Ahnung von Apples Firmenpolitik hat, weiß, dass Steve Jobs in Anbetracht dieser Worte zur Furie geworden ist. Vielleicht hat er ein Bücherregal in Cupertino umgerissen und alte ägyptische Hieroglyphen studiert, in denen erklärt wird, wie man Leuten die Zunge rausschneidet.
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Wie auch immer: Am nächsten Morgen, zur Stunde der Keynote, ließ er sich als Vollprofi nichts anmerken. Dennoch war etwas anders. Wie VentureBeat gerade berichtet, habe der Apple-Chef dem Plappermaul Harold McGraw III den wirtschaftlichen Dolch in den Rücken gerammt: „Insider sagen, sobald Terry (Kosename McGraws) seinen Mund bei CNBC geschlossen hatte, sorgte Jobs dafür, dass sein Unternehmen aus der Präsentation ausgeschlossen wurde.“ Blickt man auf das Präsentations-Slide, das die Verlage zeigt, die mit Apple beim iPad zusammenarbeiten, fehlt McGraw.
„Wir werden noch ein paar Wochen warten müssen, ehe wir erfahren, ob das nur ein Schlag auf die Finger war oder ob McGraw komplett aus dem Spiel geworfen wurde.“ In jedem Fall hat dieses Ereignis wieder einmal gezeigt, wie wenig Ahnung die alte Print-Branche von der Dynamik des IT-Zeitalters im 21. Jahrhundert hat.
(André Vatter)