Öko, Bio, Fairtrade: Drei Schlagworte, die wir zunehmend hören – gerade bei Nahrungsmitteln. Wie sieht es damit bei der Rohstoffgewinnung, Herstellung und dem Vertrieb von Smartphones aus? Kann es hier auch „grün“ zu gehen? Wir haben bei namhaften Firmen nachgefragt, wie der Stand der Dinge ist. Das Ergebnis fällt ziemlich ernüchternd aus. // von Jürgen Kroder
Von San Francisco bis nach Peking, von Spitzbergen bis nach Kapstadt: Überall auf der Welt nutzen Menschen Smartphones. Diese Handyklasse erlebt seit ihrer Einführung – besonders durch das iPhone – einen kometenhaften Aufstieg. 300 Millionen Stück wurden im Jahr 2010 verkauft, 2014 lieferten die Hersteller schon über 1,3 Milliarden neuer Modelle aus.
Laut aktueller Erhebungen gibt es weltweit über 3,7 Milliarden Smartphone-Besitzer, das sind über 50 Prozent der Weltbevölkerung. Die Tendenz ist steigend. Besonders in Schwellenländern wie Indien, Brasilien und auf dem afrikanischen Kontinent soll nach Schätzungen von Analysten der Boom anhalten. Hier floriert besonders der Markt für günstige Smartphones.
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Die Schattenseiten des Smartphone-Booms
Smartphones für die Massen – das klingt positiv, finde ich. Denn durch smarte Handys können sich Menschen schneller und einfacher vernetzen und austauschen. Zudem bekommen sie Zugang zum Internet – auch wenn das in einigen Staaten leider noch rigoros zensiert und eingeschränkt wird. Nichtsdestotrotz überwiegt der Vorteil von Smartphones.
Doch wie es Licht gibt, fällt auch Schatten. Immer wieder hört und liest man, dass bei den Produzenten schlechte Arbeitsbedingungen herrschen. Gerade Mega-Unternehmen wie Foxconn (1,2 Millionen Mitarbeiter!), wo unter anderem das iPhone zusammengeschraubt wird, kommt immer wieder in die Kritik. Meldungen über Menschenausbeutung (im Zusammenhang mit Apple gibt es den Begriff „iSlave“), Kinderarbeit oder Selbstmorde gab es in jüngster Vergangenheit leider immer wieder zu lesen.
Ausbeutung von Mensch und Natur
Zudem belastet die Smartphone-Produktion und deren Nutzung (zum Beispiel für den Strom) unsere Umwelt. Laut Greenpeace-Schätzungen sollen 2017 alleine 122 Megatonnen CO2-Ausstoss nur auf das Konto der modernen Handys gehen. Auch zum elektronischen Müllberg, „e-waste“, von insgesamt 65,4 Millionen Tonnen tragen sie bei.
Nicht besser wird es, wenn man die Stufe vor der Produktion betrachtet: bei der Rohstoffbeschaffung. Für elektronische Geräte wie eben Smartphones wird ein bunter Mix benötigt. Dieser stammt teilweise aus Quellen, die mehr als zweifelhaft sind. Zum Beispiel aus der Demokratischen Republik Kongo, wo man Mensch und Natur ausbeutet, um an die benötigten Mineralien zu gelangen. Der Film „Blood in the Mobile“ zeigt eindrucksvoll, wie blutig das Geschäft abläuft.
„Das Fairphone ist nicht zu 100 Prozent fair“
Zerstörte Natur, zerstörte Menschen: Die Schattenseiten des Smartphone-Booms scheinen gewaltig zu sein. Geht das nicht anders? Kann man die mobilen Begleiter, die keiner mehr missen will, nicht fair und ökologisch vertretbar produzieren?
Man kann es versuchen. So wie Fairphone. Die niederländische Firma hat es sich zur Aufgabe gemacht, fair gehandelte Smartphones anzubieten. Die ersten Modelle wurden bereits veröffentlicht. Aber: „Das Fairphone ist nicht zu 100 Prozent fair. Davon ist es noch weit entfernt“, gibt Unternehmenssprecherin Daria Koreniushkina BASIC thinking gegenüber ehrlich zu.
Trotzdem sei es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung – das sagt nicht nur die Fairphone-Angestellte, sondern auch Greenpeace Österreich uns gegenüber. Doch die Ziele sind hoch gesteckt, eine Reise mit vielen Schritten liegt vor den Niederländern. Wo diese aktuell stehen, kann man auf der öffentlichen Roadmap einsehen.
Ein Interesse besteht
Aufgrund der hohen Komplexität sei es fast unerreichbar, ein komplett faires Smartphones herauszubringen, sagt Koreniushkina. Jedoch könne man die aktuelle Situation deutlich verbessern. Wollen das die Konsumenten überhaupt? Ja. Dass fast 70.000 Menschen das erste Fairphone-Modell kauften, zeigt, dass ein Interesse an derartigen Handys besteht.
Mittlerweile gibt es weitere Anbieter, die in die gleiche Richtung vorstoßen. Zum Beispiel hat es sich auch der deutsche Anbieter Shiftphones auf die Fahnen geschrieben, faire und nachhaltige Smartphones anzubieten. Dafür startete man unter anderem eine Crowdfunding-Kampagne, die über Startnext.de knapp 60.000 Euro einspielte.
Die Konsumenten achten auf sozial hergestellte Smartphones
Es scheint also Bewegung in den Markt zu kommen. Die ersten Zahlen sprechen dafür. Eine Umfrage vom Februar 2015 mag das untermauern: Demnach achten weit über 90 Prozent der Menschen beim Kauf eines elektronischen Gerätes auf die Umwelteigenschaften und soziale Verantwortung des Herstellers. Damals wie auch heute zweifle ich die sehr hohen Zahlen an. Ich denke, dass die meisten immer noch nach den Aspekten Design, Image und Preis gehen.
Das zeigen unter anderem die hohen Verkaufszahlen von Modellen wie iPhone, S6 und Konsorten, die einen fest verbauten Akku bieten. Den zu tauschen ist für Laien unmöglich. Stattdessen kaufen viele Konsumenten lieber ein neues Handy. Diese Art der geplanten Obsoleszenz steigert die Verkäufe neuer Modelle und beschert den Herstellern sichere Umsätze, ist aber ökologisch gesehen ein No-Go. „Diesen Trend verurteile ich aufs Schärfste“, sagt Nunu Kaller von Greenpeace.at ganz deutlich zu uns. „Denn die steigende Nachfrage stellt ein ebenso steigendes Umweltproblem dar.“
Wer gegen Umweltverschmutzung und Menschenausbeutung vorgehen will, der sollte jedes Handy so lange wie möglich nutzen, empfiehlt die Konsumentensprecherin. Zudem rät sie, Altgeräte bei Sammelstellen abzugeben und auf keinen Fall in den Restmüll zu werfen.
Kann es ein „grünes“ Handy geben?
Kommen wir nochmals zurück zum Thema Produktion. Ist es möglich, hier einigermaßen ökologisch zu agieren? „Bis zur Vorstellung des komplett schadstoffarmen Smartphones wird wahrscheinlich noch Zeit vergehen“, sagt dazu HTC Germany auf BASIC thinking-Nachfrage. Man arbeite aber zumindest daran, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, indem man sich laut der selbst auferlegten „Corporate Responsibility“ unter anderem an zertifizierte Normen hält.
Andere Hersteller blasen ins gleiche Horn: „Generell werden alle Smartphones von Sony Mobile unter fairen und ökologisch nachhaltigen Bedingungen hergestellt“ und „Samsung arbeitet stetig daran, die ökologischen Eigenschaften seiner Produkte zu verbessern“, lauten hier die Antworten auf unsere Fragen.
Was uns auch alle versicherten: Es gäbe keinen Zusammenhang zwischen den Preisen der Geräte und der Nachhaltigkeit. Günstigere Modelle – zum Beispiel für die Schwellenländer – könne man anbieten, weil man weniger leistungsstarke Komponenten einsetze. Klingt ja toll. Aber sind das nicht nur leere PR-Hülsen? Nicht unbedingt.
Apple geht voran
Im „Ratgeber Grüne Elektronik 2012“ erhielten einige namhafte Hersteller schlechte Noten. Deswegen stehen sie unter Beobachtung und werden unter anderem von Greenpeace kontrolliert. Das trägt Früchte: „Apple zeigt ganz klar, dass es möglich ist, elektronische Geräte giftfrei zu produzieren“, sagt Nunu Kaller. Damit habe Apple den Konkurrenten Samsung abgehängt. Auch die Anstrengungen von Apple, weniger Energie zu verbrauchen, lobt Greenpeace.
Bis zur wirklich grünen und nachhaltigen Produktion liege aber noch ein weiter Weg vor allen Beteiligten. Der Druck müsse hier weiter wachsen. Zudem werden die neuen Billighersteller aus Asien mit Argwohn betrachtet. Diese würden sich beispielsweise nicht zum Chemikalieneinsatz und den Arbeitsbedingungen äußern. Das lässt auch gewisse Rückschlüsse zu.
Fazit: Ökologisch unmöglich – noch
Kann man Smartphones ökologisch und fair produzieren? Nein, aktuell wohl noch nicht. Aber Umweltvereine wie auch einige Hersteller arbeiten daran, die Situation zu verbessern. Nicht nur die Produzenten und „Überwacher“ sind hier gefragt, sondern auch wir Konsumenten. Wir sind es am Ende, die diese Produkte kaufen – oder auch nicht.
Zudem liegt es an unserem Verhalten, wie oft wir uns ein neues Smartphone zulegen, wie wir sie benutzen und was wir am Ende des Lebenszyklus mit ihnen anstellen. Jeder Einzelne von uns ist ein wichtiges Rädchen in der ganzen Maschinerie, die leider noch viel zu verseucht ist durch Ausbeutung von Mensch und Natur.
Bilder: Fairphone
FairPhone wäre für mich die erste Wahl, wenn es die Möglichkeit gäbe ein WindowsPhone 8 oder 10 zu installieren. Mit Android ist das für mich absolut unbrauchbar.
Was jeder einzelne machen kann. Nicht jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen. Mein Lumia 920 Läuft immer noch wie am ersten Tag und ich werde mir bevor es auseinanderbröselt oder nicht mehr unterstützt wird kein neues anschaffen.
Die Derzeitige Mentalität, dass man mit jedem neuen erscheinen der nächsten Gerätenummer ein neues Smartphone braucht ist für mich einfach unerträglich, da hat man dann irgendwelche Tröten, die keine Ahnung haben, was sie in der Hand halten, die Marketingsprüche und Daten runterbeten können und am Ende mit einem HighendComputer im Hosentaschenformat WhatsAPP, Faceboo, Instagram, und Flappybirds / CandyCrush spielen. Da würde auch eine bessere Android Updatepolitik helfen und die meisten würden immer noch mit einem Galaxy S2 zurechtkommen.
Was Apple gestern angekündigt hat ist für mich die Krönung der Dekadenz, über ein Upgrade Plan jedes Jahr das neueste Modell zu bekommen. Da kann sich jeder selber ausrechnen wie viele Rohstoffe dafür ausgeplündert werden. Wenn man dann noch Mitberechnet wie viele Geräte in Schubladen verstauben kommt man schnell zu einem Punkt wo nur noch Nestlé mit seinen Kaffee-Müll-Kapseln mithalten kann.
Für jedes Smartphone werden unendliche Ressourcen verbraucht, diese gehen oft Hand in Hand mit Umweltverschmutzung Raubbau und Bewaffneten Konflikten. In jeden modernen elektronischen teil ist auch ein Stück eines Kindersoldaten. Also Weniger ist mehr. Wie immer.
Man kann es produzieren 🙂