Was sich derzeit in der thailändischen Politik abspielt ist eigentlich nicht zum lachen. Das Militär hat nach dem jüngsten Putsch mal wieder die Führung im Land übernommen und arbeitet nun hart daran, seine Machtposition zu sichern. Die Kontrolle der Medien hält man dabei für ein besonders probates Mittel. Kritik wird ausgeblendet, ebenso alles andere, was angeblich Frieden und Ordnung stören könnte.
Das aktuellste Beispiel in diesem Zusammenhang ist das Verbot des Diktatoren-Simulators Tropico 5. Ab sofort darf er nicht mehr in Thailand verkauft werden. Ob man sich als Militärdiktatur damit wirklich einen Gefallen tut ist mehr als fraglich. Eher scheint es, als mache man sich mit einer solchen Entscheidung zum internationalen Gespött.
Profi-Diktator
Der fünfte Teil der „Polit-Simulation“ Tropico war für mich persönlich eines der gelungensten Spiele des Jahres. Mit viel Humor und Liebe zum Detail hat Entwickler Kalypso Media hier einen wahren Süchtig-Macher kreiert.
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Als Herrscher einer Diktatoren-Dynastie führt man in dem Spiel einen Inselstaat von der Kolonialzeit in die Moderne. Dabei gilt es, die richtige Linie zwischen Makro- und Mikromanagement zu finden. Besonders spaßig ist dabei vor allem der hohe Detailierungsgrad beim Mikromanagement.
Man weiß beispielsweise, was die Bürger von einem denken oder ob sie oppositionelle Neigungen haben. Unliebsame Elemente kann man dann direkt von der Geheimpolizei entfernen lassen, beispielsweise indem man sie und ihre Familien von der Insel ausweist oder sie einfach tötet. Humor ist dabei offensichtlich die Einstellung, mit der man dem Spiel begegnen sollte.
Angst der Militärs
Seit dem Militärcoup im Mai herrscht ein anderer Wind in Thailand. Besonders deutlich zeigt sich das an der hohen Sensibilität gegenüber Medieninhalten. Kurz nach dem Coup wurde beispielsweise das Drei-Finger-Zeichen aus dem Film Hunger Games zum Symbol des Protests. Gegen den Willen des Militärs selbstverständlich, das das Symbol kurzerhand zum illegalen Zeichen deklarierte.
Seither sind der Militärregierung alle möglichen weiteren Medieninhalte zum Opfer gefallen. Entscheidungen werden dabei vom National Council for Peace and Order getroffen, der auch für die Zensuren verantwortlich ist.
So auch im Falle von Tropico 5, bei dem laut offizieller Begründung Teile des Spiels eine Gefahr für den Frieden und die öffentliche Ordnung darstellen. Das skurrile: Die Vorgänger-Versionen, die im Grunde nichts anderes sind, können weiter erworben werden.
Medienberatung für repressive Regime
Die Meldung enthält eine gute Prise Galgenhumor, denn über das Verbot kann man eigentlich nur schmunzeln, obwohl die Lage im Land wenig humoristisch ist. Stillstand, Blockade, Machtgezerre und oppositionelle Unterdrückung sind die tatsächlichen Probleme, die sich aktuell im Land zeigen.
Wie man es aber dreht und wendet, ist die Medienstrategie der Militärregierung ziemlich amateurhaft. Das zeigt sich ganz wunderbar am Falle Tropico. Denn im Vergleich zum äußerst abstrakten und extrem unwahrscheinlichen Protestpotenzial des Spiels wiegt das große internationale Medienecho zum Verbot deutlich schwerer.
Die Idee der Militärs, einfach schöne Mädchen in Uniform vor den Militärposten aufzustellen, um Sympathien zu erlangen, war da deutlich zielführender. Mit dem Tropico-Verbot hat man bestenfalls erreicht, sich international zum Gespött zu machen. „El Presidente“ hätte das bestimmt besser gemacht.
Bilder: Kalypso Media, Craigh Martell / Wikipedia