Grün

Hallo, mein Name ist Hans Christian, und ich bin onlinesüchtig

geschrieben von Gastautor

Onlinesüchtig? Quatsch – ich doch nicht! Das sagen sicher viele von uns. Denn es ist nun mal einfach so, dass wir heutzutage alle das Internet beruflich und privat nutzen (müssen). Das ist doch keine Sucht. Oder vielleicht doch? Fragt sich unser Autor Hans Christian Blecke selbskritisch.

Nein, du bist nicht onlinesüchtig. Du suchst nur ständig gutes WLAN, um schnell deine geschäftlichen Mails zu checken. Oder, um mit deinem Kunden am anderen Ende der Welt zu skypen. Oder, um bei Instagram schnell noch… Aha! Erwischt.

Wir leben nicht mehr im Jahr 1984

Damals war mein Vater so alt, wie ich es heute bin. Ein iPhone hatte er nicht. Eine E-Mail hatte er nicht. Ja, er hatte nicht einmal eine Playstation, um in der Pause eine Runde GTA zu zocken. Dafür gab es eine Sekretärin. Die hatte lackierte Fingernägel und saß im Büro nebenan. Das war eine verrückte Zeit. Onlinesüchtig war damals übrigens so ziemlich niemand.


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Die Arbeitswelt hat sich seitdem dramatisch verändert. Die Anforderungen sind gewachsen und die Möglichkeiten auch. Heute kannst du diesen Artikel lesen. Auf deinem Smartphone. In der Hängematte. Am Strand von Rio. In dem Augenblick, in dem er online geht. Und heute kannst – dank Internet – an vielen Orten der Welt digital arbeiten. Aber was bedeutet das für dein Leben wirklich?

Und zwar nicht nur bei 16-jährigen Pickelgesichtern, die nächtelang irgendwelche Ego-Shooter zocken. Nein, die wahren Süchtigen, das sind wir. Die Menschen zwischen 25 und 65, die jeden Tag geschäftsmässig mit allen möglichen Medien arbeiten. Die E-Mail Schreiber, die Video-Call Teilnehmer und die digitalen Nomaden, die per Internet mit dem Auftraggeber und anderen digitalen Webworkern verbunden sind.

Wir hängen an der „On-Leine“

Glaubst du nicht? Dann mach mal folgendes Experiment: Reagiere für 48 Stunden nicht auf E-Mails, WhatsApp, iMessage und Facebook Nachrichten. Und dann schau mal, was du alles verpasst hast. Wie viele deiner Freunde und Geschäftspartner haben versucht, dich digital zu erreichen? Wer hat angerufen? Und wer kommuniziert nur noch online?

Noch ein Beispiel. Ich habe bei WhatsApp die Benachrichtigungen ausgeschaltet. Ich sehe nur, wer mir geschrieben hat, wenn ich die App tatsächlich selber aufrufe. Und fast täglich bekomme ich Nachrichten wie diese: „Heute Essen? Habe in 30 Minuten Mittagspause“ oder „Ich brauche bis 14.00 Uhr noch deine Korrekturen.“ Diese Nachrichten lese ich normalerweise so gegen 16:30 Uhr. Und wundere mich, warum sich der jeweilige Absender nicht telefonisch gemeldet hat.

Geht dir das auch manchmal so? Bekommst du Mails, die eine Antwort innerhalb von 15 Minuten verlangen? Oder schreibst du selbst solche Mails? Schickst du Freunden, die du früher angerufen hast, heute lieber eine WhatsApp Nachricht? Und kommunizierst du mit Leuten ständig auf Facebook, triffst sie aber nie in der Stadt, obwohl ihr nur eine Viertelstunde Fahrzeit voneinander entfernt wohnt? Dann bist du wahrscheinlich onlinesüchtig.

Ich bin onlinesüchtig!

Aber ich habe auch noch Hoffnung. Neulich hat mich ein Geschäftspartner angerufen und mir zum Geburtstag gratuliert. Weil ihm eine XING-Nachricht zu unpersönlich war. Ich habe mich darüber gefreut. Und mir eine Notiz gemacht. „Schreib mal einen Artikel zum Thema Onlinesucht“.

Auch interessant: Macht Reisen süchtig?

Über den Autor

Gastautor

Hier schreibt von Zeit zu Zeit ein Gastautor auf BASIC thinking. Du hast ein spannendes Thema für uns? Wir freuen uns auf deine E-Mail!

Kommentare

  • Also, ich denke, so lange man die Arbeit oder Freunde und Familie wegen der Onlinekommunikation nicht verliert, ist es ja kein so großes Problem. Wirklich schlimm ist es, wenn die Leute „richtig“ süchtig sind. So wie hier: https://youtu.be/gN2EEB1FNQI

    • Hi Rabea,
      theoretisch hast du Recht, doch ich denke, es ist mittlerweile sehr schwer, die Grenze zu ziehen. Selbst wenn man nicht unbedingt dieses „richtige“ Rauschgefühl hat und dann vielleicht nicht offiziell süchtig ist, kann das dauernde Online-Sein Freunde und Familie erst nerven, dann stören und dann möglicherweise doch dazu führen, dass sich der Kumpel nicht mehr mit dir trifft, weil er kein Bock darauf hat, dass du ständig beim Kaffeetrinken dein Instagram checkst. Das ist manchmal auch ein schleichender Prozess…

      Hast du mal den 48-Stunden-Test von Hans Christian probiert?