“Yup, I’m Coming”. Mit dieser Nachricht hat sich Prad Pitt erst jüngst auf Sina Weibo, der chinesischen Version von Twitter angekündigt. Für Sina Weibo, das erst kurz vor dieser Bekanntgabe seinen Dienst erstmals auch auf Englisch angeboten hat, war Brad Pitts Konto tolles Marketing. Der Eintrag war jedoch kurz nach der Veröffentlichung nicht mehr zu finden. Nun ist sogar sein komplettes Profil still und heimlich verschwunden. Steckt die Zensur dahinter oder war es eher vorsorgliche Selbstzensur? Da Brad Pitt kein Freund der chinesischen Behörden ist, bietet das mysteriöse Weibo-Konto ausreichend Raum für Spekulationen.
Verboten und doch unvorstellbar groß
Je mehr man sich mit der chinesischen Internetzensur beschäftigt, desto verrückter erscheint sie dem an Meinungsfreiheit gewöhnten Beobachter. Vor allem Politik und Porno, aber auch Religiöses und Kulturelles sind im Reich der Mitte alles andere als frei verfügbar. Auch die bekannten, internationalen sozialen Netzwerke sind verboten: Facebook bereits seit 2008, Twitter seit 2009 und Google+ seit 2011.
Es gibt aber chinesische Alternativen. In Bezug auf die Microblogging-Dienste ist Sina Weibo der bekannteste – Weibo ist dabei das chinesische Wort für Micoblogging. Seit 2009 existiert das Netzwerk und bis im Oktober letzten Jahres hatten sich dort 368 Millionen Nutzer registriert. Obwohl es das derzeit (vor allem international) bekannteste Netzwerk ist, liegt es noch deutlich hinter Tencent Weibo mit knapp 470 Millionen registrierten Nutzern. Über die Sina Weibo-Seite laufen täglich circa 100 Millionen Kurznachrichten.
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Kontrolliertes Microblogging
Wie also kontrolliert man so eine Masse an Nachrichten? Natürlich erst einmal mit automatischen Wortfiltern. Die aber verstehen nun einmal nicht alles. Manuelles „nachjustieren“ ist also gefragt. Zum einen ist dazu ein großes Heer an Zensoren permanent dabei, nach ungewolltem Inhalt zu suchen. 1.000 Mitarbeiter soll diese Tweet-Task-Force beschäftigen. Andererseits wird auf Selbstzensur gesetzt.
Sina Weibo beispielsweise hat im letzten Jahr ein Credit Point-System eingeführt, dass Nutzer für Beleidigungen oder unwahre Inhalte abstrafen soll. Man startet mit 80 Punkten und kann je nach Häufigkeit und Verbreitung „unpassender“ Nachrichten herabgestuft werden. Man kann aber sein Rating auch aufbessern, beispielsweise durch Übermittlung seines Ausweises oder seiner Mobilfunknummer.
Brad Pitts Konto verschwunden, bevor es losging
Mit viel Tamtam hat Mr. Pitt erst am 7. Januar einen Eintrag auf seinem neuen Konto bei Sina Weibo veröffentlicht: „Es ist wahr, ich komme“. Das Konto wurde von der Nachrichtenagentur AP als echt bestätigt. Sofort erreichte der Superstar Aufmerksamkeitsrekorde: 100.000 Follower, 31.000 Verlinkungen des Eintrags, 14.000 Kommentare. Nur einen Tag danach war der Eintrag jedoch schon wieder verschwunden. Man rätselte wohin.
Seither war es jedenfalls ruhig auf dem Weibo-Profil. Nun ist also auch das Konto gelöscht, nur ein „user not exists“-Eintrag ist übrig geblieben. War es die chinesiche Zensur, Sina Weibo oder gar das Management von Brad Pitt selbst? Es ist nichts bestätigt. Klar ist aber, dass der Schauspieler wegen seiner Rolle in „Sieben Jahre in Tibet“ seit 16 Jahren nicht nach China reisen darf. Der Eintrag auf seinem Profil ist dementsprechend mit aller Doppeldeutigkeit gelesen und diskutiert worden.
Die lange Liste ungewollter Stars
Brad Pitt ist nicht der einzige Celebrity mit gelöschtem Profil oder Einreiseverbot nach China. Erst jüngst wurde Kaifu Lee, der frühere China-Manager von Google, auf Sina Weibo gesperrt, ebenso der Künstler Ai Weiwei. Neben Brad Pitt ist auch die Liste der (Hollywood)-Superstars lang: Harrison Ford, Björk, Richard Gere; sie alle dürfen wegen ihrer Unterstützung für Tibet nicht nach China reisen.
Es wirkt absurd, aber aus chinesischer Perspektive sind die Stars mit ihren ungeheuren Fangemeinden und Followerzahlen natürlich der blanke Horror. Aber während die alltägliche Netzkontrolle in China unbemerkt (von den internationalen Medien) vonstatten geht, schaffen es die Hollywood-Sternchen doch immerhin mal ganz kurz den Blick auf ein, wie ich finde, krasses politisches Problem zu lenken. Ob sich dadurch unmittelbar etwas ändert, darf jedoch bezweifelt werden.
Bild: Sina Weibo
Und warum ist das verkehrt?
ein wenig zu unreflektiert. Nicht ein wenig rassistisch?
was soll verkehrt sein? was, wie zu unreflektiert? und was hat das alles mit Rassismus zu tun?